Marktberichte

Ruhiger Ausklang Dax tritt auf der Stelle

Der Dax präsentiert sich unentschlossen.

Der Dax präsentiert sich unentschlossen.

(Foto: imago/Michael Weber)

Der Dax präsentiert sich am letzten Handelstag der Woche nicht so richtig motiviert. Doch Börsianer rechnen damit, dass es bald wieder nach oben geht - wegen der Notenbanken.

Vor dem Wochenende sind Anleger am deutschen Aktienmarkt auf Nummer sicher gegangen. Sie nahmen sich damit ein Vorbild an der Wall Street. Dort hatte die Rekordjagd am Donnerstag eine Pause eingelegt - und auch am letzten Handelstag der Woche passiert dort wenig.

Dax
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Der Dax schloss nahezu unverändert bei 10.147 Punkten, während der MDax minimal auf 20.809 Punkte stieg Der TecDax legte 0,4 Prozent auf 1674 Zähler zu.

Frank Meyer, der für n-tv an der Frankfurter Börse unterwegs ist, beschreibt das Motto so: "Hoch die Hände, Wochenende." Händler sahen das ähnlich. Sie sprachen von fehlenden Impulsen und dem vordringlichen Wunsch der Marktteilnehmer, das erhöhte Kursniveau über das Wochenende zu retten.

"Die Gewinne der US-Unternehmen liegen auf dem Niveau, wo der S&P-500 1000 Punkte tiefer stand", sagt Meyer. "Die Börse spielt nicht mehr die Wirtschaft, wie sie früher gespielt wurde. Die Börse spielt Geldpolitik. Sie schaut auf das, was aus den Notenbanken kommt - ob das die Gelddruckerei ist oder die Niedrigzinspolitik, die wahrscheinlich ewig anhält."

Einkaufsmanangerindex

Der Einkaufsmanagerindex ist ein viel beachtetes Konjunkturbarometer für die gesamtwirtschaftliche Lage. Für den Index werden Manager, die für ihre Unternehmen im Einkauf tätig sind, zur aktuellen Geschäftslage ihrer Betriebe befragt. Dabei werden wichtige Kenngrößen wie Auftragslage, Produktion, Exportaufträge, Beschäftigung und Einkaufspreise erhoben. Über der Schwelle von 50 Zählern wird Wachstum signalisiert.

Investoren richteten ihre Aufmerksamkeit heute kurz auf die Stimmungsbarometer der Einkaufsmanager aus Deutschland und der Eurozone. Demnach steckt die deutsche Wirtschaft das Brexit-Votum bislang überraschend gut weg. In Zahlen ausgedrückt: Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft kletterte im Juli um 0,9 Punkte auf das Jahreshoch von 55,3 Zählern.

Derweil hatten die Aktionäre von ElringKlinger Grund zu schlechter Laune, denn die Papiere brachen bis zu 17,6 Prozent ein. Der Autozulieferer hatte wegen Kapazitätsproblemen seine Gewinnziele für dieses Jahr reduziert. "Wir fühlen uns ins Jahr 2015 zurückversetzt", stöhnte ein Börsianer. "Damals hatte das Unternehmen aus ähnlichen Gründen eine Gewinnwarnung ausgesprochen." Im Verlauf grenzten die Aktien die Verluste etwas ein und schlossen rund 13 Prozent schwächer.

Andere Autozulieferer wurden davon nicht belastet. So stiegen Leoni um 2,7 Prozent – hier könnte eine Hochstufung durch JP Morgan geholfen haben. Schaeffler legten 1,4 Prozent zu.

Unerfreuliche Nachrichten kamen aus der deutschen Chemie-Industrie. Sie hat nach einem schwachen zweiten Quartal ihre Jahresprognosen erneut reduziert. Die Wachstumsschwäche in den Schwellenländern und die geringe Dynamik des Welthandels machen Deutschlands drittgrößter Industriebranche nach wie vor zu schaffen. BASF gaben 0,5 Prozent ab, während Bayer nahezu unverändert aus dem Handel gingen.

