Marktberichte

Wall Street mit leichtem Minus Dax-Anleger fürchten die Baisse

Folgt auf den jüngsten Boom bald der Einbruch an den Börsen?

Folgt auf den jüngsten Boom bald der Einbruch an den Börsen?

(Foto: dpa)

Anleger bangen um den Fortbestand des Börsen-Booms der vergangenen Monate. Daher herrscht derzeit Zurückhaltung am Markt: Der Dax gibt leicht nach, bleibt aber auf hohem Niveau. In der zweiten Reihe fallen die Rekordmarken bei mehreren Indizes.

Rekorde bei den Aktien der zweiten Reihe prägten am zweiten Handelstag der Woche den deutschen Aktienmarkt. TecDax, MDax und SDax markierten allesamt neue Allzeit- oder zumindest Dekaden-Hochs. Der Dax trat dagegen auf der Stelle, zum Schluss gab er 0,2 Prozent ab auf 12.599 Punkte.

Die Aufwärtsdynamik ließ gegen Ende des Handels allerdings auch in der zweiten Reihe nach, lediglich der TecDax legte auch auf Schlusskursbasis weiter zu. Angetrieben wurde er vor allem von United Internet, die mit einer Kaufempfehlung der UBS um 2,4 Prozent auf 49,18 Euro anzogen. Auch Xing, RIB Software und Aixtron legten deutlich zu. Nordex litten dagegen mit einem Minus von 2,8 Prozent unter einer Abstufung von HSBC. Das Haus hat die Aktie von "Halten" auf "Reduzieren" gesenkt.

Das Geschäft im Dax war dagegen eher lethargisch: "Die Risikobereitschaft ist gering, und der Markt wartet einfach nur ab", sagte ein Händler. Daneben kursiere die Furcht vor einem deutlicheren Rücksetzer. Aus technischer Sicht hat der Dax nun bei 12.650 Punkten einen ersten Widerstand etabliert. Ein Überwinden würde Aufwärtspotenzial Richtung 12.800 Punkte auslösen, sagte ein Marktanalyst. Bei 12.490 Punkten sei der Dax unterstützt.

Sorgen um Italien drücken Banken-Titel

Besonders schwach zeigten sich die Banken, gedrückt von der Sorge um Italien mit möglichen Neuwahlen, aber auch von der Deutschen Bank, die den Sektor auf "Untergewichten" heruntergenommen hat. Der frühere Premierminister und Parteivorsitzende der Demokraten, Matteo Renzi, hat vorgezogene Parlamentswahlen noch in diesem Jahr ins Spiel gebracht. Derzeit liegen die Demokraten und die populistische Fünf-Sterne-Bewegung in den Umfragen gleichauf. Der Risikoaufschlag italienischer Staatsanleihen zu deutschen Langläufern hat sich deshalb zeitweise auf fast 200 Basispunkte ausgeweitet.

Die Deutsche Bank meint, die Wachstumsdynamik der Eurozone werde in den kommenden Monaten wieder abflauen. Gerade Banken seien für einen Rückgang der Einkaufsmanagerindizes anfällig. Die Aktien der Deutschen Bank führten mit einem Minus von 1,8 Prozent die Verlierer im Dax an. Commerzbank gaben 0,9 Prozent ab. Einige Anleger schichteten aus den beiden Dax-Banken in Papiere der Deutschen Börse um, die so auch mit einem Plus von 1,2 Prozent auf der Gewinnerseite ganz oben standen. Die UBS hat sich zuversichtlich zu den Perspektiven des Börsenbetreibers geäußert.

USA: Wall Street schwächer

Mit leichten Abgaben hat sich die Wall Street am ersten Handelstag nach dem langen Wochenende gezeigt. Am Montag waren wegen des "Memorial Day" in den USA die Börsen geschlossen geblieben. Nach einer guten Berichtssaison für das erste Quartal fragen sich derzeit die Investoren, wie lange der Marktoptimismus und die niedrige Volatilität noch andauern werden. Einige Analysten zeigen sich durchaus besorgt. So würden einige Bereiche, wie der Automobilsektor, nach Jahren einer guten Entwicklung bereits erste Warnsignale aussenden.

Der Dow-Jones-Index reduzierte sich um 0,2 Prozent auf 21.029 Punkte. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite verloren je 0,1 Prozent. Beide Indizes hatten in der vergangenen Woche noch neue Rekordstände erreicht. Technische Analysten deuten dies als ein Indiz, dass der Aufwärtstrend unverändert intakt ist.

Die Aktie von Amazon erreichte kurz nach der Eröffnung erstmals die Schwelle von 1000 Dollar und markierte damit einen neuen Rekordstand. Bereits am Freitag waren die Titel bis auf einen Dollar an diese Marke herangelaufen. Auch die Aktie der Google-Mutter Alphabet kämpfte mit diesem Niveau. Am Freitag betrug der Abstand hier lediglich noch vier Dollar. Amazon konnten die 1000er Marke jedoch nicht bis zum Schluss verteidigen. Die Titel gingen 0,1 Prozent höher bei 996,70 Dollar aus dem Handel, die Aktie von Alphabet zeigte sich 0,3 Prozent höher bei 996,17 Dollar.

Devisen: Euro fällt zurück

Der Euro stand zwischenzeitlich deutlich unter Abgabedruck und fiel im Tagestief bis auf knapp 1,11 Dollar zurück. Die nicht in allen Punkten überzeugenden US-Konjunkturdaten schwächten aber den Dollar. Dazu kam, dass die weltpolitische Lage, etwa der Konflikt mit Nordkorea wegen der Atomwaffentests des Landes, die Anleger ihr Heil in traditionellen Fluchtwährungen wie Yen und Schweizer Franken suchen ließ. Im späten US-Handel notierte der Euro knapp unter 1,12 Dollar.

