Marktberichte

Rocket zündet nicht, EZB liefert nicht Dax verliert zwei Prozent

Wichtiger Tag für Rocket-Internet-Vorstandschef Oliver Samwer.

Wichtiger Tag für Rocket-Internet-Vorstandschef Oliver Samwer.

(Foto: dpa)

Enttäuschung allenthalben: Die EZB liefert keine Informationen zum Volumen des Anleihekaufprogramms. Und Rocket Internet startet nur im Tiefflug aufs Parkett. Das Urteil ist vernichtend: Das ist keine Empfehlung für den Börsenplatz Deutschland.

Enttäuschender Handelstag für Anleger: Weder der Börsengang von Rocket Interneet noch der Auftritt von EZB-Chef Mario Draghi brachten den ersehnten Schub für den Aktienmarkt.

Dax
DAX 17.780,95

Der Dax büßte 0,71 Prozent auf 9315 Punkte ein. Der MDax fiel um 0,64 Prozent auf 15 718 Punkte und der TecDax verlor 1,42 Prozent auf 1230 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um fast anderthalb Prozent nach unten.

Zwar beließen die Frankfurter Währungshüter die Leitzinsen wie erwartet auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent. Doch die Investoren wollten mehr Details für das geplante Ankaufprogramm für Kreditverbriefungen und Pfandbriefe haben.

Draghi hält dicht

Die EZB wird ab Mitte Oktober Pfandbriefe (Covered Bonds) kaufen und ab dem vierten Quartal zusätzlich besicherte Kreditpakete (Asset Backed Securities/ABS). "Die Tatsache, dass der EZB-Chef Mario Draghi keine Volumina genannt hat, werten wir zunächst als Enttäuschung", sagte Helaba-Experte Ralf Umlauf.

Dass Draghi nicht mehr verriet, hat gute Gründe. Draghi will angeblich erst einmal im Dezember ein weiteres vierjähriges Repo-Geschäft bei den Banken unterbringen.

Auch die Hoffnungen, die an die Börsenneuzugänge, Zalando und Rocket Internet, geknüpft waren, wurden enttäuscht. Das IPO der Startup-Schmiede Rocket Internet ging zwar deutlich leiser vonstatten als das des Schwesterunternehmens Zalando, das am Vortag mit viel Brimborium an den Markt ging. Das Ergebnis war jedoch dasselbe: Beide Börsengänge enttäuschten.

Kurseinbruch von Rocket

Die Online-Holding Rocket stürzte bei ihrem Börsendebüt

Daten zu den IPOs
 ZalandoRocket Internet
Emissionsvolumen605 Mio €1,6 Mrd €
Marktkapitalisierung nach Ausgabepreis5,3 Mrd €6,7 Mrd €
Preisspanne18–22,50 €35,50–42,50 €
Emissionspreis21,50 €42,50 €
Erster Kurs24,10 €42,50 €
Platzierung24,5 Mio Aktien, Mehrzuteilung 3,7 Mio Aktien 
Graumarkt28 €56 €
sogar regelrecht ab. Die Papiere starteten auf dem Ausgabepreis von 42,50 Euro in den Handel und rutschten bereits in den ersten Minuten bis auf ein Tief bei 36,66 Euro ab. Nach der langen IPO-Durststrecke waren die Hoffnungen groß gewesen, dass die Börsengänge von Zalando und Rocket Internet einen Boom am deutschen Aktienmarkt auslösen würden.

 

"Rocket Internet ist eine Enttäuschung", kommentierte ein Händler das Börsendebüt der Internet-Beteiligungsgesellschaft. "Dieser Börsengang ist keine Werbung für den Börsenplatz Deutschland", sagte ein anderer Händler. Niemand habe dagegengehalten, als die Verkaufsorders an den Markt kamen. Die Aktie erholte sich jedoch zuletzt etwas und schloss bei 40,31 Euro.

Die Firma erlöste bei dem Börsengang rund 1,6 Milliarden Euro und war zum Börsenstart rund 6,7 Milliarden Euro wert. Das Geschäftsmodell von Rocket Internet ist es, Internet-Unternehmen aufzubauen. 

Zalando: "Crying for losses"

Am Vortag war bereits der Online-Händler Zalando ohne Kursgewinne an der Börse gestartet. Die Zalando-Aktie schloss nach einem ersten Kurssprung exakt auf dem Ausgabepreis von 21,50 Euro. Am Donnerstagmorgen fiel sie ebenfalls unter den Ausgabepreis. "Crying for losses" hieß der bissige Kommentar eines Händlers zu der Kursentwicklung von Zalando, während der Unternehmens-Slogan "Schreien vor Glück", lautet.

Zuletzt notierte die Aktie bei 19,0 Euro 11,62 Prozent im Minus. Die Hauptinvestoren bei Rocket Internet sind die Brüder Oliver, Marc und Alexander Samwer. Nach dem Börsengang halten die noch knapp 40 Prozent, Oliver Samwer ist der Firmenchef. Die Samwers sind mit knapp 15 Prozent auch Großaktionäre bei Zalando.

Im Fahrwasser der enttäuschenden Erstnotiz von Rocket Internet ging es auch für die Aktie von United Internet um 2,9 Prozent nach unten. United Internet hatte sich Wochen vor dem Börsendebüt mit einer Beteiligung in Höhe von 10,7 Prozent bei Rocket Internet eingekauft.

Ebola macht Fluglinien zu schaffen

Die Furcht der Anleger vor einer Ausbreitung der Ebola-Seuche machte den Aktien der Fluggesellschaften zu schaffen. Lufthansa gaben 2,7 Prozent nach. Auch die Titel der Air France und der British Airways-Mutter IAG standen unter Druck. Wegen der Seuche sinkt der Airline Emirates zufolge die Nachfrage nach Flügen von Asien nach Afrika.

Im MDax setzten sich Hochtief mit plus 6,2 Prozent an die Indexspitze. Der Baukonzern startet in der kommenden Woche mit einem großangelegten Aktienrückkauf und steht Insidern zufolge unmittelbar vor der Trennung von einer weiteren Tochter.

Quelle: ntv.de, ddi/wne/rts

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