Marktberichte

Trump drückt Lockheed-Kurs Dax schafft es nicht ins Plus

Jahresend-Stimmung an der Börse: Weder die Opec-Einigung, noch die neue Hoffnung in Italien können den Dax zu Wochenbeginn in die Gewinnzone schieben.

Jahresend-Stimmung an der Börse: Weder die Opec-Einigung, noch die neue Hoffnung in Italien können den Dax zu Wochenbeginn in die Gewinnzone schieben.

(Foto: REUTERS)

Schwacher Wochenstart an der Börse: Die Vereinbarung wichtiger Ölförderstaaten bewegt die Kurse am deutschen Aktienmarkt nur wenig. Der Dax legt auf seinem Weg in Richtung Jahresende eine Atempause ein. Die Wall Street schließt uneinheitlich.

Mit dem fulminanten Kursanstieg der vergangenen Tage im Rücken kann sich der deutsche Aktienmarkt zu Wochenbeginn nahe seiner jüngsten Höchststände halten. Größere Bewegungen nach oben oder unten bleiben im Montagshandel allerdings aus.

Der Dax geht am Abend nach einem kurzen Vorstoß ins Plus mit einem Abschlag von 0,12 Prozent bei 11.190,21 Punkten aus dem Handel. Das Tageshoch aus dem Verlauf liegt bei 11.213,04 Punkten. Vor dem Wochenende hatte sich das Börsenbarometer mit einem Aufschlag von 0,2 Prozent auf 10.204 Punkte in den Abend verabschiedet. Der Nebenwerteindex MDax beendet den ersten Tag der neuen Woche 0,28 Prozent tiefer bei 21.600,94 Punkten. Der TecDax schließt 0,37 Prozent im Minus bei 1746,75 Punkten. Der Eurostoxx50 hält sich dagegen etwas stabiler: Der Leitindex der Eurozone notiert 0,02 Prozent im Plus bei 3198,19 Zählern.

Nach der Kursrally des Dax  über fast 700 Punkte in der vergangenen Woche hätten die Börsen in Europa eine kleine Verschnaufpause eingelegt, hieß es. Vor den Zinsentscheidungen in den USA am Mittwoch und der Bank of England am Donnerstag wollten viele Investoren zunächst einmal abwarten. Der starke Ölpreisanstieg befeuerte vor allem die Kurse der Öl und Gaswerte; Aktienkäufe auf breiter Basis bleiben jedoch aus.

"Dem Dax hilft das natürlich wenig", meinte n-tv-Börsenkommentatorin Corinna Wohlfeil mit Blick auf die Einigung der Ölförderstaaten. "Wir haben im Leitindex keine Öl- oder Gasfirmen." Elf Länder sagten am Wochenende zu, insgesamt 558.000 Barrel Rohöl pro Tag weniger am Markt anzubieten. Und zwar zusätzlich zu den Senkungen um 1,2 Millionen Barrel pro Tag, auf die sich die Opec bereits geeinigt hat. Die Vereinbarung der Ölproduzenten zielt darauf ab, das globale Überangebot an Rohöl zu verringern, die Preise zu steigern und jene Volkswirtschaften zu unterstützen, die unter dem zweijährigen Marktabschwung gelitten haben.

USA: Öl-Party am Aktienmarkt

An den US-Aktienmärkten üben sich Anleger ebenfalls in Zurückhaltung: Im Vorfeld der anstehenden Zinsentscheidung der US-Notenbank starten die bekannten Börsenbarometer an der Wall Street wenig verändert in die neue Handelswoche.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte zum Handelsschluss 0,2 Prozent im Plus bei 19.796 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 sank um 0,1 Prozent auf 2256 Punkte. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq gab um 0,6 Prozent nach auf 5413 Stellen. Am Freitag waren die drei Indizes auf neue Rekordstände geklettert.

Zwei Tage vor der Weichenstellung der Federal Reserve (Fed) wollten Investoren kein großes Risiko eingehen, heißt es. "Dieser Markt ist nach oben gegangen, ohne eine Atempause einzulegen", sagte Marktökonom Peter Cardillo vom Finanzhaus First Standard Financial. "Weil er auf die Fed wartet, wird es ein vorsichtiger Handelstag." Es wird weithin erwartet, dass die Notenbank den Leitzins am Mittwoch anheben wird. Investoren erhoffen sich Hinweise auf die Zinspolitik im kommenden Jahr.

Lockheed Martin
Lockheed Martin 438,55

Abgesehen von den Bewegungen im Ölsektor standen die Aktien des Rüstungskonzerns Lockheed Martin gesondert im Blick. Die Titel des Schwergewichts gaben 2,5 Prozent nach. Grund war Beobachtern zufolge eine Twitter-Mitteilung des künftigen US-Präsidenten Donald Trump. Darin kritisierte dieser, dass die Kosten für Lockheeds Kampfflieger F-35 außer Kontrolle geraten seien. Ähnlich hatte sich Trump zuvor bereits zum "Air Force One"-Programm von Boeing geäußert.

Der Zusammenschluss der beiden US-Unterhaltungskonzerne CBS und Viacom ist vom Tisch. Die Großaktionärin der beiden Unternehmen, die Holdinggesellschaft National Amusements, zog ihren Plan über eine Zusammenführung zurück. Viacom muss sich jetzt nach Alternativplänen umsehen, um in einem schwierigen Medienumfeld wieder zurück in die Erfolgsspur zu finden. Viacom betreibt Sender wie MTV und Comedy Central, die sich vornehmlich an ein jüngeres Publikum richten, welches verstärkt zu Streaming-Diensten wie Netflix abwandert. Die Viacom-Aktie brach um 9,4 Prozent ein. Für CBS ging es um 0,6 Prozent nach unten.

Kauflaune machte sich im US-Handel dagegen vor allem bei Aktien aus der Ölbranche breit. Die Einigung auf ein umfassendes Förderlimit beim Rohöl treibt den Ölpreis kräftig nach oben und mit ihm die Branchenaktien. Zu den größten Profiteuren zählen die Aktien der Öl- und Gasförderer. BP und Shell legen jeweils mehr als zwei Prozent zu. Die Kurse der großen US-Konzerne wie Chevron und Exxon Mobile, dessen Chef Rex Tillerson Insidern zufolge Außenminister der USA werden könnte, liegen im vorbörslichen US-Handel mehr als ein Prozent im Plus. Auch an der Moskauer Börse, wo große Ölkonzerne wie Rosneft gelistet sind, ziehen die Kurse an: Der Leitindex legt 3,3 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 1146,45 Punkten zu.

Blick nach Deutschland

Die Aussicht auf steigende Energiepreise kam zu Wochenbeginn lediglich indirekt einzelnen Dax-Werten zu Gute: Die Aktien der Energiekonzerne RWE und Eon legen zeitweise kräftig zu. RWE verabschiedeten sich mit plus 3,4 Prozent an der Dax-Spitze in den Feierabend. Die Aktien von Eon fielen nach frühen Gewinnen scharf zurück, notierten zuletzt allerdings wieder 0,4 Prozent im Plus.

Lufthansa
Lufthansa 6,75

Im Sinkflug befanden sich dagegen die Fluggesellschaften, da sich der Kerosinpreis hier als großer Kostenfaktor auswirkt. Die Aktien von Lufthansa, Air France-KLM und der British Airways-Mutter IAG gaben zeitweise jeweils rund drei Prozent ab. Am Abend schlossen die Aktien der Lufthansa 1,8 Prozent im Minus.

Im Rampenlicht standen zudem die Bankenwerte - vor allem die italienischen: Die Aktien der kriselnden Monte dei Paschi (BMPS) machten einen Teil der Verluste vom Freitag gut und stiegen zeitweise um über sieben Prozent. Einem Insider zufolge will der italienische Staat der Krisenbank beispringen, sollte sie nicht genügend frisches Geld bei privaten Investoren auftreiben. Zudem verkauft die Unicredit die Tochter Pioneer für 3,55 Milliarden Euro an die französische Amundi. Damit dürfte die anstehende Kapitalerhöhung der Unicredit geringer ausfallen als befürchtet.

Am Aktienmarkt kommen die Ankündigungen aus Italien sehr gut an: Die Aktien von Unicredit ziehen am Morgen kräftig an. Der Kurs legt im frühen Handel 3 Prozent zu. Durch den Pioneer-Verkauf an die Franzosen "könnte eine Kapitalerhöhung kleiner ausfallen als erwartet", meinte ein Händler.

Aktien von Volkswagen starteten belastet in die neue Woche. Die Wolfsburger haben laut "Bild am Sonntag" im Abgasskandal keine Einigung mit den US-Behörden vor dem Regierungswechsel erzielt. Die Unsicherheit, wie es unter Donald Trump weitergeht, könne den VW-Kurs etwas bremsen, meinten Händler. Die im Dax gelisteten Vorzugsaktien von VW notierten am Abend 0,8 Prozent im Minus. Die Unsicherheit, wie es unter Donald Trump weitergeht, könne den VW-Kurs zusätzlich bremsen, hieß es.

