Marktberichte

Wall Street uneinheitlich Dax schließt knapp im Minus

Wenig Bewegung im Dax: Zwei Milliarden Dollar muss Bayer überweisen, falls die Übernahme an den Kartellwächtern scheitert.

Wenig Bewegung im Dax: Zwei Milliarden Dollar muss Bayer überweisen, falls die Übernahme an den Kartellwächtern scheitert.

(Foto: REUTERS)

Spektakuläre Entscheidung am Aktienmarkt: Der Dax-Konzern Bayer greift mit einem aufgestockten Übernahmeangebot nach Monsanto. In New York hält sich die Begeisterung in Grenzen. Der deutsche Leitindex taumelt geschwächt in den Abend.

Die Mega-Übernahme im Agrarmarkt löst an den Börsen keine Begeisterungsstürme aus: Unter dem Eindruck unsicherer Zinsaussichten und unklare Konjunktursignale aus den USA endet der Mittwochshandel an der Börse in Frankfurt mit unentschlossenen Bewegungen.

Der deutsche Leitindex Dax verliert in den letzten Minuten seinen schwachen Auftrieb und schließt 0,08 Prozent im Minus bei 10.387,40 Punkten. Das Tageshoch aus dem Verlauf liegt bei 10.450,41 Zählern, das im späten Geschäft neu markierte Tagestief bei 10.369,72 Punkten. Der Nebenwerteindex MDax verabschiedet sich ebenfalls deutlich geschwächt 0,08 Prozent fester bei 21.077 Zählern in den Feierabend. Der TecDax steigt weitgehend ungerührt um 0,33 Prozent auf 1747 Punkte.

"Der Dax hängt fest", kommentierte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. "Vor dem sogenannten Hexensabbat an diesem Freitag, dem großen Verfallstag an den Terminbörsen, scheinen sich die Marktteilnehmer mit dem aktuellen Niveau angefreundet zu haben."

Die Börsennachricht des Tages lieferte Bayer: Der Dax-Konzern mit Sitz in Leverkusen setzt sich nach monatelangen Verhandlungen durch und macht mit einer aufgestockten Offerte den Weg frei zur Übernahme von Monsanto.

"Viele Investoren hatten den Sommer über nicht mit einem erfolgreichen Abschluss des Deals zwischen Bayer und Monsanto gerechnet", kommentierte Daniel Saurenz von Feingold Research die Entwicklung. "Nun haben sich beide Parteien geeinigt, zu einem für Bayer nicht eben günstigen Preis von 66 Milliarden US-Dollar." Dennoch würde Monsanto Bayer "strategisch gut ergänzen", betont Saurenz. Dadurch könne sich der "Mega-Markt Agrochemie" nach Deutschland verlagern.

Trotz erfolgter Einigung sei das letzte Wort aber nicht gesprochen, warnte der Marktbeobachter. Denn die Kartellbehörden dürften sich das Geschäft genau ansehen und dann könnte die kolportierte 2-Milliarden-Ausfallprämie von Bayer noch eine wichtige Rolle spielen. Denn diese Summe bieten die Leverkusener als sogenannte Break-Up-Prämie, falls der Deal von den Wettbewerbshütern abgelehnt wird. "Die Übernahmeschlacht könnte also durchaus noch in eine zweite Runde gehen zumal viele Politiker in den USA keinesfalls erfreut sich, dass Monsanto in europäische Hände fällt."

Bayer stockt auf

Bayer
Bayer 27,45

Bayer legt für die Übernahme des US-Saatgutherstellers knapp 66 Milliarden Dollar (58,7 Milliarden Euro) auf den Tisch. Das deutsche Pharma- und Chemieunternehmen zahle 128 Dollar je Monsanto-Aktie, hatte Bayer gegen Mittag mitgeteilt und damit entsprechende Spekulationen bestätigt. Es ist die größte Übernahme, die ein deutsches Unternehmen je getätigt hat.

An der Börse quittierten Investoren den großformatigen Zukauf mit vorsichtigem Applaus: In einem unsicher-freundlichen Gesamtmarkt legte die Bayer-Aktie bis zum Abend nur um magere 0,3 Prozent zu. Auch in den USA fallen die Reaktionen verhalten aus: An der New Yorker Nyse gewinnen die Aktien des Übernahmeziels Monsanto schmale 1,1 Prozent.

Bei Monsanto-Anlegern scheint immer noch die Skepsis zu überwiegen, ob die Transaktion tatsächlich gelingen kann. Im Handel wird auf viele Unwägbarkeiten mit Blick auf die kartellrechtliche Genehmigung des Zusammenschlusses verwiesen.

Bayer und Monsanto hatten die Übernahmegespräche im Mai öffentlich gemacht. Monsanto ist unter anderem Hersteller des hoch umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat, dessen Zulassung in Europa erst Ende Juni für anderthalb Jahre verlängert wurde. Mit der Übernahme von Monsanto würde die Bayer-Sparte Pflanzenschutz zur größten des Konzerns. Kommt das Geschäft zustande, wäre es der größte Zukauf eines deutschen Unternehmens im Ausland. Bayer käme mit Monsanto im Geschäft mit Saatgut und Pflanzenschutzmitteln auf einen Weltmarktanteil von 25 Prozent.

An der Börse rätselten Beobachter über die hohe Differenz zwischen dem aktuellen Monsanto-Kurs und dem Bayer-Gebot. Die Monsanto-Aktie notiert in Frankfurt aktuell mit umgerechnet rund 107 Dollar und damit deutlich unter den 128 Dollar je Anteilsschein, die Bayer geboten hat. Ein Abschlag sei sicherlich gerechtfertigt angesichts der kartellrechtlichen Unsicherheiten und den möglichen Auflagen für eine Fusion, heißt es. "Aber ein Abschlag von fast 20 Prozent erscheint definitiv zu hoch", meinte ein Händler.

