Marktberichte

VW-Aktien stützen Börse Dax landet auf der 12.000

VW hat nach vorläufigen Zahlen im ersten Quartal operativ deutlich mehr verdient.

VW hat nach vorläufigen Zahlen im ersten Quartal operativ deutlich mehr verdient.

(Foto: picture alliance / Julian Strate)

Die Ungewissheit über den Ausgang der französischen Präsidentschaftswahlen schickt den Dax auf Talfahrt. Allein starke VW-Zahlen verhindern einen größeren Absturz.

Wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich haben sich Aktienanleger in Europa nicht mehr aus der Deckung getraut. Dax und Co. konnten ihre anfänglichen Kursgewinne nach dem langen Osterwochenende nicht halten. Dass die 12.000er-Marke standhielt, war allein überraschend starken VW-Zahlen zu verdanken.

EU-Ratspräsident Donald Tusk zur Neuwahl-Ankündigung der britischen Premierministerin Theresa May: "Hitchcock hat beim Brexit Regie geführt: Erst ein Erdbeben und dann steigt die Spannung."

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(Foto: REUTERS)

Der Dax notierte bei Handelsschluss 0,8 Prozent niedriger bei genau 12.029 Punkten. Noch vor zwei Wochen war der deutsche Leitindex bis auf 15 Punkte an sein Rekordhoch bei 12.390 Zählern aus dem April 2015 herangerückt.

Der MDax verlor 0,8 Prozent auf 24.038 Zähler. Zwischenzeitlich war er bei 24.354 Zähler auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Der Technologie-Index TecDax büßte 1,0 Prozent auf 2001 Punkte ein. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,8 Prozent abwärts.

"Es gibt derzeit keine wirklichen Gründe, Aktien zu kaufen", sagte ein Händler. Zudem sei der Handel wegen der Osterferien in einigen Bundesländern sehr dünn.

Dax
Dax 17.917,28

Zur Börsenöffnung hatten Kursgewinne an der Wall Street, wo am Ostermontag gehandelt wurde, den europäischen Aktienmärkten noch Rückenwind verliehen und Dax und EuroStoxx um jeweils 0,4 Prozent nach oben geschoben.

Der Paukenschlag am Mittag war die Ankündigung der britischen Premierministerin Theresa May, am 8. Juni vorgezogene Neuwahlen in Großbritannien durchführen zu wollen, rund zwei Jahre früher als geplant.

Der FTSE-100 der Londoner Börse fiel daraufhin auf den niedrigsten Stand seit dem 24. Februar. Zuletzt lag der Index 2,3 Prozent im Minus bei 7155 Punkten. Im Tief war er kurz nach Bekanntgabe des Wahltermins auf 7231 Punkte zurückgefallen. Andere Börsen bewegte die Nachricht allerdings kaum.

Das Pfund, das zunächst mit der Mitteilung über eine Erklärung Mays nachgegeben hatte, machte seine Verluste wieder wett. Trotzdem erhöhten die Neuwahlen die politische Unsicherheit, sagte Neil Wilson, Experte vom Broker ETX Capital.

May begründete den Schritt damit, dass sich das Parlament uneinig über den geplanten EU-Austritt ihres Landes sei. "Vom Brexit gibt es kein Zurück", betonte sie aber.

Eine Analystin merkte an, dass die negativen Folgen des Brexit wirtschaftlich bislang noch nicht zu spüren seien. So gesehen, seien Wahlen im Juni eine günstiger Zeitpunkt für die Regierung. Daneben würde May bei einem Sieg die Verhandlungsposition gegenüber Brüssel stärken. Regulär sollte erst wieder im Jahr 2020 gewählt werden. Jüngste Umfragen deuteten darauf hin, dass Mays Konservative Partei einen erheblichen Vorsprung vor der oppositionellen Labour-Partei hat und ihre Regierungsmehrheit erheblich ausbauen könnte.