Rohstoffe: Öl und Gold wieder billiger

Am Ölmarkt schien die leichte Erholung vom Freitag, nach dem Einbruch im Anschluss an das Opec-Treffen, schon wieder vorbei zu sein. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI sank zum Settlement um 0,3 Prozent auf 49,66 Dollar, war im Verlauf aber bis auf 49,03 Dollar gefallen. Für Brent ging es um 0,9 Prozent auf 51,84 Dollar nach unten.

Das Erdöl-Kartell hatte am Donnerstag mit der weithin erwarteten Verlängerung der Fördermengendrosselung etliche Teilnehmern enttäuscht, die weitergehende Maßnahmen erwartet hatten. Nun hofften die Akteure, dass die Daten zu den Ölvorräten der USA am Donnerstag von einem neuerlichen Rückgang der Bestände zeugten. Das sei auch der Grund, weshalb sich die Preise von ihren Tagestiefs erholt hätten und WTI sich besser gehalten habe als Brent.

Der Goldpreis gab einen Teil der Gewinne vom Freitag wieder ab, obwohl der schwächere Dollar eigentlich das Edelmetall hätte stützen müssen. Der US-Settlementpreis für Gold hatte zum Wochenausklang auf dem höchsten Niveau seit Ende April gelegen. Übergeordnet bleibe die Nachfrage nach dem "sicheren Hafen" mit der Nordkorea-Krise aber bestehen, hieß es von Teilnehmern. Der Preis für eine Feinunze reduzierte sich zum Settlement um 0,5 Prozent auf 1265,70 Dollar. Im anschließenden elektronischen Handel gab der Goldpreis nochmals etwas nach auf 1263 Dollar.

Fernost: wenig Bewegung

Die Börsen in Ostasien und Australien haben sich in engen Grenzen uneinheitlich gezeigt. An den Aktienmärkten in Hongkong und Shanghai wurde wegen des Drachenbootfests nicht gehandelt, und wegen des Feiertages in Großbritannien und den USA am Montag fehlten auch von dort mögliche Impulse. So fokussierte sich vieles auf den Yen, der deutlicher zulegte. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans fiel um 0,2 Prozent.

"Die Händler sind erstmal vorsichtig eingestellt, denn in dieser Woche stehen zahlreiche Daten auf der Agenda", beschreibt Ric Spooner von CMC Markets in Sydney die Stimmung an den Börsen. Er bezeichnet als Kernpunkte, was mit dem US-Dollar passiert und wie sich der japanische Markt entwickelt. In den USA würden Daten zum Verbrauchervertrauen und zu den Persönlichen Ausgaben und Einnahmen veröffentlicht, und am Freitag dann die wichtigen Arbeitsmarktdaten für Mai, sagt er. Sollten diese Daten enttäuschen, dann könne das weltweit auf die Stimmung drücken.

Nikkei
Nikkei 37.628,48

In Tokio schaffte der Nikkei-Index dank einer späten Erholung von den Tagestiefs praktisch noch eine Punktlandung auf dem Vortagesschluss von 19.678 Punkten. Die Verluste wurden unter anderem durch ein Plus des Index-Schwergewichts Softbank begrenzt. Die Aktien des Mobilfunkkonzerns legten um 2,8 Prozent zu. Hintergrund waren Berichte über ein neues Chipdesign des von SoftBank übernommenen britischen Chipentwicklers ARM Holdings.

Der stärkere Yen belastete zwar tendenziell eher die Stimmung, dem standen aber einige günstige Wirtschaftsdaten gegenüber. So gibt es Anzeichen, dass der Arbeitsmarkt anzieht, und die Einzelhandelsumsätze stiegen im April um 3,2 Prozent zum Vorjahr und damit schon den sechsten Monat in Folge. "Aus der Wachstumsperspektive ist die Wirtschaft auf einer ziemlich starken Erholungspfad", sagte Marcel Thieliant, Volkswirt bei Capital Economics.

In Seoul kam der Kospi nach seiner sechstägigen Rekordjagd zwar etwas zurück, allerdings nur um 0,3 Prozent. Selbst dass Nordkorea am Montag erneut eine Rakete abgeschossen hatte, konnte der Konjunkturzuversicht in Südkorea zuletzt nichts anhaben. Aktien aus dem Tourismussektor, die gleichwohl leicht negativ auf die Entwicklung in Nordkorea reagiert hatten, erholten sich wieder. Asiana Airlines, Korean Air und Lotte Shopping gewannen zwischen 0,8 und 3,2 Prozent.

Sydney schaffte ein kleines Plus, allerdings war es hier zuletzt überwiegend nach unten gegangen mit den Kursen, vor allem im Bankensektor. Etwas erholte Bankenkurse waren es denn auch überwiegend, die den Index um 0,2 Prozent nach oben hievten. Rückenwind sei auch von der gestiegenen Zahl der Hausbaugenehmigungen im April gekommen, die im Monat zuvor stark abgesackt sei, hieß es. "Da war aber auch definitiv viel an Schnäppchenkäufen im Markt heute", meinte ein Teilnehmer.

In Singapur verlor der Straits-Times ein halbes Prozent. United Overseas Bank wurden nach einer Strafe der Zentralbank gegen die Bank und gegen die Credit Suisse verkauft. Die Banken sollen mehrere Bestimmungen zur Bekämpfung von Geldwäsche verletzt haben. United Overseas Bank verloren 1,5 Prozent.

Quelle: ntv.de, wne/jga/DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen