Marktberichte

Wall Street leicht im Plus Dax rutscht unter 10.600

Einkaufsmanager, Bauausgaben, ISM: Der Dax reagiert am Nachmittag deutlich auf die Daten aus den USA.

Einkaufsmanager, Bauausgaben, ISM: Der Dax reagiert am Nachmittag deutlich auf die Daten aus den USA.

(Foto: REUTERS)

Der Auftrieb am Aktienmarkt ist dahin: Am Tag vor dem großen "Job Report" wecken US-Daten neue Zweifel. Der deutsche Leitindex bricht seine hoffnungsvolle Aufwärtsbewegung ab. Etwas besser sieht es an der Wall Street aus.

Der erste Handelstag im September endet am deutschen Aktienmarkt mit durchmischten Signalen: Der Leitindex Dax gab unter dem Eindruck schwacher US-Daten seine neugewonnene Zuversicht auf und fiel am späten Nachmittag deutlich ins Minus. Zum Handelsschluss notierte der Dax 0,55 Prozent tiefer bei 10.534 Punkten. Das Tageshoch lag bei früh markierten 10.676,32 Zählern, das Tagestief bei 10.492,29 Punkten.

Ein klarer Abwärtstrend ließ sich nicht erkennen: Der MDax der mittelgroßen Unternehmen hielt sich einen Tag vor dem offiziellen Regierungsbericht zur Lage am US-Arbeitsmarkt robuste 0,26 Prozent im Plus bei 21.452 Punkten. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt spielt eine wichtige Rolle für die Geldpolitik in den USA. Der sogenannte "Job Report", heißt es, könnte Hinweise auf den Zeitpunkt der nächsten Zinserhöhung der US-Notenbank Fed liefern - und damit indirekt auch den deutschen Aktienmarkt bewegen. Der Technologiewerte-Index TecDax rückte vor diesem Hintergrund um 0,32 Prozent auf 1732 Zähler vor.

Schwache Signale aus den USA

Für eine kalte Dusche im Dax sorgte am Nachmittag die Veröffentlichung frischer Konjunkturdaten aus den USA: Die US-Industrie ist im August überraschend unter die Wachstumsschwelle gefallen. In Frankfurt reagierte der Dax kurz nach 16.00 Uhr mit einem deutlichen Kursrutsch. Gleichzeitig zog der Eurokurs deutlich an, wodurch sich mittelfristig die Aussichten deutscher Exporteure außerhalb der Eurozone verschlechtern können.

Nach Angaben des Institute for Supply Management (ISM) fiel der nationale Index der Einkaufsmanager im verarbeitenden Gewerbe auf 49,4 Punkte. Ökonomen hatten lediglich einen leichten Rückgang auf 52,0 vorhergesagt, nachdem im Vormonat der viel beachtete Index schon auf 52,6 Zählern gefallen war.

Das Stimmungsbarometer liegt damit unter der Marke von 50 Zählern, ab der ein Schrumpfen der US-Industrie signalisiert wird. Der Index gilt als zuverlässiger Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA. Die stark beachteten Unterindizes für Neuaufträge und Beschäftigung gaben beide nach, besonders stark der Index für die Aufträge, der unter die kritische Marke von 50 Punkten fiel. Auch der Produktionsindex fiel unter diese Marke. Der Subindex der Preise wies einen leichten Rückgang aus. Die kurz zuvor veröffentlichte Umfrage des IHS Markit Instituts wies zwar ebenfalls einen Rückgang aus, doch der Einkaufsmanagerindex war mit 52,0 Punkten klar im Wachstumsbereich geblieben.

Getragen und gestützt wurde der Dax am Berichtstag von einer Großbank: Die Aktien der Commerzbank gewannen unter dem Eindruck der Aufsehen erregenden Fusionsspekulationen vom Vortag weitere 2,2 Prozent. Zeitweise waren die Titel im frühen Handel um bis zu 6 Prozent gestiegen. Die Titel der Deutschen Bank notierten zum Handelsschluss knapp 1 Prozent tiefer. Hier machten Spekulationen um neue Sparbemühungen die Runde. "Es ist nicht so, als ob jemand unmittelbar mit einer Fusion rechnet", sagte ein Händler. "Aber die Not in der Branche ist da, und es wird Zusammenschlüsse geben müssen."

