Marktberichte

US-Unternehmen enttäuschen Dax kann Kursrutsch nicht wettmachen

Die Gewinnserie im Dax hält am Ende doch. Nach einem Auf und Ab steht das Plus. Aber der 300-Punkte-Absacker vom Wochenbeginn wiegt schwer - und die Sorgen bleiben. In den USA schließt die Wall Street mit leichten Dämpfern.

Überwiegend enttäuschende Unternehmenszahlen haben die wichtigsten US-Aktienindizes leicht belastet. Zudem zeichneten die Konjunkturdaten kein eindeutiges Bild: Während der Inflationsdruck abzunehmen scheint, stehen die Signale in der industriell sehr wichtigen Region Chicago wieder auf Wachstum. Unter dem Strich lasen die Anleger daraus keine eindeutigen Hinweis, wann die US-Notenbank wieder den Leitzins erhöhen könnte.

Der Dow Jones Industrial konnte sich nur kurz in der Gewinnzone halten und fiel am Ende um 0,31 Prozent auf 17 690,46 Punkte. Auf Wochensicht bedeutet dies dennoch ein Plus von 0,69 Prozent. Die Monatsbilanz fällt mit einem Aufschlag von 0,40 Prozent etwas weniger positiv aus. Der marktbreite S&P-500-Index gab um 0,22 Prozent auf 2103,92 Punkte nach. Für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um 0,21 Prozent auf 4588,91 Punkte nach unten.

Unter den Einzelwerten richtete sich die Aufmerksamkeit auf die Unternehmen ExxonMobil und Chevron, deren Aktien am Dow-Ende um jeweils knapp 5 Prozent absackten. Die Leidenszeit für die großen Ölkonzerne hält an: Sie müssen wegen der anhaltend niedrigen Ölpreise kräftige Abstriche beim Gewinn machen. Die Ölmultis hatten im zweiten Quartal die schwächsten Ergebnisse seit Jahren verzeichnet. Das Dilemma, in dem die Konzerne stecken, wird daran deutlich, dass ihre Ölförderung im Vergleich zum Vorjahr sogar gestiegen war. Wegen des Preisverfalls bleibt aber trotzdem erheblich weniger in der Kasse. Unter den gleichen Schwierigkeiten leidet auch die internationale Konkurrenz.

Noch stärker rutschten die Papiere von LinkedIn ab, sie büßten rund zehneinhalb Prozent ein. Bei dem größten beruflichen Online-Netzwerk hatte sich der Verlust auf 67,75 Millionen US-Dollar ausgeweitet. Vor einem Jahr hatte das Minus lediglich gut 1 Million Dollar betragen. Für einen Lichtblick sorgte aber Amgen: Der weltweit größte Biotechkonzern will nach einem überraschend gut verlaufenen Quartal das Jahr noch besser abschließen als ursprünglich geplant. Die Papiere stiegen unter den größten Gewinnern im Nasdaq 100 um knapp 3 Prozent. An der Spitze des S&P 500 schnellten die Aktien von Expedia um knapp 13 Prozent in die Höhe. Das Online-Reiseportal hatte mit seinem Quartalsgewinn positiv überrascht.

Dax mit deutlichem Wochenverlust

"Der Dax hat sich mit viel Ach und Krach und Mühe fürs Plus entschieden." Der Kommentar von n-tv-Börsenexperte Frank Meyer von Freitagmittag hat auch noch am Abend Bestand. Vorausgegangen war aber wieder einmal eine Berg- und Talfahrt des deutschen Leitindizes - China-Sorgen, schwache Konjunkturdaten und Geschäftszahlen die Gründe.

Der Dax beendete den Freitagshandel mit einem Aufschlag von 0,5 Prozent bei 11.309 Punkten - und damit auf Tageshoch. Das Tagestief hatte er bei 11.173 Zählern markiert. Der MDax legte 1,0 Prozent auf 20.765 Stellen zu. Der TecDax, über die Woche gesehen mit den deutlichsten Verlusten, ging gestärkt aus dem Handel bei einem Stand von 1770 Punkten und einem Aufschlag von 0,5 Prozent. Am Donnerstag hatten mit Fresenius, FMC, Deutsche Bank, Lufthansa, Siemens und Infineon sechs Dax-Konzerne Einblick in ihre Bücher gegeben und dem Dax - wie zur Wochenmitte – ein leichtes Plus beschert. Es war zwar der dritte Tagesgewinn in Folge, der 300-Punkte-Absacker vom Montag konnte dennoch nicht mehr wettgemacht werden. Es blieb ein deutlicher Wochenverlust.

Siemens weiter gefragt

Bei den Einzelwerten im Dax bremste dagegen ein Gewinnrückgang von ArcelorMittal ThyssenKrupp aus. Die Titel lagen lange im Minus und schlossen am Ende knapp behauptet. Salzgitter notierten im MDax dagegen fast 1 Prozent höher. Die Gewinnerliste führten lange Zeit Siemens an. Am Handelsende stand ein Plus von 1,2 Prozent an. Bereits am Donnerstag konnten die Papiere nach dem Quartalsausweis deutlich zulegen. Auch Fresenius, ebenfalls mit Quartalsausweisen am Vortag, verbuchten Kursaufschläge: 1 Prozent.

