Marktberichte

Böiger Rückenwind aus den USA Dax und Dow schließen deutlich unter Tageshoch

Die US-Wirtschaft baut im Januar mehr Stellen auf als erwartet: Nach drei Verlusttagen in Folge nutzt der Dax den zusätzlichen Auftrieb.

Die US-Wirtschaft baut im Januar mehr Stellen auf als erwartet: Nach drei Verlusttagen in Folge nutzt der Dax den zusätzlichen Auftrieb.

(Foto: REUTERS)

Starker Monatsauftakt am deutschen Aktienmarkt: Angeschoben von soliden Siemens-Zahlen und neuen Job-Daten aus den USA geht es für den Leitindex zur Wochenmitte zunächst fast 125 Punkte nach oben. Aber er kann den Aufschlag nicht halten.

Am ersten Handelstag im Februar wagen sich Anleger in Deutschland wieder aus der Deckung: Nach dem nervösen Kurseinbruch des Vortages und den neuen Sorgen um die Folgen der US-Politik unter Präsident Donald Trump verzeichnen Händler an der Börse in Frankfurt am Main eine deutliche Gegenbewegung.

Gestützt auf die starken Geschäftsergebnisse des Industrie-Schwergewichts Siemens beendet der Dax den Mittwochshandel mit einem Plus von 1,08 Prozent bei 11.659,50 Punkten. Das nach der US-Eröffnung erreichte Tageshoch aus dem Verlauf liegt bei 11.723,39 Punkten, das Tagestief bei 11.622,60 Punkten. Am Vorabend war das Börsenbarometer kurz vor Handelsschluss abgerutscht und schließlich 1,3 Prozent schwächer bei einem Schlussstand von 11.535,31 Punkten aus dem Handel gegangen.

Bei den Nebenwerten fallen die Kursgewinne der Gegenbewegung nicht ganz so kräftig aus: Ohne ein schwergewichtiges Zugpferd wie Siemens gewinnt der MDax lediglich 0,49 Prozent auf 22.577,31 Punkte. Der Technologie-Index TecDax schließt 1,07 Prozent fester bei 1850,21 Punkten.

"Die unerwartet guten Apple-Zahlen und die Prognoseanhebung von Siemens machen den Anlegern Mut", fasste ein Börsianer die Stimmung an den Märkten zusammen. Die Geschäftszahlen der Unternehmen sowie überzeugende Wirtschaftsdaten aus den USA verdrängten zur Wochenmitte die Kontroversen rund um die Politik von US-Präsident Donald Trump zumindest kurzfristig in den Hintergrund. Keine größere Spannung ging im Vorfeld von der geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank am Abend aus. Händler rechnen mit keinen größeren Akzente, denn neue Maßnahmen werden nicht erwartet.

Für reichlich Bewegung sorgten am Nachmittag Konjunktursignale aus dem US-Arbeitsmarkt. Der Stellenaufbau im Januar fällt laut ADP-Daten unerwartet stark aus. Die US-Unternehmen schufen im Privatsektor demnach im zurückliegenden Monat 246.000 neue Jobs. Im Vorfeld befragte Experten hatten im Schnitt lediglich mit plus 163.000 Stellen gerechnet. Der Dax legte nach Bekanntgabe der Daten um weitere 20 Zähler zu. Der Euro gab im Gegenzug deutlich nach.

Am Vortag hatten ein erstarkender Euro und die Deutschland-kritischen Aussagen aus dem Umfeld des neuen US-Präsidenten die Stimmung massiv belastet. Der Chef-Wirtschaftsberater von Donald Trump, Peter Navarro, warf den Deutschen vor, sich durch einen künstlich schwach gehaltenen Euro unfaire Handelsvorteile zu Lasten der USA zu verschaffen. "Nicht nur China wird als Währungsmanipulator an den Pranger gestellt, auch Deutschland gerät jetzt in dieses Raster", hatte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets, die Aussagen in einer ersten Reaktion kommentiert. "Das bedeutet für Deutschland eine Bedrohung seines Außenhandels."

Die aufkeimende Nervosität flaute über Nacht merklich ab. Die Bundesregierung wies die "pauschale Kritik" des US-Präsidentenberaters am deutschen Außenhandelsüberschuss noch am Vorabend zurück. Die japanische Regierung bezeichnete Navarros Kritik an der japanischen Geldpolitik als "völlig unbegründet". Japan halte daran fest, seine Wechselkurse vom Markt bestimmen zu lassen, hieß es.

