Wirtschaft

Twittert Trump wieder? Dax steht vor unruhiger Woche

Bewegt die Kurse: US-Präsident Donald Trump.

Bewegt die Kurse: US-Präsident Donald Trump.

(Foto: REUTERS)

Einen nervösen Verlauf beim Dax erwarten Händler in der kommenden Woche. Vor allem das Thema "Trump & seine Tweets" wird von zahlreichen Marktteilnehmern als Problem genannt.

Auch in der neuen Woche dürften der Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich und die Unsicherheit über die Politik von US-Präsident Donald Trump den deutschen Aktienmarkt bewegen. Die bislang weitgehend positiv verlaufene Berichtssaison könnte in den Hintergrund rücken. Der Dax wird sein Auf und Ab daher wohl erst einmal fortsetzen. In der alten Woche schwankte er bereits kräftig hin und her, auf Wochensicht kam er aber kaum voran und verharrte bei rund 11.660 Punkten.

"Vor allem Trump ist ein nicht kalkulierbares Risiko. Man weiß nicht, wann er wieder einen Tweet losschickt und die Kurse bewegt", sagt Marktstratege Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank. Seit seinem Einzug ins Weiße Haus im Januar hat Trump immer wieder durch kurze Meinungsäußerungen und Ankündigen über Twitter für Gesprächsstoff gesorgt. Am Donnerstag hatte der Dow-Jones-Standardwerteindex kräftig zugelegt, nachdem Trump etwas "Phänomenales in Sachen Steuern" angekündigt hatte.

Seit Wochen warten Börsianer auf Details zu Trumps Plänen zu Steuererleichterungen für US-Unternehmen, Deregulierung und Infrastrukturprogrammen. Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets warnt aber vor zu viel Trump-Optimismus: "Am Ende werden wir von einem großen Vakuum sprechen, wenn der neue Präsident die Versprechen, die er gibt, nicht hält. Damit ist der Risikofaktor für die laufende Rally ganz klar eine enttäuschende Performance Trumps."

Patrick Harms von der HSH Nordbank sieht derweil die Geduld mit dem US-Präsidenten schwinden. "Die Wahrscheinlichkeit, dass die hohen Erwartungen an Steuergeschenke und Infrastrukturprogramme enttäuscht werden, steigt von Woche zu Woche", meint er. "Bisher scheint der neue US-Präsident seinen Fokus nicht auf jene Maßnahmen zu legen, die an den Finanzmärkten große Hoffnungen ausgelöst hatten."

Wäre es also besser, die Tweets zu ignorieren? "Bei [ihnen] geht es ja oft um wegweisende Themen wie Steuer- und Außenhandelspolitik", sagt ein Händler: "Da kann man es sich nicht leisten, nichts zu tun". Problematisch sei vor allem die Unberechenbarkeit.

Damit werden Anleger weiterhin leben müssen. Unabhängig von der maximal 140 Zeichen langen Meinungsäußerung des US-Präsidenten dürften Unsicherheit und Orientierungslosigkeit den Markt beherrschen. Denn von einer Steuersenkung in den USA erwarten Analysten für Europa ohnehin keine bleibenden Kursimpulse. "Das erhöht die Gewinne der US-Firmen und macht Anlagen in Europa noch unattraktiver", beschreibt ein Marktteilnehmer die Aussichten. Er erwartet daraufhin eher eine Underperformance in Europa gegen den US-Markt. Per Saldo dürfte der Blick auf Einzelaktien mit Nachrichten dominieren, bei denen es wohl weiter zu heftigen Kurssausschlägen kommen dürfte.

Blick nach Frankreich

In der neuen Woche dürften Anleger auch die Entwicklungen im französischen Wahlkampf aufmerksam verfolgen. Der konservative Kandidat Francois Fillon, der lange als Favorit für den Einzug in den Elysee-Palast gehandelt wurde, ist wegen der Vorwürfe zu einer Beschäftigung seiner Frau unter Druck geraten. Die Mehrheit der Franzosen will, dass er das Rennen um die Präsidentschaft aufgibt.

Börsianer sorgen sich, dass Marine Le Pen mit ihrer rechtsextremen Partei Front National die Oberhand gewinnt. Sie will Frankreich aus der Eurozone führen und die Franzosen über einen EU-Austritt abstimmen lassen. "Bei einem Frexit wäre die Währungsunion kaum noch zu retten", befürchtet Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. "Ein Austritt Frankreichs aus der EU hätte weit größere Auswirkungen als der Brexit." Analysten der Citigroup rechnen damit, dass ein Sieg Le Pens die Anleihemärkte durcheinander bringt.

Auf Unternehmensseite wartet die Deutsche Börse mit Quartalszahlen auf. Firmenchef Carsten Kengeter wird am Donnerstag erstmals seit Bekanntwerden der Ermittlungen gegen ihn wegen möglichen Insiderhandels öffentlich auftreten. Zudem wollen Anleger wissen, wie es mit der geplanten Fusion mit der London Stock Exchange weitergeht.

Zudem legen der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestle, der Chemiekonzern Clariant, der Nestle-Rivale Danone, die Credit Suisse und die Allianz ihre Bilanzen offen. Daneben kommen Quartalszahlen auch von vielen Nebenwerten, im MDax unter anderem von Bilfinger und Kuka.

Makroökonomisch stehen besonders die BIP-Daten aus den Industriestaaten im Fokus. Am Dienstag zeigt sich, wie stark die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal zugelegt hat. Analysten der DZ Bank rechnen mit einem Plus des Bruttoinlandsproduktsvon 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Der Index des Mannheimer ZEW gibt ebenfalls am Dienstag einen Einblick über die Erwartungen von Börsenexperten über die Konjunktur. Über die Verfassung der US-Konjunktur können sich Börsianer mit den Daten zu Verbraucherpreisen, Einzelhandelsumätzen und Industrieproduktion (alle Mittwoch) ein Bild machen. Und bei den Notenbanken wird auf das EZB-Protokoll, besonders aber auf die Anhörung von Fed-Chefin Yellen vor dem US-Kongress, geblickt.

Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen