Marktberichte

Kaum Veränderung an Wall Street Dax schließt schwächer

(Foto: REUTERS)

Nach einem verhaltenen Start dümpelt der Dax erst vor sich hin. Am Vormittag erwacht er kurz aus der Lethargie, nur um sich kurz darauf wieder hinzulegen. Und dann? Geht es abwärts.

Der Frankfurter Aktienmarkt bringt Börsianer in Erklärungsnöte. Der Dax ging 0,4 Prozent im Minus bei 10.494 Punkten aus dem Handel, während der MDax 0,3 Prozent auf 21.515 Zähler verlor. Der TecDax gewann 0,1 Prozent auf 1713 Punkte. Die Umsätze waren ähnlich dünn wie in den vergangenen Wochen. "Eine große Order reicht, um den Markt kräftig hin und her zu schieben", sagte ein Händler.

Dax
DAX 17.917,28

Zwischenzeitlich war der Dax bis auf 10.656 Punkte geklettert, woraufhin offensichtlich überraschte Händler auf der Suche nach Gründen für das Plus von rund 1 Prozent gingen. Einige verwiesen auf technische Faktoren wie die Abwicklung des kleines Verfalls vom vergangenen Freitag. Charttechnisch positiv sei zudem die Verteidigung der Unterstützungszone um 10.475, so die DZ Bank. Es zeige sich damit ein intakter Aufwärtstrend.

Andere Händler griffen zu einer anderen beliebten Begründung: Der schwächere Euro mache Hoffnung auf steigende Exporte, also steigen die Kurse von Exporteuren. Denn ihre Waren würden auf dem Weltmarkt billiger.

Wieder andere fanden in ihrer offensichtlichen Ratlosigkeit eine anderen Grund: Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi hatte gesagt, er sei nicht um die Zukunft der Krisenbank Banca Monte dei Paschi di Siena besorgt. Und damit habe er "zur positiven Grundstimmung an den Märkten" beigetragen, hieß es.

Doch die Kursegewinne hielten nicht lange an, die wichtigsten Indizes lagen schnell wieder ganz in der Nähe der Schlussstände vom vergangenen Freitag. Und dann ging es plötzlich abwärts.

Genauso wenig wie es überzeugende Gründe für die Bewegung nach oben gab, gibt es nun wirkliche Gründe für die nach unten. Der Handel wird dennoch fündig: Einige Händler verweisen auf die Nachwirkungen des Verfalls vom Freitag. Andere führen charttechnische Ursachen an. Andere mutmaßen, die Chefin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, könnte auf der Zentralbankkonferenz am kommenden Freitag "falkenhafter" reden als erwartet. Und das könne ja einen Anstieg der Volatilität auslösen.

Und die Einzelwerte? Für die Papiere des Energiekonzerns Eon ging es nach Halbjahreszahlen von Uniper um 0,6 Prozent hoch. Die vor dem Börsengang stehende Kraftwerks- und Handelstochter sieht sich trotz eines Milliardenverlustes auf dem Weg der Besserung.

Die Vorzugsaktien von Volkswagen legten 0,1 Prozent zu. Im Streit mit zwei Zulieferern ist kein Ende in Sicht. "Die Aktionäre interessiert das nur mittelmäßig", sagte Susanne Althoff, die für n-tv von der Frankfurter Börse berichtet. "Sie hatten darüber schon am Freitag Kummer gehab. Deshalb ist die Aktie heute nur leicht im Minus."

Die Aktien von Fresenius Medical Care (FMC) verteuerten sich um 1,4 Prozent und machen damit ihr Freitagsminus größtenteils wett. Der Dialysekonzern hatte am Wochenende betont, US-Patienten nicht in private Krankenversicherungen zu drängen, um höhere Kosten für Behandlungen abrechnen zu können.  Die US-Aufsicht CMS hatte vergangene Woche von Dialyse-Anbietern Informationen wegen möglicher Vergehen angefordert.

