Marktberichte

Wall Street schließt fester Dax zieht wieder hoch

Die US-Notenbank entscheidet ihre Geldpolitik kurzfristig. Das lässt Raum für Interpretationen.

Die US-Notenbank entscheidet ihre Geldpolitik kurzfristig. Das lässt Raum für Interpretationen.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Die Kletterpartie schlaucht, aber es geht voran. Dabei halten sich die deutschen Nebenwerte deutlich besser als der Leitindex. Frische US-Daten setzen keine Akzente.

Der deutsche Aktienmarkt hat sich nach seinen jüngsten Verlusten wieder etwas berappelt. Börsianer begründeten dies mit vagen Anzeichen einer weiterhin zurückhaltenden Geldpolitik der US-Notenbank Fed.  Die US-Notenbank hatte sich die Tür für eine Zinserhöhung in diesem Jahr offen gehalten, mehr allerdings auch nicht.

Der Dax schloss 0,62 Prozent höher bei 10.603,03 Punkten. Seit seinem Jahreshoch bei 10.802 Punkten am vergangenen Montag war der deutsche Leitindex bis Mittwoch in der Spitze um fast 300 Punkte gefallen. Die Anleger hatten an den vergangenen beiden Tagen Kasse gemacht.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg am Donnerstag um 1,01 Prozent auf 21.687,64 Punkte. Für den Technologiewerte-Index TecDax ging es um 1,16 Prozent auf 1717,64 Punkte nach oben.

"Die Aussicht auf weiter niedrige Zinsen in den USA ist für den Markt gut", sagte ein Händler. Das billige Notenbankgeld hat die Rally der letzten Jahre befeuert.

Das Fed-Protokoll vom Vorabend lässt vermuten, dass die US-Notenbank weiterhin zurückhaltend bei ihrer Geldpolitik bleiben wird. Aus der Mitschrift der Zinssitzungen geht hervor, dass die Notenbanker erst neuere Daten abwarten wollen, ehe sie weitere Schritte beschließen - eine Ansage, die allerdings auch Interpretationsspielräume eröffnet.

Die Überflieger des Handelstages waren Thyssen und Salzgitter. Übernahmespekulationen ließen beide Aktien in die Höhe schießen. Der Branchendienst "Platts" hatte unter Berufung auf einen Insider berichtet, die Konzerne seien in regierungsgeführten Gesprächen über einen Zusammenschluss ihrer Stahlsparten.

Salzgitter-Aktien im MDax legten daraufhin um bis zu 9,5 Prozent auf ein Dreieinhalb-Monats-Hoch von 30,72 Euro zu. Thyssenkrupp verteuerten sich um 3,1 Prozent und waren damit einer der größten Gewinner im Dax. Ein Sprecher von Salzgitter sagte, der Bericht entbehre jeder Grundlage. Thyssenkrupp lehnte einen Kommentar ab. Ein Sprecher verwies auf frühere Aussagen des Managements und betonte, der Konzern habe sich für eine Konsolidierung der Branche ausgesprochen. Wann es zu dieser komme, sei aber offen.

Deutsche Börse gewannen 3,7 Prozent. Anleger setzten auf ein Gelingen der Fusion mit der London Stock Exchange (LSE). Wie die Eschborner am Mittwoch mitteilten, haben fast 90 Prozent der Aktionäre ihre Aktien gegen Anteile der neuen Gesellschaft eingetauscht. Allerdings sind die kartellrechtlichen Hürden für einen Zusammenschluss hoch. LSE stiegen 2,6 Prozent.

Ebenfalls zu den Gewinnern im Dax zählten Eon und RWE. Am Vortag waren wurden sie noch deutlich abgestraft worden. Am Donnerstag zogen die Papiere der Energieriesen um 1,3 bzw. 0,9 Prozent an.

Im MDax griffen die Anleger bei Gea zu. Die Aktien des Anlagebauers - ohnehin schon einer der bisherigen Top-Favoriten im MDax - stiegen um 2,7 Prozent.

