Marktberichte

Ölpreise schießen hoch Dax zweifelt am Aufstieg

Freundlicher Start, frühes Tageshoch, nervöses Pendeln am Nachmittag: Der Dax zur Wochenmitte.

Freundlicher Start, frühes Tageshoch, nervöses Pendeln am Nachmittag: Der Dax zur Wochenmitte.

(Foto: REUTERS)

Unschlüssig durch die Gewinnzone: Nach drei Tagen im Minus ziehen die Kurse am deutschen Aktienmarkt Mitte der Woche wieder an. Hoch ging es am Abend mit den Ölpreisen, weil die Opec die Förderung begrenzen will.

An der Frankfurter Börse blicken Händler auf einen unsicheren Erholungsansatz: Der Dax beendet den Tag mit einem leicht abgeschwächten Plus von 0,74 Prozent und geht bei 10.438,34 Punkten aus dem Handel. Damit liegt das Börsenbarometer noch mehr als 75 Punkte über dem Schlusskurs des Vorabends. Zeitweise war dem Dax sogar der Aufstieg über die Kursmarke bei 10.500 Zählern gelungen. Sein Tageshoch aus dem Verlauf markierte er bereits am Vormittag bei 10.518,36 Punkten.

Der Nebenwerteindex MDax schließt nach ähnlichen Bewegungen 1,08 Prozent fester bei 21.549,38 Punkten. Im Technologiewerteindex TecDax geht es um 0,74 Prozent auf 1792,25 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx50 verabschiedet sich 0,66 Prozent fester bei 2990,44 Punkten in den Feierabend.

"Das, was wir jetzt an den Aktienmärkten sehen, ist Volatilität. An einem Tag geht es rauf, am anderen wieder runter", sagt Jochen Stanzl von CMC Markets. Unerwartet solide Konjunkturdaten aus den USA haben an den Märkten keine Spuren hinterlassen.

Die entscheidenden Impulse wurden von den Notenbankern erwartet: Am Nachmittag traf sich EZB-Präsident Mario Draghi mit Mitgliedern des Deutschen Bundestages. Zudem sprach US-Notenbankchefin Janet Yellen vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses.

"Solche Ereignisse können oftmals in den Vordergrund treten und die Märkte reagieren auf die Aussagen sehr sensibel", sagt Craig Erlam vom Devisen-Broker Oanda. Zumal es bei der EZB um eine Ausweitung der Geldpolitik gehe und bei der Fed um eine Zinserhöhung. Neben Yellen stehen im restlichen Tagesverlauf diverse Auftritte weiterer US-Notenbanker auf dem Terminkalender.

Cryan: "Das ist für uns kein Thema"

Im Mittelpunkt der Gespräche am Parkett steht die kritische Lage in der deutschen Bankenbranche. Der Chef der Deutschen Bank, John Cryan, sah sich angesichts anhaltender Spekulationen um die finanzielle Stärke seines Geldhauses sogar veranlasst, sich in der "Bild"-Zeitung zum Thema Staatshilfe zu äußern.

Die Deutsche Bank brauch keine Rückendeckung durch die Politik, erklärte Cryan. Auf die Frage, ob die Bank Staatshilfen benötige, sagte Cryan wörtlich: "Das ist für uns kein Thema. Ich habe die Bundeskanzlerin zu keinem Zeitpunkt um Hilfe gebeten. Ich habe auch nichts dergleichen angedeutet." Die Aktien der Deutschen Bank zogen nach den Verlusten der Vortage kräftig an und schlossen 2,0 Prozent fester bei knapp 10,77 Euro. Die Aktien der Commerzbank, die am Vortag ebenfalls gebeutelt wurden, erreichten einen Schlusskurs von 5,99 Euro, was einem Aufschlag von 1,3 Prozent entspricht.

 Händlern zufolge entwickelten vor allem die Spekulationen um staatliche Stützungsaktionen neuen Auftrieb. Ein entsprechender Bericht der "Zeit" löste am Vormittag zeitweise größeres Aufsehen aus. "Für etwas Verwirrung hat kurz die englische Übersetzung des Berichts in der Zeit gesorgt, dass es sich nicht um einen Rettungs-, sondern einen 'Contingency Plan' handelt, sprich eine Eindämmung des Risikos, falls die Bank umfällt", meine ein Händler.