Sehr gute Nachrichten von Vodafone machten den Telekom-Sektor europaweit zum Tagesgewinner. Die Aktien von Vodafone sprangen um 4,8 Prozent, nachdem das Management die Ziele für das laufende Geschäftsjahr bekräftigt hatte. Im Dax legten Deutsche Telekom 0,8 Prozent zu.

Lufthansa gaben dagegen nach. Die Aktien verloren nach der Gewinnwarnung vom Mittwochabend weitere 1,1 Prozent. Am Donnerstag hatten sie knapp sechs Prozent verloren.

US-Börsen: Kaum Bewegung

Nicht nur in Frankfurt, auch an den US-Börsen herrscht kein Trubel. "Der Markt verdaut erst einmal den sehr starken Kursanstieg nach dem Brexit-Votum", sagt der Chef des Finanzhauses Sarhan Capital, Adam Sarhan. Der Dow Jones liegt kaum verändert bei 18.514 Punkten, der S&P-500 verharrt bei 2166 Zählern. An der Nasdaq gewinnt der Composite 0,1 Prozent auf 5077 Punkte.

Der Dow-Jones-Index war zuletzt auf neue Rekordstände gestiegen, am Donnerstag hatte es dann Gewinnmitnahmen gegeben. "Es sieht nicht danach aus, als würde die Rallye heute weitergehen", sagt Sophie Schimansky, die für n-tv von der Wall Street berichtet. "Analysten sagen, dass der Wall-Street-Bulle verschnaufen muss."

Auf den Verkaufszetteln stehen die Papiere der Industriekonzerne Honeywell und General Electric, die beide trotz der zuletzt guten Quartalsbilanzen mit der mauen Auftragslage kämpfen. Honeywell verbilligen sich um fast 4 Prozent, GE um 2,5 Prozent.

Wenig gefragt sind auch die Papiere des Internet-Bezahlanbieters Paypal. Der will mit der weltweit führenden Kreditkartenfirma Visa zusammenarbeiten und verspricht sich davon höhere Einnahmen. Der Kurs von Paypal verliert fast 8 Prozent, der von Visa hingegen klettert um 1,2 Prozent.

Boeing-Papiere sind 1,8 Prozent billiger als gestern. Der Airbus-Rivale räumt angesichts von Schwierigkeiten mit einem Tankflugzeug und der schwächelnden Nachfrage nach Jumbos in der Bilanz auf. Insgesamt werde dies den Gewinn nach Steuern um 2,1 Milliarden Dollar schmälern, so das Management. Konkrete Zahlen legt Boeing kommende Woche vor.

Das neue Zauberwort: Helikoptergeld

Und wie geht es weiter an den Börsen? "Die Geldpolitik wird rund um den Globus eher noch lockerer", sagt Daniel Saurenz von Feingold Research im Gespräch mit n-tv.de. "Von Zinserhöhungen oder ähnlichem will niemand mehr etwas wissen. Die Konjunktur in den USA gibt sie nicht her, und auch in Europa werden Probleme nur überdeckt, jedoch nicht gelöst." Das neue Zauberwort heiße Helikoptergeld. "Die schon 1969 von Milton Friedman thematisierte Möglichkeit findet in Japan womöglich schon bald ihre Anwendung und macht großen Investoren weltweit Mut", so Saurenz. Derweil trockne der Markt für Staatsanleihen immer weiter aus, und mancher Investor werde in Aktien gezwungen.

"Kurzfristig ist die Stimmung schon wieder auf Sorglosigkeit gekippt, ist von der Angst nach dem Brexit kaum noch etwas zu spüren", sagt Saurenz. "Nach der jüngsten Erholung um fast 800 Punkte muss sich der Markt daher erst einmal setzen, ehe der Weg Richtung 11.000 weiterlaufen könnte. Die Börsenampel steht jedenfalls im Sommer mindestens auf gelb, dank üppigen Geldes."