In Kopenhagen gaben überraschend gute Quartalszahlen den Aktien von Vestas Rückenwind: Die Titel des Nordex-Konkurrenten legten 9,8 Prozent zu. Nordex gewannen zum Vergleich im TecDax 2,3 Prozent.

Bei den Kleinwerten im SDax standen Sixt im Fokus, die 3,6 Prozent höher schlossen. Der Autovermieter hat im zweiten Quartal weiter von guten Geschäften im Ausland profitiert und den Gewinn gesteigert.

Zooplus konnte mit seinem Halbjahrsbericht dagegen nicht punkten. Die Aktien des Onlinehändlers für Tierfutter fielen um 1,1 Prozent ins Minus. Der SDax schloss 0,6 Prozent höher bei 9346 Punkten.

Spitzenreiter im TecDax waren die Anteilsscheine des Halbleiterherstellers Siltronic mit einem Gewinn von 12,5 Prozent. Sie profitierten von Übernahmefantasien in der Branche. Zuvor hatte der taiwanesische Halbleiterkonzern GlobalWafers mitgeteilt, sich auf eine Übernahme des Branchenkollegen SunEdison Semiconductor geeinigt zu haben.

Wall Street: US-Börsen mit Mini-Plus

An der New Yorker Wall Street haben sich die Investoren wegen der Unsicherheit über die weitere Zinspolitik der US-Notenbank zurückgehalten. Die wichtigsten Indizes traten auf der Stelle. Die Mitglieder der Fed sind sich über die weiteren Zinsschritte uneins, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Sitzungsprotokoll vom Juli hervorgeht. Demnach wollen einige Mitglieder vor der nächsten Zinserhöhung weitere Konjunkturdaten abwarten.

Das einflussreiche Fed-Mitglied William Dudley hatte die Märkte am Dienstag in Aufregung versetzt, weil er einen Zinsschritt schon im September ins Gespräch gebracht hatte. Am Donnerstag schien er diese Einschätzung zu untermauern: So deute der Lohnzuwachs von rund 2,5 Prozent darauf hin, dass die Wirtschaft auf dem Weg zur Vollbeschäftigung sei, sagte der Chef des Fed-Ablegers in New York.

Der Dow Jones kletterte um lediglich 0,1 Prozent und schloss bei 18.598 Punkten nahezu unverändert. Der S&P 500 stieg um 0,2 Prozent auf 2187 Stellen. Der Nasdaq Composite notierte ebenfalls 0,2 Prozent höher bei 5240 Zählern.

Bei den Einzelwerten standen Papiere des weltgrößten Einzelhändlers Walmart Stores im Blickpunkt. Sie stiegen um 1,8 Prozent, weil das Unternehmen den Gewinn überraschend kräftig steigern konnte. Dagegen rauschten die Aktien der Gefängnisbetreiber Geo Group und CCA in den Keller, und zwar um 38,6 beziehungsweise 45 Prozent. Hintergrund ist eine Entscheidung der US-Regierung, Bundesgefängnisse künftig nicht mehr von Firmen betreiben zu lassen, sondern wieder in Verantwortung des Staates zu überführen. Staatliche Einrichtungen seien sicherer und effektiver, erklärte das Justizministerium.

Um 1,1 Prozent abwärtsging es für Aktien des Netzwerkausrüsters Cisco Systems, der mit sinkenden Umsätzen im traditionellen Geschäft kämpft und sich stärker auf Software konzentrieren will. Im Rahmen der Neuausrichtung sollen 5500 Stellen wegfallen. Aktien des Kurznachrichtendienstes Twitter gaben um 5,7 Prozent nach. Die Investmentbank Evercore empfiehlt, die Papiere zu verkaufen und nicht mehr wie bisher im Portfolio zu behalten.

Asien: Abwärtsschub in Tokio im Späthandel

Die Hoffnung auf eine auf unbestimmte Zeit vertagte Zinserhöhung in den USA hatte zuvor bereits den ostasiatischen Aktienmärkten einen kleinen Aufschwung beschert. Gestört wurde dieser allerdings von der Entwicklung am Devisenmarkt, wo der Yen wie auch der Austral-Dollar stiegen.

