Marktberichte

Wall Street schließt im Minus Dax sucht die Richtung

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(Foto: REUTERS)

Eine Flut von Unternehmenszahlen, zwei Schwergewichte präsentieren positive Überraschungen: Samsungs Gewinn bricht weniger stark ein als befürchtet. Und bei der Deutschen Bank staunen die Anleger, dass überhaupt unter dem Strich etwas übrig bleibt.

Am Frankfurter Aktienmarkt haben sich die Anleger in vornehmer Zurückhaltung geübt. Selbst der überraschende Quartalsgewinn der Deutschen Bank sorgte nur für gelangweiltes Schulterzucken. Händler waren deshalb etwas irritiert: "Vieles läuft heute entgegen der Logik", sagte einer von ihnen mit Blick auf die Kursbewegungen an Europas Börsen. Bei den Branchen zeige sich dies in der kraftlosen Reaktion auf die Quartalszahlen im Bankensektor und die Schwäche im Telekomsektor. Daneben sei die Volatilität bei Einzelwerten nach der jeweiligen Zahlenvorlage extrem hoch.

In Zahlen ausgedrückt heißt das: Der Dax schloss kaum verändert bei 10.717 Punkten, der MDax bei 21.237 Zählern. Der TecDax büßte 0,5 Prozent auf 1742 Punkte ein. Die am Vortag eingeleitete Korrektur gehe weiter, hieß es. Im Dax hatte man damit nach dem erneuten Scheitern an der 10.800er-Marke bereits gerechnet. "Die Luft so nahe am  Dax-Jahreshoch ist einfach zu dünn, und die Unternehmenszahlen sind nicht so prickelnd", sagt ein Händler. Am Dienstag hatte der Dax mit 10.828 Punkten ein Jahreshoch markiert.

Weder die Deutsche Bank noch Volkswagen oder BASF machten den Anlegern Kauflaune. Vielmehr fuhren einige ihre Positionen zurück. Die Titel der Deutschen Bank rutschten nach anfänglichen Gewinnen von bis zu 3,4 Prozent wieder ab, hielten sich aber etwas über dem Vortagesschluss von 13,29. Trotz eines Umbaus und diverser Rechtsstreitigkeiten hatte das Institut überraschend im dritten Quartal einen Gewinn eingefahren.

"Da belasten die negativen Schlagzeilen vom Vorabend nun doch den Kurs", sagte ein Händler. Laut Insidern prüft die Bank derzeit, ob sie möglicherweise komplexe Derivate in ihren Büchern falsch bewertet hat. An den Zahlen hatten Börsianer nicht viel auszusetzen. Die Erwartungen seien übertroffen worden, hieß es.

Auch von Volkswagen kam keine Unterstützung. Vor Handelsbeginn hatte der Konzern seine Quartalszahlen veröffentlicht, die im Dax notierten Vorzugsaktien schlossen nach spürbaren Auftaktgewinnen leicht im Minus. Der Autohersteller ist zwar trotz der finanziellen Folgen des Dieselskandals nach einem stabilen dritten Quartal für das Gesamtjahr zuversichtlicher. Doch zweifelten einige Börsianer an der Aussagekraft der bereinigten Zahlen.

Das Dax-Schwergewicht BASF lockte die Anleger nur zeitweise an. Der Aktienkurs trat nach einem regen Auf und Ab schließlich auf der Stelle.

Zu den Dax-Favoriten zählten Infineon mit einem Plus von 2 Prozent. Die Aktien profitierten Händlern zufolge von den Zahlen des Rivalen STMicro.

Dagegen belastete der streikbedingte Ausfall von Flügen der Töchter Germanwings und Eurowings die Lufthansa. Die Papiere verbilligten sich um 1,4 Prozent.

Und im MDax? Dort zogen die Aktien von Wacker Chemie nach dem Zwischenbericht um 0,6 Prozent an.

Nach dem Scheitern der Übernahme durch GE brachen die Aktien von SLM Solutions im TecDax um 16,5 Prozent ein. Der US-Mischkonzern übernimmt stattdessen den fränkischen 3D-Druck-Anlagenbauer Concept Laser.