USA: Dow zieht an

Nach zwei Tagen mit Verlusten ging es am Mittwoch an den US-Börsen nach oben. Impulse kamen dabei von guten Wirtschaftsdaten und überzeugenden Quartalsausweisen aus der Technologiebranche. Die Zinssitzung der US-Notenbank brachte hingegen nichts Neues, was den geldpolitischen Kurs der Fed angeht. Der Dow-Jones-Index gewann 0,1 Prozent auf 19.891 Punkte. Der S&P-500 stieg um 1 Punkt und der Nasdaq-Composite um 0,5 Prozent.

Die Notenbank bestätigte - wie weithin erwartet - das Niveau ihres Leitzinses, aber ohne einen Zeitpunkt für den nächsten Zinsschritt zu signalisieren. Auch zu den Fiskal- und Wirtschaftsplänen von US-Präsident Trump äußerten sich die Währungshüter nicht.

Ganz oben auf den Kauflisten der Anleger standen die Aktien von Apple und Advanced Micro Devices (AMD). Apple hat die Markterwartungen im ersten Quartal dank guter Verkäufe des iPhone 7 übertroffen. Beim Umsatz wurde gar ein Rekord erzielt. Die Aktie legte um 6,1 Prozent zu. Auch Advanced Micro Devices (AMD) konnte mit den Quartalszahlen und dem Ausblick überzeugen. Hier ging es um 16,3 Prozent nach oben. Die Amazon-Aktie stieg um 1,1 Prozent. Der US-Onlinehändler baut sich ein eigenes Luftfracht-Drehkreuz. Dazu werde der Flughafen Cincinnati im Norden des Bundesstaates Kentucky umgebaut, teilte der Konzern mit. Zu den genauen Kosten äußerte sich Amazon nicht. Das Unternehmen wird am Donnerstag Quartalszahlen vorlegen.

Blick nach Deutschland

Die Geschäftszahlen von Siemens kommen an der Börse sehr gut an. Die Siemens-Aktie kletterte um 5,6 Prozent auf 122,80 Euro. Das Indexschwergewichte führte damit mit großem Abstand die Erholungsbewegung im Leitindex an. Händler wie Analysten äußerten sich sehr positiv über die "ausgesprochen starke Rentabilität" im abgelaufenen ersten Geschäftsquartal und das angehobene Gewinnziel für 2016/17. Angesichts der politischen Unsicherheiten nannte Analyst Firdaus Ibrahim von S&P Global die Aufstockung der Prognose einen mutigen Schritt. Das Ziel hält er aber für erreichbar.

Siemens
Siemens 172,96

Kräftige Kursgewinne verzeichneten Händler im Dax auch bei Titeln wie Deutsche Bank, Commerzbank und Continental. Verkauft werden zur Wochenmitte dagegen Aktien von Dax-Mitgliedern wie Telekom, Henkel und Eon. Die Aktien von RWE verloren am Indexende 1,4 Prozent auf 12,09 Euro.

Für die Aktie der Deutschen Bank ging es um 4,3 Prozent auf 19,18 Euro nach oben. Morgan Stanley äußerte sich nach der teilweisen Einigung auf eine Strafzahlung wegen russischer Wertpapierhandelsgeschäfte recht optimistisch. Die Strafzahlung dürfte in den Rückstellungen der Bank von 5,9 Milliarden Euro enthalten sein, eine stärkere Auswirkung auf die Gewinn- und Verlustrechnung erwarten die Analysten jedenfalls nicht.

Nach anfänglichen Kursgewinnen drehten BBVA ins Minus und verloren 1,4 Prozent. "Mit Blick auf die möglichen Auswirkungen der Politik Trumps auf den wichtigen Einzelmarkt Mexiko äußerte sich die BBVA im Rahmen der Telefonkonferenz zurückhaltend", sagte Markus Rießelmann von Independent Research. Im Handel hieß es zudem, dass sich das Augenmerk vom hohen Nettogewinn weg- und der schwachen Kapitalausstattung zugewendet habe. Die ohnehin niedrige Kernkapitalquote CET1 habe sich von 11,0 im dritten Quartal auf 10,9 im vierten Quartal nochmals verringert.

Lufthansa
Lufthansa 6,72

Beifällig blickten Börsianer auf die erweiterte Kooperation zwischen den Fluggesellschaften Etihad und Lufthansa. Die im Dax notierte Airline gewinnt die arabische Fluglinie als neuen Kunden für Catering und Flugzeugtechnik. Etihad werde über die nächsten vier Jahre für 100 Millionen Dollar Flugzeugmenüs und Technikdienstleistungen von der Lufthansa beziehen, hieß es.