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Nikkei 40.003,60

An den Aktienmärkten in Tokio und Sydney fielen die Kurse. In Sydney ging auch deshalb bergab, weil die guten Konjunkturdaten Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen in "Down Under" einen Dämpfer verliehen. Der S&P/ASX 200 büßte ein halbes Prozent ein.

Der für die japanische Exportwirtschaft ungünstige feste Yen bremste den Nikkei-Index derweil um 1,6 Prozent auf 16.486 Zähler aus. Es war nach Dienstag bereits das zweite deutliche Tagesminus in der laufenden Woche.

Auf die Stimmung drückten auch unter den Erwartungen ausgefallene Exporte Japans im Juli, worin sich ebenfalls die Stärke des Yen widerspiegelt. Die Ausfuhren Japans waren damit den zehnten Monat in Folge rückläufig.

In Hongkong stiegen die Kurse dagegen. Gut ausgefallene Geschäftszahlen von Indexschwergewichten hievten den HSI im späten Geschäft um 0,8 Prozent nach oben. Zwischenzeitlich war das Plus aber deutlich größer gewesen. In Schanghai konnten anfängliche moderate Gewinne nicht gehalten werden. Hier ging es um 0,2 Prozent nach unten auf 3.104 Punkte.

Rohstoffe: Brent über 50 Dollar

Der Erdölpreis der europäischen Referenzsorte Brent sprang am Donnerstag über die runde Marke von 50 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit dem 5. Juli. Neben der aktuellen Dollarschwäche als Treiber verwiesen Marktbeobachter auch auf die jüngsten Lagerdaten. Am Mittwoch war gemeldet worden, dass sich die US-Lagerbestandsdaten für Rohöl und Benzin deutlicher als erwartet ermäßigt haben.

Darüber hinaus laufen hinter den Kulissen weiter Gespräche über eine Förderdeckelung wichtiger Förderländer inner- und außerhalb des Erdölkartells Opec. Händler sprachen angesichts dieser Kombination von einem "bullishen" Sentiment. Der Preis für ein Fass Brent verteuerte sich am späten Abend um 1,9 Prozent auf 50,81 US-Dollar, US-Leichtöl der Sorte WTI kletterte um 3,1 Prozent auf 48,22 Dollar.

Seit Beginn des Monats August sind die Preise bereits um rund 15 Prozent geklettert. "Die Benzinlagerbestände in den USA verbuchen seit drei Wochen ordentliche Rückgänge. Zusammen mit den Gesprächen über eine Förderdeckelung der Opec nimmt dies einigen 'bearishen' Druck aus dem Markt", sagte Rohstoffanalyst Bjarne Schieldrop von SEB Markets.

Der Goldpreis zog im Anschluss an der Fed-Verlautbarungen zunächst an und profitierte damit ebenfalls von der Spekulation weiter niedriger US-Zinsen. Im Tageshoch war der Preis bis auf 1353 geklettert. Die Unsicherheit über den Termin der nächsten Zinserhöhung mache eine Trendfindung auch bei Gold schwierig, sagte ein Händler.

Devisen: Höhenflug des Euro

Euro / Dollar
Euro / Dollar 1,08

Der Euro stieg derweil wieder über die Marke von 1,13 US-Dollar. Die Gemeinschaftswährung kostete zu US-Handelsschluss 1,1359 Dollar. Das ist der höchste Stand seit dem Brexit-Votum, als der Euro zusammen mit dem britischen Pfund erheblich unter Druck geraten war. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Euro-Referenzkurs am Mittwoch auf 1,1276 Dollar festgesetzt.

Auslöser für den Höhenflug war ebenfalls das am Mittwochabend veröffentlichte Sitzungsprotokoll der US-Notenbank. Da eine Fortsetzung der Ende 2015 eingeleiteten Zinswende bislang allenfalls eine Möglichkeit bleibt, steht der Dollar gegenüber vielen Währungen unter Druck.

Quelle: ntv.de, ddi/kpi/DJ/rts/dpa

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