Marktberichte

Wall Street leicht im Plus Dax zieht ohne "Katalysator" nach oben

Rund 50 Punkte Handelsspanne beim Dax - das klingt nach einem langweiligen Handel. Am Ende des Donnerstags steht aber ein weiteres Jahreshoch und die Fortsetzung des Aufwärtstrends. Zudem blickt der Leitindex auf eine Traum-Quartalsbilanz.

"Relativ mau, hält sich stabil." So hat n-tv-Börsenexperte Frank Meyer die Entwicklung des Dax im Donnerstagshandel am deutschen Aktienmarkt kommentiert. "Keine großen Sprünge, aber grundsätzlich gute Stimmung" - so beschrieb Meyers Kollegin Katja Dofel den Markt, der nach dem Erreichen des neuen Jahreshochs bei 12.256 Punkten in den "Auf der Stelle treten"-Modus geschaltet hatte. Verständlich: "Der Dax hat sich gut entwickelt in den vergangenen Tagen - auch wegen des schwächeren Euro", erläuterte Dofel. Zudem: "Sechs Prozent im ersten Quartal bisher, verglichen zu einem Minus von sieben Prozent vor einem Jahr. Das möchte man sich nicht mehr kaputtmachen lassen."

Der Dax schloss 0,4 Prozent im Plus bei 12.256 Punkten. Am Dienstag und Mittwoch hatte der Leitindex Gewinne verbucht. Der MDax verbesserte sich 0,6 Prozent auf 23.795 Stellen. Der TecDax zog 0,5 Prozent auf 2040 Punkte an.

Aufholjagd in Warteschleife

"Ein Ende des Aufschwungs ist nicht in Sicht", sagte ein Marktteilnehmer: "Gerade vor dem Quartalsultimo sollte die Hausse die Hausse weiter nähren." Fonds wollten mit ihren Quartalsbilanzen nach dem guten Verlauf möglichst auf der Gewinnerseite stehen.

Übergeordnet profitierte die Stimmung nach wie vor von den günstigen Konjunkturdaten der vergangenen Tage. Daneben hatte Europa gegenüber den US-Börsen zu einer Aufholjagd angesetzt, weil die Umfrageergebnisse für die antieuropäischen Populisten in Frankreich und auch in Deutschland zuletzt stark rückläufig waren - auch wegen des Kopfschüttelns über die Politik von US-Präsident Donald Trump.

USA: "Katalysatoren" fehlen

Die US-Börsen zeigten sich nach einem verhaltenen Start am Vormittag (Ortszeit) leicht im Plus. "Der Markt sucht nach neuen Katalysatoren", sagte Analyst Andre Bakhos vom Finanzdienstleister Janlyn Capital LLC. Das betreffe vor allem neue politische Initiativen von US-Präsident Trump, nachdem die Republikaner jüngst mit Änderungen bei der Gesundheitsreform gescheitert seien.

Konjunkturdaten sorgten für Rückenwind. Denn zwischen Oktober und Dezember wuchs die US-Wirtschaft etwas stärker als bisher angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt stieg auf das Jahr hochgerechnet um 2,1 Prozent. Bisher waren die Experten von einem Plus von 1,9 Prozent ausgegangen, nach 3,5 Prozent im Sommerquartal.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte 0,3 Prozent auf 20.728 Punkte zu. Der S&P-500 erhöhte sich ebenfalls um 0,3 Prozent auf 2368 Zähler. Auch der Nasdaq rückte um 0,3 Prozent auf 5914 Punkte vor.

Bei den Einzelwerten ragten Lululemon heraus. Der Kurs des Sportartikelanbieters brach um 23,4 Prozent ein. Das auf Yoga-Ausrüstung spezialisierte Unternehmen enttäuschte die Erwartungen auf ganzer Linie, sowohl mit den Geschäftszahlen für das abgelaufene Quartal als auch mit dem Ausblick.

Dagegen stiegen Conocophillips mit der Nachricht über den Verkauf des kanadischen Ölsandgeschäfts an Cenovus Energy und einer Aufstockung des Aktienrückkaufvolumens um 8,8 Prozent.

Progress Software hat besser als erwartet ausgefallene Ergebnisse berichtet. Mit dem Quartalsausblick blieb Progress zwar leicht unter den Analystenschätzungen, mit der Geschäftsjahresprognose aber knapp darüber. Zudem gab das Unternehmen bekannt, nach nur einem halben Jahr im Amt den Finanzchef zu ersetzen, ohne dies näher zu begründen. Die Aktie legte um 2,4 Prozent zu.

Dell Technologies hat im vierten Quartal rund 11 Millionen PCs ausgeliefert, der höchste Wert seit dem vierten Quartal 2011. Dies war ein Anstieg um 8,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, teilte das Unternehmen mit. Damit nahm Dell laut den Daten von Marktbeobachter IDC die Spitzenstellung unter den PC-Herstellern ein. HP verzeichnete im gleichen Zeitraum bei den Auslieferungen ein Plus von 6,6 Prozent, Lenovo kam nur auf 1,7 Prozent. Allerdings ging der höhere Marktanteil von Dell bei Servern wohl zu Lasten der Preise. Die Dell-Aktie legte nur 0,1 Prozent zu, HP stiegen um 2,3 Prozent.

Devisen: Euro zieht Richtung 1,07

Der Euro wurde vom deutlichen Rückgang der Verbraucherpreise in Deutschland nach unten gedrückt und baute im späten Geschäft seine Verluste weiter aus. Im späten Geschäft stand er bei 1,0683 Dollar, während er im Mittwochshoch noch über 1,08 notierte. Noch stärker als der Dollar stieg das Pfund zum Euro.

Im Handel waren Spekulationen über die weitere Geldpolitik der EZB das bestimmende Thema. Wie bereits am Mittwoch wurde der Euro durch einen Medienbericht belastet, der auf eine anhaltend lockere Geldpolitik der EZB schließen ließ. Am Donnerstag kamen Äußerungen von ranghohen Notenbankern hinzu, die in dieselbe Richtung gingen. Österreichs Notenbankchef Ewald Nowotny erklärte, es gebe keinen Grund, im laufenden Jahr von der geldpolitischen Linie abzuweichen.

Dax: Daimler "ex Dividende"

Bei den Einzelwerten im Dax blieben Daimler im Blick. Nach der Hauptversammlung zur Wochenmitte wurden die Titel nun "ex Dividende" gehandelt. Der Konzern zahlte seinen Anteilseignern 3,25 Euro je Aktie. Der Kurs fiel 4,5 Prozent auf knapp 69 Euro.

Deutsche Post zogen mehr als 1 Prozent an, nachdem Exane BNP die Aktien auf "Outperform" von "Neutral" heraufgestuft hatte. Credit Suisse hatte die Titel der im MDax notierten Talanx zum Kauf empfohlen und HSBC die Aktien der ebenfalls im MDax geführten Aareal Bank. Das Kursplus betrug fast 2 und rund 1 Prozent.

TecDax: Sma im Fokus

Die sogenannte Berichtssaison mit den Geschäftszahlen zum vergangenen Jahr neigt sich indes langsam dem Ende zu. Bei Sma Solar waren die Zahlen zwar etwas besser als erwartet ausgefallen. Der Kurs gab dennoch fast 1 Prozent nach.

SDax: HHLA abgestraft

Biotest sackten fast 5 Prozent ins Minus. Die Aktien standen wegen der Gespräche mit der chinesischen Investmentgruppe Creat Group Corporation im Blick. Angestrebt wird laut Biotest ein Angebotspreis von 28,50 Euro je Stammaktie und 19,00 Euro je Vorzugsaktie der Biotest AG. Das Unternehmen wies aber darauf hin, dass ein Zusammenschluss noch nicht in trockenen Tüchern sei.

In der Spitze um die 15, am Ende rund 10 Prozent ging es bei den Aktien von Hamburger Hafen (HHLA) abwärts. Hier hätten sich die Abstufung von Exane BNP mit den endgültigen Geschäftszahlen und einem schwachen Ausblick des Unternehmens vermischt. "Dazu kommt die Nachrichtenlosigkeit heute, so dass sich alle Trader auf die wenigen Unternehmen mit Zahlen konzentrieren", sagte ein Händler. Die Analysten von Exane hatten HHLA auf "Underperform" nach "Neutral" gesenkt.