Wall Street: Dow Jones gibt nach

Die Wall Street erholte sich zunächst nur leicht von den deutlichen Vortagesverlusten. "Die Märkte rechnen mit dem Schlimmsten - einer Zinserhöhung in den USA - und hoffen gleichzeitig auf das Beste", sagte der Geschäftsführer des Finanzhauses Janly Capital, Andre Bakhos. "Diese Denkweise führt zu Auf- und Abwärtsbewegungen." Absackende Ölpreise setzten am Abend den New Yorker Börsen wieder zu.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss um 0,2 Prozent leichter bei 18.035 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 sackte um 0,2 Prozent auf 2119 Stellen ab. Der Index der Technologiebörse Nasdaq kletterte dagegen um 0,4 Prozent auf 5174 Zähler.

Bei den Einzelwerten waren Papiere des Saatgutherstellers Monsanto gefragt, die sich um 0,7 Prozent verteuerten. Der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern Bayer kauft das Unternehmen für 66 Milliarden Dollar.

Unter Druck gerieten dagegen die Aktien von Ford, die 1,8 Prozent verloren. Der Autobauer rechnet damit, dass die Geschäftsbilanz im kommenden Jahr wegen steigender Ausgaben schlechter ausfallen dürfte als 2016.

Bei Apple griffen Anleger beherzt zu. Dank einer starken Nachfrage nach dem neuen iPhone stiegen die Titel des US-Elektronikanbieters um 3,5 Prozent auf ein Neun-Monats-Hoch von 112,77 Dollar. Erstmals seit April lag der Börsenwert von Apple wieder knapp über 600 Milliarden Dollar. Die Google-Mutter Alphabet kommt auf 535 Milliarden und Microsoft auf 440 Milliarden Dollar.

Devisen: Euro zieht etwas an

Der Euro brach zweitweise aus seinem Muster vergleichsweise geringer Kursbewegungen aus. Am späten Abend stieg der Kurs der Gemeinschaftswährung auf 1,1251 US-Dollar und notierte damit 0,3 Prozent über Vortagesniveau.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1218 (Dienstag: 1,1247) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8914 (0,8891) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85078 (0,84763) britische Pfund, 115,37 (114,98) japanische Yen und 1,0945 (1,0925) Schweizer Franken fest.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Händler sprachen bis zum unvermittelten Anstieg am Nachmittag von einem eher impulsarmen Handel. Am Vorabend hatte sich das EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger gegen eine weitere Leitzinssenkungen in der Eurozone ausgesprochen. Anstelle von neuen geldpolitischen Maßnahmen sei nun etwas Geduld notwendig. Die Notenbankerin verwies auf die konjunkturelle Entwicklung im gemeinsamen Währungsraum. Das Wirtschaftswachstum sei wieder "in der Spur", sagte Lautenschläger.

Asien: Japan-Banken unter Druck

Mit dem Näherrücken der Zinssitzungen von Bank of Japan und US-Notenbank in der kommenden Woche werden auch die Anleger in Ostasien immer nervöser. An den Börsen der Region lässt sich keine einheitliche Tendenz ausmachen.

Von der Bank of Japan (BoJ) wird eine neuerliche Lockerung ihrer Geldpolitik erwartet. Beobachter vermuten, dass die BoJ die Käufe von ultralanglaufenden Anleihen reduziert, um eine steilere Zinskurve zu erreichen, und die Zinsen nochmals senkt. Für die Banken des Landes wäre eine Zinssenkung negativ, denn sie hätte niedrigere Nettozinsmargen zur Folge. Aktien japanischer Banken stehen daher stark unter Druck. Mitsubishi UFJ Financial Group fallen um 3,1 Prozent, Shinsei Bank um 1,9 Prozent und Sumitomo Mitsui Financial Group um 1 Prozent.

Der Nikkei-225-Index hielt sich kurz vor Handelsschluss mit minus 0,3 Prozent auf 16.672 Punkte besser. Der Markt zeigt sich unbeeindruckt davon, dass die Juli-Daten zur japanischen Industrieproduktion nach unten revidiert wurden. Statt einer Stagnation, wie zunächst gemeldet, wurde ein Rückgang um 0,4 Prozent verzeichnet. In Schanghai schloss der Shanghai-Composite 0,7 Prozent niedriger bei 3.003 Punkten.

Rohstoffe: Ölpreise wieder im Sinkflug

Die Ölpreise sind nach den kräftigen Verlusten des Vortages zunächst etwas gestiegen. Am Abend gaben sie aber wieder nach. Ein Barrel Brent zur Lieferung im November kostete zu US-Handelsschluss 45,94 US-Dollar. Das waren 2,5 Prozent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI zur Lieferung im Oktober fiel um 2,9 Prozent auf 43,61 Dollar.

Am Vortag hatte eine Senkung der Nachfrageprognose für Rohöl durch die Internationale Energieagentur (IEA) die Preise noch deutlich gedrückt. Im weiteren Tagesverlauf dürften Daten zu den Ölreserven in den USA stärker in den Fokus rücken. Der Markt rechnet mit einem Anstieg der amerikanischen Lagerbestände an Rohöl um 4 Millionen Barrel. Die US-Regierung wollte die Daten am Nachmittag veröffentlichen.

Quelle: ntv.de, mmo/mbo/AFP/DJ/dpa/rts

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