Marktberichte

Eurozone tief in der Rezession Dax zeigt Nerven

Enttäuschende Konjunkturdaten aus der Eurozone ziehen den deutschen Aktienmarkt nach unten.

Enttäuschende Konjunkturdaten aus der Eurozone ziehen den deutschen Aktienmarkt nach unten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die trüben BIP-Zahlen aus der Eurozone liegen schwer auf dem Aktienmarkt. Die Kauflaune der Anleger ist dahin. Erfreuliche Daten vom US-Arbeitsmarkt wecken zwar noch ein paar Lebensgeister. Für große Kurssprünge reicht es aber nicht.

Gute Nachrichten vom US-Arbeitsmarkt hat der deutsche Aktienmarkt nur noch mit einem kleinen Kurshüpfer honoriert. Die US-Daten konnten die schlechten BIP-Zahlen aus der Eurozone nicht aufwiegen.

Der Dax machte lediglich etwas Boden gut, notierte dann aber weiter mit gut einem Prozent im Minus bei 7631 Zählern. Der MDax büßte 0,5 Prozent auf 12.942 Punkte ein, der TecDax schrumpfte 0,5 Prozent auf 897 Zähler.

Mit 341.000 Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe in den USA fiel die Zahl deutlich besser aus als der Markt erwartet hatte. "Wir sehen, dass in den USA in einem moderaten, aber robusten Tempo, Arbeitsplätze geschaffen werden", sagte Ralf Umlauf, Marktstratege bei der Helaba. Dies belege, dass die US-Wirtschaft nicht vom "Fiscal-Cliff" stürzen werde. Vielmehr deuteten nach dem schwachen Wachstum im vierten Quartal die Frühindikatoren auf bessere Zeiten hin.

Enttäuschende BIP-Zahlen

Ins den Keller gezogen hatten den deutschen Aktienmarkt schlechter als erwartet ausgefallene Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone. Die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal ist unter den Prognosen der Volkswirte geblieben und die Eurozone damit noch tiefer in die Rezession gerutscht als erwartet. In allen drei großen Volkswirtschaften des Währungsraums, Deutschland, Frankreich, Italien, ging das BIP im Schlussquartal zurück.

Sinkende Exporte und Investitionen ließen die europäische Konjunkturlokomotive Deutschland im vierten Quartal mit minus 0,6 Prozent so stark schrumpfen wie seit dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise nicht mehr. Erwartet worden war lediglich ein Minus von 0,5 Prozent. Einziger Trost: Viele Experten rechnen damit, dass die Talfahrt der Wirtschaft zu Beginn des neuen Jahres wieder endet.

Enttäuscht hatten Händler auch die zuvor veröffentlichten Wirtschaftsdaten aus Japan. Stützend wirkte auf die Stimmung, dass die Bank of Japan ihre weiteren Wertpapierkäufe bestätigte. Der verbale Eingriff der japanischen Zentralbank dürfte den Yen weiter schwächen.

Bei den Einzeltiteln gehörten die Aktien von Infineon mit einem Abschlag von 2,2 Prozent zu den Schlusslichtern im Dax. Händler zufolge haben die Analysten von HSBC die Aktien heruntergestuft.

Rheinmetall und Gerresheimer

Rheinmetall
Rheinmetall 504,80

Ansonsten standen wie am Vortag Werte aus dem MDax und TecDax im Fokus: So legten nach der Vorlage von Bilanzzahlen die Aktien von Gerresheimer 4,9 Prozent zu. Die Anteilsscheine des Autozulieferers und Rüstungskonzerns Rheinmetall verteuerten sich um 7,3 Prozent. "Die vorläufigen Zahlen für das vierte Quartal haben unsere Margenprognose übertroffen", hob Analyst Markus Turnwald von der DZ Bank positiv hervor.

Die Aktien von ProSiebenSat.1 fielen um 5,6 Prozent an das MDax-Ende. Händler sagten, die Platzierung der Anteile der beiden Großaktionäre KKR und Permira liege mit 24,60 Euro je Aktie unter dem Vortagesschluss von 25,23 Euro.

Enttäuscht reagierten die Anleger auf die Aussagen von Süss Microtec zur Geschäftsentwicklung. Die Aktien brachen um 3,8 Prozent ein und zählten im TecDax damit zu den größten Verlierern.

Qiagen stiegen um 2,2 Prozent. Deutschlands größter Biotechkonzern baut seine Partnerschaft mit dem US-Pharmahersteller Eli Lilly aus, wie beide Unternehmen mitteilten.

Bankia-Aktie vom Handel ausgesetzt

Viele Nachrichten hatten auch die europäischen Börsen zu verdauen: Rätselraten gab es bei der Bankia-Aktie, die zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzt wurde. Das verstaatlichte Institut hat im vergangenen Jahr die umfangreichste Staatshilfe erhalten, die jemals in Spanien getätigt wurde. Gründe für die Aussetzung wurden nicht genannt.

Am Donnerstag hatte die spanische Wirtschaftszeitung "Expansion" unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, dass der spanische Hilfsfonds als Teil des Rettungsplans die Aktie mit 0,01 Euro bewerten will. Im restlichen Handelsverlauf verloren die Papiere 12 Prozent auf 0,41 Euro.

Positiv nahmen Investoren die Geschäftszahlen etlicher europäischer Blue Chips auf. Im Gefolge überwogen die Kursgewinner. Die Aktien der größten französischen Bank BNP Paribas konnten 1,9 Prozent zulegen. Auch ABB zogen nach guten Ergebnissen des Kraftwerksbauers in Zürich 5,6 Prozent an.

In Paris verteuerten sich die Papiere von Electricite de France um knapp 5,0 Prozent. Der Versorger will die Dividende für 2012 mehr als verdoppeln auf 1,25 Euro je Aktie. Ein schwaches organisches Wachstum im vergangenen Jahr drückt dagegen auf den Kurs der Nestle-Aktie, die 2,3 Prozent verlor.

Kräftig aufwärts ging es an Europas Aktienmärkten besonders mit Renault. Die Titel sprangen nach überraschend guten Zahlen um 7,6 Prozent an. "Die französischen Hersteller waren stark zurückgeblieben gegenüber den deutschen Titeln, weil sich der Markt zu lange auf die Südeuropa-Krise und umgekehrt das China-Absatzwachstum konzentriert hatte", sagte ein Händler. 

Zudem sei Renault auch für die Probleme von Peugeot "in Sippenhaft" genommen worden, die sie selber nicht haben. Nun erwartet Renault für 2013 einen steigenden Absatz und einen operativen Gewinn. Durch den Verkauf der Volvo-Beteiligung ist Renault zudem schuldenfrei.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ

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