Marktberichte

Wall Street verliert kräftig Dax schafft es mit Endspurt noch ins Plus

Nach einem schwachen Tag kann der Dax am Ende doch noch leicht punkten.

Nach einem schwachen Tag kann der Dax am Ende doch noch leicht punkten.

(Foto: imago/View Stock)

Die Aktienmärkte tanzen derzeit nach der Pfeife der Notenbanken: Nachdem die Lockerungen der Bank of Japan ausgeblieben waren, schließen Asiens große Märkte im Minus. Der Dax folgt zunächst - ein sich abschwächender Euro verhilft ihm aber noch zu einem Mini-Plus. In New York gibt es dickes Minus.

Die Notenbanken geben derzeit den Rhythmus der Märkte vor - das zeigte sich einmal mehr: Die Enttäuschung über die Ergebnisse der Notenbank-Sitzungen in den USA und Japan belastete den deutschen Leitindex, der zeitweise mehr als ein Prozent abgab. Am Ende rettete jedoch ein wieder sinkender Euro, der unter die Marke von 1,1320 Dollar gefallen war, den Anlegern den Tag. Aber auch die Wall Street stützte, dort hatte der S&P-500-Index nach einer schwächeren Eröffnung ebenfalls ins Plus gedreht. Der Dax schloss schließlich 0,2 Prozent im Plus auf 10.321 Punkten.

Dax
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Enttäuschung über die Bank of Japan (BoJ) hatte den Börsianern die Stimmung verleidet und leicht positive Impulse der US-Notenbank (Fed) vom Vorabend zunichte gemacht. Während die Fed wie erwartet nicht konkreter als im März auf notwendige Zinserhöhungen einging, blieb von der BoJ die erhoffte große "Bazooka" aus.

Seit der Sitzung der US-Notenbank am Mittwoch werde eine US-Leitzinserhöhung im Juni fast nicht mehr erwartet, sagte Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Und wegen der Präsidentschaftswahlen sei dann eine Leitzinserhöhung frühestens im Dezember wahrscheinlich.

Die Rohstoffpreise kamen zunächst etwas zurück, vor allem die Industriemetalle, aber auch das Öl. "Die Bank of Japan hat der Risikobereitschaft einen Dämpfer versetzt", sagte ein Marktteilnehmer. Im weiteren Handelsverlauf schwankten die Ölpreise um den Ausgangswert.

Frankfurt: Deutsche Bank an der Dax-Spitze

Der Dax schloss 0,2 Prozent höher auf 10.321 Punkten. Für den MDax ging es 0,2 Prozent nach unten auf 20.418 Zähler. Ein Minus auch beim TecDax, der 0,8 Prozent auf 1649 Punkte abgab. Der Euro-Stoxx-50 notierte 0,3 Prozent im Minus bei 3121 Punkten.

Bei den Unternehmen standen Deutsche Bank im Rampenlicht. "Vor- und Nachsteuer-Ergebnis lagen über den reduzierten Erwartungen", sagte Marktanalyst Heino Ruland vom Brokerhaus ICF. Offenbar trage der Sparkurs Früchte. Die Aktie stieg um 4,0 Prozent und war damit größter Gewinner im Dax.

Für die Aktie der Deutschen Börse ging es um 1,3 Prozent nach unten. Händler sahen allerdings kaum einen Zusammenhang zu den am Vorabend vorgelegten Quartalszahlen. Diese bewegten sich im Rahmen der Erwartungen. Im Blick stehe hier mehr die geplante Fusion mit der London Stock Exchange. Größter Verlierer im Dax waren jedoch die Aktien von Munich Re, die 4,3 Prozent abgaben.

Wacker Chemie
Wacker Chemie 102,15

Im MDax gehörte Wacker Chemie mit einem Kursplus von 5,0 Prozent zu den Favoriten. Umsatz und Gewinn des Chemiekonzerns gingen im ersten Quartal zwar zurück, dennoch hob das Unternehmen seine Gesamtjahresziele an.

Die Papiere von Airbus fielen dagegen um 4,8 Prozent. Der Flugzeugbauer verdiente im ersten Quartal weniger. Umsatz und Gewinn vor Sonderposten sind hier zwar leicht über den Erwartungen ausgefallen. Händler verweisen auf Aussagen des Konzerns, nach denen weitere Belastungen wegen des Militärtransporters A400M möglich seien. Zudem habe Katar zuletzt gedroht, es könne Bestellungen des A320neo wegen Mängeln an Triebwerken und der Hydraulik stornieren.

Ströer gaben um 0,3 Prozent nach, obwohl der Außenwerber im ersten Quartal kräftig gewachsen ist und die Gewinnzone erreicht hatte. Weil auch das zweite Quartal gut angelaufen ist, wird das Unternehmen optimistischer für das Gesamtjahr.

Zweifel der Anleger am wirtschaftlichen Erfolg wichtiger Beteiligungen setzten Rocket Internet erneut zu. Die Aktien des Startup-Finanzierers fielen zwischenzeitlich um mehr als acht Prozent auf 20,82 Euro, nachdem sie am Vortag bereist um knapp 15 Prozent eingebrochen waren. Am Ende betrug das Minus 4,5 Prozent.

