Marktberichte

Uneinigkeit in New York Dax stürzt ins Wochenende

Am Tag nach dem Kursrutsch kommt neuer Abwärtsdruck auf: Der Dax geht mit einem klaren Tages- und Wochenminus ins zweite Halbjahr.

Am Tag nach dem Kursrutsch kommt neuer Abwärtsdruck auf: Der Dax geht mit einem klaren Tages- und Wochenminus ins zweite Halbjahr.

(Foto: REUTERS)

Mitten im Sommer sehen sich Anleger mit einem frostigen Wochenausklang konfrontiert: An der Börse in Frankfurt geben die Kurse zum Ende des ersten Halbjahres nach. Der Dax schließt nah an seinem Tagestief. Ist das der Beginn der großen Korrektur?

Das erste Halbjahr geht an der Börse mit düsteren Vorzeichen zu Ende: Am deutschen Aktienmarkt geraten mit den Spekulationen nach der Draghi-Rede gewichtige Dinge in Bewegung. Die anziehenden Renditen am Anleihenmarkt drohen dem Höhenflug im Aktienhandel den Schwung zu entziehen. Dazu kommt der Anstieg beim Euro, der die Ertragsaussichten exportorientierter Unternehmen überschattet.

Der Leitindex Dax beendet den Freitagshandel nach einem unsicheren und teils wechselhaften Verlauf 0,73 Prozent im Minus bei 12.325,12 Punkten. Das Tagestief liegt nach der Abwärtsfahrt, die im späten Handel auf beunruhigende Weise an Dynamik gewann, mit 12.319,00 Zählern nur knapp über der Marke bei 12.300. "Der Trend geht weiter nach unten", fasst n-tv Börsenkorrespondentin Sabrina Marggraf die Lage zusammen.

Auf Wochensicht büßt der Dax volle 3,21 Prozent ein - es ist für den Leitindex die bislang schwächste Wochenbilanz des laufenden Jahres. Im abgelaufenen Monat Juni verliert er mehr als 2 Prozent. In der Betrachtung für das zweite Quartal und insbesondere für den bisherigen Jahresverlauf steht allerdings immer noch ein Plus zu Buche.

Auch die Nebenwerte kommen zum Halbjahresende von ihren frühen Gewinnen zurück. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen schließt mit einem Aufschlag 0,09 Prozent hauchdünn im Plus bei 24.452,30 Punkten. Der Technologiewerteindex TecDax kann sich bis zum Handelsschluss komfortabel in der Gewinnzone halten und geht 0,69 Prozent im Plus bei 2188,25 Zählern in den Abend.

Eine überraschende Gewinnwarnung bei Bayer bescherte Börsianern vor dem Wochenende einen herben Stimmungsdämpfer: Die Aktien des Pharma- und Agrarchemiekonzerns sind mit einem Minus von gut 4,1 Prozent der mit Abstand größte Verlierer im deutschen Leitindex. Bayer hatte am Morgen kurz nach Handelsbeginn eine Gewinnwarnung veröffentlicht. Ein schwaches Geschäft in Brasilien werde den Gewinn des Geschäftsbereichs Crop Science bis zu 400 Millionen Euro niedriger ausfallen lassen, hieß es. Dadurch werde auch die Konzernprognose bei Umsatz und Gewinn fallen.

"Mit einer Gewinnwarnung hat hier niemand gerechnet", meinte ein Aktienhändler. Die DZ-Bank spricht sogar von einem Vertrauensverlust. Zudem treffe es die Pflanzenschutz-Sparte Crop Science kurz vor Ende des Fusionsprozesses mit Monsanto, der bis Ende des Jahres abgeschlossen sein soll.

Mit Blick auf die neuerliche Abwärtsbewegung im Dax verwiesen Händler auf die wieder anziehende Rendite bei Bundesanleihen. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,23 Prozent am Vortag auf 0,28 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,08 Prozent auf 140,79 Punkte. Der Bund Future gab um 0,10 Prozent auf 161,97 Punkte nach. Ein Anstieg bei den Renditen am Anleihenmarkt lässt Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren unattraktiver erscheinen.