Deutsche Bank
Deutsche Bank 14,58

Als positiver Kurstreiber habe sich aber nun durchgesetzt, dass der Staat der Zeitungsmeldung zufolge erwäge, einen Anteil in der Bank zu übernehmen. "Das ist plausibel, weil es analog zur Commerzbank wäre", so der Händler weiter. Die Spekulation darauf dürfte den Kurs der Aktie nach unten absichern.

Das Bundesfinanzministerium wies die Spekulationen allerdings ausdrücklich zurück. Die Bundesregierung und die zuständigen Finanzaufsichtsbehörden bereiten demnach keinen Notfallplan für die Deutsche Bank vor. Die Meldung sei "falsch", erklärte das Ministerium. Die Bundesregierung bereite keine Rettungspläne vor. Es gebe auch keinen Anlass für derartige Spekulationen. Die Deutsche Bank habe dies ausdrücklich klar gestellt. Auf den Aktienkurs scheint das Dementi bislang keine größeren Auswirkungen zu haben.

Gegenwind für die Börsenfusion?

Deutsche Börse
Deutsche Börse 189,30

EU-Wettbewerbshüter nehmen den geplanten Zusammenschluss von Deutscher Börse und London Stock Exchange (LSE) genauer unter die Lupe. Es gebe eine Reihe vorläufiger wettbewerbsrechtlicher Bedenken, teilte die EU-Kommission mit. Daher werde nun eine vertiefte Prüfung eingeleitet.

"Wir müssen dafür sorgen, dass die Finanzmarkt-Teilnehmer auch weiterhin zu wettbewerbsfähigen Konditionen auf Finanzmarkt-Infrastruktur zurückgreifen können", sagte EU-Kommissarin Margrethe Vestager. Durch die Fusion würde demnach der mit Abstand größte europäische Börsenbetreiber entstehen. Die Wettbewerbshüter haben bis zum 13. Februar 2017 Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Die Aktien der Deutschen Börse schlossen 0,2 Prozent schwächer bei 72,40 Euro.

Trotz der laufenden Konsolidierung unter den weltweiten Wertpapier-Handelsplätzen will die Schweizer Börse unabhängig bleiben. "Wir wollen uns zur Zeit mit niemand anderem ins Bett legen, aber das schließt Kooperationen nicht aus", sagte SIX Swiss-Exchange-Chef Chris Landis. Vor wenigen Tagen hatte der Optionsbörsenbetreiber CBOE die Übernahme von Bats Global Markets für rund 3,2 Milliarden Dollar angekündigt.

Lufthansa übernimmt Brussels Airlines

Lufthansa
Lufthansa 7,28

Der Aufsichtsrat der Lufthansa gab am Nachmittag grünes Licht für die vollständige Übernahme von Brussels Airlines. Das Gremium billigte demnach den Erwerb noch ausstehender Anteile von 55 Prozent an der Muttergesellschaft der belgischen Fluggesellschaft, SN Airholding.

"Gemeinsames Ziel von Lufthansa und Brussels Airlines bleibt es, den vollständigen Erwerb der SN Airholding durch die Deutsche Lufthansa AG nach abschließender Abstimmung der Modalitäten zur Ausübung des Bezugsrechts mit den Altaktionären bis Ende dieses Jahres auf den Weg zu bringen", hieß es in der Erklärung von Lufthansa weiter. Ziel sei, die Transaktion Anfang 2017 abzuschließen. Die Lufthansa-Aktien verteuerten sich um 0,8 Prozent.

Neue Gerüchte um Linde

An der Spitze des Leitindex prangt zur Wochenmitte ein anderer Name: Neu aufflammende Spekulationen auf eine Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair schieben den Aktienkurs von Linde kräftig an. Die Aktien stiegen vor diesem Hintergrund um knapp 3,9 Prozent.

Aktienhändler verwiesen auf eine Studie der Baader Bank, der zufolge dieser Deal noch nicht vom Tisch ist. Analyst Markus Mayer wertete das Stühlerücken im Top-Management von Linde nach den geplatzten Fusionsverhandlungen als Vorbereitung für einen zweiten Anlauf. Der Abgang zahlreicher Schützlinge des Aufsichtsratschefs Wolfgang Reitzle könnte ein Indiz für eine Linde-Übernahme durch Praxair sein.

Deutsche Post beliefert Briten

Bei den übrigen deutschen Einzelwerten aus der ersten Reihe rückten die Aktien der Deutschen Post in den Vordergrund. Der Bonner Logistikkonzern verstärkt sich mit einem millionenschweren Zukauf in Großbritannien. Die Post habe sich mit UK Mail auf ein Angebot für den britischen Post- und Paketdienstleister geeinigt, teilte die Post mit.

"Strategisch ist das interessant", kommentierte ein Händler zu den Übernahmeplänen der Deutschen Post in Großbritannien. Der Konzern bietet für UK Mail eine Prämie von gut 43 Prozent. Mit gut 240 Millionen Pfund sei die Übernahme zwar relativ klein und werde den Kurs der Deutschen Post kaum beeinflussen. "Interessant ist aber, dass die Post gerade jetzt im Brexit-Umfeld in Großbritannien Chancen sieht", sagte er. Die Aktien der Deutschen Post lagen am Abend deutlich schwächer als der Gesamtmarkt 0,3 Prozent im Plus.

Rohstoffe: Ölpreise legen kräftig zu

An den Rohstoffmärkten legten die Ölpreise zunächst eine Berg- und Talfahrt hin. Am Abend ging es mit den Preisen aber kräftig hoch, weil die Opec die Förderung begrenzen will. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete zu US-Handelsschluss 48,31 US-Dollar und damit 5,1 Prozent mehr als am Vorabend. Das Fass der US-Leichtölsorte WTI verteuerte sich um 4,5 Prozent auf 46,67 Dollar.

Die Opec hat sich darauf geeinigt, dass eine Produktionssenkung zur Beförderung der Preise notwendig ist. Dies berichten Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Die Organisation will aber bis November warten, um den Plan abzuschließen. Damit soll die Ölflut eingedämmt werden, die bereits unerwartet lange anhält. Der Konsens wurde nach einem viereinhalbstündigen Treffen in der algerischen Hauptstadt Algier erreicht. Es ist das erste Mal seit dem Beginn des Ölpreisverfalls Mitte 2014, dass sich die Opec auf Maßnahmen dagegen einigt.

Wenig Veränderung gibt es am Markt für Edelmetalle. Weiterhin herrscht Uneinigkeit, ob die Fed im Dezember an der Zinsschraube drehen wird. Neben den Aussagen von Fed-Notenbankern richten sich die Blicke vor allem auf die anstehenden US-Konjunkturdaten. "Hier gibt es in den kommenden zwei Wochen eine ganze Reihe von wichtigen Daten", heißt es von Rohstoff-Analyst Carston Menke von Julius Bär. Dazu gehören die BIP-Zahlen für das zweite Quartal und der US-Arbeitsmarktbericht für September. Die Feinunze Gold kostet aktuell 1323 Dollar, ein Minus von 0,2 Prozent.

USA: Dow Jones mit ordentlichem Endspurt

Die US-Börsen wurden zunächst durch Kursverluste von Pharmawerten belastet. Beflügelt vom Anstieg der Ölpreise ging es kurz vor Handelsende vor allem für den Dow Jones nach oben. Auf die Stimmung drückte allerdings die Ankündigung von IWF-Chefin Christine Lagarde, der Internationale Währungsfonds (IWF) werde seine Prognose für das US-Wirtschaftswachstum in diesem Jahr senken. Im Fokus stand zudem der Auftritt von Notenbankchefin Janet Yellen vor dem Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses.

"Yellens Äußerungen sind im Großen und Ganzen im Rahmen der Erwartungen", sagte Aktienstratege Terry Sandven von U.S. Bank Wealth Management. Allerdings prüft die Fed nach Worten Yellens Änderungen bei den jährlichen Stresstests für Banken. Dies nährte Sorgen vor einer schärferen Regulierung in der Branche. Finanzwerte gaben im Schnitt 0,5 Prozent nach.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte stieg um 0,6 Prozent und schloss bei bei 18.339 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 legte um 0,5 Prozent auf 2171 Zähler zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq ging um 0,2 Prozent auf 5319 Stellen nach oben.

An der Wall Street standen Aktien aus dem Gesundheitssektor im Blick, die im Schnitt um 0,5 Prozent nachgaben. Bristol-Myers büßten 1,1 Prozent ein, Amgen 1,0 Prozent.

Nike sackten um 4,1 Prozent ab. Der Sportartikelhersteller enttäuschte die Anleger mit seinen Auftragseingängen. Papiere des Matratzenherstellers Tempur Sealy brachen um 22,4 Prozent ein. Das Unternehmen blieb mit seinen Umsatzzielen für das laufende Geschäftsjahr hinter den Erwartungen zurück.

