Marktberichte

Dow schließt deutlich im Minus Dax schenkt die 10.000 wieder her

Der Kampf um die 10.000 bestimmt auch zur Wochenmitte das Geschehen am deutschen Aktienmarkt. Am Ende ist der Leitindex wieder vierstellig. Der Grund dafür erscheint logisch - sagt aber auch viel über die Stimmung der Anleger aus.

Gewinnmitnahmen und überraschend gefallene US-Rohöllagerdaten habend en Handel am deutschen Aktienmarkt zur Wochenmitte bestimmt. "Wir hatten zwei Handelstage mit Gewinnen, aber die waren eher holprig, immer wieder mit Rücksetzern. Heute sind die Anleger vorsichtig", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Sabrina Marggraf die Situation. Der Dax schenkte fast zwangsläufig die psychologisch wichtige 10.000er Marke wieder her, um die er zwei Tage hart gerungen hatte. Im späten Handel eroberte er sie kurz zurück, konnte sie aber nicht halten. n-tv-Börsenexperte Frank Meyer sprach von einer "Zitterpartie".

Der Dax ging mit einem Abschlag von 0,7 Prozent und 9975 Punkten aus dem Handel. Das Tageshoch hatte er bei 10.056 Zählern gesetzt, das Tagestief lag bei 9950 Stellen. Am Montag und Dienstag konnte der Leitindex bisher insgesamt 1,8 Prozent zulegen. Der MDax schloss unverändert bei 20.225 Zählern. Der TecDax verbesserte sich dagegen 0,6 Prozent auf 1640 Punkte.

"Der Deutsche Aktienindex rennt bei 10 000 Punkten gegen eine Wand an", kommentierte Jochen Stanzl von CMC Markets. In den vergangenen Tagen sei der Index vor allem deshalb gestiegen, weil schlechte Nachrichten ausgeblieben seien. "Das aber ist nicht der Treibstoff für nachhaltige Kursgewinne", so der Marktexperte. Ohne echte Impulse stecke der Dax fest.

Rohstoffe: Ölpreis hebt spät die Stimmung

Der Ölpreis bremste den Aktienmarkt lange aus, ehe dann am späten Nachmittag US-Rohöllagerdaten die Wende brachten. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent mit 46,64 Dollar 2,5 Prozent mehr als noch am Dienstag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) lag erst rund 1 Prozent tiefer, drehte dann aber 2,3 Prozent ins Plus und kletterte auf 45,70 Dollar.

Die Rohöllagerbestände in den USA fielen überraschend. Die Rohöllagerbestände gingen nach Angaben der staatlichen Energy Information Administration (EIA) um beachtliche 3,4 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche zurück. Erwartet worden war hingegen eine Zunahme um 0,4 Millionen. In der vergangenen Woche hatten sie sich noch um 2,8 Millionen Barrel erhöht.

Dax: Eon sind Topverlierer

Bei den Einzelwerten im Leitindex standen erneut Geschäftsausweise im Vordergrund, so etwa von Deutscher Post und Eon. Die Post startete dabei solide ins Jahr. Der operative Gewinn stieg in den ersten drei Monaten um rund ein Fünftel auf 873 Millionen Euro. Der Umsatz fiel dagegen im Auftaktquartal um 6,1 Prozent auf 13,872 Milliarden Euro. "Der Umsatz eines großen Kunden wird einfach nur anders verbucht", erklärte das ein Marktteilnehmer. Post-Aktien gewannen rund 2,5 Prozent.

Eon gerieten dagegen zunehmend unter Druck und sackten mehr als 6 Prozent ab. "Der Markt stellt die Frage nach dem Investment-Case", sagte ein Händler. Auf die Stimmung drücke ein Bericht des "Handelsblatts", nach dem Eon Uniper mit einer Finanzspritze unter die Arme greifen musste. Eon habe von Uniper einen Anteil an Nordstream übernommen und Uniper dafür rund eine Milliarde Euro überwiesen. "Das zeigt, dass die Lage bei Uniper bilanziell problematisch ist", so ein Marktteilnehmer. Eon waren der größte Dax-Verlierer.

