Marktberichte

Zugewinne an der Wall Street Dax sinkt am Ende unter 11.000 Punkte

Wie ein führerlos in den Wellen treibendes Boot hebt sich der Dax heute mal, mal senkt er sich wieder. Am Ende steht ein Minus, das nicht dramatisch ausfällt. In New York schließen die Börsen nach der Fed-Entscheidung im Plus.

Kaum Bewegung gab es heute am deutschen Aktienmarkt: Mit angezogener Handbremse waren Investoren heute unterwegs, der Dax schloss leicht im Minus und knapp unter 11.000 Punkten. Für Zurückhaltung sorgten die US-Notenbank und anhaltende Sorgen um Griechenland.

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Zumindest kurzfristig richtet sich der Blick weg von Athen und Brüssel nach Washington. Am Abend gibt die Fed ihre Zinsentscheidung bekannt. Die Mehrheit der Marktakteure rechnet noch nicht mit einer Zinserhöhung. Erst im September dürfte die Fed die Zinsschraube erstmals seit acht Jahren wieder anziehen. "Es ist zu vermuten, dass die US-Währungshüter die Märkte weiter verbal auf diesen Schritt vorbereiten", sagte Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg. "Die Griechenland-Stimmung schwankt weiter zwischen Hoffen und Bangen, und die heutige 'große' FOMC-Sitzung bietet daher eine willkommene Abwechslung", schrieben die Analysten der Commerzbank in einem Kommentar.

Ein gewisses Gefahrenpotenzial für Europas Börsen birgt die anstehende Entscheidung der EZB, ob und in welchem Ausmaß sie die Liquiditäts-Nothilfe (ELA) für Griechenland aufstockt. "Ein Einfrieren (der ELA-Hilfen) würde ein starkes Signal in Richtung Griechenland senden - vielleicht zu stark in den Augen einiger EZB-Ratsmitglieder", sagte Emily Nicol von Daiwa Capital Markets. Ein Einfrieren der ELA-Hilfen könnte Athen unter Druck setzen, bei den Verhandlungen mit den Geldgebern stärker entgegen zu kommen.

Gilles Moec von der Bank of America Merrill Lynch rechnet nicht damit, dass die EZB diesen Druck auf Griechenland ausübt. "Die EZB will nicht als politischer Akteur erscheinen", sagte der Volkswirt. Das aber wäre der Fall, wenn die Notenbank kurz vor dem Treffen der Eurogruppe am Donnerstag eine derart drastische Maßnahme ergreift. Eine solche "Hardliner-Position" habe im EZB-Rat kaum Aussichten auf die notwendige Zweidrittelmehrheit, sagt Moec.

Deutschland: Linde beschließen den Handelstag als Dax-Sieger

Der Dax schließt am Ende mit einem Minus von 0,6 Prozent auf 10.978 Punkten. Für den MDax ging es heute 1,0 Prozent nach unten, er sank auf 19.520 Zähler. Der technologielastige TecDax erleichterte sich um 0,8 Prozent auf 1626 Punkte. Auch der Euro-Stoxx-50 verlor und gab 0,7 Prozent ab.

Stärkster Dax-Wert waren Ende Linde, die um 1,9 Prozent zulegten. Vorstandsvorsitzender Wolfgang Büchele hatte sich in der "Financial Times" optimistisch zum zweiten Halbjahr geäußert.

Stark zeigten sich auch die Papiere der Deutschen Telekom, die 1,1 Prozent gewannen. Das Manager Magazin berichtete, dass sich neben dem US-Satellitenbetreiber Dish Networks nun auch der Telekomanbieter Comcast für die Telekom-Tochter T-Mobile US interessiert. Ein Händler merkte an, bei Comcast bestehe die Aussicht auf einen hohen Baranteil bei einer Übernahme. Der Konzern habe allein 2014 einen Cash-Flow von 8 Milliarden Dollar erzielt.

Auch Lanxess konnten erneut zulegen. Die Aktie stieg um 0,6 Prozent. Händler führten die Käufe auf die zahlreichen positiven Analystenkommentare der vergangenen Tage zurück. Das Schlusslicht im Dax bildete die Lufthansa-Aktie, die 2,0 Prozent einbüßte. Auch Henkel, Continental und Merck ließen zwischen 1,7 und 1,8 Prozent nach.

In der zweiten Reihe verloren Deutsche Annington mit dem Bezugsrechtsabschlag für die Kapitalerhöhung 6,8 Prozent. Südzucker gewannen mit einer höheren Prognose der Tochter CropEnergies 4,0 Prozent. Die Aktien von CropEnergies gewannen um rund 13 Prozent.

USA: Fed hält weiter still

Kursgewinne gibt es an der Wall Street. Der griechische Schuldenstreit scheint an den US-Börsen kein großes Thema mehr zu sein. Von der US-Notenbank gab es für die Börsianer kein Störfeuer. Die Federal Reserve belässt erwartungsgemäß den Leitzins bei 0 bis 0,25 Prozent. Der Fed-Offenmarktausschuss hält sich hinsichtlich einer Straffung der Geldpolitik weiter bedeckt. Fed-Chefin Janet Yellen sagt auf einer Pressekonferenz, sie erwarte eine Zinserhöhung noch in diesem Jahr. Das hatte sie bereits Ende Mai gesagt.

Der Dow-Jones-Index gewinnt 0,2 Prozent auf 17.935 Punkte. Der S&P-500 legt um 0,2 Prozent auf 2100 Zähler und der Nasdaq-Composite ebenfalls um 0,2 Prozent auf 5064 Punkte zu.