Er halte Verstöße von FMC für unwahrscheinlich, meinte Analyst Tom Jones von der Berenberg Bank. Außerdem sei weniger als ein Prozent aller US-Patienten des Unternehmens privat versichert. Im Windschatten von FMC gewannen die Titel des Mutterkonzerns Fresenius 0,3 Prozent.

Im MDax stachen Südzucker mit einem Minus von 5,3 Prozent heraus. Händler führen das auf eine Herabstufung der Analysten von Goldman Sachs zurück. Die Papiere hatten in den vergangenen zwölf Monaten rund 80 Prozent zugelegt.

Verluste in New York

S&P 500
S&P 500 5.044,94

Die US-Börsen haben uneinheitlich geschlossen. Der Dow Jones fiel um 0,1 Prozent auf 18.529 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 gab um 0,1 Prozent auf 2183 Stellen nach. Der Nasdaq gewann dagegen um 0,1 Prozent auf 5245 Zähler.

Börsianer verwiesen auf zunehmende Erwartungen, dass die US-Notenbank in den kommenden Monaten die Zinsen erhöht. Dem Dollar gab das Auftrieb. "Die Märkte werden etwas nervös", sagte Marktstratege Robert Pavlik vom Vermögensverwalter Boston Private Wealth. Von Bedeutung seien insbesondere Hinweise auf eine Zinserhöhung im September.

Ebenfalls auf die Stimmung drückte ein Rückgang der Ölpreise. Analysten bezweifeln, dass bei den anstehenden Verhandlungen der Ölproduzenten eine Eindämmung der Überversorgung erreicht wird.

Am Aktienmarkt stand die Pharmabranche im Blick. Der Pharmakonzern Pfizer stärkt mit einem milliardenschweren Zukauf seine Position im lukrativen Markt für Krebsmedikamente. Er übernimmt das Biotechnologieunternehmen Medivation, einen Onkologie-Spezialisten aus San Francisco. Die Übernahme lässt sich Pfizer rund 14 Milliarden US-Dollar in bar kosten. Pfizer lagen etwas leichter im Markt, Medivation sprangen um rund 20 Prozent nach oben.

Die Aktie des US-Chipherstellers Intersil verteuerte sich ebenfalls um fast 20 Prozent. Der japanische Chiphersteller Renesas Electronics verhandelt über den Kauf des US-Wettbewerbers. Nach Aussage einer informierten Person hätte eine erfolgreiche Transaktion einen Wert von rund 300 Milliarden Yen, das sind umgerechnet 3 Milliarden US-Dollar.

Devisen: kräftigerer Dollar, Euro gibt nach

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Der Dollar zeigt sich stärker. Als Grund werden Äußerungen des Fed-Vize Stanley Fischer genannt. Fischer sieht die US-Notenbank kurz vor ihrem Ziel : Vollbeschäftigung sei fast erreicht, und die Inflation bewege sich in der Nähe der anvisierten Marke von zwei Prozent.

Nehme man die Aussagen des US-Notenbankers William Dudley aus der vergangenen Woche hinzu, mehrten sich damit die Anzeichen für eine Zinserhöhung noch vor Jahresende, sagen Börsianer. Dudley hatte ebenfalls auf die gute Verfassung des US-Arbeitsmarktes hingewiesen.

Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann warnte dagegen vor überzogenen Erwartungen. Schließlich habe Fischer in seinen Ausführungen auch auf die anhaltenden Probleme der weltgrößten Volkswirtschaft hingewiesen. "Man kann Fischers Rede also auch als Argument lesen, warum die Fed trotz scheinbarer Zielerreichung ihren Leitzins eben nicht erhöht." Offenbar machten sich viele Investoren nicht die Mühe, die Rede Fischers zu lesen, so Leuchtmann und ergänzte: "'Erst lesen, dann denken, dann erst Dollar kaufen', ist deshalb meine Anlageempfehlung."

Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets, erwartet derweil von der geplanten Rede der Fed-Chefin Janet Yellen auf dem internationalen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole keine Signale für eine baldige US-Zinserhöhung. "Sie wird den Märkten kaum die Hoffnung auf tiefe Zinsen für längere Zeit nehmen wollen."