Britisches Pfund / Euro
Britisches Pfund / Euro 1,17

Bei der Wahl in Frankreich zeichnet sich derweil ein zunehmend enges Rennen ab. In jüngsten Umfragen liegen die vier führenden Kandidaten nur noch drei bis vier Prozentpunkte auseinander. Demnach ist am wahrscheinlichsten, dass die rechtsextreme Politikerin Marine Le Pen mit ihrer Partei Front National und der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron die erste Runde am Sonntag gewinnen. Aufgeholt hat zuletzt der Linke Jean-Luc Melenchon.

Die Sorge vor einem aus Sicht der Märkte ungünstigen Ausgang der Präsidentenwahl in Frankreich könnte die ganze Woche über die Stimmung belasten, heißt es. "Anleger werden diese Woche sehr vorsichtig sein und sie werden nur darauf schauen, was in Frankreich passiert", sagte Chefvolkswirt Chris Scicluna von Daiwa Capital Markets. Investoren trennten sich von französischen Anleihen, dadurch stieg die Rendite der zehnjährigen Titel zeitweise auf den höchsten Stand seit zweieinhalb Wochen.

Das Referendum in der Türkei hat keinen spürbaren Kurseinfluss. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte die Abstimmung am Sonntag über die Einführung eines Präsidialsystems, das ihm künftig eine noch größere Machtfülle bringt, knapp gewonnen. Die Istanbuler Börse hatte daraufhin am Montag mit einem moderaten Kursgewinn von rund einem halben Prozent reagiert, während die türkische Lira deutlich an Wert gewonnen hatte.

"Das signalisiert, dass die Anleger mit dem politischen Status quo leben können", sagte ein Händler. Hätte Präsident Erdogan die Abstimmung verloren, hätte Unsicherheit über die politische Lage im Land Einzug gehalten. "In diesem Szenario hätten Investoren türkische Aktien und Anleihen wohl abgestoßen".

Im Fokus standen angesichts der Quartalszahlen von US-Firmen wie Goldman Sachs, Bank of America und Johnson & Johnson auch hierzulande die Banken.

Die Deutsche Bank, die am 27. April über das erste Quartal berichtet, und die Commerzbank gehörten mit Kursabschlägen von 1,4 bzw. 2,0 Prozent zu den größten Dax-Verlierern. Auch europäische Konkurrenten wie Societe Generale, Credit Agricole und Barclays standen auf den Verkaufslisten.

Ansonsten standen aus Branchensicht die Stahlwerte unter Druck. Sie leiden unter fallenden Preisen für Industrie-Rohstoffe wie Eisenerz, die gemeinhin an die Stahlpreise gekoppelt sind. Die Papiere von Thyssenkrupp und Salzgitter gehörten mit Verlusten von 2,7 bzw. 3,5 Prozent zu den schwächsten Aktien in Dax und MDax.

VW-Vorzugsaktien sprangen nach den überraschenden Quartalszahlen an. "Das Ergebnis ist gut", so ein Händler. Die Belastungen der vergangenen Jahre seien abgearbeitet, und nun zeige sich wieder die starke Wettbewerbsposition in der Markenvielfalt und als Global Player, sagt er. Die 4,4 Milliarden operativer Gewinn lägen "signifikant" über der Markterwartung. "Volkswagen wird damit seinem Ruf als Stehaufmännchen der Automobilwerte im Dax mal wieder gerecht", sagte Börsenhändler Andreas Lipkow. Auch der Dax wurde von VW gestützt. Der Kurs der VW-Aktie gewann 4,4 Prozent.

Wall Street: Politik dominiert hüben wie drüben

Auch an der Wall Street stand am Dienstag die Politik im Fokus. Kurz nach Handelsbeginn verlor der Dow-Jones-Index 0,6 Prozent auf 20.501 Punkte, der S&P-500 gab 0,4 Prozent ab.

Zum einen lasten weiter die Sorgen wegen der verschärften Rhetorik im Streit zwischen Amerika und Nordkorea. Zum zweiten drücken die Aussichten auf die französische Präsidentschaftswahl, die bereits die europäischen Börsen nach unten geführt haben.