"Die Korrektur des Dax könnte sich in den nächsten Wochen ausweiten, doch auch ein Strohfeuer ist denkbar", kommentierte Börsenbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research die Lage. "Denn nach wie vor sucht eine Menge Anlagegeld einen Hafen. Sobald die Befürchtungen einer nachhaltigen Zinswende in Europa abebben, könnten daher schon wieder Käufer mangels Alternativen auf den Plan treten."

Tatsächlich stand der Dax vor kurzem noch knapp unter der Marke von 13.000 Punkten. "Die Euphorie war einen Tick zu hoch", meinte Saurenz dazu. "Mit dem Entweichen einiger heißer Luft könnte Teil 1 der Korrekturphase bald enden. Teil 2 muss dann im Sommer folgen." Dies könnte den Dax "merklich unter 12.000 drücken", warnt der Börsenbeobachter. "Erst dann wäre der Markt bereinigt."

Im europäischen Aktienhandel geben die großen Börsenbarometer ihre frühen Gewinne ebenfalls wieder ab. Die Stimmung wird als angeschlagen und vorsichtig beschrieben. Der Eurostoxx50 beendet den letzten Handelstag im ersten Halbjahr 0,84 Prozent im Minus bei 3441 Punkten. In Paris und London gerieten die nationalen Indizes am Freitag ebenfalls unter Druck. Nicht nur die hohe Bewertung in einzelnen Sektoren, vor allem in den USA, sorge für Unruhe, hieß es, sondern auch der Renditeanstieg an den Anleihemärkten in den vergangenen Tagen nach der als falkenhaft interpretierten Draghi-Rede.

Leicht stützend wirkten dagegen die überraschend stark ausgefallenen deutschen Einzelhandelsumsätze. Auch aus China kamen Daten, die einen besseren Eindruck von der Konjunkturlage vermittelten als erwartet. Die Lage am deutschen Arbeitsmarkt ist zudem weiter glänzend: Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juni auf den tiefsten Stand seit Mitte 1991 gesunken. Die Arbeitslosenquote verringerte sich um 0,1 Prozentpunkte auf 5,5 Prozent.

Beherrschendes Thema an der Börse bleiben jedoch die Bewegungen beim Euro. "Investoren scheinen sich zu sorgen, dass der höhere Eurokurs die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Unternehmen mindern wird", sagt der Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank im Privat- und Firmenkundengeschäft, Ulrich Stephan. Eine starke Gemeinschaftswährung macht Waren aus der Eurozone im Welthandel teurer und die exportorientierten Unternehmen wie die Autobranche damit weniger wettbewerbsfähig.

Seit Dienstag hat der Euro zum Dollar zeitweise um über zwei Cent zugelegt. Auslöser waren Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi, die nach Einschätzung vieler Anleger auf einen möglichen Kurswechsel der EZB und einer strafferen Geldpolitik schließen lassen.

Die Kernteuerungsrate im Euroraum ist im Juni etwas stärker als erwartet gestiegen, was die Spekulationen auf einen etwaigen Handlungsdruck bei der EZB zu unterstützen scheint. Die Preise sind im Kern auf 1,1 Prozent gestiegen. Volkswirte hatten 1,0 Prozent erwartet. Die Commerzbank glaubt allerdings, dass der Preisanstieg nicht der Beginn der von der EZB erhofften Aufwärtsbewegung ist. Denn noch gebe es keine Anzeichen für einen deutlich stärkeren Lohnanstieg.

Bei den deutschen Einzelwerten ragt der Name Adidas auf der Gewinnerliste aus dem Feld der Mitbewerber heraus. Mit einem Kursplus von knapp 2,1 Prozent profitieren die Aktien des Sportartikelherstellers von den starken Zahlen von Nike. Der US-Konzern hatte Vorabend nach US-Börsenschluss unerwartet starke Zahlen vorgelegt. Nike erlöste im vergangenen Quartal 8,7 Milliarden Dollar. Das war mehr als Analysten erwartet haben. Die Nike-Aktien legten an der Wall Street nachbörslich mehr als acht Prozent zu.

Delivery Hero
Delivery Hero 25,08

Viel Aufmerksamkeit lag im Frankfurter Handelssaal jedoch auch auf dem Börsendebüt des Essens-Lieferanten Delivery Hero. Die Aktien des 2011 gegründete Startup ("Lieferheld", "Foodora", "Pizza.de") legen zum Start an der Frankfurter Börse kräftig zu. Der erste Kurs wurde am Freitag mit 26,90 Euro festgestellt. Die 39,04 Millionen Papiere waren zu 25,50 Euro zugeteilt worden, am obersten Ende der Preisspanne. Am Abend verabschiedet sich die junge Aktie bei 27,27 Euro aus ihrem ersten Handelstag.

Mit einem Volumen von 996 Millionen Euro ist das 2011 gegründete Startup-Unternehmen der bisher größte Börsengang des Jahres in Deutschland. Der größte Aktionär Rocket Internet hält nun noch 25,7 Prozent, 22,7 Prozent der Aktien sind im Streubesitz. Beim Technologie-Investor Naspers aus Südafrika liegen 10,6 Prozent.

Die Titel der Muttergesellschaft Rocket Internet geben dagegen 2,2 Prozent ab. Der Aktienkurs werde hier von der enttäuschenden Kursentwicklung bei Blue Apron belastet, heißt es. Am zweiten Handelstag nach dem Börsengang in den USA sind die Blue-Apron-Papiere unter den Emissionspreis von 10 Dollar gefallen. Im US-Handel am Freitag verliert die Aktie zeitweise 2,8 Prozent auf 9,72 Dollar. Im Tief stand das Papier bei 9,50 Dollar.

Blue Apron ist ein Mitbewerber von HelloFresh, einer Beteiligung von Rocket Internet. Wie Warburg anmerkt legt der Blue-Apron-IPO-Preis von 10 Dollar einen Wert von 1,56 Milliarden Euro für die HelloFresh-Beteiligung von Rocket nahe. Der Buchwert von HelloFresh habe zuletzt aber noch bei 2,09 Milliarden Euro gelegen. Rocket verlieren 2,2 Prozent.

Noratis
Noratis 5,05

Weniger freundlich sieht es auch beim Börsendebüt von Noratis aus. Im Schatten des weitaus größeren Börsengangs von Delivery Hero verzeichnen Händler hier eine enttäuschende Entwocklung. Nachdem sich die Nachfrage nach den Aktien während der Zeichnungsphase schleppend entwickelt hatte, wurde der erste Kurs mit 18,75 Euro exakt auf dem Niveau des Ausgabepreises ermittelt. Letzterer hatte am unteren Rand der ursprünglichen Angebotsspanne von 18,75 bis 22,75 Euro gelegen. Im Verlauf des ersten Handelstags kam die Aktie deutlich unter Druck und schloss bei 16,79 Euro, ein Abschlag von 10,5 Prozent zum Ausgabepreis.

Insgesamt wurden 920.000 der angebotenen 2.000.000 neuen Aktien des Eschborner Unternehmens bei Investoren platziert, wie der Bestandsentwickler von Wohnimmobilien mitteilte. Der Bruttoemissionserlös belaufe sich damit auf 17,25 Millionen Euro. Der Streubesitzanteil liege bei 31,5 Prozent. Notiert wird die Noratis-Aktie im Börsensegment Scale, das die Deutsche Börse in diesem Jahr speziell für kleinere und mittlere Unternehmen ins Leben gerufen hatte.

USA: Wall Street schließt uneinheitlich

Leicht erholt von den Vortagesverlusten haben sich die Standardwerte an den US-Börsen am Freitag ins Wochenende verabschiedet. Technologiewerte, die in den vergangenen Tagen heftig verkauft worden waren, schwächelten jedoch erneut. Positive Konjunkturdaten vermochten die Erholung nicht zu befeuern.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte stieg 0,3 Prozent auf 21.349 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 erhöhte sich um 0,2 Prozent auf 2423 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verringerte sich dagegen um 0,1 Prozent auf 6140 Punkte.

Die vorbörslich veröffentlichte US-Inflationsrate ist im Mai tiefer unter das Fed-Ziel gesunken. Das von der Notenbank favorisierte Preismaß, der Gesamtindex für die persönlichen Konsumausgaben (PCE), lag nur 1,4 Prozent höher als vor einem Jahr. Im April hatte die Rate noch bei 1,7 Prozent gelegen. Die Fed strebt eine Inflation von 2 Prozent an. Im Vergleich zum Vormonat sank der Index um 0,1 Prozent. Nach Einschätzung der Helaba forcieren die Daten keine Zinserhöhungsfantasien. Die Fed dürfte sich in ihrer zögerlichen Vorgehensweise bestätigt sehen.

Unabhängig davon haben sich die US-Verbraucher mit ihren Ausgaben etwas zurückgehalten. Verglichen mit dem Vormonat stiegen die Ausgaben im Mai um 0,1 Prozent, was der Prognose der Ökonomen entsprach. Die Einkommen stiegen etwas stärker als erwartet.

Nach einer Reihe schwacher Daten liefert der Chicago-Einkaufsmanagerindex eine positive Überraschung. Der Index ist im Juni auf 65,7 gestiegen von 59,4 Punkten im Vormonat. Erwartet wurde ein leichter Rückgang auf 58,0.

Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im Juni stärker als erwartet aufgehellt. Der an der Universität Michigan berechnete Index für die Verbraucherstimmung in den USA stieg bei der Umfrage am Monatsende auf 95,1 Punkte. Ökonomen hatten im Schnitt einen Stand von 94,3 erwartet. Die US-Verbraucher spielen eine Schlüsselrolle für die US-Wirtschaft, weil rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vom Privatkonsum abhängen.

Bei den Einzelwerten stand die Nike-Aktie im Fokus. Der Sportartikelhersteller hat im vierten Geschäftsquartal mit Umsatz sowie Gewinn die Erwartungen übertroffen. Der Adidas-Konkurrent durchläuft derzeit eine Restrukturierung, in deren Rahmen die Belegschaft um 2 Prozent verkleinert und der Fokus stärker auf Kernmärkte und den Onlinehandel gelegt werden soll. Die Aktie stieg um 11 Prozent.

Die Papiere von Micron Technology konnten sich dem allgemeinen Abgabedruck im Sektor nicht entziehen und fielen um 5,1 Prozent, obwohl das Unternehmen überzeugende Geschäftszahlen vorgelegt hatte. Der Halbleiter-Konzern hat einen Gewinn im dritten Quartal verbucht, nachdem im Vorjahr noch rote Zahlen geschrieben worden waren. Auch der Umsatz übertraf die Erwartungen der Analysten. Allerdings hat die Aktie seit Jahresbeginn über 40 Prozent zugelegt, so dass hier wohl Gewinne mitgenommen wurden. Technologiewerte hatten insgesamt in diesem Jahr einen sehr guten Lauf und gelten vielen Beobachtern mittlerweile als überkauft.

Die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway des Milliardärs Warren Buffett will Optionen zum Kauf von 700 Millionen Aktien der Bank of America (BofA) ausüben. Der Kaufpreis liegt deutlich unter dem aktuellen Marktpreis. Berkshire kommt dem Ziel, zum größten BofA-Aktionär zu werden, damit einen Schritt näher. Der Schritt war erwartet worden, nachdem die US-Notenbank Federal Reserve der BofA in dieser Woche genehmigt hatte, ihre Dividende um 60 Prozent auf 48 US-Cent je Aktie anzuheben. Starinvestor Buffett hatte zuvor gesagt, eine Dividende in dieser Größenordnung wäre ein Grund für seine Investmentgesellschaft, ihre Vorzugsaktien in Stammaktien zu tauschen. Für die BofA-Aktie ging es um 0,2 Prozent abwärts.

Bankenaktien waren in den vergangenen Tagen gut gelaufen; die Hoffnung auf eine Zinswende hatte sie nach oben getragen. Nun wurden in vielen Fällen Gewinne mitgenommen, zumal die schwächeren Inflationsdaten die Zinserwartungen etwas dämpften. Goldman Sachs verloren 1,1 Prozent, Morgan Stanley 0,4 Prozent und Citigroup 0,2 Prozent.

Blue Apron fielen um 6,6 Prozent auf 9,34 Dollar. Nachdem der Börsengang des Anbieters von Kochboxen am Donnerstag zum Flop geraten war, trauten die Anleger der Aktie wohl nicht mehr viel zu.