Die Lufthansa-Catering-Tochter LSG wird damit zum größten Zulieferer von Etihad in dem Bereich außerhalb von Abu Dhabi. Die Lufthansa hatte im Dezember 38 Flugzeuge samt Crews vom schwer angeschlagenen Etihad-Partner Air Berlin  gemietet. Zweiter Teil des Deals sind Gemeinschaftsflüge auf einigen Strecken mit der arabischen Airline aus dem Wüsten-Emirat. Damit gaben die Deutschen ihren jahrelangen Konfrontationskurs gegenüber den stark wachsenden Staats-Airlines vom Persischen Golf auf. Die Lufthansa-Aktie beendet den Handelstag 1,7 Prozent fester bei 12,54 Euro.

Nach den guten Geschäftszahlen von Apple ging es für den Zulieferer Dialog Semiconductor um 4,2 Prozent nach oben. Die Aktie von Axel Springer verlor wegen einer Platzierung 2,4 Prozent.

Siltronic hat im vergangenen Jahr dank höherer Einsparungen operativ deutlich mehr verdient. Die Aktie schloss nach einem wechselhaften Start in den Tag 4,0 Prozent im Plus. Bei Wacker Chemie setzten trotz guter Zahlen Gewinnmitnahmen ein - das Papier verlor 2,2 Prozent.

Bet-at-home gewannen 4,4 Prozent. Wie am Vorabend bekannt wurde, steigt die Aktie Ende der Woche für Braas Monier in den SDAX auf. Braas gaben um 0,1 Prozent nach. Die Änderung wurde erforderlich, weil der Streubesitzanteil von Braas Monier wegen der Übernahme durch Marsella Holdings zu gering geworden ist.

Devisen: Navarro wertet den Euro auf

Der Euro sackte nach der Vorlage der ADP-Daten aus den USA steil ab. Gegen 18.00 Uhr (MEZ) wird die Gemeinschaftswährung bei 1,0757 US-Dollar gehandelt. Zeitweise notierte der Kurs fast 0,5 Prozent unter dem Niveau des Vorabends.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Mit dem starken ADP-Bericht legte der Dollar im Gegenzug kräftig zu. Für die US-Anleihen ging es nach den Daten leicht nach unten. Die Rendite zehnjähriger Papiere legt um 4 Basispunkte auf 2,50 Prozent zu.

Am Vortag hatte der Euro um rund ein Prozent zugelegt, nachdem der Berater des US-Präsidenten für handelspolitische Fragen, Peter Navarro, den Euro als "grob unterbewertet" bezeichnet hatte. Deutschland erschleiche sich dadurch "unfaire Handelsvorteile". Zudem warf Donald Trump China und Japan vor, ihre Währungen zu manipulieren.

Der Yen sprang nach Trumps Aussagen auf ein Zweimonatshoch gegenüber dem Dollar. Zuletzt ging der Greenback bei 113,58 Yen um nach 112,80 Yen im US-Handel. Der WSJ-Dollarindex beendete den US-Handel auf dem tiefsten Stand seit Mitte November 2016, im asiatischen Geschäft erholte sich der Index allerdings um 0,2 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0790 (Dienstag: 1,0755) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9268 (0,9298) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85418 (0,86105) britische Pfund, 122,25 (121,94) japanische Yen und 1,0680 (1,0668) Schweizer Franken fest.

Asien: Erholung nach Trump-Schock

Der Nervosität im Hinblick auf die politischen Unwägbarkeiten der US-Politik hat sich zur Wochenmitte an den Börsen in Südostasien und Australien etwas gelegt - die Kurse erholten sich leicht. Nur in Hongkong holte die Börse die Verluste der Region der vergangenen zwei Tage nach der Feiertagspause nach und gab gegen die regionale Tendenz nach. In Schanghai bleibt die Börse wegen des chinesischen Neujahrsfestes noch bis einschließlich Donnerstag geschlossen. Auch im chinesischen Kernland, auf Taiwan und in Vietnam ruhte der Handel noch.

