Marktberichte

Wall Street leicht im Plus Ölpreis-Verfall zieht Dax mit runter

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(Foto: dpa)

Der ohnehin schwächelnde Dax kommt zum Schluss ins Straucheln: Hohe Lagerbestände in den USA drücken den Ölpreis kräftig nach unten - und den Anlegern auf die Stimmung. Dabei hatte eine andere Nachricht im Ölsektor gerade erst für Euphorie gesorgt.

Schwach begonnen und am Ende noch nachgelassen: Der Dax rutschte unter die Marke von 12.100 Punkten und ging mit Verlusten aus dem Handel. Auslöser für das Abrutschen am Nachmittag war der Kursverfall beim Ölpreis: "Die Vorräte in den USA steigen, die Lager sind inzwischen zu über 90 Prozent gefüllt und können immer weniger von dem Überangebot aufnehmen", sagte ein Händler. Dies bedeute, dass das Überangebot im Öl verstärkt auf den Markt schwappe und den Preis belaste.

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Zuvor war der Dax durch Gewinnmitnahmen im Autosektor belastet worden: Kepler Cheuvreux hatte mehrere Titel der Branche abgestuft. Das Haus ging von einer tendenziell positiven auf eine eher neutrale Einschätzung. Während die Gewichtung heruntergefahren wurde, waren die Kursziele überwiegend bestätigt worden. "Die Bewertung ist etwas ausgereizt", hieß es dazu im Handel. Abgestuft hatte das Haus die Titel von BMW, Daimler, Conti, Valeo und Peugeot, hochgenommen Rheinmetall und Nokian. Erste Wahl blieben für Kepler Cheuvreux VW.

Im Fokus stand zudem die Milliarden-Übernahme der BG Group durch Royal Dutch Shell. Der in den Indizes schwer gewichtete Ölsektor reagierte darauf mit einem Kursfeuerwerk. Shell zahlt eine Übernahmeprämie von 50 Prozent und lässt sich den Kauf fast 70 Milliarden US-Dollar kosten. Entsprechend sprang die Aktie der BG Group um knapp 32 Prozent nach oben. Für Shell als Käufer geht es wie üblich leicht nach unten. Auch andere mögliche Übernahmeziele im Sektor legen deutlich zu: Tullow Oil stiegen um 9,5 Prozent, Galp Energia um 5 Prozent und Genel Energy um 6,3 Prozent. Die Übernahme trieb zudem den Stoxx-600 auf Rekordhoch.

Shell plc.
Shell plc. 30,26

Positiv kamen erneut Daten aus Südeuropa an: In Italien hat die Regierung ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 0,7 Prozent statt bisher 0,6 Prozent erhöht. Schon am Vortag hatten Einkaufsmanagerindizes aus Spanien und Italien positiv überrascht. "Die Krisenländer kommen aus der Rezession", sagte ein Marktteilnehmer. Bei den Konjunkturdaten hatte der Auftragseingang der deutschen Industrie etwas enttäuscht. Daneben wurde auf den Einzelhandelsumsatz in der EU im Februar geblickt. Hier gab es einen leichten Rückgang von 0,2 Prozent.

Am Abend schaut der Markt dann neben den anstehenden Quartalszahlen von Alcoa auf das Protokoll der vergangenen Fed-Sitzung Mitte März.

Deutschland: Lufthansa macht Verluste ein wenig wett

Der Dax verlor am Ende 0,7 Prozent und sank auf 12.036 Punkte. Ein Plus von 0,2 Prozent wies hingegen der MDax auf und schloss bei 21.074 Punkten. Beim technologielastigen TecDax zeigte sich ein Minus von 0,6 Prozent, der Euro-Stoxx-50 verlor 0,6 Prozent auf 3744 Zähler.

Lufthansa
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Lufthansa erholten sich etwas von ihren jüngsten Kursverlusten. Die Aktie stieg um 1,8 Prozent und lag damit am Ende an der Dax-Spitze. Seit dem Absturz eines Jets der Billigtochter Germanwings vor rund zwei Wochen hatte der Titel bis zu zwölf Prozent an Wert verloren. "Einige Investoren nutzen das Kursniveau zum Einstieg, zudem hilft der Lufthansa-Aktie der niedrigere Ölpreis ", sagte ein Händler. Zuletzt hatten sich viele Finanzexperten vorsichtig geäußert: So hatte JP Morgan den Titel am Dienstag auf "Underweight" von "Neutral" herabgestuft.

Daimler und BMW verloren 1,3 und 1,4 Prozent - Continental sowie VW gaben ebenfalls leicht nach. Kepler Cheuvreux hatte den Sektor und mehrere Branchentitel abgestuft. "Die Bewertung ist etwas ausgereizt", heißt es dazu im Handel.

Zalando profitierten von einer Hochstufung durch Goldman Sachs und legten 2,0 Prozent zu. Die Analysten hatten die Titel auf die "Conviction Buy"-Liste genommen.

