Marktberichte

Dow erreicht neues Jahreshoch Dax verscherzt es sich mit den Anlegern

Erst der Job Report, dann Konsumklima, ISM-Index und die Bauausgaben: US-Börsianer stellen sich auf stabile Zinsschritte ein.

Erst der Job Report, dann Konsumklima, ISM-Index und die Bauausgaben: US-Börsianer stellen sich auf stabile Zinsschritte ein.

(Foto: imago/UPI Photo)

"Der Dax ist mit Kursen unter 9750 Punkten aus der zweiwöchigen Konsolidierung nach unten herausgefallen", lautet der nüchterne Kommentar eines Frankfurter Aktienhändlers. Es geht noch weiter abwärts. Dann kommen US-Konjunkturdaten.

Das zweite Quartal hat wie das erste begonnen - mit einem Kursrutsch. Nachdem der Dax zur Wochenmitte noch an der 10.100-Punkte-Marke angeklopft hatte, sackte er am Freitag zwischenzeitlich unter 9700 Zähler. Damit brach er aus seinem Seitwärtstrend zwischen 9800 und 10.000 Stellen aus. Die mit Hochspannung erwarteten US-Konjunkturdaten sorgten erst spät für einen noch halbwegs versöhnlichen Wochenabschluss.

Der Dax ging mit einem Abschlag von 1,7 Prozent und 9795 Punkten aus dem Handel. Das Tagesttief markierte er bei 9676 Stellen. Am Dienstag und Mittwoch hatte er insgesamt 2 Prozent gewonnen, am Donnerstag dann 0,8 Prozent auf 9966 eingebüßt. Der MDax gab 1,0 Prozent auf 20.195 Zähler nach. Der TecDax büßte 1,0 Prozent auf 1641 Stellen ein.

Konjunktur: Industriedaten stützen

Die US-Arbeitsmarktdaten fielen alles in allem robust aus und wichen nur wenig von den Prognosen ab: 215.000 Stellen wurden neu geschaffen, erwartet worden waren 213.000. Gleichzeitig stiegen die Stundenlöhne um 0,28 Prozent. Hier war ein Plus von 0,3 Prozent angenommen worden. Deutliche Ausschläge blieben somit aus, Spekulationen auf Zinserhöhungen in den USA in diesem Jahr wurden dennoch angeheizt.

Die guten Wirtschaftsdaten aus China gingen dabei etwas unter. Die Industrie in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft ist wieder im Aufwind. Der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe stieg im März auf einen Wert von 50,2 gegenüber 49,0 im Vormonat. Auch die Geschäfte der US-Industrie stiegen im März wieder. Der ISM-Einkaufsmanagerindex kletterte um 2,3 auf 51,8 Punkte. Das Barometer liegt damit über der Schwelle von 50 Zählern, ab der es Wachstum signalisiert. Ökonomen hatten lediglich mit 50,7 Zählern gerechnet.

Rohstoffe: Preisrutsch bei Öl

Gegenwind für den Aktienmarkt kam vom Ölpreis. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostete im Vergleich zum US-Settlement am Vortag mit 38,74 Dollar fast 4 Prozent weniger. Im Tageshoch lag der Preis bereits bei 40,43 Dollar. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI sackte rund 3 Prozent auf 36,87 Dollar ab.

Der Ölpreis blieb damit seiner Linie der vergangenen Tage treu und ohne klare Richtung. Noch am Donnerstagabend hatten die Preise zugelegt. Grund für die Schwankungen sind gegenläufige Signale von den Fundamentaldaten. Einerseits sprechen erneute Rekorde bei den Rohöllagerbeständen in den USA und Hinweise auf eine gestiegene Fördermenge der Mitgliedsländer der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) für sinkende Preise.

Andererseits sorgt der relativ schwache US-Dollar seit einer Rede der Chefin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, vom Dienstag für Preisauftrieb.

Dax: ThyssenKrupp im Fokus

Bei den Einzelwerten im Dax blickten die Anleger auf ThyssenKrupp. Seit Tagen wurde an der Börse bereits über die Zusammenarbeit der indischen Tata Steel mit Thyssenkrupp spekuliert. Nun berichtet die "Rheinische Post", dass Thyssenkrupp in Gesprächen mit den Indern stehe. Der indische Konzern Tata Steel will offenbar bei der europäischen Stahlsparte des deutschen Konzerns einsteigen. Die Gespräche seien "weit vorangeschritten", zitierte das Blatt Berliner Regierungskreise. ThyssenKrupp, bereits am Donnerstag einer von nur vier Gewinnern im Dax, legte weiter zu. Die Titel zogen mehr als 5 Prozent an. Sie waren damit mit Abstand größter Gewinner im Leitindex.

Die Autowerte standen ebenfalls im Fokus. Grund war die Vorstellung des neuen "Model 3" des Elektroautobauers Tesla. Der US-Konzern will damit in die Mittelklasse vordringen und dort etwa den deutschen Premiumherstellern Konkurrenz machen. Die Reichweite des Tesla-Wagens liegt bei rund 350 Kilometern, der Preis bei etwa 31.000 Euro. VW verloren rund 3 Prozent. BMW und Daimler gaben ebenfalls rund 3 Prozent und mehr als 2 Prozent ab.

Deutsche Post fielen etwa 1,5 Prozent, obwohl der Konzern mit dem angekündigten Aktienrückkauf beginnt. Bis zum 10. Mai will die Post für 100 Millionen Euro Deutsche-Post-Aktien am Markt zurückkaufen.