Devisen: Euro kommt aus dem Tritt

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Am Devisenmarkt gab der Euro einen Teil seiner jüngsten Gewinne wieder ab, hielt sich aber über der Marke von 1,14 Dollar. Auf die gestiegene Kernteuerungsrate im Euroraum reagierte die Gemeinschaftswährung mit einem leichten Rücksetzer. Einigen Marktbeobachtern zufolge wurde der etwas stärkere Preisauftrieb am Vortag bereits eingepreist, als erste Preisdaten aus deutschen Bundesländern eine ähnliche Tendenz aufzeigten. Der Euro ging im späten US-Handel mit etwa 1,1420 Dollar um.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1412 (Donnerstag: 1,1413) Dollar fest. Der Dollar kostete 0,8763 (0,8762) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,87933 (0,87990) britische Pfund, 127,75 (128,59) japanische Yen und 1,0930 (1,0935) Schweizer Franken fest.

Händler führen die leichten Kursverluste des Euro vor allem auf den etwas festeren Dollar zurück. Nachdem die US-Währung in den vergangenen Tagen erheblich unter Druck gestanden hatte, war am Freitag unter Marktteilnehmern von einer Gegenbewegung die Rede. Auslöser der Euro-Stärke und der Dollar-Schwäche waren Bemerkungen von EZB-Präsident Mario Draghi vom Dienstag, die als Hinweis auf eine weniger lockere Geldpolitik verstanden wurden.

Inflationsdaten aus der Eurozone fielen vor dem Wochenende etwas höher aus als erwartet. Unter Experten fand die sogenannte Kerninflation besondere Beachtung, weil sie recht deutlich anstieg. Eine schwache Kernteuerung ohne Energie und Lebensmittel war von EZB-Chef Draghi seit längerem als ein wichtiger Grund für die anhaltend lockere Geldpolitik genannt worden. Legt die Kerninflation nachhaltig zu, dürfte dies die Neigung der EZB erhöhen, ihre extrem lockere Geldpolitik etwas zurückzunehmen.

Weiter stark bleibt am Freitag auch das britische Pfund. Das Pound Sterling fiel zeitweise bis auf 1,2961 Dollar, nachdem bekannt wurde, dass sich das britische Leistungbilanzdefizit im ersten Quartal erhöht hat. Vor Veröffentlichung der Daten hatte das Pfund noch über 1,30 Dollar notiert. Laut der britischen Statistikbehörde stieg das Leistungbilandefizit von 2,4 auf 3,4 Prozent des jährlichen Volkseinkommens.

In den ersten drei Monaten diesen Jahres sank zudem das Einkommen so stark wie seit den späten 1970er Jahren nicht mehr. Dies wird die britische Notenbank bei ihren Überlegungen bezüglich einer Zinserhöhung berücksichtigen müssen. Am Mittwoch hatte Großbritanniens Notenbankchef Mark Carney ebenfalls Signale für eine geldpolitische Trendwende gegeben. Eine Rückführung der sehr lockeren Geldpolitik könnte notwendig werden, sagte er.

Die Experten der BayernLB warnten jedoch davor, die jüngsten Äußerungen von Notenbank-Chef Mark Carney überzubewerten. "So stellte er Zinsanhebungen nur für den Fall in Aussicht, dass sich die wirtschaftlichen Bedingungen verbessern." Die britische Währung behauptete einen Großteil ihrer jüngsten Gewinne und kostet 1,2986 Dollar.

Asien: Nikkei schließt im Minus

Die globale Talfahrt an den Aktienbörsen zieht am Freitag auch an den asiatischen Börsen nicht spurlos vorüber. Die asiatischen Märkte halten sich aber etwas wackerer - zumindest im Vergleich zu ihren europäischen Pendants. Mit den Verlusten zum Wochenschluss sind die Vortagesgewinne aber dennoch wieder Makulatur. Händler charakterisieren den Wochenverlauf als "Achterbahnfahrt". Die Märkte seien derzeit klar stimmungsgetrieben, sagt Chefhändler Gavin Parry von Parry International Trading in Hongkong.

Nikkei
Nikkei 37.934,76

In Japan beendet der Nikkei-Index den letzten Handelstag des ersten Halbjahres 0,9 Prozent im Minus bei 20.033 Punkten Die weltweit gestiegene Risikoscheu treibt Anleger in den vermeintlich sicheren Yen. Er steigt und belastet damit zusätzlich, weil börsennotierte Unternehmen in der Mehrzahl stark vom Export abhängen. Der Dollar fällt auf 111,78 Yen nach Wechselkursen um knapp 112,90 Yen im Tageshoch des Vortages.

Im chinesischen Festlandhandel legt der Shanghai Composite zum Handelsschluss 0,1 Prozent zu auf 3192 Punkte. Nach überzeugenden Konjunkturdaten erholen sich die Kurse in Schanghai und Shenzhen etwas. Die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende sowie für das nicht-produzierende Gewerbe sind im Juni gestiegen und sind besser als erwartet ausgefallen. Ersterer kletterte sogar auf das zweithöchste Niveau des Jahres.

Im Handel stellt man sich derweil auf womöglich auf wichtige Verlautbarungen durch den chinesischen Ministerpräsidenten Xi Jinping ein, der zum 20. Jahrestag der Übergabe Hongkongs an China durch die Briten in der Stadt weilt. Die Kurse in Hongkong büßen durchschnittlich 0,8 Prozent ein.

In Australien fällt das Minus mit 1,5 Prozent trotz steigender Rohstoffpreise etwas heftiger aus, allerdings zählte Sydney am Vortag zu den festeren Börsen. Nach Allzeithochs am Vortag haben auch die Börsen in Südkorea und Neuseeland den Rückwärtsgang eingelegt. Die Stimmung in Seoul wird von einer unerwartet schwach ausgefallenen Industrieproduktion belastet.

Nach Rekordhochs an den vergangenen drei Handelstagen geben Geely Automobile in Hongkong um 2,7 Prozent nach. Die Aktie des Automobilkonzerns liegt seit Jahresbeginn allerdings 127 Prozent im Plus - auf Wochensicht 13 Prozent. Der Telekommunikationskonzern Starhub hat seinen Anteil am Filmvermarkter mm2 Asia aufgestockt. Während mm2 in Singapur um 2,8 Prozent zulegen, büßen Starhub 1,1 Prozent ein.

Rohstoffe: Ölpreise legen zu

Die Ölpreise setzten ihre Erholung am Freitag fort. Ihre Gewinnstrecke war somit die längste seit rund zwei Monaten. Weiterhin stützend wirkte die in der vergangenen Woche gesunkene US-Förderung. Aktuelle Daten des Unternehmens Baker Hughes ließen ebenfalls hoffen, dass das Überangebot geringer werden könnte. Nachdem die Zahl der in Betrieb befindlichen Ölförderanlagen 23 Wochen in Folge gestiegen war, wurde in der vergangenen Woche erstmals wieder ein Rückgang verzeichnet, wenn auch nur um zwei Anlagen.

Gleichwohl ließ diese Nachricht hoffen, dass der Preisverfall beim Öl viele Förderer zur Aufgabe zwingt. Daneben setzten die Investoren auf die Urlaubssaison in den USA, die gewöhnlich mit einem Anstieg der Benzinnachfrage einhergeht, so ein Beobachter. Dazu kam der schwache Dollar. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 2,5 Prozent auf 46,04 Dollar, für die europäische Referenzsorte Brent ging es um 1,1 Prozent auf 47,92 Dollar nach oben.

Beim Goldpreis setzte sich die negative Entwicklung des Vortages fort. Die zunehmend positiven Aussichten für das globale Wirtschaftswachstum drückten auf das Edelmetall, sagte ein Teilnehmer. Zudem deuteten die jüngsten Notenbank-Aussagen auf ein bevorstehendes Ende der ultralockeren Geldpolitik hin, worauf an den Anleihemärkten die Renditen kräftig zulegten. Steigende Zinsen sind wiederum negativ für das zinslos gehaltene Gold. Der Preis für die Feinunze gab zum Settlement um 0,3 Prozent auf 1.242,30 Dollar nach.

Quelle: ntv.de, mmo/vpe/DJ/dpa/rts

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