Die Spitzen der beiden Geldhäuser sollen Insidern zufolge vor kurzem lose die Chancen eines Zusammengehens ausgelotet haben. Der "Sommerflirt" habe aber erst einmal zu nichts geführt, denn beide steckten mitten in einer Sanierung. Analysten sehen ebenfalls nur eine geringe Wahrscheinlichkeit für einen solchen Deal. Viele Börsianer vermuten, dass letztlich nur eine Konsolidierung die angeschlagene Branche retten kann, die extrem unter den Negativzinsen leidet. Wegen der niedrigen Aktienkurse gelten die Finanzwerte zudem als leichte Beute für eine Übernahme.

Zu den größten Verlierern im deutschen Aktienhandel zählten die Aktien von Beiersdorf, die nach einer Verkaufsempfehlung von JP Morgan 2,7 Prozent verloren. Die Analysten hatten in einer Vergleichsstudie bezweifelt, dass der Nivea-Hersteller für die Herausforderungen des digitalen Zeitalters gerüstet ist. Dem französischen Rivalen L'Oreal trauten sie da einfach mehr zu, schrieben sie.

USA: Leichtes Plus trotz schwacher Konjunkturdaten

Überraschend schwache Konjunkturdaten haben bremsten die US-Börsen aus. Die mauen Zahlen von Industrie und Bau schürten Zweifel an den Wachstumsaussichten der US-Wirtschaft, sagten Experten. Außerdem sorgten sie für neue Ungewissheit über den Zeitpunkt des nächsten Zinsschrittes der Notenbank Federal Reserve: Signale einer Konjunkturschwäche könnten die Erhöhung weiter hinauszögern. Händler hielten sich aber auch vor den Arbeitsmarktdaten am Freitag zurück, von denen sie sich weitere Hinweise auf die Wirtschaftsentwicklung und damit den geldpolitischen Kurs der Fed erwarteten.

Der Dow-Jones-Index, der lange im Minus verharrte, legte einen kleinen Endspurt hin und schloss 0,1 Prozent höher bei 18.419 Punkten. Der breiter gefasste S&P war mit 2171 Stellen auf Vortagesniveau. Der Index der Technologiebörse Nasdaq  gewann 0,3 Prozent auf 5227 Zähler.

Vertreter der Fed haben angedeutet, dass eine Zinserhöhung noch in diesem Monat kommen könnte. Allerdings gehen Analysten davon aus, dass die Notenbank eher bis Dezember warten wird. Dafür sprechen die Inflationsrate, die noch unter der Zielmarke von zwei Prozent liegt, und die im November anstehenden Wahlen.

In New York gaben Goldman Sachs 0,8 Prozent nach, Citigroup verloren 0,9 Prozent. Hier gebe es nach dem guten Handelsverlauf der vergangenen Wochen Gewinnmitnahmen, sagten Experten. Ford büßten 1,4 Prozent ein. Der Konzern musste sich im August mit einem um 8,4 Prozent gesunkenen Absatz in den USA begnügen.

Ein Bericht über eine Krisensitzung des Twitter-Direktoriums gab dagegen der Aktie des Online-Kurznachrichtendienstes Auftrieb. Die Papiere verteuerten sich in regem Handel um 1,6 Prozent. CNBC meldete, das Gremium wolle am 8. September über das schleppende Umsatzwachstum beraten.

Energiekonzerne wie Exxon und Chevron bekamen den Rückgang der Ölpreise zu spüren. Die Titel sanken um jeweils 0,6 Prozent.

Devisen: Euro an der 1,12-Dollar-Marke

Der Eurokurs zog nach enttäuschenden US-Industriedaten an. Zu US-Handelsschluss wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1201 US-Dollar gehandelt. Vor der Veröffentlichung der Daten hatte der Eurokurs noch rund einen halben Cent niedriger notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1146 (Mittwoch: 1,1132) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8972 (0,8983) Euro.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Die Stimmung in der US-Industrie hatte sich im August überraschend deutlich eingetrübt. Der viel beachtete Einkaufsmanagerindex ISM war auf den tiefsten Stand seit Januar gefallen. Zudem war der wichtige Indikator unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gerutscht. Er deutet jetzt eine leichte Schrumpfung der Industrieproduktion an. Die Daten haben Erwartungen an eine baldige Leitzinsanhebung in den USA gedämpft.