Verkauft wurden zu Wochenbeginn auch die Aktien von BMW. Der Münchner Autobauer hatte am Morgen glänzende Absatzzahlen vorgelegt. Im vergangenen Monat rollten 177.740 Autos der Kernmarke BMW zu den Kunden. Das entspricht einem Plus von 5,9 Prozent, wie der Dax-Konzern mitteilte. Seit Jahresbeginn konnte BMW weltweit 1,82 Millionen Fahrzeuge an den Markt bringen. Einschließlich der Kleinwagenmarken lag BMW sogar vor Daimler: Bis November lieferte die BMW Group einschließlich Mini weltweit 2,15 Millionen Autos aus, Mercedes kam zusammen mit Smart auf 2,02 Millionen Fahrzeuge. Die Aktien von BMW gaben 0,8 Prozent nach.

Neuer Wirbel um Stada

Spekulationen auf eine Übernahme haben einen Run auf die Aktien des Arzneimittelherstellers Stada ausgelöst. Die im MDax gelisteten Titel lagen am Nachmittag zeitweise gut 11,8 Prozent im Plus bei 49,58 Euro. So viel hatten Stada zuletzt vor fünf Jahren an einem Tag zugelegt.

Auslöser für die Kursrally war ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach auch Finanzinvestoren wie CVC, Permira und Bain Capital ein Auge auf das Unternehmen aus Bad Vilbel geworfen hätten. Darüber wird aber bereits seit Monaten spekuliert. Nach einem Bericht der Schweizer "Sonntagszeitung" sind auch der Pharmakonzern Novartis und der Rivale Mylan interessiert. Bei Stada selbst wollte man sich dazu nicht äußern.

Dass Stada die Investmentbank Goldman Sachs angeheuert habe, um strategische Alternativen zu prüfen, wurde in Finanzkreisen allerdings zurückgewiesen. Vielmehr sollen Perella Weinberg und die Deutsche Bank das Unternehmen vor einer unerwünschten Übernahme bewahren.

Devisen: Euro fürchtet die Fed

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Im Devisenhandel richten sich alle Augen auf die allgemein erwartete Zinserhöhung durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Die Entscheidung der US-Währungshüter wird für diesen Mittwoch erwartet. Steigende Zinsen in den USA machen Anlagen im Dollar attraktiver.

Der Euro wertete zum Dollar nach den Kursverlusten vom Donnerstag und Freitag leicht auf. Er handelte damit allerdings noch immer auf dem niedrigsten Niveau seit einem Jahr. Die Gemeinschaftswährung kostete am Nachmittag 1,0634 US-Dollar und damit etwas mehr als am Freitagabend.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0596 (Freitag: 1,0559) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9438 (0,9471) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,83900 (0,83935) britische Pfund, 122,69 (121,48) japanische Yen und 1,0772 (1,0756) Schweizer Franken fest.

Gewinne zum US-Dollar verbuchten dagegen Währungen von Ländern, die stark in der Rohölförderung engagiert sind. Der russische Rubel gewann mehr als ein Prozent zum Dollar, die norwegische Krone und der kanadische Dollar legten knapp ein halbes Prozent zu.

Auslöser der Kursgewinne war die Zusicherung zahlreicher Förderländer außerhalb der Opec, es dem Ölkartell gleichzutun und ebenfalls die Produktion zu kürzen. Die Ölpreise legten daraufhin am Montagmorgen deutlich zu. Die Vereinbarung der weit über 20 Länder ist die erste Kooperation zwischen der Opec und anderen Förderstaaten seit Jahren.

Im asiatischen Handel wurde dagegen vor allem der US-Dollar gegen den Yen gekauft. Der Greenback ist mit 115,72 Yen auf den höchsten Kurs seit Anfang Februar gestiegen. Steigende Zinsen in den USA machen Anlagen in Dollar attraktiver. Der Preis für Gold fiel unterdessen im asiatischen Handel mit 1156 Dollar auf den niedrigsten Stand seit Januar. Die Zinserhöhung der Fed und die Suche der Investoren nach riskanteren Anlagen lasteten auf dem Ölpreis.

Asien: Trump erschüttert Analysten

Nikkei
Nikkei 37.552,16

Die Börsen in Fernost können europäischen Anlegern zu Wochenbeginn keine klare Richtungsvorgabe liefern: Während an einigen Handelsplätzen der Ölpreis stützende Wirkung zeigte, waren es in China hausgemachte Sorgen, die die Kurse in die Knie zwangen.

