Marktberichte

Ausgeglichener Wochenschluss Dax gewinnt leicht, Dow-Jones verliert leicht

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(Foto: REUTERS)

Der Frankfurter Aktienmarkt geht mit Gewinnen ins Wochenende. Starke Firmendaten schieben den Index an. Anders die Entwicklung in den USA: Enttäuschende Daten der Ölindustrie dämpfen den Dow Jones.

Angetrieben von einer Flut von Bilanzen hat der deutsche Aktienmarkt seinen Aufwärtstrend wieder aufgenommen - zumindest ein bisschen. Der Dax gewann 0,6 Prozent auf 10.337 Punkte, während der MDax 0,3 Prozent auf 21.079 Punkten stieg. Der TecDax legte 0,8 Prozent auf 1717 Zähler zu.

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DAX 18.181,28

Um den Leitindex in weitere Höhen zu hieven, fehle offensichtlich die Kraft, sagte Helaba-Stratege Christian Schmidt. "Auf der anderen Seite ist ein Abgabedruck noch nicht zu spüren." Die Veröffentlichung der europaweiten Banken-Stresstests nach Handelsschluss könne zumindest in der kommenden Woche dann für deutlichere Kursausschläge sorgen, so  Schmidt.

"Die Impulse aus der laufenden Quartalssaison sind für die Aktienmärkte weltweit verschieden, es gilt jedoch das Motto des ersten Quartals: Wer überzeugende Ergebnisse liefert wie Amazon, Facebook oder Alphabet wird belohnt, wer enttäuscht wie Twitter, Netflix oder hierzulande die Deutsche Bank wird bestraft", sagt Daniel Saurenz von Feingold Research im Gespräch mit n-tv.de.

Einer der größten Dax-Gewinner waren die Aktien von HeidelbergCement, die 3,1 Prozent zulegen. Dank der florierenden Baukonjunktur in Europa und den USA hatte der Baustoffkonzern im zweiten Quartal mehr verdient als von Analysten erwartet.

Im TecDax verteuertenn sich Qiagen um knapp 12 Prozent. Das Biotech-Unternehmen hatte seinen Umsatz im zweiten Quartal gesteigert und und kündigte ein neues Programm zum Aktienrückkauf an.

Im Vorfeld der Veröffentlichung der Ergebnisse des Stresstests erholten sich die Finanzwerte. Commerzbank legten 3,5 Prozent zu, Deutsche Bank 0,9 Prozent. Hoffnungen auf einen guten Ausgang des Banken-Stresstests nähren Zahlen von Barclays und UBS. "Die Schweizer machen vor, dass man im Banken-Sektor durchaus gutes Geld verdienen kann", meint ein Händler mit Verweis auch auf die Zahlen der Credit Suisse vom Vortag. Auch die UBS habe "sehr starke" Zahlen abgeliefert, heißt es aus dem Handel. Der Gewinn ging zwar leicht zurück, lag allerdings fast doppelt so hoch wie die Analystenschätzungen.

US-Börsen schwächer

Revidierte Wachstumszahlen haben den US-Anlegern zum Wochenschluss die Stimmung verdorben. Die US-Wirtschaft wuchs von April bis Juni aufs Jahr hochgerechnet um 1,2 Prozent und damit sehr viel weniger stark als gedacht. "Es gibt nichts am Markt, was einen begeistern könnte", sagte Phil Davis, Chef von PSW Investments.

Der Dow-Jones-Index verlor 0,1 Prozent auf 18.432 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 stieg um 0,2 Prozent auf 2174 Zähler. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq gab 0,1 Prozent auf 5162 Punkte nach.

Für Enttäuschung sorgten auch die Zwischenberichte der Energiekonzerne Exxon Mobil und Chevron. Der Preisverfall bei Öl setzte den beiden Unternehmen zu, weshalb Anleger die Papiere aus ihren Depots warfen. Doch mit der Erholung des Ölpreises ging es im Tagesverlauf wieder aufwärts. Chevron gewann sogar 0,7 Prozent, Exxon verloren nur noch 1,4 Prozent. Auch die Technologiegrößen dämmten den Abwärtstrend am Markt ein. Amazon-Anteilsscheine gewannen 0,9 Prozent an Wert, die von Google 3,3 Prozent. Amazon verzehnfachte seinen Gewinn im abgelaufenen Quartal, Googles Mutterkonzern Alphabet steigerte den Überschuss um rund ein Viertel. Damit untermauerten sie ihre Vormachtstellung im Internetgeschäft, das sie zusammen mit Facebook immer mehr dominieren.

Euro legt zu

Nach den chwachen Wachstumszahlen aus den USA ist die US-Währung unter Druck geraten. Der Euro hat bis auf 1,1177 Dollar aufgewertet, nachdem er kurz vor Veröffentlichung des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) noch mit 1,1107 gehandelt worden ist. Auch zum Yen hat der Dollar die Verluste ausgeweitet.

"Das Wachstum bleibt massiv hinter den Erwartungen zurück", sagt Ralf Umlauf von der Helaba. Einzig überzeugend sei der private Konsumzuwach, der von April bis Juni um 4,2 Prozent gestiegen ist. Insbesondere die Investitionstätigkeit enttäusche. Zudem wurde das Wachstum im ersten Quartal nachträglich von 1,1 Prozent auf nurmehr 0,8 Prozent gesenkt.

Die Erwartungen, dass die Federal Reserve nur sehr zögerlich mit Zinserhöhungen fortschreite, werde durch die enttäuschenden Wachstumsdaten untermauert. "Wir rechnen nicht vor Dezember mit einem kleinen Zinsschritt", sagt Umlauf. Die Aussicht auf spätere und verhaltenere Zinserhöhungen macht den Dollar aus Anlegersicht weniger attraktiv und lastet daher auf dem Wechselkurs.