Nikkei
Nikkei 37.068,35

Im Vorfeld der US-Notenbankentscheidung zur weiteren Geldpolitik stieg der Nikkei-225 in Tokio um 0,6 Prozent auf 19.148 Punkte. In Sydney und Seoul zeigten sich die Märkte freundlich, in Hongkong verlor der HSI 0,3 Prozent. In Südkorea stützten besser als erwartet ausgefallene Handelsdaten, auch die Industrieproduktion sendete positive Signale aus. In China trafen diverse Einkaufsmanagerindizes die Erwartungen fast punktgenau und blieben im Expansion anzeigenden Bereich.

In Australien beflügelten höhere Preise für Basismetalle und Erdöl die wichtigen Sektoren Bergbau und Energie. So kletterte der Kupferpreis am Vorabend auf den höchsten Stand seit 2015 - beflügelt vom schwachen Dollar und drohenden Streiks in Chile. Auch die Erholung der Bankenwerte nach ihrem scharfen Absturz in den vergangenen zwei Tagen halfen dem Aktienmarkt in Sydney auf die Beine.

Übergeordnet wollten Händler trotz der leichten Erholung nach den politischen Rundumschlägen von US-Präsident Donald Trump von einer grundlegenden Stimmungsaufhellung aber nichts wissen. Die Verunsicherung halte an, heißt es. Marktteilnehmer seien auf weitere schlechte Nachrichten von der Trump-Administration vorbereitet.

"Plötzlich realisiert der Markt, dass in den USA der völlige Protektionismus herrscht", sagte Chefhändler Andrew Sullivan von Haitong International Securities mit Blick auf die Einreisebeschränkung in den USA. Allerdings bestehe weiterhin die Hoffnung auf konjunkturstützende Maßnahmen durch Trump wie die angekündigte Steuerreform und Deregulierungen. So zeigte sich Apple-Chef Tim Cook "optimistisch" über die Perspektiven der Steuerreform.

Für neue Unruhe sorgten auch in Asien wiederholte Signale, dass Trump einen schwächeren Dollar bevorzugt. Der US-Präsident ließ durchblicken, dass Japan und China ihre Währungen künstlich schwächten, um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Ähnliche Vorwürfe machte ein Berater Trumps in Richtung Deutschland.

In Tokio haussierten Mitsubishi Motors 12,4 Prozent. Der Automobilkonzern rechnet mit einem geringeren Verlust als zuvor befürchtet. Omron legten um 6,5 Prozent zu, nachdem das Elektronikunternehmen seine Gewinnprognose erhöht hatte. Nach schwachen Geschäftsausweisen von Fujifilm und Murata Manufacturing gaben die Aktien um 4,9 bzw. 4,0 Prozent nach.

Die Titel des Zahlungsdienstleisters OFX brachen in Australien um 24 Prozent ein. Das Unternehmen wird hart vom Brexit getroffen und wechselt die Führung aus. Die Aktie der krisengeschüttelten Reederei Hanjin Shipping zogen nur gebremst vom Tageslimit in Seoul um knapp 30 Prozent an. Die südkoreanische Börse hatte den Wert von der Liste der Risikopapiere gestrichen.

Rohstoffe: Ölpreise ziehen an

Die Ölpreise legen im Nachmittagsgeschäft deutlich zu. Ein Barrel Brent zur Lieferung im April kostet 55,92 US-Dollar. Das sind 32 Cent mehr als am Vorabend. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI zur Lieferung im März steigt um 23 Cent auf 53,04 Dollar.

Der Aufbau der Rohöllagerbestände in den USA hat sich in der Woche zum 27. Januar fortgesetzt. Der Zuwachs fiel dabei stärker aus als erwartet. Die Lagerbestände stiegen nach Angaben der staatlichen Energy Information Administration (EIA) um 6,5 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche. Damit wurde das vierte Mal hintereinander ein Zuwachs verzeichnet.

Analysten hatten nur einen Anstieg im Umfang von 2,9 Millionen Barrel erwartet. In der Vorwoche hatten sich die Lagerbestände um 2,8 Millionen Barrel erhöht. Bei den bereits am Vortag veröffentlichten Daten des privaten American Petroleum Institute (API) war mit 5,8 Millionen Barrel ebenfalls eine kräftige Zunahme registriert worden.

Die Benzinbestände nahmen um 3,9 Millionen Barrel zu. Analysten hatten lediglich ein Plus von 1,3 Millionen Barrel erwartet, nachdem sie in der vorangegangenen Woche um 6,8 Millionen gestiegen waren. Auch die API-Daten hatten einen Anstieg angezeigt. Er lag bei 2,9 Millionen Barrel.

Quelle: ntv.de, mmo/mbo/AFP/DJ/dpa/rts

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