MDax: Apple degradiert Osram

Osram sackten zeitweise mehr als 4 Prozent ab und schlossen dann mit einem Abschlag von rund 0,5 Prozent. Die Meldung, dass Apple die Münchener von der Top-200-Zuliefererliste gestrichen habe, belastete. "Es handelt sich bei Apple um eine Rückbetrachtung, nämlich um die Entwicklung 2015", machte ein Marktteilnehmer aber Mut. Und da sei es bei Osram in der Halbleiter-Sparte gut gelaufen. Ein Händler sprach von einem "exorbitant starken vierten Quartal" mit guter Marge.

Als belastend für Airbus und die Zulieferer wurde im Handel die Nachricht gesehen, dass es beim Airbus-Transportflugzeug A400M Probleme an den Triebwerken geben soll. Zu den Mängeln am Propeller-Getriebe gehörten unter anderem Materialverschleiß sowie mangelnde Hitzebeständigkeit, berichtete die "Bild"-Zeitung. Airbus gaben etwa 2 Prozent ab.

Die vor kurzem in den MDax abgestiegenen K+S rutschen rund 4 Prozent ab. Morgan Stanley hatte das Kursziel für den Düngemittelproduzenten von 23 auf 20,50 Euro gesenkt und die Empfehlung "Untergewichten" bestätigt.

USA: New York schließt in der Gewinnzone

Die US-Börsen starteten nach der Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktdaten für März mit Abschlägen in den Handel - konnten diese aber später wieder abbauen. Beobachtern zufolge lag das auch an den guten ISM-Daten. Dagegen sank die Kauflaune der Verbraucher im März. Das Barometer für das Konsumklima der Uni Michigan fiel um 0,7 auf 91,0 Punkte. Es fiel damit aber besser aus als zunächst ermittelt. Etwas schlechter läuft es auch in der Bauwirtschaft. Die Bauausgaben schrumpften im Februar überraschend um 0,5 Prozent. Ökonomen hatten hier ein Plus von 0,1 Prozent erwartet.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,61 Prozent auf 17.792,75 Punkte und erreichte damit den höchsten Schlussstand seit Anfang Dezember. Auf Wochenbasis ergab sich für den US-Leitindex ein Plus von knapp 1,6 Prozent. Den Monat März hatte der Dow am Vortag mit einem Gewinn von mehr als 7 Prozent beendet. Im ersten Quartal sprang allerdings nur ein Plus von rund 1,5 Prozent heraus. Der marktbreite S&P-500-Index stieg im Freitagshandel um 0,63 Prozent auf 2072,78 Punkte. Das ist der höchste Schlusskurs des laufenden Jahres. Der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 legte um 1,08 Prozent auf 4532,08 Zähler zu.

In der Summe werteten Analysten die Konjunkturdaten des Tages als Anzeichen für ein beschleunigtes Wirtschaftswachstum in den USA. In Verbindung mit der von der US-Notenbank signalisierten Zurückhaltung bei möglichen Zinserhöhungen hätte dies die Kurse gestützt, wie Händler erklärten. Dies sei für Anleger das Beste aus beiden Welten, hieß es.

Bei den Einzelwerten standen vor allem die Aktien des E-Autobauers Tesla im Blick. Der Kurs legte zeitweise gut 6 Prozent zu und schloss am Abend etwas gemäßigtere 3,4 Prozent fester bei 237,59 Dollar. Rückenwind bekam der Tesla-Kurs davon, dass innerhalb von nur 24 Stunden 115.000 Autos des neuen Models 3 reserviert wurden.

Devisen: Euro mit Berg- und Talfahrt

Der Euro kletterte zunächst auf ein Tageshoch von 1,1438 Dollar. Das war noch einmal ein deutlicher Aufschlag zum Donnerstag, als er mit 1,1412 den höchsten Stand seit Oktober 2015 erreicht hatte. Danach bröckelten die Gewinne ab, der Dollar erstarke. Am Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,1362 Dollar. Das waren 0,2 Prozent weniger als noch am Donnerstagabend.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Freitagmittag auf 1,1432 Dollar fest nach 1,1385 Dollar am Donnerstag und 1,1324 Dollar zur Wochenmitte. Der Auftrieb des Euro am Donnerstag war auf besser als erwartet ausgefallene Inflationsdaten aus der Eurozone zurückzuführen.

Asien: Negative Vorzeichen

Negative Vorzeichen dominierten die ostasiatischen Börsen. Besonders deutlich ging es in Tokio nach unten. Belastet von dem enttäuschend ausgefallenen Tankan-Bericht der Bank of Japan und einer Aufwertung des Yen verlor der Nikkei-Index 3,6 Prozent auf 16.164 Punkte.

Der Tankan-Bericht zeugt davon, dass sich das Geschäftsklima in Japan im ersten Quartal massiv und stärker als erwartet verschlechtert hat. Analysten glauben aber, dass der Bericht die japanische Börse nur vorübergehend negativ beeinflussen wird. Die hartnäckige Stärke des Yen und die Aussicht auf sinkende Erwartungen an die Gewinne der heimischen Unternehmen dürften Spekulationen auf neue Wirtschaftsstimuli anheizen, meinte Tomohiro Okawa von UBS Securities Japan.

Auch an den anderen Handelsplätzen ließen die Kurse kräftig Federn. In Sydney betrug das Minus beim S&P/ASX200 1,6 Prozent. Der Hang Seng verlor 1,5 Prozent. Einzig der chinesische Shanghai Composite schloss mit einem kleinen Plus von 0,2 Prozent. Der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China übertraf zwar die Erwartungen, doch wird dies überschattet von Befürchtungen, dass die Regularien für Notierungen an der Technologiebörse ChiNext verschärft werden könnten.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa/rts

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