Weitere Hinweise auf den Zustand der US-Wirtschaft wird der am Freitag anstehende Arbeitsmarktbericht liefern. Das britische Pfund hat nach starken Daten aus der Industrie zu allen wichtigen Währungen deutlich zugelegt. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie hatte um 5,0 Punkte auf 53,3 Punkte zugelegt. Der viel beachtete Frühindikator befindet sich damit wieder über dem Niveau von vor dem Brexit-Votum und signalisiert eine wirtschaftliche Belebung.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84050 (0,84806) britische Pfund, 115,59 (115,01) japanische Yen und 1,0978 (1,0957) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde in London am Nachmittag mit 1309,50 (1309,25) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 37 050,00 (37 280,00) Euro.

Rohstoffe: Ölpreise sinken weiter

Die Ölpreise setzen ihre Abwärtsbewegung fort. Zur Begründung verweisen Beobachter vor allem auf die überraschend stark gestiegenen US-Öllagerdaten vom Vortag. Damit sind die Sorgen bezüglich des herrschen Überangebots wieder stärker in den Fokus gerückt. Das Barrel der US-Sorte WTI ermäßigt sich am späten Abend um 2,6 Prozent auf 43,52 Dollar. Für Brent geht es um 2,4 Prozent auf 45,77 Dollar nach unten.

Am Vortag hatte der überraschende Anstieg der US-Ölreserven die Ölpreise stark belastet und um jeweils etwa einen Dollar nach unten gedrückt. Die Vorräte waren laut Energieministerium um 2,28 Millionen auf 525,9 Millionen Barrel gestiegen. Der Markt hatten mit einem deutlich geringeren Anstieg gerechnet. Ein Zuwachs der Lagerbestände kann ein Hinweis auf ein zu hohes Angebot oder eine zu geringe Nachfrage in den USA sein und belastet in der Regel die Ölpreise.

Mit dem nachgebenden Dollar dreht der Preis für Gold ins Plus und legt leicht zu. Die Feinunze kostet am späten Abend 1314 Dollar, ein Aufschlag von 0,4 Prozent. Zuvor war der Preis auf das niedrigste Niveau seit dem Brexit-Votum der Briten am 23. Juni gefallen. Vor dem Arbeitsmarktbericht wird mit einem weiterhin volatilen Handel gerechnet.

Asien: Nikkei schmal im Plus

Trotz überraschend starker Zahlen von der chinesischen Industrie haben die asiatischen Aktienbörsen überwiegend Verluste verzeichnet. Dennoch war dies nicht genug, um die Märkte zu überzeugen. Investoren hätten auf die Statistik kaum reagiert, sagte Marktstrategin Ayako Sera von der Sumitomo Mitsui Trust Bank. Zudem gab ein anderes Konjunkturbarometer für die zweitgrößte Volkswirtschaft nach.

Der MSCI-Index für die Region Asien/Pazifik unter Ausschluss Japans gab um 0,2 Prozent nach. Der Leitindex für die Börsen Shanghai und Shenzhen verlor sogar 0,3 Prozent. In Tokio trat der Nikkei lange auf der Stelle, legte in den letzten Handelsminuten zu und schloss den Tag mit einem Plus von 0,2 Prozent. Händler gehen davon aus, dass es auch am Freitag keine größeren Bewegungen mehr geben wird, weil die US-Statistik erst nach Börsenschluss in Tokio veröffentlicht wird. Gefragt waren vor allem Papiere von Banken. Händler sagten, die japanische Notenbank wolle die Auswirkungen ihrer ultralockeren Geldpolitik bewerten. Dies nähre die Hoffnung, dass sich die Währungshüter zu

Hilfsmaßnahmen für die Finanzinstitute entschließen könnten. Derweil herrscht an der Währungsfront Ruhe, denn der Dollar steht mit 103,27 Yen in etwa auf dem Vortagesniveau.

Quelle: ntv.de, mmo/jwu/AFP/DJ/dpa/rts

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