Marktberichte

Anleger sind im Kaufrausch Dax klammert sich an Notenbank-Hilfen

Zu Wochenbeginn geht es in die Höhe.

Zu Wochenbeginn geht es in die Höhe.

(Foto: imago/Westend61)

Der Dax überspringt zu Wochenbeginn mühelos die 9000-Punkte-Marke. Kräftigen Rückenwind erhält er aus Japan, wo der Nikkei mehr als 1000 Zähler zulegt. Keine Impulse gibt es aus den USA - dort ist President's Day.

Der schwache Euro hat den deutschen Aktienhandel auf Erholungskurs gehalten. Auch der starke Wochenauftakt der japanischen Börse, die stabile Entwicklung an Chinas Aktienmärkten und der weiter gestiegene Ölpreis zerstreuten einige Sorgen der Anleger. Der deutsche Leitindex Dax baute seine Gewinne vom Freitag aus und zog um 2,7 Prozent auf 9207 Punkte an. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 3,3 Prozent auf 18.517 Punkte aufwärts, und der TecDax mit den Technologiewerten kletterte um 3,3 Prozent auf 1562 Punkte nach oben. "Es könnte diese Woche etwas ruhiger zugehen, aber über den Berg sind wir noch nicht", sagte ein Händler.

"Die guten Vorgaben lösen einen kleinen Kaufrausch aus", schrieb Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets. "Anleger haben Angst, den Zug zu verpassen." Allerdings blieb die Wall Street am Montag wegen des US-Feiertages President's Day geschlossen. Dies sorgte im europäischen Handel am Nachmittag für sinkende Umsätze. "Wir werden erst am Dienstag sehen, wie sich der Markt tatsächlich entwickelt in dieser Woche", sagte ein Händler.

Allerdings resultierte die Stärke in Fernost aus Hoffnungen der Anleger, dass die Notenbanken eine Dauerkrise der Weltwirtschaft verhindern werden. So dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, wann die japanische Zentralbank und die Regierung in Tokio zusätzliche Maßnahmen beschließen, sagte die Chefökonomin von Sumitomo Mitsui Banking, Junko Nishioka. Sowohl in China als auch in Japan waren zuvor schwache Wirtschaftsdaten veröffentlicht worden.

Die Bankenwerte im Dax arbeiteten sich - wenn auch gebremst - lange Zeit weiter nach oben. Am Ende aber verloren Commerzbank und Deutsche Bank sie jeweils 0,3 Prozent. Nach dem rasanten Anstieg zum Ende vergangener Woche, als es um 18 und knapp 12 Prozent aufwärts gegangen war, dürften Anleger nun Kasse gemacht haben. Hilfreich sei zuletzt sicherlich gewesen, "dass zum Thema Bankenkrise viele Beruhigungspillen von allen großen Instituten verteilt wurden und die Commerzbank mit einem ordentlichen Ergebnis glänzen konnte", schrieben die Analysten der Metzler Bank. Die europäischen Bankenindizes  stiegen angeführt von den italienischen Geldhäusern um je rund drei Prozent.

Versorger und Autos gesucht

Boden gut machten die Versorger: Die Aktie von Eon stieg um 8,4 Prozent, RWE gewannen 4,4 Prozent. Damit gehörten die beiden Werte zu den Favoriten im Dax. In der vergangenen Woche waren ihre Kurse allerdings um jeweils rund 11 Prozent eingebrochen - etwa drei Mal so stark wie der Leitindex. Equinet-Analyst Michael Schaefer verwies auf die Diskussion um die Deckelung der Kosten für die Endlagerung des Atommülls. Eine Begrenzung würde die langfristigen Risiken für die Bilanzen der Versorger verringern, schrieb der Experte in einem Kommentar. Mitgliedern der Regierungskommission für den Atomausstieg zufolge ist aber noch unklar, wie weit hier die Konzerne für sämtliche Kosten haften müssen.

Stark präsentierten sich auch die Autowerte. VW verteuerten sich um 6,9 Prozent, Daimler gingen um 3,1 Prozent hoch. Mit der BMW-Aktie ging es nach einer Hochstufung um 4,0 Prozent nach oben. Auch die arg gebeutelten Aktien von Renault und Peugeot stiegen um sechs bis fast acht Prozent. Zwischen 5,5 und 7 Prozent legten die Kurse der Automobilzulieferer Dürr, Leoni, Elringklinger und Rheinmetall zu.

Kursverluste mussten erneut auch die Aktien der deutschen Stahlhersteller Thyssenkrupp und Salzgitter hinnehmen. Thyssenkrupp gaben um 0,1 Prozent nach und Salzgitter um 3 Prozent. Nach den starken Kursgewinnen vom Freitag nahmen Anleger bereits wieder Gewinne mit.