US-Börsen: Abstriche in New York

An der Wall Street haben die Aktienkurse kleine Verluste eingefahren, obwohl die US-Konjunkturdaten des Tages nicht schlecht ausgefallen waren. Der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter fiel besser als erwartet aus. Der Rückgang war mit 0,1 Prozent im September geringer als das prognostizierte Minus von 0,6 Prozent. Zudem wurde der Vormonatswert leicht nach oben revidiert. Einige Marktteilnehmer hätten allerdings mit noch besseren Daten gerechnet, hieß es. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fiel im Rahmen der Erwartungen aus.

Die jüngsten Quartalsausweise bedeutender US-Unternehmen enthielten indessen nicht nur Licht, sondern auch Schatten. Der Dow-Jones-Index sank um 0,2 Prozent auf 18.170 Punkte. Für den S&P-500 ging es um 0,3 Prozent nach unten, und der Nasdaq-Composite fiel um 0,7 Prozent.

Tesla, Ford und Twitter überzeugen

Elektrisiert waren die Investoren von den Tesla-Ergebnissen für das dritte Quartal. Der Hersteller von Elektro-Fahrzeugen hat zum zweiten Mal seit dem Börsengang im Jahr 2010 einen Berichtszeitraum mit einem Gewinn abgeschlossen. Beim Umsatz erzielte Tesla sogar einen Rekord. Die Titel legten um 0,9 Prozent zu.

Der US-Autobauer Ford hat im dritten Quartal deutlich weniger verdient als im Vorjahr. Zum einen belasteten Rückrufkosten den Gewinn, zum anderen machte sich der allmählich abflauende US-Automarkt bemerkbar. In Europa steigerte Ford dagegen seinen Gewinn. Die im September gesenkte Prognose bestätigte der Konzern. Die Aktie fiel um 1,2 Prozent.

Der Kurznachrichtendienst Twitter hat im dritten Quartal mehr umgesetzt als in Aussicht gestellt und den Verlust unter dem Strich verringert. Der Konzern kündigte eine Restrukturierung an, im Zuge derer 9 Prozent der Stellen weltweit abgebaut werden sollen. Die Aktie kletterte um 0,6 Prozent.

Unter Druck stand die Aktie von Groupon, die sich um gut 22 Prozent reduzierte. Das Rabatt-Portal hat im dritten Quartal einen Verlust von 38 Millionen Dollar verbucht, während der Umsatz um 1 Prozent auf 721 Millionen Dollar zugelegt hat. Nachdem die Aktie im laufenden Jahr bereits um 73 Prozent zugelegt hatte, kam es zu verstärkten Gewinnmitnahmen.

In der Halbleiterbranche gibt es eine weitere milliardenschwere Übernahme. Der US-Chiphersteller Qualcomm verstärkt sich in Europa mit der Akquisition des niederländischen Halbleiterkonzerns NXP, wie beide Unternehmen gemeinsam mitteilten. Qualcomm zahlt 110 Dollar pro NXP-Aktie in bar, womit die Niederländer mit 47 Milliarden US-Dollar bewertet werden. Für Qualcomm ging es um 2,8 Prozent nach oben.

Qualcomm steht unter Druck, seine Abhängigkeit von Smartphones zu reduzieren. Ein Großteil der Umsätze stammt derzeit aus modernen Chips für mobile Geräte sowie aus Lizenzgebühren für Smartphones, die Qualcomm-Technologie einsetzen. Das war zwar bisher lukrativ, das Geschäft wächst jedoch nicht mehr so stark wie einst.

Rohstoffe: Öl etwas teurer

Der Goldpreis legte mit einer gestiegenen Nachfrage aus Indien leicht zu. Indien ist einer der größten Goldabnehmer weltweit. "Die erhöhte Nachfrage in Indien ist saisonal und kann daher auch schnell wieder nachlassen", hieß es von der Commerzbank. Einige Marktteilnehmer erklärten den Anstieg des Goldpreises auch mit den US-Konjunkturdaten vom Donnerstag. Sie seien zwar auf den ersten Blick gut ausgefallen, doch seien die "Flüsterschätzungen" höher gewesen, weshalb Gold als sicherer Hafen gefragt gewesen sei. Der Preis für die Feinunze stieg zum Settlement um 0,2 Prozent auf 1.269,50 Dollar.