Aufwärts geht es für die Blackberry-Aktie. Der einstige Smartphone-Marktführer zieht sich aus der Handy-Entwicklung und -Herstellung zurück und will sich künftig ausschließlich dem Geschäft mit Software und Dienstleistungen widmen. Der Umsatz mit Software und Dienstleistungen hat sich im am 31. August zu Ende gegangenen zweiten Geschäftsquartal mehr als verdoppelt. Bereinigt um Sondereffekte schaffte Blackberry beim Ergebnis je Aktie wie bereits im Vorquartal den "Break even". Analysten hatte hier mit einem Verlust von 5 Cent je Aktie gerechnet. Blackberry legen um 5,1 Prozent zu.

Devisen: Euro nur leicht schwächer

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,08

Der Euro kann sich nach den Verlusten vom Vortag auf seinem Niveau halten. Am späten Abend wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1217 US-Dollar gehandelt und damit 0,1 Prozent unter dem Kurs des Vorabends.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1225 (Dienstag: 1,1220) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8909 (0,8913) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86208 (0,86413) britische Pfund, 112,93 (112,52) japanische Yen und 1,0891 (1,0880) Schweizer Franken fest.

Asien: Schwache Bankenwerte in Japan

Nikkei
Nikkei 40.369,44

Die Vorgaben aus Fernost fallen weitgehend unfreundlich aus: Am japanischen Aktienmarkt präsentierten sich inbesondere die Bankenwerte sehr schwach. Nach einem jüngst recht guten Lauf wird der Sektor abermals von Spekulationen über negative Leitzinsen durch die Bank of Japan belastet.

Neben Sorgen über den Bankensektor mit den entsprechenden Abgaben wurde die Börse auch von einer Fülle von Aktien ex Dividende gedrückt. Im marktbreiten Topix betraf dies immerhin mehr als die Hälfte der dort gelisteten Aktien.

In Tokio schloss der Nikkei-Index 1,3 Prozent tiefer bei 16.465 Zählern. Der chinesische Shanghai Composite fiel zwar nur um 0,3 Prozent auf 2989 Punkte, markierte damit aber dennoch den tiefsten Stand seit zwei Monaten. Die Börse in Sydney  schloss dagegen knapp im Plus.

In Tokio wurden die Indizes von deutlichen Abgaben im Finanzsektor gedrückt. Der jüngste Anstieg der Anleiherenditen lief aus, die Renditen gaben nach und ließen Sorgen über die Gewinnentwicklung in der Finanzbranche wieder aufleben. Dazu haben sich Hoffnungen verflüchtigt, dass die Bank of Japan ihre Negativzinspolitik überdenke.

Zudem waren mit den jüngsten Schlagzeilen aus Europa - vor allem über eine möglicherweise drohende Kapitallücke der Deutschen Bank - japanischen Staatsanleihen wieder gefragt und die Renditen gingen zurück. Die Zehnjahresrendite sank mit minus 0,090 Prozent auf ein Einmonatstief. Im japanischen Bankensektor ging es in der Folge mit Aktien von Sumitomo Mitsui Financial Group um 4,1 Prozent bergab. Dai-ichi Life Insurance verbilligten sich um 2,5 Prozent. Mizuho Financial Group gaben um 1,8 Prozent ab. Aktien von Nomura verloren 2,8 Prozent.

In Sydney stieg der Leitindex S&P/ASX-200 um 0,1 Prozent - trotz klarer Verluste im Energiesektor. Wettgemacht wurde die vor allem durch sehr feste Versorgerwerte, nachdem AGL Energy einen großen Aktienrückkauf und eine angehobene Ausschüttungsquote angekündigt hatte. AGL sprangen um 5,8 Prozent.

Der Kurs der Postal Savings Bank of China bewegte sich am ersten Handelstag an der Börse in Hongkong gegenüber dem Ausgabepreis kaum. Die Bank ist das nach Bilanzsumme sechstgrößte Kreditinstitut in China. Der Börsengang ist der weltweit bislang größte im laufenden Jahr.

Standard Chartered büßten in Hongkong 1,1 Prozent ein. Laut Wall Street Journal ermittelt das US-Justizministerium gegen ein von der Bank kontrolliertes Energieunternehmen in Indonesien wegen möglicher Zahlung von Bestechungsgeldern.

Quelle: ntv.de, mmo/kpi/DJ/dpa/rts

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