Marktberichte

"Trump-Trade" und Jahreshoch Dax zieht an, Dow fürchtet die Fed

An zwei Handelstagen in Folge geht es im Dax deutlich nach oben. Die Grundstimmung unter Anlegern ist laut Börsenexperten "gut". Das politische Umfeld bleibt allerdings schwierig. Fingerzeige der Fed drücken die US-Börse ins Minus.

Am deutschen Aktienmarkt feiern die Anleger den zweiten Handelstag in Folge Kursaufschläge. Dem Dax war es im Mittwoch im Tagesverlauf gelungen, sein Jahreshoch bis auf 12.234 Punkte zu schrauben. Danach schmolzen die Gewinne etwas ab. Im Gegensatz zum Dienstag blieb am Nachmittag die zweite Luft von Seiten der Wall Street aber aus. Hier fielen die Kurse leicht. n-tv-Börsenexperten sprachen hierzulande von einer "guten Stimmung" am Markt. Von Euphorie könne dennoch keine Rede sein, hieß es. Allerdings sei das wiederum eine gute Grundlage für eine Fortsetzung der Hausse.

Der Dax schloss 0,4 Prozent fester bei 12.203 Punkten. Das Allzeithoch vom 10. April 2015 liegt bei 12.391 Zählern. Der MDax legte 0,3 Prozent auf 23.656 Stellen zu. Der TecDax gewann 0,5 Prozent auf 2031 Punkte.

"Die Märkte haben sich in turbulenter Phase gut gehalten", kommentierte ein Händler, das Scheitern der Gesundheitsreform von US-Präsident Donald Trump in den USA belaste nicht mehr. Die Investoren rechneten damit, dass die für die Finanzmärkte wichtigere Steuerreform die notwendigen Mehrheiten im Kongress finden werde.

USA: Andeutungen zum Leitzins

Neue Aussichten auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed haben den Handel an der Wall Street zur Wochenmitte belastet. Der Dow-Jones-Index knüpfte nach der Kurserholung vom Vortag an seine jüngste Verlustserie an. Die übrigen wichtigen US-Aktienindizes schlossen dagegen leicht im Plus.

Der Dow fiel um 0,20 Prozent auf 20.659,32 Punkte. Für den breiter gefassten S&P 500 aber ging es um 0,11 Prozent auf 2361,13 Punkte nach oben. Der Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um 0,43 Prozent auf 5430,27 Punkte.

Gesprächsstoff boten Aussagen von Notenbankmitgliedern, die eine straffere Geldpolitik als bislang erwartet andeuteten. Fed-Mitglied Eric Rosengren zum Beispiel sprach sich für bis zu vier Leitzinserhöhungen im laufenden Jahr aus. Bisher werden von den Notenbankern für 2017 im Mittel insgesamt drei Zinserhöhungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte erwartet. Vier Zinsschritte könnten den US-Leitzins bis Jahresende bis auf ein Niveau von 1,75 Prozent treiben.

Börsianer müssen sich demnach auf entsprechend starke Auswirkungen auf den Aktienhandel einstellen: Höheren Zinsen können Aktien gegenüber festverzinslichen Anleihen unattraktiver machen, heißt es, sind aber auch ein Zeichen wirtschaftlicher Stärke.

Insgesamt blieb es für US-Anleger ein durchwachsener Tag: Bereits im frühen Handel hatten die US-Börsen leichte Verluste verzeichnet. "Der offizielle Antrag der Briten, die EU zu verlassen, ist heute das dominierende Thema", erklärte Volkswirt Peter Cardillo vom Broker First Standard Financial. Angesichts der auf zwei Jahre angelegten Austrittsverhandlungen gibt es Unsicherheiten über die künftigen Handelsbeziehungen mit der EU.

Bei den Einzelwerten standen unter anderem kursbewegende Analystenkommentare im Blickfeld: Die Aktien von Morgan Stanley zogen etwa knapp 1 Prozent an, nachdem Experten der Deutsche Bank die Titel zum Kauf empfohlen hatten. Analyst Matt O'Connor begründete dies mit dem jüngsten Kursrutsch und seiner Erwartung, dass sich das Geschäft mit festverzinslichen Papieren, Währungen und Rohstoffen schneller und kräftiger verbessern werde als erwartet.

Analysten von Barclays nahmen derweil den kompletten Internetsektor neu in ihre Bewertung auf. Die einzigen beiden "Underweight"-Empfehlungen des Analysehauses, Groupon und Twitter, entwickelten sich daraufhin unterschiedlich. Während die Aktien des Kurznachrichtendienstes um 0,7 Prozent zulegten, gaben die Papiere des Schnäppchenportals Groupon um knapp 1 Prozent nach. Branchengrößen wie Amazon, Facebook oder der Google-Mutterkonzern Alphabet startete Analyst Ross Sandler dagegen mit einem optimistischen "Overweight"-Votum. Die Aktien aller drei Unternehmen legten zu, wobei die Amazon-Anteilsscheine sogar kurz vor Handelsschluss ein Rekordhoch erreicht hatten.