An der Börse von Athen stieg der Leitindex um über 10 Prozent. Bankaktien, die größtenteils auf Pennystock-Niveau handeln, schnellten um 20 bis zu 30 Prozent nach oben. Laut dem Finanzministerium hat Griechenland im Januar einen Haushaltsüberschuss von 1,1 Milliarden Euro erwirtschaftet. Erwartet worden war lediglich ein Plus von rund 200 Millionen Euro.

Asien: Nikkei schießt nach oben

Uneinheitlich präsentierten sich die asiatischen Aktienmärkte. Mit einer Kursexplosion startete die Tokioter Börse in die neue Woche gestartet, obwohl die japanische Wirtschaft im Schlussquartal des vergangenen Jahres stärker als erwartet geschrumpft ist. Der Nikkei-225-Index schoss um 7,2 Prozent nach oben und schloss bei 16.023 Punkten. Damit machte der japanische Leitindex die Verluste vom Mittwoch und Freitag der Vorwoche wieder wett. Gestützt wurde er von der Erholung an den europäischen und den US-Börsen am Freitag, aber auch dem wieder schwächeren Yen. Das schwächer als erwartet ausgefallene japanische Bruttoinlandsprodukt befeuerte Erwartungen, dass die Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe die Geldschleusen noch weiter öffnet.

Licht und Schatten gab es in China. In Shanghai ging es nach unten, nachdem der Handel dort wegen der Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest die ganze vergangene Woche ruhte. Wegen der langen Feiertagspause waren die chinesischen Aktienmärkte zunächst von den Verwerfungen verschont geblieben, die die wachsende Sorge um die Weltwirtschaft und Zweifel an der Lage der großen Banken weltweit an den Börsen hervorgerufen hatten. Mit einem Minus von 0,6 Prozent auf 2746 Punkte sackte der Shanghai Composite aber bei weitem nicht so drastisch ab wie befürchtet. Der Hang Seng in Hongkong legte dagegen um 3,2 Prozent auf 18.918 Zähler zu. Die chinesischen Im- und Exporte sind im Januar überraschend deutlich eingebrochen. Allerdings könnten die Daten wegen der Neujahrsfeierlichkeiten verzerrt sein. Dennoch könnten die schwachen Konjunkturdaten zum Eingreifen der chinesischen Notenbank führen.

Rohstoffe: Öl etwas teurer, Gold billiger

Der Preis für ein Fass der Nordseeölsorte Brent stieg um 1 Prozent auf 33,70 US-Dollar. Russland spricht mit Mitgliedern des Erdölkartells Opec über eine Drosselung der Förderung. Das Industriemetall Kupfer verteuerte sich um 1,6 Prozent und Nickel sogar um 6 Prozent. Die Feinunze Gold verlor dagegen 2,7 Prozent auf 1206 Dollar. Am Donnerstag hatte sie noch 1263 Dollar gekostet. Das war der bisher höchste Stand in diesem Jahr. Im Londoner Handel mit Unternehmenskrediten gaben die Ausfallprämien spürbar nach. Auch das war ein Zeichen für eine zunehmende Risikoneigung an den Finanzmärkten.  Risikobehaftete Aktien werden gekauft

Devisen: Euro unter 1,12 Dollar

Am Devisenmarkt wertete der zuletzt stark unter Druck geratene US-Dollar gegen Euro und Yen auf. Der Greenback stand jüngst vor allem zum Yen unter Druck und büßte in nur neun Handelstagen mehr als 10 Yen ein. Angesichts nicht überzeugender Konjunkturdaten aus den USA hatten die Märkte weitere Zinserhöhungen in den USA teilweise wieder ausgepreist, was den Dollar in den vergangenen zwei Wochen schwer belastet hatte.

Nun erholte sich die US-Währung wieder etwas von diesen Verlusten. Der Euro wertete zum Dollar um mehr als einen US-Cent auf 1,1150 Dollar ab. Zudem deutete EZB-Präsident Mario Draghi am Nachmittag vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments an, künftig möglicherweise notleidende Kredite in verbriefter Form als Sicherheit in Refinanzierungsgeschäften zu akzeptieren.

Trotz schwacher Konjunkturdaten legte der Yuan zu Wochenbeginn zu. Die Zentralbank Chinas setzte den Referenzkurs zum Dollar nach den einwöchigen Neujahrsfeierlichkeiten auf 6,5118 Yuan, das war der höchste Stand seit einem Monat. Im Handelsverlauf markierte die chinesische Landeswährung mit 6,4880 Yuan zeitweise den höchsten Stand seit Ende Dezember, sie kletterte in der Spitze um 1,3 Prozent. Die jüngste Stärke des Yuan sei weitgehend auf Maßnahmen zurückzuführen, mit denen die Zentralbank gegen spekulative Positionen vorgehe, hieß es in einem Kommentar der Commerzbank. In einem am Wochenende veröffentlichten Interview hatte der chinesische Notenbankchef gesagt, man dürfe nicht zulassen, das Spekulanten die Stimmung am Markt bestimmen.

Quelle: ntv.de, wne/jwu/DJ/rts/dpa

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