Marktberichte

Wall Street mit Kursgewinnen Dax geht arg angeschlagen aus dem Handel

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(Foto: picture alliance / dpa)

Erneut muss der Dax sich mit einem Minus in den Feierabend verabschieden. Enttäuschende Konjunkturdaten aus Deutschland und der Eurozone belasten den Index nachhaltig. Ein wieder stärkerer Euro drückt ebenfalls auf die Stimmung.

Der Dax litt heute unter Gewinnmitnahmen und schloss den Handelstag tief im Minus. Auslöser für die Verkäufe waren schwache Einkaufsmanagerindizes vom Vormittag. Nachdem der Index aus China schon enttäuschte, konnten auch Frankreich, Deutschland und die Eurozone insgesamt die Erwartungen der Volkswirte nicht erfüllen. So stiegen erneut die Konjunktursorgen und das drückte auf die Aktienkurse. Hinzu kam die eine oder andere negative Überraschung aus der Berichtssaison.

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"Vor allem Deutschland ist eine negative Überraschung", sagte ein Händler zum deutschen Einkaufsmanagerindex, der sich aber immer noch klar im Expansionsbereich bewegt. Anders Frankreich: Dort hatte sich der Industrie-Index im Kontraktionsbereich erneut abgeschwächt. "Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung gibt es nicht", resümmierte die Helaba. In der Eurozone insgesamt sank der Index im April von 54,0 auf 53,5. Erwartet worden war ein Wert von 54,4.

Auf der Unternehmensseite hatten unter anderem der Versicherer Munich Re und der Versorger RWE zur Hauptversammlung geladen. Daneben standen und stehen eine ganze Reihe von Zwischenberichten vor allem aus Europa und den USA an.

Deutschland: Bilfinger stürzen dramatisch ab

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Bilfinger 42,85

Der Dax schloss am Ende um 1,2 Prozent leichter und sank auf 11.724 Punkte - sein Tagestief hatte er zuvor bei 11.676 Punkten markiert. Beim MDax zeigte sich ein Minus von 1,0 Prozent auf 21.011 Punkte. Der TecDax notierte 0,7 Prozent im Minus, der Euro-Stoxx-50 zeigte sich 0,8 Prozent schwächer auf 3695 Punkten.

An der Börse sorgte insbesondere Bilfinger für Verstimmung. Das MDax-Unternehmen hatte nach einem enttäuschenden ersten Quartal einmal mehr die Prognose gesenkt. "Das ist die fünfte Gewinnwarnung in einem Jahr", sagte ein Händler: "So langsam dürfte den Anlegern der Geduldsfaden reißen". Die Aktie brach um 17,8 Prozent ein.

Im schwachen Dax gab es am Ende nur noch zwei Gewinner. An der Spitze standen Volkswagen mit einem Plus von 0,8 Prozent. Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch hatte Berichten widersprochen, er arbeite an der Absetzung des amtierenden Vorstandschefs. "Ich betreibe die Ablösung von Martin Winterkorn nicht", zitierte ihn eine informierte Person. Ebenfalls zulegen konnten BMW und stiegen um 0,2 Prozent. Am Dax-Ende landeten hingegen Fresenius mit einem Abschlag von 2,4 Prozent.

Vergleichsweise gut hielten sich die Aktien der Deutschen Bank, die nur um 0,1 Prozent nachgaben. Das Finanzinstitut muss im Skandal um Zinsmanipulationen 2,5 Milliarden Dollar an die Behörden in den USA und Großbritannien zahlen. Händlern zufolge überwog trotz der hohen Summe die Erleichterung, dass das Thema damit endlich vom Tisch sei.

Ein optimistischer Ausblick trieb Zooplus auf ein Rekordhoch. Die Aktien klettern in der Spitze um vier Prozent auf 104,50 Euro. Sie schlossen 2,5 Prozent im Plus und waren damit Spitzenreiter im SDax. Angesichts eines rasanten Wachstums im ersten Quartal erwartet der Online-Tierfutterhändler im Gesamtjahr höhere Erlöse als bisher.

