Marktberichte

Uneinigkeit an Europas Märkten Dax misslingt der Start ins neue Jahr

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(Foto: REUTERS)

Ein guter Jahresauftakt sieht anders aus: Der DAX ist am Freitag mit Verlusten ins neue Börsenjahr gegangen. Schlechte Konjunkturdaten aus Europa und den USA stellten das Geschäft in ein schlechtes Licht.

Der positive Handelsauftakt an der Wall Street verhalf den europäischen Börsen nur vorübergehend zu einer Erholung. Als in den USA die Kurse nach enttäuschenden Konjunkturdaten zurückfielen, ging es auch in Europa wieder abwärts. Auf dem alten Kontinent hatten die Börsen schon seit dem Vormittag unter schwachen europäischen Einkaufsmanagerindizes gelitten. Der Dax schloss 0,4 Prozent im Minus bei 9764,73 Punkten. Der TecDax verzeichnet einen leichten Zugewinn von plus 0,7 Prozent auf 1382,06 Punkten. Der EuroStoxx50 drehte auch um leichte 0,2 Prozent ins Minus auf 3139,44 Punkte.

Insgesamt enttäuschten die Konjunkturdaten aus Europa: In Italien beispielsweise ist der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Dezember mit 48,4 Punkten recht deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Volkswirte hatten mit 49,5 Punkten gerechnet. Werte unter 50 werden als Schrumpfung der Wirtschaft interpretiert.

"Das sind noch immer sehr schwache Umfragewerte im verarbeitenden Gewerbe der Eurozone", sagt Howard Archer von IHS Global. Die Umfragen unter Einkäufern in Unternehmen gelten als gute Indikatoren für die wirtschaftliche Aktivität der kommenden Monate. Der deutsche Index fiel mit 51,2 zwar wie in der ersten Lesung aus, für die Eurozone insgesamt blieb der Index mit 50,6 aber hinter der Prognose von 50,8 zurück.

Euro auf Vierjahrestief

Der Euro neigt angesichts der anämischen Konjunktur in der Eurozone zum US-Dollar erneut zur Schwäche. Mit 1,2034 war die Gemeinschaftswährung im Tagestief nicht mehr weit von der Marke 1,20 Dollar entfernt. Letztmals handelte der Euro im Juni 2010 auf diesem niedrigen Niveau. Am Mittag wird er mit 1,2053 Dollar bezahlt. Was dem Euro auch zusetzt sind Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi. Er deutete in einem Zeitungsinterview an, dass die Zentralbank schon bald mit dem Kauf von Staatsanleihen beginnen könnte und kündigte zudem noch lange sehr niedrige Zinsen an.

Noch schwächer als der Euro handelt das britische Pfund. Der britische Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe liegt zwar im Dezember mit einem Wert von 52,5 im expansiven Bereich; Volkswirte hatten jedoch mit einem Anstieg auf 53,9 gerechnet. Daraufhin ist das Pfund zum US-Dollar von Kursen um 1,5550 auf 1,5440 deutlich zurückgefallen.

Die Hoffnung auf ein baldiges Anleihekaufprogramm durch die EZB sorgt für Kursgewinne bei den Staatsanleihen aus der Europeripherie. So fallen die Renditen der italienischen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren um 7 Basispunkte auf 1,81 Prozent, die der spanischen Pendants um 8 Basispunkte auf 1,53 Prozent. Die deutsche Zehnjahresrendite bewegt sich kaum und liegt bei 0,55 Prozent.

Belastende Situation in Griechenland

Im Blick steht der Euro. Nach den Draghi-Aussagen ist er auf den tiefsten Stand seit Sommer 2010 abgerutscht und nähert sich rasant der 1,20er-Marke. Im Tief markierte er 1,2034 Dollar, verglichen mit gut 1,21 am Silvestertag. Ein weiterer Belastungsfaktor für den Euro ist die unsichere Lage in Griechenland.

Nachdem auch der dritte Präsidentschaftswahlgang gescheitert ist, finden am 25. Januar Neuwahlen statt. In den Umfragen liegt die links-radikale Syriza vorne, die das Sparprogramm der Troika ablehnt und einen Schuldenschnitt fordert. Ein solcher wird derzeit von den Verantwortlichen in Brüssel und Berlin strikt abgelehnt.