Von "Nervosität" und "Sorgen" sprach Devisenstratege Kit Juckes von der Societe Generale. Neue Konjunkturdaten vom Immobilienmarkt und zur Industrieproduktion blieben ohne größere Wirkung auf den Markt. Die Industrie in den USA hat im März ihre Produktion nach oben gefahren. Zu dem Anstieg führte vor allem ein kräftiger Sprung beim Ausstoß der Versorger, was einen Rückgang im verarbeitenden Gewerbe überdeckte.

Wie die Federal Reserve mitteilte, kletterte die Industrieproduktion um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat. Zugleich stieg die Kapazitätsauslastung auf 76,1 Prozent. Ökonomen hatten einen Anstieg der Produktion um 0,5 Prozent prognostiziert, für die Kapazitätsauslastung war ein Wert von 76,2 Prozent vorhergesagt worden.

Der Ausstoß der Versorger sprang um 8,6 Prozent in die Höhe, der stärkste Zuwachs in der Indexhistorie. "Nach dem ungewöhnlich warmen Wetter im Februar kehrte der Heizbedarf mit den kälteren Temperaturen wieder zu der saisonalen Normalität zurück", erklärte die Fed.

Bei den Einzelwerten standen vorbörsliche Unternehmenszahlen im Blick: Im vielbeachteten Bankenbereich hat Goldman Sachs die Erwartungen verfehlt, die Aktie fiel um 4,5 Prozent. Dagegen stiegen die Aktien von Bank of America nach Quartalszahlen um 1,1 Prozent.

Der Pharma- und Konsumgütergigant Johnson & Johnson übertraf die Erwartungen, allerdings drücken Sondereffekte den Nettogewinn. Die Aktie gab 3,4 Prozent nach. Für die Aktie des Versicherers Unitedhealth ging es dagegen nach Zahlen um 0,5 Prozent aufwärts. Der Konzern hat Umsatz und Ergebnis gesteigert und erhöht die Jahresprognose. Harley-Davidson sackten um 4,0 Prozent ab, nachdem der Motorradhersteller deutliche Umsatzeinbußen zu verkraften hatte.

Netflix fielen um 0,9 Prozent. Der Streaminganbieter hat im ersten Quartal sowohl in den USA als auch international einen schwächeren Abonnentenzuwachs verzeichnet als erwartet.

Asien: Kleines Plus in Tokio

Uneinheitlich präsentierten sich am Morgen die Kurse an den Börsen in Asien. Tendenziell stützten die guten Vorgaben der Wall Street und ein etwas stärkerer Dollar die Stimmung. Davon profitierte vor allem der Nikkei-225 in Tokio, der um 0,4 Prozent auf 18.419 Punkte vorrückte. Hier waren dank des festeren Dollar die Exportwerte gesucht.

Seit dem Ende des Tokioter Handels am Montag verlor die japanische Währung 108,30 auf zuletzt 108,90 je Dollar. Mitsubishi Motors gewannen angesichts des günstigeren Yen 0,8 Prozent, Mazda Motor verzeichneten ein Plus von 1,2 Prozent.

Im Plus hielten sich daneben Schwellenländerbörsen. Sie dürften davon profitiert haben, dass die Sorgen vor einem Abzug ausländischer Gelder mit den wieder deutlich gesunkenen US-Renditen geringer wurden. Die Renditen am US-Anleihemarkt sind zuletzt auf Jahrestiefs gefallen.

Dagegen verlor der Schanghai-Composite weitere 0,8 Prozent auf 3197 Punkte und schloss auf dem tiefsten Stand seit zwei Monaten. Erneut belasteten die Aussagen des Vorsitzenden der Regulierungsbehörde, Liu Shiyu, vom Freitag. Er hat eine strengere Überwachung durch die Börsenaufsicht des Landes angemahnt. Dies schürt bei den Investoren Sorgen bezüglich strengerer Regularien für Börsengänge, Refinanzierungen sowie Übernahmen und Fusionen. Bereits am Freitag und Montag hatte der Index insgesamt rund 1,6 Prozent eingebüßt. In Hongkong, wo am Freitag und Montag feiertagsbedingt kein Handel stattfand, holte der HSI-Index diese Entwicklung nach und verlor 1,4 Prozent.