Mindestens die nächsten fünf Jahre dürften im US-Internetsektor ganz im Zeichen der mobilen Nutzung stehen, schrieb der Experte. Die meisten Unternehmen hätten ihre Geschäftsmodelle schon dahingehend angepasst. Speziell große Marktteilnehmer könnten nun ihre Vorteile ausspielen.

Die Aktien von Vertex Pharmaceuticals schnellten um mehr als 20 Prozent in die Höhe und notieren damit wieder so hoch wie zuletzt im Januar 2016. Damit waren sie der einsame Spitzenreiter im Nasdaq 100. Der Konzern hatte positive Studiendaten zu einer Kombinationstherapie zur Behandlung von Mukoviszidose präsentiert.

An der Dow-Spitze stiegen die Aktien der Ölgesellschaft Chevron um 0,8 Prozent. Die Ölpreise setzten ihre jüngste Erholung beschleunigt fort. Schlusslicht im US-Leitindex waren die Anteilsscheine des Krankenversicherers UnitedHealth Group mit einem Minus von mehr als 1 Prozent.

Am US-Rentenmarkt stiegen richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen nach ihren Verlusten am Vortag nun um 10/32 Punkte auf 98 27/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,380 Prozent.

Dax: Milliardendeal für Siemens

Bei den Einzelwerten im Dax bewegten sich Merck KGaA vergleichsweise geringe 0,3 Prozent aufwärts, denn die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte dem Medikament Ocrevus von Roche gegen Multiple Sklerose die Zulassung für den wichtigen US-Markt erteilt. Ocrevus ist ein Konkurrenzprodukt zu Rebif von Merck.

Siemens legten etwa 0,8 Prozent zu - nach einem mehr als 4 Milliarden Dollar schweren Großauftrag für die Gesundheitssparte aus den USA. Der Auftrag entspreche mehr als einem Viertel des Gesamtumsatzes der Sparte im vergangenen Jahr, sagten Händler.

ProSieben verloren 0,5 Prozent, haben sich aber dennoch technisch stark verbessert und arbeiten am Abschluss einer Bodenformation in Form einer umgekehrten Kopf-Schulter. Den seit einem Jahr gültigen Abwärtstrend hat der Kurs bereits geknackt. Aus der Umkehr-Formation errechne sich ein Kursziel von 48 Euro, sagt HSBC-Marktanalyst Jörg Scherer. Ein Stop sollte knapp unter die Nackenlinie bei etwa 40 Euro gelegt werden.

Daimler rückten in den Fokus mit ihrer HV, die Aktien verteuerten sich 1,0 Prozent. Der Autobauer hatte in Berlin zur Hauptversammlung geladen. Stark thematisiert wurden die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen überhöhter Abgaswerte und die Strafzahlungen wegen des Lkw-Kartells.

MDax: Stada im Blick

Unter den Nebenwerten kletterten Ströer rund 2 Prozent, nachdem Barclays und HSBC zum "Übergewichten" respektive "Kaufen" der Aktien des Werbedienstleisters geraten hatten. Eine Abstufung auf "Neutral" von "Kaufen" durch Goldman Sachs drückte dagegen Uniper knapp 1,5 Prozent.

Stada zeigten sich am Ende kaum verändert - trotz nach unten angepasster endgültiger Geschäftszahlen. Grund sei die Neubewertung einer Transaktion, so Händler. Das sei allerdings angekündigt und mithin erwartet worden, heißt es weiter. Daneben sei für die Aktie weiter das laufende Bieterverfahren entscheidend. Der "Platow Brief" hatte unlängst geschrieben, die Bieterkonsortien um Advent und Cinven könnten sich zusammenschließen und dann über 60 Euro bieten. Bislang liegen die Übernahmegebote bei 58 Euro je Aktie.

TecDax: Busch stockt auf

Pfeiffer Vacuum reagierten mit Abschlägen von 1,5 Prozent auf das neue Übernahmeangebot der Busch-Gruppe. Mit 110 Euro liegt das neue Angebot zwar deutlich über dem alten, aber auch wieder deutlich unter dem aktuellen Kurs von etwa 117,50 Euro. Allerdings sollen die Aktionäre auch noch die anstehende Dividende von 3,60 Euro erhalten. "Damit dürfte der Kurs nun erst einmal bei etwa 113,60 Euro unterstützt sein", so ein Händler.