Für den Euro ging es zunächst nach oben, allerdings erholte sich die Gemeinschaftswährung im Tagesverlauf und stand im späten US-Handel wieder knapp über 1,13 Dollar. Teilnehmer führten dies auf die zunehmende Nervosität rund um die Zinsdebatte zurück.

Rohstoffe: Ölpreise sinken wieder

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 89,30

Der Ölpreis geriet unter Druck, nachdem er in der Vorwoche kräftig aufwärts gelaufen war. Neben dem festen Dollar drückten erneut Sorgen wegen eines Überangebots den Preis. Die Hoffnungen der Vorwoche auf ein Einfrieren der Produktion durch die wichtigen Ölländer werden nun wieder mit Skepsis gesehen.

"Es scheint so, als ob die Produzenten lediglich Lippenbekenntnisse abgegeben haben", sagte Vyanne Lai von der National Australia Bank dazu. Auch der jüngste neuerliche Anstieg der aktiven Förderanlagen in den USA lastete auf dem Preis. Das Barrel der Sorte Brent fiel wieder unter 50 Dollar, WTI verbilligte sich zum Settlement um 3 Prozent auf 47,05 Dollar.

Die Analysten der US-Bank Morgan Stanley bezeichneten die Verabschiedung einer Förderbremse allerdings als "sehr unwahrscheinlich". Ihre Kollegen von der britischen Barclays Bank äußerten sich ähnlich. Iran, dass nach dem Ende der westlichen Sanktionen Anfang des Jahres auf den Weltmarkt zurückgekehrt ist, werde keine Begrenzung seiner Produktion akzeptieren. "Und ohne Iran wird sich Saudi-Arabien nicht beteiligen."

Die Experten von Goldman Sachs wiesen außerdem darauf hin, dass die Zahl der aktiven Bohrlöcher im Vergleich zu ihrem Tief vom Mai um knapp 30 Prozent gestiegen sei. Dem Ölindustrie-Dienstleisters Baker Hughes wurde in der vergangenen Woche in den USA an 406 Standorten Öl gefördert. Das ist ein Plus von zehn Bohrlöchern im Vergleich zur Vorwoche.

Der Goldpreis tendierte mit dem gestiegenen Dollar ebenfalls leichter. Auch die Debatte um höhere Zinsen in den USA drückte das Edelmetall. Die Feinunze notierte zum Settlement 0,2 Prozent niedriger bei 1.343,40 Dollar.

Auch Silber wurde etwas billiger. Der Preis für das überwiegend in der Industrie verwendete Metall rutscht um fast drei Prozent auf ein Sieben-Wochen-Tief von 18,77 Dollar ab.

Asien: gemächlicher Wochenstart

Nikkei
Nikkei 37.628,48

Der Nikkei-Index hat sich nach der insgesamt schwachen Vorwoche mit Hilfe der für japanische Exportunternehmen günstigen Dollarentwicklung leicht erholt und gewann 0,3 Prozent auf 16.598 Punkte. An den anderen wichtigen asiatischen Börsen gaben die Indizes dagegen nach, in Shanghai verlor der Leitindex 0,8 Prozent. In China hatten Hoffnungen auf eine lockerere Geldpolitik einen Dämpfer bekommen. Der Statistikchef der chinesischen Notenbank hatte gesagt, niedrigere Steuern und ein höheres Haushaltsdefizit dürften zur Ankurbelung der Konjunktur effizientere Maßnahmen sein als niedrigere Zinsen.

China Vanke gewannen in Hongkong 1,0 Prozent, nachdem das Immobilienunternehmen starke Geschäftszahlen für das erste Quartal vorgelegt hatte. Allerdings schüre das derzeit laufende Übernahmegerangel um China Vanke Unsicherheit über die zukünftige Stabilität des Unternehmens, hieß es.

Aktien aus der Ölbranche verzeichneten Verluste angesichts der gesunkenen Ölpreise. In Tokio verloren Inpex 2,7 Prozent.

Quelle: ntv.de, wne/DJ/rts/dpa

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