Unterdessen gibt der Goldpreis die Gewinne vom Donnerstag wieder ab. Die Feinunze verbilligt sich um 1,1 Prozent auf knapp 1324 Dollar. Gabriele Widmann, Volkswirtin der Deka Bank, ist sich sicher: Der Goldpreis werde über kurz oder lang unter die 1000-Dollar-Marke fallen, sagt sie im Interview mit n-tv-Börsenmoderator Frank Meyer. Der ist da eher skeptisch. 

Die Ölpreise bewegen sich kaum von der Stelle. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im September kostet 46 US-Dollar. Das sind 0,4 Prozent weniger mehr als am Donnerstag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im August fällt um ebenfalls um 0,4 Prozent auf 44,50 Dollar.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 87,39

In der laufenden Woche haben die Ölpreise bislang knapp zwei Dollar nachgegeben. Begründet wird das wird vor allem mit hohen amerikanischen Lagerbeständen von Ölprodukten wie Benzin. Diese dämpfen meist die Rohölnachfrage der US-Raffinerien, was wiederum den Abbau der sehr hohen Rohölvorräte bremst. Das entsprechend hohe Rohölangebot drückt die Ölpreise.

Am Devisenmarkt herrscht ebenfalls weitgehend Ruhe. Der Euro bewegt sich zur US-Währung weiterhin in einer Spanne, die von knapp unter 1,10 bis zu 1,12 Dollar reicht. Am späten Nachmittag kostet die europäische Gemeinschaftswährung 1,1010 US-Dollar und damit etwas weniger als am Morgen. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1014 US-Dollar festgesetzt.

Britisches Pfund / US-Dollar
Britisches Pfund / US-Dollar 1,24

Das Pfund büßt dagegen deutlich an Wert ein und fällt unter die Marke von 1,32 Dollar. Der britische Einkaufsmanager-Sammelindex war im Juli auf 47,7 gerutscht - und nach dem Brexit-Votum damit auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2009. Und was noch wichtiger ist: Der gemeinsame Einkaufsmanagerindex für Industrie und Dienstleister liegt nun unter der Schwelle von 50 Punkten, ab der es Wachstum anzeigt. "Die Geschäfte liefen überraschend schlecht", teilte das Institut IHS Markit zu einer Umfrage unter rund 1000 Unternehmen mit. "Im Juli hat sich die Konjunktur dramatisch verschlechtert", sagte Markit-Chefökonom Chris Williamson. Die Abkühlung zeige sich bei Auftragsstornierungen, weniger Neugeschäft, dem Verschieben oder Beenden von Projekten. "Meist wurde dies auf die eine oder andere Art mit dem Brexit begründet", so Wiliamson.

Der Londoner Auswahlindex FTSE überwand dennoch seine anfängliche Schwäche und drehte leicht ins Plus. "Es sieht danach aus, dass die Bank von England nun die notwendigen Fakten hat, die sie braucht, um bei ihrer nächsten Sitzung im August die Geldpolitik zu lockern", sagt Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. Er rechne mit massiven Geldspritzen der Notenbank.

An den Aktienmärkten Südostasiens dominierten Kursverluste. Börsianer nannten folgenden Grund: Enttäuschung darüber, dass die Europäische Zentralbank die Geldpolitik vorerst nicht weiter lockert. In Japan drückte zusätzlich ein gestiegener Yen auf die Kurse, wie es hieß.

In Tokio fiel der Nikkei um 1,1 Prozent auf 16.627 Punkte, in Shanghai gab der Composite 0,9 Prozent auf 3.013 Zähler nach. Auch an den übrigen Börsen der Region ging es gen Süden. Lediglich in Südkorea drehte der Kospi hauchdünn ins Plus.

Trotz des schwachen Börsentages blieben die asiatischen Aktienmärkte aber gerade für westliche Anleger attraktiv, meinten Händler. Diese suchten nach dem Brexit Anlagealternativen zu Großbritannien und Europa, sagte einer von ihnen.

Quelle: ntv.de, jga/bdk/rts/DJ/dpa

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