USA: Icahns Paukenschlag

An der New Yorker Wall Street ging es zum Handelsschluss hin kräftig nach unten. Zunächst waren die Indizes durch starke Zahlen von Facebook und neue Milliardenfusionen gestützt worden. Marktstratege Keith Lerner vom Vermögensverwalter SunTrust Private Wealth Management verwies zudem auf Schützenhilfe durch einen Anstieg der Ölpreise und einen schwächeren Dollar, der die Exportchancen der US-Firmen verbessert. Zugleich allerdings mussten die Anleger Zinsentscheidungen der Notenbanken in den USA und in Japan verdauen. Zudem legte die US-Wirtschaftsleistung im ersten Quartal schwächer zu als erwartet.

Für den Paukenschlag sorgte aber Starinvestor Carl Icahn, der seinen Ausstieg bei Apple verkündete. Die Aktie des Technologieriesen gab um 3,3 Prozent nach.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte sackte um 1,2 Prozent ab und schloss bei 17.831 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 0,9 Prozent auf 2076 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq tendierte 1,2 Prozent schwächer bei 4805 Stellen.

An der Wall Street machte der Internetriese Facebook Furore, der seinen Quartalsgewinn verdreifachte. Die Aktie schoss um 7,2 Prozent.

Für Aufregung sorgten zudem Großübernahmen. Der Börsenwert von St. Jude Medical sprang 25,6 Prozent nach oben. Die Medizintechnikfirma wird für 25 Milliarden Dollar vom Pharmakonzern Abbott Laboratories gekauft, dessen Kurs um 5,7 Prozent einbrach. Die Aktien von Dreamworks Animation zogen 24,1 Prozent an. Dem Trickfilmstudio liegt eine Offerte über 3,8 Milliarden Dollar vom Kabelanbieter Comcast vor. Dessen Titel verloren 0,3 Prozent.

Asien: Notenbank sorgt für Kursrutsch in Tokio

Die japanische Notenbank hat die Anleger an den großen asiatischen Aktienbörsen am Donnerstag kräftig verstimmt. Es herrsche Enttäuschung am Markt, dass die Währungshüter im Kampf gegen die Konjunkturflaute auf eine weitere Öffnung der Geldschleusen verzichteten, sagten Händler. Die Bank von Japan ließ ihre Geldpolitik unverändert.

In Tokio gab der Leitindex Nikkei daraufhin anfängliche Gewinne wieder ab und rauschte in den Keller. Er schloss 3,61 Prozent im Minus bei 16.666 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 3,16 Prozent auf 1340 Zähler.

Nikkei
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Zu den größten Verlierern zählten Exportwerte. Die Aktien des Autobauers Toyota fielen um 3,27 Prozent. Die Papiere des Rivalen Nissan rutschten um 4,31 Prozent ab. Gegen den Trend legten Aktien von Mitsubishi Motors um mehr als sechs Prozent zu. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, dass die Verbrauchsdaten seiner Fahrzeuge in den USA korrekt gewesen seien. Der Markt nahm diese Nachricht positiv auf, nachdem die Aktien des Unternehmens wegen Unkorrektheiten bei Verbrauchsdaten drastisch eingebrochen waren.

Viele andere asiatische Börsen lagen ebenfalls im Minus. Die wichtigsten Indizes in Shanghai verloren knapp ein Prozent. In Hongkong herrschte indes Kaufstimmung. Der Hang-Seng-Index lag 0,33 Prozent im grünen Bereich. Auch die australische Börse legte zu. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans lag leicht im Plus.

Rohstoffe: Öl und Gold teurer

Die Ölpreise zeigten sich zwischen leichten Abgaben und einem moderaten Plus. Nach den deutlichen Gewinnen der vergangenen Wochen werde fraglich, ob sich das positive Momentum fortsetze, hieß es aus dem Handel. Zumal sich die Lage auf der Nachfrageseite nicht wesentlich verbessert habe. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg zum US-Handelsschluss um 0,7 Prozent auf 45,66 Dollar. Brent verteuerte sich um 1,0 Prozent auf 47,65 Dollar.

Die gestiegene Risikoscheu nach der negativen Überraschung aus Japan und der schwächere Dollar trieben den Goldpreis kräftiger an. Die Feinunze kostete 1267 Dollar, ein Plus von 1,9 Prozent. Das Gold profitierte außerdem davon, dass die nächste Zinserhöhung in den USA offenbar weiter auf sich warten lässt.

Devisen: Euro hält sich über 1,13 Dollar

Der Kurs des Euro ist leicht gestiegen. Am späten Abend wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1351 US-Dollar gehandelt. Im frühen Handel war der Eurokurs bereits unter die Marke von 1,13 Dollar gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am frühen Nachmittag auf 1,1358 (Mittwoch: 1,1303) Dollar fest.

"Am Vormittag hatte die zögerliche US-Notenbank nachgewirkt und den Dollar belastet", sagte Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte von der Commerzbank. Der Leitzins war in den USA nicht angetastet worden. "Eine Zinserhöhung ist auch im Juni nicht zu erwarten, da die Notenbank diese nicht vorbereitet hat." Dies könnte den Dollarkurs noch in den kommenden Tagen belasten, da bisher noch einige Investoren mit einer Anhebung gerechnet hätten, so Leuchtmann.

Quelle: ntv.de, kst/ppo/dpa/rts/DJ

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