Sollte der Euro zur US-Währung über das Hoch vom 5. Juli bei 1,1186 Dollar steigen, wäre er aus der Handelsspanne der vergangenen fünf Wochen nach oben ausgebrochen. Laut der DZ-Bank verläuft bei 1,1250 Dollar eine charttechnische Widerstandslinie für den Euro.

Rohstoffe: Ölpreise geben weiter nach

Die Ölpreise haben ihre Talfahrt der vergangenen Handelstage vorerst gebremst. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im September kostete 42,31 US-Dollar. Das waren 38 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stiegt um 35 Cent auf 41,45 Dollar.

Im Verlauf der Woche sind die Preise für US-Öl und für Nordsee-Öl um jeweils etwa drei Dollar gefallen und beide Notierungen erreichten den tiefsten Stand seit drei Monaten. Zuletzt hatte ein überraschender Anstieg der Ölreserven in den USA die Talfahrt der Ölpreise beschleunigt. Am Morgen hätten sich die Anleger hingegen zunächst zurückgehalten, hieß es aus dem Handel. Im weiteren Tagesverlauf stehen zahlreiche wichtige Konjunkturdaten auf dem Programm, die für neue Impulse am Ölmarkt sorgen könnten.

Bank of Japan bleibt locker

Wie weithin erwartet hat die Bank of Japan (BoJ) ihre Geldpolitik abermals gelockert. Der Nikkei fiel daraufhin zeitweise um 1,7 Prozent, erholte sich dann aber wieder und schloss um 0,6 Prozent höher bei 16.569 Punkten.

Vor allem Bankenaktien legten in Tokio stark zu, sie hätten besonders darunter gelitten, wenn die BoJ die Zinsen noch weiter in den negativen Bereich gesenkt hätte. Darauf verzichtete sie aber ebenso wie auf eine Erweiterung ihrer Käufe von Staatsanleihen.

Der Yen wertete unmittelbar nach Bekanntwerden der Beschlüsse kräftig auf. Zeitweise wurden für einen Dollar nur 102,70 Yen gezahlt. Später erholte sich der Greenback auf 103,65 Yen. Dass der Dollar zum Yen nicht stärker unter Druck kam, war nach Meinung der Commerzbank dem Umstand zu verdanken, dass der Markt den Blick schon auf die September-Sitzung der BoJ richtete. Dann, so kündigte es Notenbankchef Haruhiko Kuroda an, will die Zentralbank die Effektivität ihrer Geldpolitik überprüfen.

Die Kurse japanischer Staatsanleihen gaben deutlich nach. Im Gegenzug stieg die Rendite zehnjähriger Titel auf minus 0,210 von minus 0,275 Prozent am Vortag.

Am Markt war darauf spekuliert worden, dass die Notenbank umfassendere Maßnahmen ergreifen würde, um die Deflation zu bekämpfen und der Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Die Erwartungen reichten bis hin zu sogenanntem Helikoptergeld, das BoJ-Chef Haruhiko Kuroda aber in der vergangenen Woche ausgeschlossen hatte.

Die nun bekannt gegebenen Maßnahmen zeigten, dass die geldpolitischen Möglichkeiten der BoJ begrenzt seien, sagte Hideyuki Ishiguro, Stratege bei Daiwa Securities. Die Notenbank habe Schwierigkeiten, noch mehr Staatsanleihen zu kaufen, und der Negativzins sei unpopulär.

Chris Weston, Chefmarktstratege bei IG, vermutete sogar, dass die Notenbank die Abkehr von ihrer Negativzinspolitik vorbereitet. Der Negativzins habe nicht funktioniert, stellt er fest. In Japan habe es offenkundig eine Mini-Kreditklemme gegeben, und die Banken seien hinter dem Markt zurückgeblieben.

Im japanischen Bankensektor verteuerten sich Mitsubishi UFJ Financial um 7,7 Prozent, Sumitomo Mitsui Financial um 7,8 Prozent und Mizuho Financial um 5,7 Prozent.

Der Kurs des Brokers Nomura Holdings sprang um 12,5 Prozent nach oben, nachdem das Unternehmen bei der Vorlage seiner Quartalszahlen einen Aktienrückkauf im Umfang von 45 Milliarden Yen angekündigt hatte. Sumitomo Mitsui Trust hatten anfangs unter enttäuschenden Geschäftszahlen gelitten, drehten dann aber ins Plus und schlossen um rund 2 Prozent höher.

Dagegen fielen Murata Manufacturing um 1,9 Prozent. Der weltgrößte Hersteller von Kondensatoren will das Batteriegeschäft von Sony übernehmen. Überwiegend negative Vorzeichen in der übrigen Region

Die übrigen Aktienmärkte der Region waren am Freitag von Kursrückgängen geprägt. Auf den chinesischen Börsen lasteten erneut die Bemühungen der zuständigen Regulierungsbehörde, Spekulationen am Aktien- und Immobilienmarkt einzudämmen. In Shanghai ging es um 0,5 Prozent nach unten; die Börse in Hongkong verbuchte ein Minus von 1,3 Prozent. Der Straits-Times-Index in Singapur verlor 1,5 Prozent. In Hongkong und Singapur habe der BoJ-Entscheid die Aktien von Öl- und Gasunternehmen belastet, hieß es. Auch die Kurse der Kreditgeber der Energiebranche gerieten dort unter Druck.
Der Kospi in Seoul sank um 0,1 Prozent.

Quelle: ntv.de, jga/hul/DJ/rts/dpa

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