USA: Wall Street schaut auf Fed-Protokoll

Vor der Veröffentlichung der Protokolle der US-Notenbank-Sitzung von Mitte März halten sich US-Anleger an der Wall Street weitgehend zurück. Sie erhoffen sich neue Hinweise auf den Zeitpunkt der geplanten Zinserhöhung der Fed. Demnach scheinen die Fed-Vertreter trotz der jüngst schwächer ausgefallenen Konjunkturdaten gewillt zu sein, an ihrem bisherigen Weg zur Zinswende noch in diesem Jahr festzuhalten. Es sehe alles danach aus, als würde nun September angepeilt, um die Leitzinsen erstmals anzuheben, sagte der Ökonom Alan Gayle von RidgeWorth Investments.

Der Dow-Jones-Index schloss mit einem Aufschlag von fast 0,2 Prozent auf 17.902 Punkten. Im Verlauf pendelte er zwischen 17.822 und 17.976 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 ging mit 2081 Zählern 0,3 Prozent höher aus dem Geschäft. Die Technologiebörse Nasdaq stieg um 0,8 Prozent und schloss bei 4950 Punkten.

Bei den Einzelwerten liegt die Großfusion zwischen Shell und dem britischen Gaskonzern BG im Fokus. Die in New York gelisteten Shell-Papiere geben 4,7 Prozent nach. Unterdessen dreht sich das Übernahmekarussell weiter. Das Pharmaunternehmen Mylan will Perrigo übernehmen, einen Spezialisten für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel. 30 Milliarden Dollar in Barmitteln und Aktien bietet Mylan, deren Aktie 14,8 Prozent zulegte. Perrigo-Papiere haussierten um 18,5 Prozent.

Twitter-Aktien liegen mit 0,5 Prozent leicht im Minus. Medienberichten zufolge erwägt Google eine Übernahme des Internet-Kurznachrichtendienstes. Google gewinnen 1,0 Prozent.

Rohstoffe: Ölpreis stürzt nach Bestands-Bericht ab

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 86,71

Die weiterhin wachsenden Rohölbestände in den USA und eine Rekordförderung in Saudi-Arabien haben die Ölpreise belastet. Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich in der Spitze bis zum späten Nachmittag um 3,7 Prozent auf 56,90 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel im späten US-Handel um 6,6 Prozent auf 50,42 Dollar.

Die Preise beschleunigten ihre Talfahrt, nachdem die US-Energiebehörde den ungebremsten Aufbau der wöchentlichen Rohölbestände bestätigte. Danach waren die Rohölbestände in der vergangenen Woche um fast elf Millionen Barrel gestiegen - deutlich stärker als von Analysten mit 3,4 Millionen Fässern erwartet. Auch die Benzinbestände zogen an.

Der saudiarabische Ölminister Ali al-Naimi hatte zudem am Vorabend erklärt, die Förderung seines Landes werde bei rund zehn Millionen Fässern täglich bleiben. Im März hatte das Königreich mit 10,3 Millionen bpd so viel Öl wie noch nie gefördert - ungeachtet des Überangebots auf dem Weltmarkt.

Devisen: Euro kann Gewinne nicht halten

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,09

Der Euro fiel deutlich unter 1,08 Dollar, erholte sich dann aber etwas auf 1,0788 Dollar. Zeitweise hatte ein Euro gut einen halben Cent mehr gekostet. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,0862 (Dienstag: 1,0847) Dollar fest.

Die stärksten Impulse kamen zur Wochenmitte vom Dollar. Bis zum Nachmittag gab die US-Währung zunächst auf breiter Front nach. Neben dem Euro konnten davon vor allem der australische und der neuseeländische Dollar profitieren. Auch der russische Rubel erholte sich weiter. Ein Dollar kostete mit 53,7 Rubel so wenig wie seit Dezember 2014 nicht mehr.

Belastet wurde der Euro am Nachmittag durch Äußerungen aus den Reihen der US-Notenbank Fed. Der Chef der einflussreichen Zentralbank von New York, William Dudley, bezeichnete zuletzt schwache Daten vom Arbeitsmarkt als Ausreißer. Fed-Mitglied Jerome Powell schloss einen zeitnahen Beginn von Zinsanhebungen nicht aus.

Asien: Anleger greifen in Hongkong zu

Spekulationen auf weitere Konjunkturhilfen in Japan und China haben die Aktienmärkte in Fernost befeuert. In Tokio kletterte der Nikkei auf ein 15-Jahres-Hoch und in Hongkong wurde der höchste Stand seit sieben Jahren erreicht.

Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans lag 1,3 Prozent im Plus. Die Bank von Japan bestätigte wie erwartet ihr Programm zum Ankauf von Anleihen und Wertpapieren von jährlich 80 Billionen Yen (rund 620 Milliarden Euro). Die wieder auf Null gesunkene Inflationsrate schürte zugleich Vermutungen am Markt, die Währungshüter könnten das Programm bei ihrem nächsten Treffen Ende April ausweiten.

In Tokio stieg der Nikkei-Index um knapp 0,8 Prozent auf 19.789 Punkte und nahm damit die 20.000er Marke ins Visier. Zu den Gewinnern zählten insbesondere Finanztitel sowie Papiere von Einzelhändlern.

Quelle: ntv.de, kst/jwu/DJ/rts

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