Marktberichte

Starker Tag an den Börsen Dax schließt nahe der 11.300

Der Dax am Dienstag: Nach einem schwachen Start "nährt die Rally die Rally".

Der Dax am Dienstag: Nach einem schwachen Start "nährt die Rally die Rally".

(Foto: REUTERS)

Die Aussicht auf höhere Zinsen in den USA kann die Anleger nicht aufhalten: Am Tag vor der großen Weichenstellung in Washington ziehen die Kurse am deutschen Aktienmarkt unverhofft an. Der Aufwind erfasst selbst die Wall Street.

Am Tag vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed geht es am deutschen Aktienmarkt kräftig nach oben: Nach einem zaghaften Auftakt dreht der Dax ins Plus und gewinnt bis zur Schlussglocke 0,84 Prozent auf 11.284,65 Punkte. Im Handelsverlauf markierte der deutsche Leitindex mehrfach neue Jahreshochs, zuletzt bei 11.300,44 Punkten.

Der MDax der mittelgroßen Werte beendet den Dienstaghandel 0,78 Prozent fester bei 21.769,54 Punkten. Der Technologiewerte-Index TecDax geht dagegen nur 0,19 Prozent im Plus bei 1750,03 Punkten aus dem Geschäft. Der Eurostoxx50 verbessert sich um 1,17 Prozent auf 3236,71 Zähler.

"Das kurzfristige Sentiment wird im Zuge schnell steigender Kurse immer euphorischer", kommentierte Antje Laschewski von der Landesbank Baden-Württemberg den unerwartet deutlichen Kursanstieg im Dax. Die Investmentanalystin spricht von einem "prozyklischen Effekt in Rally-Phasen". Die Rally nähre die Rally, meinte ein anderer Marktbeobachter. Die steigenden Kurse zögen neue Anleger an den Markt. Seit Jahresbeginn liegt der Leitindex nun 5 Prozent im Plus. Steigen die Kurse weiter, erhöht das den Druck auf unterinvestierte Anleger.

In der vergangenen Woche hatte der Dax bereits um 6,6 Prozent zugelegt, so dass Börsianer eine Atempause am Morgen noch für durchaus angemessen hielten. Seit dem Zwischentief bei rund 10.400 Punkten Anfang des Monats beläuft sich der Kursanstieg im Leitindex auf etwa 8 Prozent. Zu Wochenbeginn war der Dax dagegen leicht zurückgefallen.

Im Blickfeld der Marktstrategen stand im frühen Handel vor allem der ZEW-Index, der die Stimmung der Börsenprofis misst und Rückschlüsse auf die Konjunkturerwartungen liefert. Das Barometer zu den Konjunkturerwartungen im kommenden halben Jahr verharrte im Dezember bei 13,8 Punkten, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter Berufung auf seine monatliche Umfrage unter rund 200 Analysten und Anlegern mitteilte.

"Die durchaus beachtlichen wirtschaftlichen Risiken, die etwa von der angespannten Lage des Bankensektors in Italien ausgehen, sowie politische Risiken angesichts bevorstehender Wahlen in Europa scheinen derzeit etwas in den Hintergrund gerückt zu sein", sagte ZEW-Präsident Achim Wambach.

Ökonomen hatten allerdings mit einem Mini-Plus auf 14,0 Punkte gerechnet. Das Barometer bleibt zudem unter seinem langfristigen Mittelwert von 24 Zählern. Gegenüber der seit Monaten erwarteten Fed-Entscheidung hätten diese aber nur geringe Relevanz, heißt es. Auch die guten Einzelhandelsdaten aus China sollten sich daher nicht stark auswirken.

USA: Dow folgt dem Dax nach oben

Nach dem eher verhaltenen Wochenbeginn setzte die Wall Street ihren Aufstieg im Dienstagshandel fort - auch dank positiver Vorgaben aus Europa, wie New Yorker Händler betonten. Gleich nach der Startglocke erklommen sowohl Dow als auch S&P-500 neue Rekordstände.

