Marktberichte

Chinas Börsen-Desaster belastet Dax überwindet den Kurs-Schock

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(Foto: picture alliance / dpa)

Der Crash an Chinas Börsen zieht auch den deutschen Aktienmarkt in Mitleidenschaft. Nach zwischenzeitlich herben Verlusten von fast vier Prozent geht der Dax aber noch mit einem blauen Auge aus dem Handel. Eine weniger panische Wall Street stützt etwas.

Ein erneuter Börsen-Crash in China droht dem deutschen Leitindex Dax eine wahre Horror-Handelswoche zu bescheren: Bereits kurz nach Handelsstart fiel der Dax das erste Mal seit Oktober 2015 unter die Marke von 10.000 Punkten. Danach ging es weiter bergab, rund 400 Punkte sank der Index auf sein Tagestief bei 9810 Zählern. Gegen Ende konnte sich der Dax leicht erholen, verlor am Ende aber immer noch 2,3 Prozent auf 9980 Punkte. Etwas Unterstützung kam von den US-Börsen, die zwar auch Verlusten verzeichnen, jedoch vergleichsweise moderate.

Beunruhigend für die Märkte war der Fall der chinesischen Währung, die von der Notenbank erneut niedriger gefixt wurde - bereits zum achten Mal in den vergangenen acht Handelstagen. "Die Chinesen infizieren den gesamten Globus mit ihren Problemen, die sie zudem extrem dilettantisch anpacken", kommentierte Daniel Saurenz von Feingold Research gegenüber n-tv.de. "Mit der Abwertung des Yen steigt China voll in den Währungswettlauf ein, versucht eigene Exporteure zu stärken und schwächt damit die Aktienkurse der großen Auslandsexporteure."

An der Börse in China wurde der Handel wie schon am Montag vorzeitig gestoppt, nachdem das Börsenbarometer CSI-300 die Verlustschwelle von sieben Prozent erreichte. Diesmal war bereits nach einer halben Stunde das "Limit Down" erreicht. Allerdings war darin noch eine Handelspause von 15 Minuten enthalten, nach einem Indexminus von zunächst fünf Prozent.

Hat die Charttechnik Potenzial für eine Gegenbewegung?

"Die Krisen-Indikatoren nehmen alle wieder Fahrt nach unten auf", sagte ein Händler. Es sei offensichtlich, dass es in China ohne die Handelsaussetzung zu noch größeren Kursverlusten als sieben Prozent gekommen wäre. Hedge-Fonds-Legende George Soros soll derweil laut der Nachrichtenagentur Bloomberg vor einer globalen Krise wie 2008 gewarnt haben. Als schlechtes Omen wurde ferner im Handel gewertet, dass die Weltbank die Wachstumsprognose gesenkt hat.

Daniel Saurenz von Feingold Research sieht jedoch eher die Möglichkeit einer baldigen Gegenbewegung: "Eine alte Börsenweisheit sagt bekanntlich, man sollte kaufen, wenn sprichwörtlich die Kanonen donnern." Bei Volatilitäten im VDax-New von über 30 dürfen sich die Schnäppchenjäger und nervenstarken Investoren jetzt bereitmachen. "Denn auf jeden Ausverkauf folgt mindestens eine technische Reaktion und diese sollte sowohl beim US-Index S&P 500 als auch beim Dax nicht weit sein."

Frankfurt: Auto-Aktien tummeln sich am Dax-Ende

BMW
BMW 105,98

Der Dax schloss am Ende 2,3 Prozent leichter und sank auf 9980 Punkte ab. Für den Nebenwerte-Index MDax ging es 2,3 Prozent nach unten auf 19.537 Zähler. Der TecDax verlor ebenfalls deutlich und büßte 2,4 Prozent auf 1745 Punkte ein. Beim Euro-Stoxx-50 betrug das Minus 1,8 Prozent, er sank auf 3084 Punkte.

Größte Verlierer im Dax waren erneut die Aktien der exportorientierten deutschen Autobauer: BMW standen mit einem Minus von 3,8 Prozent weit hinten im Index, VW verloren 3,3 Prozent. Daimler büßten 3,8 Prozent ein und sind damit größter Dax-Verlierer.

Besser als der Gesamtmarkt hielten sich Deutsche Telekom mit einem Minus von nur 0,6 Prozent, SAP mit minus 1,0 Prozent und Lufthansa, die ebenfalls 1,0 Prozent abgaben.

Rohstoffe: Ölpreise rauschen nach unten

Die Ereignisse in China schicken die Rohstoffpreise auf breiter Front auf Talfahrt - die Ölpreise markieren ein weiteres Elfjahrestief. Die Abwertung des Yuan macht den Import von Erdöl und anderen Rohstoffen wie Industriemetallen teurer. Die Nachfrage in China dürfte daher darunter und unter der Konjunkturschwäche leiden. China ist der zweitgrößte Verbraucher von Rohöl der Welt und fragt etwa die Hälfte des globalen Metallangebots nach.

US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 3,5 Prozent auf 32,76 US-Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent ist 3,4 Prozent günstiger für 33,08 Dollar zu haben. "Der Ölmarkt fürchtet, dass die chinesische Nachfrage nach Rohöl angesichts der Konjunkturschwäche fallen wird", sagt Energieanalyst Daniel Ang von Phillip Futures.

Wie schon an den Vortagen zu beobachten fällt ein Rohstoff aus dem Rahmen: Gold. Denn das Edelmetall profitiert von seiner traditionellen Rolle als Fluchtwährung in kritischen Zeiten. Der Goldpreis steigt erstmals seit neun Wochen wieder über die psychologisch wichtige Grenze von 1100 Dollar pro Feinunze nach Kursen um 1.094 am Vorabend. Aktuell kostet die Feinunze 1.104 Dollar. Die US-Notenbank hat durchblicken lassen, dass sie ihre Geldpolitik nur langsam und in kleinen Schritten straffen wird, was Gold ebenfalls attraktiver macht.

Devisen: Euro legt zu

Der Kurs des Euro ist begünstigt durch starke Konjunkturdaten aus der Eurozone gestiegen. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde am Nachmittag mit 1,0848 US-Dollar gehandelt. Am Morgen hatte er noch zeitweise unter der Marke von 1,08 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am frühen Nachmittag auf 1,0868 (Mittwoch: 1,0742) Dollar festgesetzt.

Für ein freundliches Umfeld beim Euro sorgten überwiegend besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus der Eurozone und Deutschland. So hatte die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone im Dezember den besten Wert seit über vier Jahren erreicht.

Quelle: ntv.de, kst/jwu/DJ/rts/dpa

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