K+S verbesserten sich um fast 6 Prozent und waren damit Topgewinner im Leitindex. Hier sorgten neue Übernahmefantasien für Schwung. Der Konkurrent Potash, mit einem Kaufangebot bereits abgeblitzt, hält an seinen Kaufplänen fest - und machte dafür Zugeständnisse.

MDax: Airbus fliegt höher

Bei den Nebenwerten standen Airbus und Hochtief im Blick. Beide Konzerne veröffentlichten Geschäftszahlen. Dank des Markterfolgs seiner Linienflieger konnte Airbus dabei den Gewinn im ersten Halbjahr kräftig steigern. Der Überschuss kletterte binnen Jahresfrist um ein Drittel auf gut 1,5 Milliarden Euro. Der Umsatz wuchs um sechs Prozent auf 28,9 Milliarden Euro. Airbus-Chef Tom Enders bekräftigte zudem die Jahresprognose. "Die Geschäftsergebnisse zeigen, dass wir auf Kurs sind, unsere Prognose für das Geschäftsjahr 2015 zu erreichen. Wir verzeichnen über das gesamte Portfolio hinweg ein hohes Wachstum", erklärte er. Die Aktien legten mehr als 3 Prozent zu - Topwert im MDax. "Airbus hat auf ganzer Linie überzeugt", kommentierte n-tv Börsenexperte Meyer.

Hochtief überzeugt Anleger

Hochtief-Titel zogen ebenfalls rund 3 Prozent an. Der Baukonzern profitierte auch im zweiten Jahresviertel vor allem von gut laufenden Geschäften in Australien und der Euro-Schwäche. Aber auch Nordamerika und Europa entwickelten sich besser. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn stieg von April bis Ende Juni um gut 28 Prozent auf 68,4 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte dank gut gefüllter Auftragsbücher auf 5,7 Milliarden Euro. Das waren gut 100 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Der Auftragsbestand verbesserte sich um 1,4 auf 37,2 Milliarden Euro zu.

TecDax: Nemetschek rauschen abwärts

"Die hohe Erwartung an die Gewinnentwicklung kann Nemetschek nicht erfüllen", sagte ein Händler in einer Einschätzung der Geschäftszahlen. Die Marge sei leicht unterhalb der Erwartung ausgefallen, die Ertragszahlen in Folge leicht unterhalb der Schätzungen. Für die Aktien des Softwareunternehmens ging es deutlich nach unten. Sie sackten fast 5,5 Prozent ab und waren damit größter TecDax-Verlierer. Allerdings hatten die Titel seit Jahresbeginn rund 70 Prozent zugelegt.

Devisen: Euro kurz über 1,11

Der Euro legte indes deutlich zu. Am Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,1070 Dollar und damit über einen Cent mehr als am Morgen. Zeitweise war der Euro sogar über die Marke von 1,11 Dollar gestiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,0967 Dollar festgelegt nach 1,1059 am Donnerstag. Der Dollar kostete damit 0,9118 Euro.

Für Auftrieb hatten am Vormittag zunächst Preisdaten aus dem Euroraum gesorgt. Nach Zahlen des Statistikamts Eurostat war die Gesamtinflation im Juli mit 0,2 Prozent zwar schwach geblieben. Allerdings war die weniger schwankungsanfällige Kernrate deutlich um 0,2 Punkte auf 1,0 Prozent gestiegen - der höchste Stand seit mehr als einem Jahr. Die Zahlen dürften der EZB gelegen kommen, kämpft sie doch seit langem gegen eine zu schwache Teuerung an. Dass die EZB an ihrer extrem lockeren Geldpolitik etwas ändert, gilt aber als unwahrscheinlich.

Zusätzlichen Rückenwind erhielt der Euro am Nachmittag, als der Dollar in die Knie ging. Auslöser waren Zahlen zur Lohnentwicklung in den USA, die als mitentscheidend für die Geldpolitik der US-Notenbank gelten.

Asien: Nikkei klettert, Shanghai Composite fällt

Die Börse in Tokio verabschiedete sich mit Aufschlägen ins Wochenende. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte verbesserte sich um 0,3 Prozent auf 20.585 Zähler. Der breiter gefasste Topix stieg um 0,8 Prozent auf 1660 Punkte.

Erneut abwärts ging es dagegen um Wochenausklang an der Börse in Schanghai. Damit war diese Woche die schlechteste seit rund zwei Jahren. Der Shanghai-Composite büßte 1,1 Prozent auf 3664 Punkte ein, nachdem er am Montag mit einem Abschlag von 8,5 Prozent den größten Tagesverlust seit acht Jahren hatte hinnehmen müssen.

Rohstoffe: Ölpreise bleiben im Abwärtssog

Die Ölpreise sanken und knüpften damit an den Abwärtstrend seit Beginn des Monats an. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im September kostete am Abend 52,79 Dollar. Das waren 1,0 Prozent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,4 Prozent auf 47,77 Dollar. Händler erklärten den erneuten Rückgang mit der Sorge vor einer schwächeren Konjunktur in China.

Der Goldpreis machte dagegen nach den Konjunkturdaten Verluste wett und stieg um 4 Dollar auf 1098 Dollar je Feinunze. Händler machten für die Erholung den Rücksetzer des Dollar verantwortlich, der beide Rohstoffe für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum billiger macht.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts/DJ

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