In China nahmen sich die Regulierungsbehörden verstärkt den Versicherungssektor zur Brust, was die Börsen in Schanghai und Shenzhen deutlich ins Minus drückte. Zum Wochenschluss hatten die chinesischen Behörden dem Versicherungsunternehmen Evergrande Life weitere Investitionen am Aktienmarkt untersagt. Dem Unternehmen wurde vorgeworfen, kurzfristige und spekulative Geschäfte am Aktienmarkt getätigt zu haben.

Darüber hinaus will Foresea Life, die zur chinesischen Finanzgruppe Baoneng Group gehört, ihren Anteil an einem in Shenzhen gelisteten und schwergewichteten Hausgerätehersteller Schritt für Schritt reduzieren. Damit reagierte der Versicherer auf die harsche Kritik der Regulierungsbehörden an der Beteiligungspraxis des Versicherungsunternehmens.

Die jüngsten Aufschläge am chinesischen Aktienmarkt seien nicht zuletzt den Aktivitäten von großen Versicherungskonzernen geschuldet gewesen, heißt es. Vor diesem Hintergrund gab der Shanghai-Composite 2,5 Prozent auf 3152 Punkte ab. Im Schlepptau ging es für den HSI in Hongkong 1,5 Prozent nach unten. Das Marktsegment Chinext verbuchte mit einem Absturz um 5,5 Prozent den höchsten Tagesverlust seit Ende Juli.

In Tokio stützten die anhaltende Dollarrally und positive Maschinenbauaufträge. Der Nikkei-225 legte um 0,8 Prozent auf 19.155 Zähler zu. In Australien hat die Ölpreisrally den Leitindex S&P/ASX-200 zwar angeschoben, letztlich reichte es aber doch nur zu hauchdünnen Aufschlägen.

"Es scheint klar zu sein, dass die Regulierer ganz klar gegen hohe Beteiligungen von Versicherern sind, weil diese den Vorständen gelisteter Unternehmen im Wege stehen. Allerdings haben Investoren nicht mit einem derart plötzlichen und resoluten Vorgehen gegen die Versicherungsbranche gerechnet", sagte Analyst Deng Wenyuan von Soochow Securities. Im chinesischen Versicherungssektor verloren China Life Insurance 3,8 und New China Life Insurance 1,8 Prozent.

Darüber hinaus sorgte auch der designierte US-Präsident Donald Trump für Unruhe an den chinesischen Märkten. Dieser stellte die Akzeptanz der chinesischen "Ein-China-Politik" gegenüber Taiwan offen in Frage und provozierte damit neue politische Spannungen mit der Volksrepublik. "Anleger hatten Handelsauseinandersetzungen zwischen beiden Mächten erwartet, nicht aber fundamentale Differenzen ideologischer Natur zwischen beiden Nationen", warnte Chefanalyst Hao Hong von Bank of Communications.

Rohstoffe: Ölpreise feiern den Deal

Die Notierungen für Rohstoffe ziehen zu Wochenbeginn stramm an: Die erdölproduzierenden Länder außerhalb des Kartells Opec hatten sich der geplanten Fördersenkung der Organisation angeschlossen. Elf Förderländer sagten zu, insgesamt 558.000 Barrel Rohöl pro Tag weniger am Markt anzubieten.

Die Eingung der Nicht-Opec-Staaten kommt zusätzlich zu den Senkungen um 1,2 Millionen Barrel pro Tag, auf die sich die Opec bereits intern geeinigt hatte. Beides zusammen entspricht fast 2 Prozent des globalen Ölangebotes. Die global gehandelte Sorte Brent verteuert sich bis zum Abend um 32,5 Prozent auf 55,69 US-Dollar. In der Spitze war der Preis zu Wochenbeginn bis auf 57,89 Dollar gestiegen. Der Preis für Rohöl der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) steigt um 2,6 Prozent auf 52,83 Dollar.

Angesichts des Ölpreisanstieges stiegen Investoren in Fernost auf breiter Front in typische Ölaktien ein. In Sydney schlossen Oil Search, Woodside Petroleum und Santos bis zu 5,1 Prozent fester. In Tokio zogen Japan Petroleum um 2,9 Prozent an. Die Titel des Bohrinsellfertigers Keppel kletterten um 5,7 Prozent auf ein Elfmonatshoch in Singapur. Zudem signalisierte KrisEnergy, an der Keppel knapp 40 Prozent hält, Fortschritte bei der Verbesserung der Finanzlage.

Quelle: ntv.de, mmo/fma/DJ/dpa/rts

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