Zum Handelsschluss lag der Dow-Jones-Index 0,6 Prozent im Plus bei 19.911 Punkten. Die Marke von 20.000 Punkten rückt immer näher. Für den S&P-500 ging es ebenfalls um 0,6 Prozent nach oben auf 2271 Zähler. Der Nasdaq-Composite gewann 0,95 Prozent auf 5464 Punkte.

Die Trump-Rally der vergangenen Wochen werde nun auch noch durch die jüngst gestiegenen Ölpreise unterstützt, welche der Energiebranche unter die Arme griffen, sagte Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda. Mit Trump-Rally wird gemeinhin der Schwung bezeichnet, den der US-Aktienmarkt infolge des Wahlsieges des Immobilienunternehmers erhielt. Trump hatte im Wahlkampf unter anderem ein umfangreiches Konjunkturprogramm angekündigt.

Allerdings sei fraglich, so heißt es, ob die Kurse dieses Tempo im weiteren Verlauf durchhalten werden. Am Dienstag beginnt die zweitägige Sitzung der US-Notenbank, deren Ergebnis am Mittwoch verkündet wird. Bis dahin dürfte Zurückhaltung angesagt sein, versicherten Marktbeobachter.

Die Mehrheit der Marktteilnehmer rechnet fest mit einer Zinserhöhung, die an den Finanzmärkten inzwischen auch als eingepreist gilt. Sollte die Fed eine schnellere Straffung als erwartet in Aussicht stellen, könnte das die Investoren verschrecken, erklärte ein Experte. Dafür könnten schon Hinweise auf drei oder vier weitere Zinsschritte im Jahr 2017 ausreichen.

Viel wichtiger als die eigentliche Zinsanhebung ist daher die Frage, wie es im kommenden Jahr weitergeht. Werden weitere Zinsschritte folgen? Und wenn ja, wie oft und in welchem Umfang wird die Fed die Zinsen erhöhen? Antworten darauf könnten der Begleitkommentar zum Zinsentscheid und die Pressekonferenz mit Notenbankpräsidentin Janet Yellen geben.

An Konjunkturdaten wurden nur die Import- und Exportpreise aus dem November veröffentlicht. Die Importpreise fielen im vergangenen Monat um 0,3 Prozent. Dieser Rückgang deckte sich mit der Konsensprognose von Volkswirten.

In der Arena der Einzelwerte richten sich die Blicke der Anleger auf einzelne Unternehmensnachrichten: Der Mischkonzern 3M gab einen verbesserten Ausblick auf das kommende Jahr ab und stellte dabei eine deutliche Gewinnsteigerung in Aussicht. Den Anlegern scheint das aber nicht genug; die Aktie fällt um gut 2 Prozent.

Die Aktionäre von Monsanto stimmten auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der geplanten Fusion mit dem Dax-Konzern Bayer zu. Für die Monsanto-Aktie geht es im Einklang mit dem Markt um 0,5 Prozent nach oben. Die Aktien von Bayer schließen knapp 1,3 Prozent im Plus.

Blick nach Deutschland

Im europäischen Aktienhandel gilt das Hauptaugenmerk weiterhin den italienischen Banken: Die HVB-Mutter Unicredit brachte am Morgen eine milliardenschwere Kapitalerhöhung auf den Weg. An der Mailänder Börse rutschen die Aktien der Bank zur Eröffnung zunächst um mehr als 5 Prozent ab.

Die Kapitalerhöhung machte Unicredit allerdings nur kurzzeitig zu schaffen: Nach der schwachen Eröffnung drehten die Aktien an der Mailänder Börse ins Plus und schnellten zuletzt um gut 14 Prozent ins Plus. Die italienische Großbank, zu der die Münchener HVB-Bank gehört, hatte zuvor bekanntgegeben, 13 Milliarden Euro frisches Kapital aufnehmen zu wollen. Michael Hewson von CMC Markets bleibt dennoch skeptisch: "Das größte Problem der Bank sind die konjunkturellen Perspektiven Italiens, und die sind düster", sagte der Analyst.