SDax: Höhere Dividendenrendite

Die Dividende von 1,30 Euro je Aktie schob den Grammer-Kurs mehr als 2 Prozent an. Die Dividendenrendite liege mit 2,3 Prozent leicht über der Markterwartung von 2,0 Prozent, sagte ein Händler. Zudem sei damit zu rechnen, dass die Großaktionäre Cascade und Halog einerseits und Ningbo Jifeng andererseits vor der Hauptversammlung am 24. Mai ihre Anteile aufstockten, um bei der Aktionärsversammlung ihren Einfluss zu sichern beziehungsweise auszubauen, so der Händler.

Mit Abgaben von etwa 2,6 Prozent ging es für Scout24 kräftig nach unten. Nach Einschätzung eines Händlers belastet der Ausblick. Scout24 erwarte im laufenden Geschäftsjahr eine EBITDA-Marge von 1 Prozent, die Markterwartung liege aber bei 1,6 Prozent. Der Umsatz soll organisch im hohen einstelligen Prozentbereich zulegen - die Erwartung liege hier bereits bei 9,6 Prozent.

Devisen: Euro zieht's unter 1,08

Der Euro verlor zum Dollar zur Wochenmitte wieder etwas an Boden - und blieb deutlich unterhalb der 1,08er Marke. Er notierte am Abend bei 1,0760 Dollar. Das waren 0,5 Prozent weniger als am Dienstag Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0748 Dollar fest nach 1,0859 Dollar am Dienstag.

Händler erklärten den Kursrutsch mit einem Medienbericht, der andeutete, dass die EZB noch lange an ihrer sehr lockeren Geldpolitik festhalten werde. In den Wochen zuvor hatte der Euro dagegen deutlich an Wert gewonnen, weil Anleger auf eine straffere Geldpolitik in nicht allzu ferner Zukunft spekuliert hatten. Robuste Stimmungsindikatoren aus Frankreich und Italien hatten den Euro nicht gestützt.

Das britische Pfund, das am Vormittag noch deutlich unter Druck gestanden hatte, erholte sich zum Nachmittag etwas. Großbritannien hat an diesem Mittwoch offiziell seinen Austrittsantrag bei der Europäischen Union eingereicht. "Zumindest den Marktteilnehmern scheint so langsam zu dämmern, was für eine Mammutaufgabe der Brexit wird", sagte Thu Lan Nguyen, Devisenexpertin bei der Commerzbank. "Wir sehen auf kurze Sicht noch weiteres Abwärtspotenzial, da die Investoren unserer Ansicht nach die Gefahr eines Scheiterns der Verhandlungen bisher nicht hinreichend in die Pfund-Kurse eingepreist haben."

Rohstoffe: Ölpreis legt zu

Der Ölpreis verbesserte sich weiter. Nach wie vor sorgten Lieferausfälle in Libyen für leichten Preisauftrieb. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Abend 51,93 Dollar. Das waren 1,2 Prozent mehr als am Dienstag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg 0,3 Prozent auf 49,05 Dollar.

I n Libyen liegt nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg nach wie vor die größte Ölpipeline des Landes brach. Dies mindert zumindest übergangsweise die Sorgen des Ölkartells Opec, dessen Produktionskürzungen nicht mehr die gewünschte Wirkung, nämlich steigende Preise, entfachen. Grund ist die steigende US-Förderung.

Nach Angaben der staatlichen Energy Information Administration (EIA) legten sie in der Woche zum 24. März um 0,867 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche zu . Allerdings: Analysten hatten einen Anstieg um 1,0 Millionen Barrel erwartet. In der Vorwoche hatten sich die Lagerbestände zudem noch um 5,0 Millionen Barrel erhöht.

Asien: exDiv belastet Nikkei

Die guten Vorgaben der US-Börsen lockten in Ostasien und Australien am Mittwoch nur wenige Anleger aus der Reserve. Zwar war das Verbrauchervertrauen in den USA überraschend gut und zugleich so stark wie zuletzt im Jahr 2000 ausgefallen, woraufhin die US-Börsen deutlich zulegten; in Ostasien waren die Kurse aber quasi schon in Vorlage getreten, nachdem sie bereits am Dienstag kräftiger zugelegt hatten mit der Hoffnung auf eine robuste Konjunktur in den USA.

Der Tokioter Nikkei-Index schloss 0,1 Prozent fester bei 19.217 Punkten. Er wurde davon gebremst, dass viele Aktien ex Dividende gehandelt wurden. Das allein schlage mit 130 Indexpunkten zu Buche, sagte ein Marktteilnehmer. Japan Airlines gaben so beispielsweise rund 3 Prozent nach, Takeda Pharmaceutical etwa 2 und Japan Post Insurance fast 3 Prozent.

In Seoul und Hongkong legten die Kurse immerhin leicht zu, stärker nach oben ging es in Sydney und zwar um 0,9 Prozent. Der Shanghai Composite gab 0,4 Prozent auf 3241 Stellen nach.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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