USA: Kursgewinne trotz schwacher Arbeitsmarktdaten

Trotz enttäuschender Konjunkturdaten gab es an der Wall Street Kursgewinne. Außerdem bleibt der Aufschwung in der Eurozone wegen der Griechenland-Krise holprig, und die Wirtschaft in China schwächelt weiter. Für einen weiteren Dämpfer sorgt zudem, dass in den USA in der vergangenen Woche mehr Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt wurden als erwartet.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte steht 0,1 Prozent im Plus bei 18.058 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 legte auch zu um 0,1 Prozent auf 2113 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq rückte 0,4 Prozent vor auf 5056 Punkte.

Viele Unternehmen litten zu Jahresanfang unter dem starken Dollar, der ihre Produkte im Ausland teurer macht. Bei Procter & Gamble sank der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsquartal um rund acht Prozent. Die Aktie verbilligt sich um 2,6 Prozent.

Die Papiere von 3M geben 3 Prozent nach. Der Hersteller von "Post-it"-Merkzetteln senkte wegen der negativen Währungseffekte seine Gewinnprognose. Auch General Motors enttäuschte mit seiner Bilanz. Das Quartalsergebnis fiel schwächer aus als am Markt erwartet. Zudem sank der Umsatz um 4,5 Prozent. Anleger trennen sich von den Papieren, die 3,3 Prozent nachgeben.

Facebook-Aktien notieren 2,6 Prozent im Minus. Die Investitionsoffensive des Internetgiganten zugunsten zugekaufter Dienste zehrt mächtig am Profit. Zu den Kursgewinnern gehört dagegen Ebay, die Aktien legen 3,8 Prozent zu. Der vor der Abspaltung stehende Bezahldienst PayPal hat dem Online-Händler einen erfolgreichen Jahresauftakt beschert.

Devisen: Euro verbessert sich

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Der Kurs des Euro ist deutlich gestiegen und hat die Marke von 1,08 US-Dollar überschritten. Zuletzt wurde er mit 1,0815 Dollar gehandelt. Im frühen Handel hatte er zeitweise nur 1,0666 Dollar gekostet. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,0772 (Mittwoch: 1,0743) Dollar festgesetzt.

"Die deutliche Ausweitung der EZB-Notkredite für Griechenland hat für eine positive Stimmung gesorgt", sagte Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte von der Commerzbank. Das Thema Griechenland habe lange kaum eine Rolle am Devisenmarkt gespielt. Zuletzt hat laut Leuchtmann jedoch die Zahl der Anleger zugenommen, die ein Ausscheiden des Landes aus dem Währungsraum befürchten. Daher reagiere der Markt stärker auf Nachrichten zu diesem Thema.

Rohstoffe: Nichts Neues von der Ölfront

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 87,89

Die Ölpreise bewegen sich auch am späten Vormittag kaum. Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni kostet 64,58 US-Dollar und damit ein Cent weniger als am Mittwoch. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) steigt um zwei Cent auf 57,74 Dollar.

In den vergangenen Tagen hat sich der spürbare Preisanstieg seit Mitte März abgebremst. Zwar gibt es klare Anzeichen, dass der starke Preisverfall seit Sommer 2014 Auswirkungen auf die US-Schieferölproduktion hat. Die Folgen sind aber noch nicht so groß, dass die gesamte Ölförderung in den USA darunter leiden würde. Sie bewegt sich immer noch in der Nähe historischer Höchststände.

Asien: Rally in Asien hält an

Die asiatischen Aktienmärkte haben ihren Höhenflug fortgesetzt. Enttäuschende Konjunkturdaten aus China schürten Spekulationen auf weitere Konjunkturhilfen der Führung in Peking. In Tokio markierte der Nikkei-Index zeitweise erneut ein 15-Jahreshoch. Der Leitindex schloss 0,3 Prozent im Plus bei 20.187 Punkten.

Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte ebenfalls leicht höher. Auch die Märkte in Seoul und Taiwan legten zu. Die chinesischen Börsen in Shanghai und Hongkong traten dagegen auf der Stelle.

Experten setzten auf eine Fortsetzung der Rally. "Der Aufwärtsschwung ist weiterhin sehr stark, denn Geld fließt weiter in den Markt", sagte Analyst Du Changchun vom Wertpapierhändler Northeast Securities in Shanghai. Auch enttäuschende Daten aus China konnten die Stimmung nicht trüben.

Quelle: ntv.de, kst/wne/DJ/rts/dpa

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