Deutsche Bank
Deutsche Bank 14,95

Die Entwicklungen in Italien wirkten sich auf den gesamten europäischen Bankensektor aus: In Frankfurt tauchten die Titel der Deutschen Bank zum Auftakt mit den Unicredit-Sorgen rund 0,7 Prozent ab, drehten dann aber ebenfalls ins Plus. Am Abend gehen die Aktien der prominentesten deutschen Bank 1,3 Prozent fester aus dem Handel. Die Aktien der Commerzbank können nur wenig profitieren und fallen im Dienstagshandel um 0,9 Prozent zurück.

Für Aufsehen sorgt die Entwicklung rund um Scout24. Die Aktien des im SDax notierten Internetunternehmens- bekannt für Portale wie etwa Immobilienscout24 - fallen um 6,4 Prozent auf 32,09 Euro. Auslöser des Kursrutsches ist Beobachtern zufolge eine Platzierung in größerem Umfang. Insgesamt 7 Millionen Aktien seien im Rahmen eines beschleunigten Bookbuilding zu 32 Euro je Anteilsschein auf den Markt geworfen worden. Eigner der Aktien sind Hellmann & Friedmann, die Beteiligungsgesellschaft der Deutschen Telekom und diverse Scout-Vorstände.

Devisen: Euro im Bann der Fed

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Der Euro kann seine Kursgewinne vom Wochenstart zunächst halten. Die Gemeinschaftswährung kostet am Abend 1,0622 US-Dollar und notiert damit im Vergleich zum Vorabend nahezu unverändert.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0610 (Montag: 1,0596) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9425 (0,9438) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen ermittelte die EZB die Referenzkurse für einen Euro bei 0,83488 (0,83900) britische Pfund, 122,27 (122,69) japanische Yen und 1,0742 (1,0772) Schweizer Franken.

In der jüngsten Dollarschwäche sieht Devisenanalystin Esther Reichelt von der Commerzbank (Coba) das britische Pfund als Profiteur. Doch auch Äußerungen des Schatzkanzlers Philip Hammond, dass Unternehmer, Regulatoren und "bedachte" Politiker zunehmend eine Übergangsperiode für den "Brexit" unterstützten, hätten das Pfund gestützt. Die Idee einer Übergangsperiode sei schon einige Wochen umhergegeistert und dürfte dazu beigetragen haben, dass das Pfund Sterling seit Ende Oktober Boden gutgemacht habe.

Damit setze sich, so Reichelt, das inzwischen schon altbekannte Muster fort: Nachrichten, die einen harten, weitgehend kompromisslosen "Brexit" wahrscheinlicher werden ließen, schadeten dem Pfund, während Erwartungen eines weichen, kooperativen "Brexits" das Pfund unterstützten. Bisher gebe es jedoch noch keinerlei verlässliche Anzeichen dafür, wohin die britische Regierung tatsächlich steuere.

Brexit-Minister David Davis sei bisher von der Idee einer Übergangsperiode zumindest wenig begeistert. Daher warnt die Expertin davor, sich von der verhältnismäßigen Ruhe bei den Pfund-Wechselkursen der vergangenen Wochen "einlullen zu lassen". Der Euro fällt auf 0,8351 Pfund nach Wechselkursen um 0,8427 im Tageshoch des Vortages, und der Dollar sinkt auf 0,7867 Pfund nach Vortageshochs bei 0,7955. Etwas gestützt wird die britische Währung am Dienstag auch von Verbraucherpreisen über Markterwartung.

Asien: Nikkei schließt im Plus

Nikkei
Nikkei 37.068,35

Die Aktienmärkte in Ostasien und Australien stehen am Dienstag ganz im Bann der US-Notenbanksitzung. Die Vertreter der Federal Reserve verkünden ihre Beschlüsse am Mittwoch, doch die obersten Geldpolitiker der USA kommen bereits heute zusammen. Dieser Umstand reicht aus, um die Börsen in Asien in eine gewisse Lethargie fallen zu lassen. Zwar glauben praktisch alle Marktakteure an eine Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte, doch über die mittelfristige Zinspolitik der Fed 2017 gehen die Meinungen auseinander. Daher ist die Risikoneigung im Vorfeld nicht sehr ausgeprägt.

