Marktberichte

China und Fed belasten Dax und Dow ducken sich weg

Wolken am Konjunkturhimmel: Die Chinas Boom-Jahre sind vorbei.

Wolken am Konjunkturhimmel: Die Chinas Boom-Jahre sind vorbei.

(Foto: REUTERS)

Monatelang hatten Börsianer die Sorgen über Chinas Wirtschaft ausgeblendet. Jetzt sind diese wieder da. Schuld sind schwache Außenhandelszahlen. Auch das Fed-Protokoll missfällt.

Wiedersehen mit zwei alten Bekannten: Sorgen wegen der Wachstumsdelle in China und die nahende Zinserhöhung in den USA haben den Anlegern wieder mal zu schaffen gemacht. Dax und EuroStoxx50 verloren 1,0 bzw. 1,1 Prozent auf 10.414 bzw. 2973 Punkte.

Trübe sah es auch bei den anderen Indizes aus: Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor 0,7 Prozent. Für den Technologiewerte-Index TecDax ging es 0,6 Prozent nach unten.

"Besonders die Dax-Unternehmen sind vergleichsweise stark abhängig von der chinesischen Konjunktur", sagte Heino Ruland von Ruland Research. Die chinesischen Exporte sind im September um zehn Prozent eingebrochen, die Importe gingen um 1,9 Prozent zurück. Die politischen und konjunkturellen Unsicherheiten seien einfach zu groß, kommentierten Händler. Schon zu Jahresbeginn hatten sich die Anleger große Sorgen um Chinas Wirtschaft gemacht. Die Aktienmärkte waren weltweit auf Talfahrt gegangen.

"Nun dürften die Spekulationen um eine Yuan-Abwertung wieder zunehmen", sagte ein Händler. Bereits in den vergangenen Tagen hatte die chinesische Notenbank den Yuan geschwächt, aber nur in Mini-Schritten. Eine stärkere Abwertung dürfte die Importe noch einmal kräftig drücken - mit negativen Auswirkungen unter anderem für die Automobilkonzerne oder auch die Luxusgüterproduzenten.

Neben den China-Daten schlug den Anlegern das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung auf den Magen. Aus diesem geht hervor, dass die Notenbank trotz interner Differenzen über den rechten Zeitpunkt auf eine Zinserhöhung zusteuert.

Bei den Einzeltiteln im Dax verzeichneten nur Eon und Fresenius Medical Care ein Plus. Eon notierten zuletzt 0,7 Prozent höher. Einem Bericht der "Wirtschaftswoche" zufolge erwägt der Konzern mindestens einen Teil seiner Stromnetze abzuspalten und Investoren anzubieten oder an die Börse zu bringen. Der Energieriese dementierte den Bericht allerdings. Ohne Nachrichten stiegen Fresenius Medical Care um 0,6 Prozent.

ProSiebenSat.1 verloren 2,9 Prozent, obwohl der Medienkonzern seine Prognosen für das laufende Jahr und die mittlere Frist angehoben hat.

Lufthansa, die in den vergangenen fünf Handelstagen 6,2 Prozent gewonnen hatten, gaben 2,9 Prozent ab. Rivale Cathay Pacific hatte vor einem schwächeren zweiten Halbjahr gewarnt und damit seine Aktionäre in Hongkong vergrault.

Unter Druck gerieten auch die Finanz- und Versicherungswerte: Deutsche Bank verloren 2,9 Prozent. Allianz gaben 2,3 Prozent nach. "Die Sorgen-Liste institutioneller Investoren ist aktuell lang", sagte Fondsmanager Thomas Altmann von QC Partners. Neben der US-Geldpolitik lasteten auch die sinkenden Unternehmensgewinne, der ungewisse Ausgang der US-Wahlen auf den Märkten.

Deutsche Immobilienaktien zeigten sich derweil auf breiter Front fester. Gegen die allgemeine Marktschwäche legten Vonovia im Dax, Deutsche Euroshop und TAG im MDax sowie Patrizia und TLG im SDax zu. "Die Werte haben über Wochen hinweg unter den steigenden Zinsen gelitten", sagte ein Händler. Insofern sei es "normal", dass sie nun zu einem Pull-Back ansetzten. "Eine Trendwende darf daraus aber nicht abgeleitet werden", sagte ein Händler.

Seinen Einstand an der Frankfurter Börse feierte der deutsch-niederländische Arzneimittel-Versender Shop Apotheke. Aktien des Unternehmens mit Sitz in Venlo starteten mit 30,05 Euro über ihrem Ausgabepreis von 28 Euro.

USA: Von Tagestiefs wieder zurückgekommen

Schwache Konjunkturdaten aus China drückten die Kauflane an der Wall Street. Allerdings konnten sich die Kurse im Verlauf deutlich von ihren Tiefstständen erholen. Die chinesischen Im- und Exportdaten wiesen für den September einen Rückgang um 1,9 bzw. einen Einbruch von 10 Prozent aus. "Das macht die Investoren etwas nervös", sagte Marktanalyst Naeem Aslam von ThinkMarkets. Der Markt sei davon ausgegangen, dass man sich um China keine Sorgen mehr machen müsse. Dazu kam eine immer wahrscheinlicher werdende Zinserhöhung durch die US-Notenbank im Dezember.

Der Dow-Jones-Index reduzierte sich 0,2 Prozent auf 18.099 Punkte, nachdem er im Tagestief schon bis auf 17.960 Punkte abgerutscht war. Der S&P-500 fiel 0,3 Prozent auf 2133 Punkte. Der Nasdaq-Composite verzeichnete einen Abschlag von 0,5 Prozent auf 5213 Punkte.