Kräftig nach oben um mehr als 7 Prozent ging es dagegen bei Elringklinger. "In den finalen Geschäftszahlen war nichts neues Negatives dabei, eine Erleichterungsreaktion war also klar", sagte ein Händler, der dies für etwas übertrieben hielt: "Aber dafür hätten auch 3 bis 4 Prozent gereicht." Tatsächlich dürfte die Bewegung durch Buy-Stops verstärkt worden sein, die im Bereich über den Januarhochs um 17,50 Euro gelegen hatten. "Bei Elringklinher hat es eine große Schätzunsicherheit gegeben, die mit dem Ausblick beseitigt wurde", so ein anderer Händler.

"Scale": Auftakt gelungen

Indes hat es der Debütant im neuen Wachstumssegment "Scale" an die Frankfurter Börse geschafft: Der Industrie-Dienstleister Ibu-tec aus Weimar startete mit einem Kurs von 17,10 Euro in den Handel. Der Ausgabepreis lag bei 16,50 Euro. Am Abend notierten die Aktien des Thüringer Unternehmens bei 16,40 Euro. Der Börsengang brachte 20 Millionen Euro ein, an Ibu-tec selbst gehen davon 16,5 Millionen. 30 Prozent der Aktien sind nun im Streubesitz, insgesamt wird das Unternehmen mit rund 66 Millionen Euro bewertet. Die Börse hatte "Scale" Anfang März ins Leben gerufen, um kleineren Firmen den Zugang zu Kapital zu erleichtern.

Rohstoffe: WTI über 50-Dollar-Marke

Die Ölpreise bauten ihre Vortagesgewinne nach den robusten US-Daten massiv aus. Zudem stützten weiterhin die wöchentlichen US-Lagerdaten vom Vortag. Diese hatten einen kräftigen Rückgang bei den Benzin-Vorräten gezeigt. Überdies half weiterhin die Spekulation auf eine mögliche Ausweitung der Fördermengenkürzungen um weitere sechs Monate, wie sie die Opec zuletzt ins Spiel gebracht hatte. Der Preis für ein Barrel der Sorte WTI stieg erstmals seit Mitte März wieder über 50 Dollar und rückte mit einem Plus von 1,7 Prozent auf 50,35 Dollar vor, das war das höchste Settlement seit über drei Wochen.

Am Mittwoch hatten die Ölpreise in Reaktion auf neue Vorratsdaten aus den USA deutlich zugelegt. So waren die Rohölbestände in der vergangenen Woche zwar weiter gestiegen, allerdings weniger stark als erwartet. Zudem gingen die Benzinvorräte spürbar zurück, was von einigen Analysten als Zeichen einer stärkeren Nachfrage gedeutet wurde. Die Lagerbestände in den USA stehen zurzeit vor allem wegen der anziehenden Förderung der US-amerikanischen Schieferölproduzenten im Blick.

Asien: Sydney als Trendsetter

Nach einem richtungslosen Aktiengeschäft an der Wall Street ging es am Donnerstag an den ostasiatischen Plätzen nach unten mit den Kursen - wenn auch zumeist nur moderat. Eine Ausnahme machte die rohstofflastige Börse in Sydney, wo der S&P/ASX200 den vierten Tag in Folge zulegen konnte: 0,3 Prozent.

Der Nikkei-Index schloss 0,8 Prozent schwächer bei 19.063 Punkten. In Seoul und Hongkong ging es für den Kospi und den HSI leicht abwärts. Tagesverlierer war der Shanghai Composite mit einem Abschlag von etwa 1 Prozent. Hier drückten weiter Sorgen vor einer Liquiditätsverknappung auf die Stimmung, nachdem die Notenbank des Landes den fünften Handelstag in Folge dem Bankensystem des Landes keine frische Liquidität zugeführt hatte.

In der gesamten Region gehörten Aktien aus dem Ölsektor zu den gesuchten Werten. In Hongkong stiegen Cnooc 0,3, in Sydney Woodside 1,1 und in Tokio Inpex 1,5 Prozent.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa/rts

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