Die Ölpreise holten einen Teil ihrer Vortagesverluste wieder auf. Nachdem am Mittwoch die Zweifel überwogen hatten, dass sich die Opec-Mitglieder auf eine Förderbegrenzung einigen könnten, seien die Akteure am Ölmarkt am Donnerstag diesbezüglich wieder optimistischer geworden. Mit einem Tag Verspätung habe der Markt auch die positive Nachricht zur Kenntnis genommen, dass die Ölvorräte der USA in der Vorwoche gesunken waren. Die entsprechenden Daten hatte das US-Energieministerium schon am Mittwoch veröffentlicht, doch hatten sie die Ölpreise nicht nachhaltig gestützt. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI legte am Donnerstag um 1,1 Prozent auf 49,72 Dollar zu. Für Brent ging es um 1 Prozent auf 50,47 Dollar nach oben.

Asien: Minuszeichen in China und Japan

Verluste haben das Gesamtbild an den asiatischen Märkten geprägt. Im Blick standen chinesische Konjunkturdaten, der Ölpreis und diverse Unternehmensberichte. Der Markt in Südkorea tendierte gegen den Trend im Plus, da die schwer gewichtete Samsung-Aktie nach dem Quartalsbericht trotz eines Gewinnrückgangs zulegte. Anleger hatten angesichts des Galaxy-Note-7-Debakels wohl Schlimmeres erwartet.

Der Markt in Shanghai gab 0,1 Prozent ab, nachdem sich der Anstieg der Unternehmensgewinne in der Industrie im September auf plus 7,7 von 19,5 Prozent im Vormonat verlangsamt hatte. Analysten zufolge haben Immobilienkontrollen die Baubranche und damit auch die Kohle- und Stahlproduzenten getroffen. Dies sei aber nur ein temporärer Faktor, hieß es.

Die Börse in Hongkong präsentierte sich deutlich schwächer. Der HSI gab 1 Prozent nach. Hier verdarb unter anderem ein langsameres Gewinnwachstum der chinesischen Industrie den Investoren zusätzlich die Laune.

Am Ölmarkt hatten sich die Preise am Vortag verbilligt und waren auf ein Dreiwochentief gefallen, am Morgen stagnierte das Fass der Sorte Brent bei 50 Dollar. Zwar war über einen Aufbau der Bestände in den USA berichtet worden. Doch Experten wiesen darauf hin, dass dieser sich weitgehend auf die Westküste beschränkt, die vom Rest des Transportnetzes isoliert ist. Außerdem herrsche weiter Skepsis, ob die Opec erfolgreich Preisabsprachen durchsetzen könne. Unter den Aktien der Branche verloren die australische Woodside Petroleum 1,6 Prozent, die chinesischen Petrochina fielen um 2,4 Prozent. In Hongkong ermäßigten sich CNOOC um 2,9 Prozent, nachdem der Konzern für das dritte Quartal über einen signifikanten Rückgang bei der Ölproduktion berichtet hatte.

Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans fiel um 0,9 Prozent.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index ging in Tokio mit 17.336 Punkten um 0,3 Prozent schwächer aus dem Handel. Hier trübte die Gewinnwarnung von Canon die Stimmung weiter. Die Aktien des Kamera-Herstellers schlossen drei Prozent im Minus. Canon bekommt wegen seiner Exportorientierung die Folgen des zuletzt gestiegenen Yen zu spüren. Weil eine stärkere Landeswährung aber auch die Geschäfte auch anderer Firmen mit großem Auslandsgeschäft belasten könnte, wagten sich viele Anleger nicht aus der Deckung.

Nintendo drehten im Verlauf ins Plus und schlossen 1,5 Prozent höher. Der Spielekonsolenhersteller hat im Quartal einen operativen Verlust eingefahren, hat aber für Januar die Präsentation einer neuen Konsole angekündigt.

Beim Finanzdienstleister Orix ging es gut 8 Prozent aufwärts, nachdem das Unternehmen einen Aktienrückkauf und eine höhere Dividende in Aussicht gestellt hatte.

Die Aktie des Technologiekonzerns Fujitsu sprang um 7,8 Prozent. Das Unternehmen hatte angekündigt, eine strategische Partnerschaft mit dem chinesischen Computerhersteller Lenovo zu prüfen. Im ersten Halbjahr ist Fujitsu beim Ergebnis mit knapp 12 Milliarden Yen klar in die Gewinnzone vorgeprescht nach einem Verlust von rund 16 Milliarden Yen im Vorjahr.

Quelle: ntv.de, jga/mbo/rts/dpa/DJ

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