Deutsche Börse zuversichtlich

Keine Überraschung enthielten die endgültigen Zahlen der Allianz, hieß es im Handel. Auch die Bestätigung der Jahresziele sei erwartet worden. Positiv wurden allerdings die Aussagen zum Vermögensverwalter Pimco aufgenommen, bei dem im zweiten Halbjahr wieder die Trendwende zu Nettomittelzuflüssen erfolgen soll. Allianz-Papiere gaben etwa 2 Prozent nach.

Die Deutsche Börse sieht keine Anzeichen dafür, dass die Aufsichtsbehörden die geplante Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) blockieren werden. "Wir sind der Überzeugung, dass der Zusammenschluss alle erforderlichen fusionskontrollrechtlichen Genehmigungen erhalten wird", sagte Vorstandschef Carsten Kengeter auf der Hauptversammlung. Aktien der Deutschen Börse konnten leichte Gewinne verbuchen.

MDax: Lanxess hebt Ergebnisprognose an

Höhere Absatzmengen, eine bessere Auslastung und der Wegfall von Anlaufkosten verhalfen Lanxess zu einem deutlichen Gewinnanstieg im ersten Quartal. Die Jahresergebnisprognose hob der Spezialchemiekonzern an und erwartet nun 900 bis 950 nach zuvor 880 bis 930 Millionen Euro. "Da der Umsatz leicht unter Erwartung liegt, deutet das auf eine gewisse Margenstärke", sagte ein Händler. Lanxess drehten am Ende rund 0,5 Prozent ab.

Für die Papiere der RTL Group ging es nach anfänglichen Gewinnen ebenfalls etwa 0,4 Prozent nach unten. Der Grund liege im schwachen Branchenumfeld, hieß es. Die Gewinnprognosen seien alle um 5 bis 10 Prozent übertroffen worden, sagte ein Marktteilnehmer. Den Ausblick habe RTL zwar nur bestätigt, hier bestehe aber im Jahresverlauf noch Spielraum nach oben.

Bausektor überzeugt nur zum Teil

Die DZ Bank sieht erste Besserung bei Bilfinger. Trotz einer niedrigeren Bauleistung habe das bereinigte Ebita im ersten Quartal auf dem Niveau des Vorjahres gelegen. "Das zeigt, dass die Effizienzmaßnahmen zu greifen beginnen", kommentierte Analyst Thorsten Reigber. Den Rückgang bei den Aufträgen führte er auf die Volatilität bei großen Aufträgen für das Facility-Management und die hohe Basis des Vorjahresquartals zurück. Bilfinger-Titel präsentierten sich etwa 2 Prozent leichter.

Von starken Auftragszahlen sprach die DZ Bank bei Hochtief. "Der Auftragseingang mit dem Plus von 31 Prozent stärkt das Vertrauen in die Entwicklung der kommenden Quartale", sagte Analyst Reigber. Die Gewinnkennziffern hätten die Schätzungen übertroffen, ergänzte er und empfahl die Aktie weiter zum Kauf. Die Hochtief-Titel sprangen 3,5 Prozent an.

Positiv beurteilten Marktteilnehmer die Quartalszahlen von Metro. "Bei Metro hat sich auch der Umsatz trotz eines kleinen Minus besser entwickelt als erwartet, das ist eine Ausnahme", sagte ein Händler. Auch die Gewinnkennziffern lägen überwiegend über den Erwartungen. Metro-Anteilsscheine verteuerten sich rund 1 Prozent.

USA: Wall Street mit Verlusten

Enttäuschende Unternehmenszahlen und eine abgesagte Fusion haben zur Wochenmitte die Aktienkurse an der Wall Street belastet. Neben Walt Disney hatte auch der Kaufhausbetreiber Macy's mit den Quartalsergebnissen die Erwartungen des Marktes verfehlt. Für negative Stimmung sorgte auch die gescheiterte Fusion zwischen Staples und Office Depot, was die Aktien beider Unternehmen stark unter Druck setzte. Dagegen konnte der kräftige Anstieg der Ölpreise nach einem überraschenden Rückgang der wöchentlichen US-Lagerdaten den Aktienmarkt nicht beflügeln.