Die Angst vor einem Ende der griechischen Sparpolitik und die Unsicherheit über den geldpolitischen Kurs der EZB sollten erst einmal für eine abwartende Haltung sorgen, prognostizieren Börsianer. Insgesamt gehen viele Analysten jedoch davon aus, dass der Dax sich langfristig weiter nach oben arbeiten dürfte - "vor allem dank einer anziehenden US-Konjunktur", sagt NordLB-Analyst Tobias Basse.

Salzgitter leidet unter South-Stream-Aus

Nach Einschätzung von Asoka Wöhrmann, der bei der Deutschen Asset & Wealth Management die Investitionsentscheidungen verantwortet, führte 2014 an Aktien kein Weg vorbei. "Und diese Aussage gilt auch für 2015", betont der Experte. Von Reuters befragte Analysten gehen davon aus, dass der Leitindex Ende diesen Jahres auf 10.800 Punkte steigen wird. 2014 hatte der deutsche Leitindex 2,7 Prozent auf 9805,55 Zähler gewonnen, in den USA legte der Dow-Jones-Index 7,5 Prozent zu.

Unternehmensnachrichten sind zum Jahresauftakt dünn. Mit leichtem Abgabedruck rechnen Händler in der Salzgitter-Aktie - sie verlor 1,06 Prozent. Der Erreichter der Gaspipeline South Stream, South Stream Transport, hat Salzgitter und seinen Partner Dillinger Hüttenwerke angewiesen, die Produktion von Stahlrohren für das South-Stream-Projekt bis auf Weiteres auszusetzen. Salzgitter rechnet für 2015 dadurch mit einer Ergebnisbelastung im unteren zweistelligen Millionenbereich.

Erst am Dienstag war bekanntgeworden, dass die russische Gazprom die BASF-Tochter Wintershall und die Anteilseigner Eni aus Italien und EDF aus Frankreich aus der South-Stream Gesellschaft herausgekauft hat.

Zu den größten Gewinnern im Dax zählten vor allem die Verlierer des vergangenen Jahres. Die Lufthansa, die 2014 mehr als zehn Prozent nachgegeben hatte, stand mit einem Plus von 1,48 Prozent an Platz Zwei. Die Titel der Deutschen Bank rückten um 1,08 Prozent vor. In den vergangenen zwölf Monaten hatten die Aktien von Deutschlands größten Finanzinstitut rund ein Viertel ihres Börsenwertes eingebüßt. Gewinner des Handelstages war die Commerzbank mit einem Plus von 2,09 Prozent.

aleo solar schießt in die Höhe

BMW geben um 2,1 Prozent überdurchschnittlich nach. Der Streit zwischen BMW und seinen chinesischen Autohändlern scheint zu eskalieren. Einige Niederlassungen wollen erst dann neue Fahrzeuge abnehmen, wenn der deutsche Automobilkonzern die Absatzvorgaben lockert und Rabatte einräumt. Falls diese Bedingungen nicht erfüllt würden, würden möglicherweise schon ab Donnerstag keine BMW-Bestellungen mehr entgegengenommen.

Im SDax gewinnt die Takkt-Aktie 4 Prozent nach der Nachricht, dass die US-Tochter des Spezialversandhändlers für Geschäftsausstattung eine Sparte verkauft für 25 Millionen Euro.

Im Segment der Kleinstwerte schießen aleo solar um weitere 33 Prozent in die Höhe, nachdem sie bereits am Dienstag um 46 Prozent nach oben geschnellt waren. Hier wetten Käufer auf eine hohe Abfindung vom Großaktionär Bosch. Der Konzern, der mehr als 95 Prozent aller aleo-Aktien hält, hat von den Minderheitsaktionären die Übertragung von deren Aktien an Bosch zu einer "angemessenen Barabfindung" verlangt. Der Solarmodulhersteller befindet sich in Liquidation.

Quelle: ntv.de, bdk/rts/DJ

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