An der Börse macht eine Übernahme Furore. Botox-Hersteller Allergan will künftig nicht nur Falten bekämpfen, sondern auch dem Doppelkinn zu Leibe rücken. Dazu übernimmt Allergan für 2,1 Milliarden US-Dollar Kythera Pharmaceuticals. Der Kaufpreis von 75 Dollar je Aktie liegt um 24 Prozent über deren Schlusskurs vom Dienstag. Mit einem Kurssprung von 22,1 Prozent auf 74,12 Dollar nähert sich der Kythera-Kurs dem Angebotspreis, die Allergan-Aktie gewinnt 0,3 Prozent. Mit Kybella hat Kythera ein Mittel gegen das Doppelkinn entwickelt, das injiziert wird und erst im April von der US-Gesundheitsbehörde zugelassen wurde.

Daneben muss der Markt einige Zahlenausweise von US-Unternehmen verarbeiten. Nach Börsenschluss am Dienstag hat Adobe Geschäftszahlen zum ersten Quartal vorgelegt. Der Gewinn je Aktie stieg auf 48 US-Cent von 37 Cent im Vorjahr. Allerdings gab das Unternehmen einen enttäuschenden Ausblick auf das zweite Quartal. Die Aktie verliert 2,4 Prozent.

Vorbörslich hat noch Logistikdienstleister FedEx Geschäftszahlen vorgelegt, die nicht gut ankommen. Der Kurs sinkt um 3,9 Prozent. Nach der Schlussglocke folgt SAP-Konkurrent Oracle mit den Zahlen zum vierten Geschäftsquartal.

Rohstoffe: Ölpreis-Anstieg ausgebremst, Weizen wird teurer

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 87,14

Nach einem deutlichen Anstieg der Ölpreise über den Tagesverlauf verringerten sich die Zuwächse am späten Nachmittag drastisch. Der Rücksetzer kam nach den wöchentlichen Öl-Lagerbestandsdaten aus den USA - ein Händler erklärte den Zusammenhang mit der überraschend geringeren Auslastung der Raffineriekapazität. Diese liegt mit 93,1 um 160 Basispunkte unter der Konsenserwartung von 94,7 Prozent. "Das bedeutet Gegenwind für die Margen in der Verarbeitung", sagt der Händler. Erwartet werde ein Anstieg der durchschnittlichen Marge von 17,80 Dollar pro Barrel im ersten Quartal auf deutlich über 20 Dollar im zweiten Quartal. "Diese Prognosen könnten leicht verfehlt werden", sagt der Händler.

Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostete am späten Nachmittag 63,90 Dollar und damit nur noch 20 Cent mehr als am Dienstagabend. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juli-Lieferung stieg um nur noch 12 Cent auf 60,09 Dollar.

Die Furcht der Anleger vor Ernteausfällen in den USA hat den Preis für Weizen angetrieben. Der Terminkontrakt beendete seine jüngste Talfahrt und verteuerte sich um bis zu 2,3 Prozent auf 4,9975 Dollar je Scheffel. Im Windschatten zog auch Mais um 1,2 Prozent auf 3,5825 Dollar je Scheffel an.

Devisen: Euro stabil trotz Grexit-Sorge

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Der Euro ist trotz abnehmender Hoffnungen auf eine Einigung im griechischen Schuldenstreit überwiegend stabil geblieben. Am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1230 US-Dollar und damit etwas weniger als am Morgen. Die EZB hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,1279 (Dienstag: 1,1215) Dollar festgelegt.

Der festgefahrene Streit über dringend benötigte Hilfsgelder für Griechenland lässt den Euro nach wie vor recht kalt. Zwar kam es in den vergangenen Tagen immer wieder zu deutlichen Kursbewegungen. Nachhaltig war das Auf und Ab aber nicht.

Asien: Japanische Auto-Aktien büßen Punkte ein

An den Aktienmärkten in Fernost haben die Anleger vor einem Entscheid der US-Notenbank vorsichtig agiert. Viele Investoren warteten auf die Pressekonferenz von Fed-Chefin Janet Yellen am Abend (MESZ) im Anschluss an die zweitägige Zinssitzung. Dann soll Yellen neue Hinweise liefern, wann die Fed mit ihrer Zinswende beginnen wird.

Auch die wachsende Sorge vor einer Staatspleite Griechenlands drückte auf die Kauflaune. "Die Stimmung ist angespannt, deshalb wollen Investoren keine wesentlichen Anteile etwa an Exportwerten und Banken kaufen", sagte Hikaru Sato von Daiwa Securities.

In Tokio gab der Nikkei um 0,2 Prozent auf 20.219 Punkte nach. Auch in Taiwan notierte der Index niedriger. In Shanghai glich der Markt anfängliche Verluste im Handelsverlauf wieder aus. Investoren sorgten sich hier vor einer Flut von Börsengängen vor Liquiditätsengpässen. Auch der MSCI-Index für asiatische Aktienwerte ohne Japan machte mit einem Plus von 0,7 Prozent die Verluste des Vortags wieder wett.

Bei den Einzelwerten gaben Toyota-Aktien ein Prozent nach und auch Honda sowie Nissan-Papiere notierten niedriger. Toyota hatte zuvor seinen Rückruf wegen defekter Airbags des Zulieferers Takata in den USA ebenso wie Honda ausgeweitet. Diesmal waren die Luftkissen für die Beifahrer betroffen.

Quelle: ntv.de, kst/mbo/rts/DJ

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