Der Dow-Jones-Index fiel um 1,2 Prozent auf 17.711 Punkte. Der S&P-500 reduzierte sich um 1,0 Prozent auf 2.064 Punkte. Der Nasdaq-Composite verzeichnete ein Minus von 1,0 Prozent auf 4.761 Punkte. Damit gaben die Indizes ihre Vortagesgewinne fast vollständig wieder ab.

Belastet wurde die Stimmung von schwachen Geschäftszahlen des Medien-Konzerns Walt Disney. Umsatz und bereinigter Gewinn verfehlten im zweiten Geschäftsquartal die allerdings hohen Erwartungen. Die Aktie fiel um 4 Prozent und war damit schwächster Wert im Dow-Jones-Index.

Das endgültige Scheitern der Fusion von Staples und Office Depot schickte die Aktien der beiden Büroausstatter auf Talfahrt. Für die Staples-Aktie ging es um 18,4 Prozent nach unten, für Office Depot gar um 40,6 Prozent. Die Aktie des Kaufhausbetreibers Macy's brach nach einer gesenkten Prognose des Unternehmens um 15,2 Prozent nach.

Devisen: Euro springt über 1,14

Der Euro legte zur Wochenmitte im Handelsverlauf deutlich zu. Die Gemeinschaftswährung kostete am Abend 1,1429 Dollar. Sie wurde damit 0,5 Prozent fester als am Dienstagabend gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Mittag auf 1,1409 Dollar fest nach 1,1375 Dollar am Dienstag und 1,1395 Dollar zum Wochenstart.

Im Nachmittagshandel gab der US-Dollar ohne ersichtlichen Grund zu vielen Währungen nach. Im Gegenzug erhielt der Euro Rückenwind. Aus ihrer Handelsspanne der vergangenen Wochen zwischen 1,12 und 1,16 Dollar konnte die Gemeinschaftswährung aber nicht ausbrechen.

Asien: Pluszeichen, aber kleine

Die ostasiatischen Börsen wurden zur Wochenmitte deutlich ausgebremst. In Japan legte der Nikkei-Index zwar 0,1 Prozent auf 16.579 Punkte zu. Der breiter gefasste Topix büßte dagegen leicht auf 1334 Zähler ein. Den Grund für die gedrückte Stimmung sahen Händler im wieder etwas festeren Yen.

Nach einem Anstieg auf bis zu 109,35 Yen - gestützt von einer verbalen Intervention des japanischen Finanzministers am Montag und Dienstag - fällt der Dollar wieder zurück auf etwa 108,80 Yen. Auf diesem Niveau bewegte er sich auch am Dienstag. Oberhalb von 109 Yen hätten Gewinnmitnahmen eingesetzt, berichteten Devisenhändler. Der wieder etwas festere Yen dämpft das Interesse an Aktien exportorientierter Unternehmen, denn eine starke heimische Währung schmälert üblicherweise deren Gewinne.

An der Börse in Schanghai bremsten Befürchtungen die Kurse, dass Peking die Kreditvergabe durch die Banken beschränken könnte, was letztlich auch den Aktienhandel negativ beeinflussen würde. Der Shanghai-Composite verringerte sein anfangs deutlicheres Plus auf 0,2 Prozent. "Anleger fürchten, dass die April-Daten zur Kreditvergabe noch schwächer als erwartet ausfallen werden", sagte Zheng Chunming, Analyst bei Capital Securities. Die Daten sollen in den kommenden Tagen veröffentlicht werden. Huatai Securities schätzt, dass im April Kredite im Volumen von 550 bis 650 Milliarden Yuan vergeben wurden. Im März waren es 1,37 Billionen gewesen.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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