Marktberichte

"Brutale Volatilität" Dax zieht wieder über 9000

Die Händler konnten kaum die Augen von den Bildschirmen nehmen.

Die Händler konnten kaum die Augen von den Bildschirmen nehmen.

(Foto: dpa)

Schwindelerregender Tag: Nachdem neue Deflationsängste den Dax im Verlauf tief ins Minus drücken, sorgen gute BIP-Daten aus den USA für die Kehrtwende. Bis zum Xetra-Schluss erobert der Dax die 9000 zurück, obwohl einige Schwergewichte aus Blei scheinen.

Die guten BIP-Daten aus den USA hatten eine durchschlagende Wirkung. Der Dax schließt nach einer Berg- und Talfahrt 0,35 Prozent im Plus bei 9.115 Zählern. Zwischenzeitlich betrug der Abschlag des deutschen Leitindexes mehr als 1,5 Prozent.

"Die Volatilitäten sind brutal", sagt ein Teilnehmer. Das könnte noch eine Weile so weitergehen. Die US-Wirtschaft ist im dritten Quartal um 3,5 Prozent statt der erwarteten 3,1 Prozent annualisiert gewachsen. Die Deutsche Bank schließt nicht aus, dass das Wachstum in den weiteren Lesungen Richtung 4 Prozent nach oben revidiert wird. In den vergangenen 13 Quartalen sei das Wachstum in elf Fällen um durchschnittlich 65 Basispunkte nach oben angepasst worden, heißt es.

Zuvor hatten rückläufige Preisdaten in den deutschen Bundesländern neue Deflationsängste ausgelöst. Nicht nur dürfte damit auch die deutsche Jahresteuerung im Oktober schwach geblieben sein. Auf Monatssicht zeichnen sich sogar Preisrückgänge ab. Das spricht für eine nur schwache Entwicklung der Wirtschaft in der Eurozone. Damit steigt zugleich der Druck aus die EZB, die geldpolitischen Zügel weiter zu lockern.

In der laufenden Berichtssaison sorgt Linde mit einer Gewinnwarnung für eine der großen Überraschungen, die Aktie wird an der Börse mit einem Abschlag von 2,8 Prozent gestraft. Dabei wird die einmalige Abschreibung als weniger schlimm betrachtet denn die gesenkten Mittelfristziele bis 2017. "Das sind rund 10 Prozent Senkung der Spanne, das ist zu viel", sagt ein Händler. Linde erwartet nun nur noch 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro an operativem Konzernergebnis nach zuvor 5 Milliarden Euro.

Die Aktie der Lufthansa bricht sogar gleich um 6,6 Prozent ein. Nicht nur ist die Fluglinie mit einer Gewinnwarnung für 2015 rausgerückt. Zugleich stellt der Konzern die Dividende für das laufende Jahr in Frage. Der besser als erwartet ausgefallene operative Gewinn im dritten Quartal spielt keine Rolle. Cantor Fitzgerald sieht keinen Wachstumstreiber für die Lufthansa-Aktie. Zwar dürfte Lufthansa im kommenden Jahr von sinkenden Treibstoffpreisen profitieren, die gesenkte Prognose deute aber darauf hin, dass innerhalb der Branche die Kapazitäten für Langstreckenflüge ausgeweitet werden.

Aber es gibt auch erfreuliche Nachrichten. Als "ausgezeichnet" bezeichnen Händler die Zahlen von Bayer, die Aktie legt um ein Prozent zu. "Das liegt deutlich über den Markterwartungen und auch dem Sentiment gegenüber der Branche", sagt ein Händler. "Bei Crop Science hatte man mit einer Erhöhung der Prognose gerechnet", so ein anderer Händler: "Dass sie die nun aber für den gesamten Konzern hochnehmen, ist eine große Überraschung." Bayer gewinnen 2,7 Prozent.

Auch Volkswagen legte überzeugende Zahlen vor, die die Aktie 1,8 Prozent nach oben treiben. Volkswagen hat unter anderem dank der wachsenden Kauflust der Chinesen und wegen Verbesserungen bei der Kernmarke VW überraschend gute Quartalszahlen vorgelegt: Der Konzern steigerte seinen operativen Gewinn im zu Ende gegangenen Dreimonatszeitraum um rund 16 Prozent. Das Nettoergebnis verbesserte Volkswagen sogar um fast 60 Prozent.

Der Spezialchemiekonzern Wacker Chemie hat im dritten Quartal dank höherer Absatzmengen in vielen Produktbereichen und teilweise besserer Preise Umsatz und Ergebnis angekurbelt. Für das Gesamtjahr zeigt sich das Unternehmen beim Ergebnis jetzt optimistischer und hat die Prognose hochgenommen, an der Börse wird dies mit einem Kurssprung von 4,6 Prozent honoriert.

Die Geschäftszahlen von Drägerwerk kommen gut an, die Aktie legt im TecDax um 6,8 Prozent zu. Nach der schwachen ersten Jahreshälfte hat der Lübecker Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern solide Drittquartalszahlen vorgelegt. Gleichzeitig bestätigte das Unternehmen die im Juli gesenkte Prognose und kündigte Maßnahmen an, mit denen Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz gesteigert werden sollen.

Quelle: ntv.de, sla/kst/rts/DJ

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