Der Shanghai Composite verliert trotz positiver Daten von Industrieproduktion und Einzelhandel 0,1 Prozent auf 3150 Punkte. In Tokio hält sich der Nikkei-225 mit 0,4 Prozent bei 19.231 Zählern im Plus, obwohl sich der Yen nach der Dollar-Rally leicht erholt. An der rohstofflastigen Börse im australischen Sydney haben die Kurse etwas leichter geschlossen. Die Ölpreisrally nach den Förderbegrenzungen des Erdölkartells Opec sowie von Nichtmitgliedern der Organisation sei nun eingepreist und sie laufe bereits aus, heißt es im australischen Handel.

Positive Daten aus China helfen kaum: Im November legte die Industrieproduktion mit 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nicht nur stärker zu als im Vormonat mit damals 6,1 Prozent, sondern auch stärker als von Volkswirten mit 6,0 Prozent erwartet. Die Einzelhandelsumsätze kletterten gegenüber dem Vorjahr kräftig, und zwar um 10,8 Prozent. Im Oktober hatte der Zuwachs noch bei 10,0 Prozent gelegen.

In Tokio stellen die jüngsten Gewinner aus den Branchen Elektronik und Versicherungswesen nun die Verlierer. Die Titel des Industrieausrüsters SMC sinken um knapp 6 Prozent, nachdem die Analysten von Well Investments Research die Liquiditätsposition des Unternehmens, den Wert der Lagerbestände und die Bilanzpraktiken als solche in Frage gestellt haben. Die Papiere des Bau- und Technologiekonzerns Civmec steigen in Singapur um 14,5 Prozent auf ein Dreimonatshoch. Die Gesellschaft hat einen Großauftrag von Rio Tinto an Land gezogen. Dagegen brechen die Aktien der insolventen Reederei Hanjin Shipping in Seoul um 12 Prozent auf neue Allzeittiefs ein. Die Liquidation der Gesellschaft rückt immer näher. Bereits am Vortag war der Wert um 18 Prozent abgestürzt.

Rohstoffe: Ölpreise ziehen weiter an

Die Ölpreise legten nach anfänglichen Verlusten leicht zu und kletterten erneut auf die höchsten Stände seit 17 Monaten. Der Preis für ein Barrel Rohöl der US-Sorte WTI erhöhte sich zum US-Settlement um 0,3 Prozent auf 52,98 Dollar. Für Brent ging es um 0,1 Prozent auf 55,72 Dollar nach oben.

Nach der Einigung von Opec- und Nicht-Opec-Ländern auf Förderkürzungen ab Januar waren die Preise am Montag auf das höchste Niveau seit Sommer vorigen Jahres gestiegen. "Offenbar gibt der Markt dem Kartell und seinen Verbündeten Vorschusslorbeeren für die Umsetzung der Einigung", sagte ein Händler in Sydney. Sollte es aber nicht zu einer Fördersenkung kommen, könnten die Preise rasch wieder abstürzen.

Allerdings herrscht unter Fachleuten nach wie vor große Skepsis, ob sich die Förderstaaten auch tatsächlich an die Vereinbarung halten werden. Sie verweisen unter anderem darauf, dass ähnliche Vereinbarungen in der Vergangenheit selten die gewünschten Resultate erzielt hätten.

Als Signal, dass die Förderer ernsthaft weniger Öl pumpen wollen, wurde Aussagen einiger Ölförderer interpretiert. So informierten die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) und Kuwaits Petroleum Corporation (KPC) ihre Kunden über einen geplanten Exportrückgänge. Zudem stützten Aussagen der Internationalen Energieagentur (IEA) die Preise. Demnach könnte die weltweite Nachfrage nach Öl 2017 stärker als gedacht anziehen.

Quelle: ntv.de, mmo/wne/DJ/dpa/rts

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