Marktberichte

Weihnachtsrally vorbei? Dax und Dow geht die Luft aus

Fast ausschließlich seitwärts geht es mit dem Dax zur Wochenmitte.

Fast ausschließlich seitwärts geht es mit dem Dax zur Wochenmitte.

(Foto: REUTERS)

Für ein neues Jahreshoch reicht es beim Dax im Tagesverlauf. Am Ende aber bleibt von dem ohnehin nur kleinen Gewinn nichts mehr übrig. Die Rally zum Jahresende scheint beendet - auch an der Wall Street.

Auf hohem Kursniveau und kurz vor Weihnachten wird die Luft immer dünner an den Börsen. Der Dax hat im frühen Handel mit 11.480 Punkten zwar noch einmal ein Jahreshoch erklommen, konnte die Kursgewinne aber nicht bis zum Handelsende halten.

Der Dax schloss am Ende nahezu unverändert bei 11.469 Punkten. Für den MDax ging es 0,5 Prozent nach oben auf 22.066 Zähler. Erstmals seit seinem Bestehen überstieg er damit die 22.000-Punkte-Marke. Der TecDax schloss ebenfalls nahezu unverändert auf 1786 Punkten. Für den Euro-Stoxx-50 geht es hingegen 0,3 Prozent nach unten auf 3270 Stellen.

Die kursbewegenden Nachrichten und Impulse werden von Tag zu Tag weniger. Die Akteure ziehen sich zunehmend aus dem Handel zurück. An der Derivatebörse Eurex haben sich die Umsätze der Terminkontrakte auf den Dax in den vergangenen fünf Handelstagen gedrittelt. Auch bei Bundesanleihen gehen die Volumina spürbar zurück.

Europas Banken im Fokus

In Mailand handelten die Papiere der Banca Monte dei Paschi extrem volatil. Zunächst brach der Kurs um fast 20 Prozent ein, um anschließend sogar leicht ins Plus zu drehen. Am Ende schloss der Kurs wieder mit 12,6 Prozent im Minus. "Aktien der Monte dei Paschi stehen heute enorm unter Druck, nachdem sie bestätigt hat, dass die Liquidität nur noch für vier Monate ausreicht", sagte Craig Erlam vom Broker Oanda. Das sei erheblich weniger, als man ursprünglich angenommen habe. "Diese Enthüllung macht eine Lösung nur noch dringlicher", sagt der Analyst. Italiens Regierung strebt einen Rettungsfonds für angeschlagene Geldhäuser von 20 Milliarden Euro an.

Anders die spanischen Bankenaktien: Sie stehen unter Druck, nachdem der Europäische Gerichtshof Rückzahlungen an Hypothekenkunden verlangt hat. Bis zu 5 Milliarden Euro könnten auf Spaniens Banken zukommen. Vor allem britische Anleger könnten davon betroffen sein, die bis zum Beginn der Immobilienkrise 2008 stark in spanische Immobilien investiert hatten. "Wir haben dieses Urteil nicht erwartet", sagte Ignacio Ulargui von der Deutschen Bank. Von den nun anstehenden Rückzahlungen an Kunden seien vor allem die Liberbank, Banco Popular, BBVA und Banco Sabadell betroffen.

Dax: VW schiebt sich an die Spitze

Mit Blick auf Einzelaktien lag der Fokus auf VW mit der Einigung in den USA für die rund 80.000 US-Kunden von Drei-Liter-Dieselfahrzeugen. Auch wenn finanzielle Details noch fehlen, wird die Entwicklung im Handel grundsätzlich positiv gesehen, die Aktie legte um 1,9 Prozent zu und war damit Dax-Spitzenreiter.

Linde erholten sich von den Verlusten des Vortages, die Aktie stieg um 1,2 Prozent. Nach der Einigung von Linde und Praxair über einen möglichen Zusammenschluss kamen die Analysten der NordLB zu dem Schluss, dass die Unternehmen mit der nicht bindenden Vereinbarung einige wichtige Stolpersteine aus dem Weg geräumt haben, die für das Scheitern beim ersten Anlauf verantwortlich gewesen seien.

Die Aktie der Deutschen Bank gab nach anfänglichen Gewinnen 0,4 Prozent nach. Der Marktkonsens für die in den USA fälligen Strafzahlungen im Zusammenhang mit Immobilien-besicherten Wertpapieren liegt nun laut Barclays bei etwa sieben Milliarden US-Dollar. Dieser Betrag liegt deutlich unter den bislang im Raum stehenden 14 Milliarden Dollar. Bei einer Zahlung von sieben Milliarden Dollar erreichte die Deutsche Bank in etwa ihr Kapitalziel von 12,5 Prozent für 2018. Details zur Einigung könnten am Mittwoch bekannt gegeben werden. Nach einer Einigung könnten sich die Anleger wieder verstärkt den Themen Kapitalerhöhung, Eigenkapitalrendite, Ausblick und Strategie zuwenden.

Die Geschäftszahlen von US-Wettbewerber Nike haben keinen großen Einfluss auf die Aktie von Adidas, die um 1,0 Prozent sanken. Dazu entwickelten sich die Unternehmen momentan zu unterschiedlich. Dies sei auch an der Jahresperformance der jeweiligen Aktien abzulesen, hieß es im Handel. Während die Aktie von Nike seit Jahresbeginn 17 Prozent im Minus notiere, handele der deutsche Wettbewerber über 60 Prozent im Plus.

SDax: Ado Properties liegen weit oben

Im Kleinwerteindex SDax legten Ado Properties um 4,8 Prozent zu. Das Immobilienunternehmen hat die zum Jahresende anstehende Neubewertung des Portfolios überraschend deutlich hochgenommen. "Das sind 33 Prozent mehr als noch zum Ende des ersten Halbjahres und in dieser Höhe wirklich ungewöhnlich für die Branche, selbst wenn die Hälfte davon auf Zukäufe zurückgeht", kommentierte ein Händler. Die Aktie notiere daneben günstig und sei nur mit dem 0,85-fachen des Nettovermögenswertes bewertet, ergänzt ein anderer Händler.

USA: Ist die Luft raus?

Nach der jüngsten Rekordjagd zeigten sich die US-Börsen am Mittwoch in einem ruhigen vorweihnachtlichen Handel wenig verändert. Der Leitindex Dow Jones scheiterte daran, erstmals in seiner Geschichte die Marke von 20.000 Punkten zu überspringen. Die Wall Street ist seit der Wahl von Donald Trump zum künftigen US-Präsidenten vor rund sechs Wochen aber insgesamt im Aufwind. Der Dow hat seitdem rund neun Prozent zugelegt. Der S&P-500 notiert derzeit beim 17-Fachen des erwarteten Jahresgewinns der Unternehmen. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre war es hingegen nur das 14-Fache.

Der Dow-Jones-Index schloss 0,2 Prozent tiefer auf 19.941 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 sank 0,2 Prozent auf 2265 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verringerte sich ebenfalls 0,2 Prozent und ging bei 5471 Stellen aus dem Handel.

Unter den Einzelwerten stand Nike im Fokus, die Papiere stiegen rund 1 Prozent. Der Adidas-Rivale  hat im vergangenen Quartal mehr verdient und umgesetzt als erwartet. Bei FedEx war die Entwicklung genau umgekehrt. Der Paket-Dienst verfehlte mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen, die Aktie gab 3,3 Prozent nach. Bei Twitter ging es fast fünf Prozent bergab. Das Unternehmen verliert den nächsten Spitzen-Manager. Technologiechef Adam Messinger teilte mit, die Firma zu verlassen.

Asien: Nikkei-Anleger mach Kasse

Gewinnmitnahmen vor den Feiertagen haben die Tokioter Börse am Mittwoch leicht ins Minus gedrückt. In dünnem Handel hatten zuvor noch starke US-Vorgaben und der schwache Yen den Nikkei-Index auf ein Ein-Jahres-Hoch getrieben. Am Dienstag hatte er auf dem höchsten Stand seit mehr als einem Jahr geschlossen. Er ist nicht mehr weit von der psychologisch wichtigen 20.000-Punkte-Marke entfernt - wie auch der Dow-Jones -Index in den USA.

Der 225 Werte umfassende Nikkei schloss 0,3 Prozent tiefer bei 19.444 Punkten. Die Börse in Schanghai schloss dagegen 1,1 Prozent im Plus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Schanghai und Schenzen gewann 0,6 Prozent. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans stieg um 0,2 Prozent.

Bei den Einzelwerten in Tokio stand Japan Display im Fokus. Die Titel stiegen zwischenzeitlich um elf Prozent nach einem Medienbericht, wonach der Anzeigen-Hersteller auf eine Geldspritze von 640 Millionen Dollar rechnen kann. Die Aktie schloss 2,5 Prozent im Plus.

Devisen: Euro steigt wieder über 1,04 Dollar

Der Kurs der Euro hat in einem über weite Strecken ruhigen Handel moderat zugelegt. Am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0440 US-Dollar und damit knapp einen halben Cent mehr als am Morgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0421 (Dienstag: 1,0364) Dollar fest.

Der Handel zwischen Euro und Dollar verlief weitgehend impulslos. Am Markt war die Rede von einem typischen vorweihnachtlichen Handelsverlauf. Viele Marktteilnehmer ziehen sich schon einige Tage vor den Feiertagen aus dem Handelsgeschehen zurück, was Kursbewegungen mitunter schwer erklärbar macht. Aufgrund geringerer Handelsumsätze sind selbst stärkere Kursbewegungen nicht auszuschließen, weil einzelne Transaktionen stärker ins Gewicht fallen.

Die deutlichsten Kursgewinne unter den größeren Währungen verzeichnete zur Wochenmitte die schwedische Krone, obwohl die Zentralbank in Stockholm ihre lockere Geldpolitik fortsetzt. Nach einer Zinssitzung teilte sie mit, ihre Wertpapierkäufe um ein halbes Jahr zu verlängern und den Leitzins unverändert bei minus 0,5 Prozent zu halten. Marktteilnehmer nannten jedoch mehrere Gründe, die Krone zu kaufen. Dazu zählte, dass die Reichsbank ihre Geldschwemme in geringerem Ausmaß als bislang fortführt. Zudem rief die Fortführung der lockeren Geldpolitik im geldpolitischen Ausschuss Widerspruch hervor.

Rohstoffe: Ölpreise geben Gewinne wieder ab

Nach einem positiven Start drehte am Nachmittag der Wind am Ölmarkt. Am späten Nachmittag ließen die Ölpreise etwa nach. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Februar kostete 55,04 US-Dollar. Das waren 31 Cent weniger als am Dienstag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Februar fiel um sieben Cent auf 53,23 Dollar.

Hinweise auf deutlich sinkende Rohöllagerbestände in den USA hatten den Preisen zunächst Auftrieb gegeben, hieß es aus dem Handel. Das private American Petroleum Institute (API) verzeichne demnach einen Rückgang um über vier Millionen Barrel. Die offiziellen Zahlen werden am Mittwochnachmittag veröffentlicht.

Quelle: ntv.de, kst/chr/DJ/dpa

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