In Sydney reduzierte sich der S&P/ASX-200 um 0,9 Prozent und rutschte auf den tiefsten Stand seit drei Wochen. Auch hier gab es ein langes Osterwochenende. Verluste gab es vor allem bei den Minenwerten. Fortescue rutschten um 7,5 Prozent ab. Die chinesischen Stahlwerke versuchen derzeit den Bedarf an Kokskohle zu senken, weil die Preise für metallurgische Kohle nach dem Sturm "Debbie" in Australien kräftig gestiegen sind. Fortescue bietet daher derzeit größere Rabatte als sonst bei Eisenerz.

"Dieser Trend dürfte sich fortsetzen und die Stahlpreise noch weiter fallen", so die Experten von Morgans. Für Rio Tinto ging es um 1,9 Prozent abwärts und BHP Billiton verloren 1,6 Prozent.

Rohstoffe: Gold auf Jahreshoch

Erneut mit negativen Vorzeichen zeigten sich die Ölpreise. Hier belasteten die Sorgen um die weiter steigende Ölförderung in den USA. Zudem hat sich die Zahl der Förderanlagen in den USA zuletzt bereits die 13. Woche in Folge erhöht. Es werde mit Spannung darauf gewartet, wie die Opec auf die weiter steigende Ölproduktion in den USA reagieren wird, so ein Marktteilnehmer. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI verlor 0,8 Prozent auf 52,60 Dollar, für Brent ging es um 1,0 Prozent auf 55,10 Dollar nach unten.

Hauptthema am Ölmarkt bleibt die Frage, ob die Produktionskürzungen der Opec und anderer großer Förderländer die weltweite Ölschwemme verringern werden. Dafür spricht, dass sich die beteiligten Länder bislang an die Kürzungsvereinbarung überwiegend zu halten scheinen. Dagegen spricht allerdings, dass die amerikanische Ölförderung seit längerem wieder steigt. Der Ausgang dieses Kräftespiels und damit die mittelfristige Richtung der Ölpreise gilt als offen.

Der Goldpreis konnte seine jüngsten Gewinne weitgehend behaupten. Vor dem Hintergrund der anhaltenden geopolitischen Sorgen bleibt der "sichere Hafen" weiter gesucht. Der Preis für die Feinunze lag mit 1289 Dollar auf dem Niveau am Vorabend und damit weiterhin klar über der wichtigen Marke von 1260 Dollar.

Devisen: Türkische Lira angeschlagen

Der Euro legte zum US-Dollar zu. Am späten Nachmittag kostete der Euro 1,0686 US-Dollar. Im frühen Handel hatte der Euro noch bei 1,0640 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0682 (Donnerstag: 1,0630) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9362 (0,9407) Euro. Starke Impulse für den Euro gab es nicht.

Schwankend reagierte auch die türkische Lira auf die jüngsten politischen Entwicklungen. Nach dem knappen Sieg des Ja-Lagers im Verfassungsreferendum legte sie in der Nacht auf Montag zunächst zu, gab aber dann die Gewinne wieder ab, um am Dienstag erneut etwas an Wert zu verlieren. Mit unter 3,68 Lira kostete ein Dollar wieder ähnlich viel wie vor dem Referendum.

Devisenfachleute von der Commerzbank rechnen in den kommenden Monaten allerdings mit Kursverlusten bei der Lira. Ihrer Ansicht nach dürfte sie sich zum Dollar wieder in Richtung 3,75 Lira bewegen. Die Verfassungsänderung werde nichts daran ändern, dass sich die Lira im Vergleich zum Dollar wegen der unstabilen politischen Lage in der Türkei abschwäche, erklärten die Experten in einem Kurzkommentar.

Quelle: ntv.de, ddi/mbo/dpa/DJ/rts

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