Wells Fargo gaben 1,3 Prozent nach. Anleger hatten zunächst mit Erleichterung auf die Nachricht vom sofortigen Rücktritt des Vorstandschefs reagiert, der am Mittwoch nach der Schlussglocke bekannt gegeben wurde. Anfang September hatte sich die Bank im Skandal um Scheinkonten mit den US-Regulierungsbehörden auf eine Strafzahlung von 185 Millionen Dollar geeinigt. Für JP Morgan und Citigroup ging es im Vorfeld der Quartalszahlen zum Wochenausklang um 0,6 bzw. 0,5 Prozent nach unten. Goldman Sachs verloren 1,1 Prozent und waren damit zweitschwächster Wert im Dow.

Asien: Schanghai schert aus

Nikkei
Nikkei 40.369,44

An den ostasiatischen Börsen hatten ebenfalls die negativen Vorzeichen überwogen. Besser als die übrigen Aktienmärkte der Region hielt sich die Börse in Schanghai, die gut behauptet tendierte. Bei den China-Daten könnte es sich um einen Ausreißer gehandelt haben, hieß es. Spätestens im Oktober dürften vermehrt Aufträge für das Weihnachtsgeschäft hereinkommen, die dann auch wieder höhere Ausfuhren zur Folge hätten.

Die starke US-Wirtschaft in Verbindung mit einer schwachen chinesischen Währung dürfte der chinesischen Exportwirtschaft ebenfalls zugute kommen, so Marktteilnehmer.

Weniger gelassen reagierten die Anleger in Hongkong auf die Exportdaten. Dort gab der Hang-Seng-Index (HSI) um 1,5 Prozent nach. Schwächere Exporte bedeuteten, dass auch die Aussichten der Industrieproduktion nicht gut seien, sagte Alexander Lee, Marktstratege bei DBS Vickers.

Auch die Börse in Sydney litt mit einem Minus von 0,7 Prozent deutlicher unter den chinesischen Konjunkturdaten. China ist wichtigster Abnehmer australischer Rohstoffe. 

An der Tokioter Börse fiel der Nikkei-225-Index um 0,4 Prozent auf 16.774 Punkte, nachdem der als Fluchtwährung in Krisenzeiten geltende Yen nach den schwächeren China-Daten zum Dollar und anderen Währungen aufgewertet hatte. Verkauft wurden Aktien des Energiesektors, nachdem der Ölpreis deutlich nachgegeben hatte. Stahlwerte litten erneut unter den enttäuschenden Quartalsdaten, die der US-Aluminiumkonzern Alcoa am Dienstag vorgelegt hatte.

Rohstoffe: Ölpreise berappeln sich

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 87,07

Auf den Ölpreisen lastete zwar die Aussicht auf eine anhaltende Ölschwemme. Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich trotzdem um 0,4 Prozent auf 52,09 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Leichtöl der Sorte WTI kostete 50,56 Dollar und damit 0,7 Prozent mehr. Händler verwiesen auf Unsicherheiten: Die Opec ringt um eine Förderkürzung, die in Zusammenarbeit mit dem großen Förderer Russland erreicht werden soll.

Zwar vereinbarten die die Mitgliedsländer des Kartells, weitere Nicht-Opec-Staaten einzubinden. Aber konkrete Schritte wurden nicht bekannt. Ende des Monats soll nun auf Fachebene weiter verhandelt werden. Im September hatte die Opec derweil so viel Öl gefördert wie seit mindestens 2008 nicht mehr.

Auch in den USA macht sich die Ölschwemme weiter bemerkbar. Die Lagerbestände stiegen laut der staatlichen Energiebehörde EIA um 4,9 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche. Analysten hatten lediglich einen Anstieg um 0,9 Millionen Barrel erwartet. In der Vorwoche hatten sie sich um 3,0 Millionen Barrel verringert. Bei den bereits am Vortag veröffentlichten Daten des privaten American Petroleum Institute (API) war mit 2,7 Millionen Barrel ebenfalls eine Zunahme registriert worden.

Devisen: Dollar auf Sieben-Monats-Hoch

Auch an den Devisenmärkten hielten die Zinsspekulationen Anleger in Atmen. "Der Markt preist jetzt die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschritts bei der Fed-Sitzung im Dezember ein", sagte Währungsspezialistin Jane Foley von der Rabobank. Der Dollar stieg zeitweise auf den höchsten Stand seit sieben Monaten. Der Euro fiel dagegen erstmals seit Ende Juli wieder unter die Marke von 1,10 Dollar, machte im Handelsverlauf aber wieder Boden gut.

Kopfzerbrechen bereitete Investoren auch das schwache Pfund Sterling. Seit dem Votum der Briten für einen Ausstieg aus der Europäischen Union Mitte Juni verlor es achtzehn Prozent zum Dollar und notiert derzeit bei 1,21 Dollar. Vor allem britische Einzelhändler leiden darunter.

Die türkische Lira fiel seinerseits auf ein Rekordtief zum Dollar, nachdem Ministerpräsident Binali Yildirim am Mittwoch gesagt hatte, dass die Regierungspartei AKP dem Parlament einen eigenen Verfassungsentwurf vorlegen wolle, der ein Präsidialsystem vorsehe.

Der Vorstoß lässt Anleger fürchten, dass es zu einer Machtkonzentration kommt. Zuvor hatte die nationalistische Oppositionspartei signalisiert, dass sie ein Referendum unterstütze könnte, bei dem über das Präsidialsystem abgestimmt werde. Der Dollar stieg zur Lira auf das Rekordhoch von 3,1058 Lira und kam dann zurück auf 3,10 Lira.

Quelle: ntv.de, ddi/mbo/DJ/rts

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