Marktberichte

Wall Street mit Mini-Gewinnen Dax schafft endlich 10.000er-Schlusskurs

Na endlich: Seit Mitte September schließt der Dax erstmals wieder oberhalb der 10.000er-Marke. Für den restlichen Schub sorgt die anhaltende Nullzinspolitik der US-Notenbank. Der Wochengewinn für den Dax ist stattlich. Auch der Euro zieht weiter an.

Noch nicht ganz zu alter Stärke, aber immerhin wieder in den fünfstelligen Bereich kämpfte sich der deutsche Leitindex am letzten Tag der Handelswoche zurück. Nachdem er in den vergangenen Tagen mehrfach an der 10.000er-Marke gescheitert war, konnte er sich diesmal deutlich oberhalb davon festsetzen. Der Dax legte 1,0 Prozent zu und schloss auf 10.097 Punkten. Auf Wochensicht ist das ein Gewinn von mehr als 500 Punkten.

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DAX 18.137,65

"Wenn Du denkst es geht nichts mehr, dann kommen die Short-Eindeckungen daher", kommentierte Daniel Saurenz von Feingold Research die Entwicklung am deutschen Aktienmarkt. "Bei VW oder Daimler, doch auch beim Gesamtmarkt zeigte sich, dass das Potenzial nach unten einfach ausgeschöpft war." Grund sei eine "schön pessimistische Stimmung" - "Nun klettert der Markt entlang der Mauer aus Angst und dies sind die besten Anstiege", meint Saurenz. Man werde noch einige Warnungen wie zuletzt bei der Deutschen Bank sehen. Doch selbst eine massive Milliardenabschreibung habe die Aktie nicht drücken können.

Unterstützung kam auch von der anhaltenden Nullzinspolitik der US-Notenbank. "Das Fed-Protokoll scheint die Erwartung von Investoren zementiert zu haben, dass die Fed die erste Zinserhöhung auf 2016 verschiebt", meinte Angus Nicholson von IG Markets. Steven Englander von der Citigroup äußerte sich ähnlich: "Die Fed sieht sich selbst auf dem Weg zu Zinserhöhungen, hat dabei aber keinerlei Eile." Das sei "gut für Aktien, nicht schlecht für Emerging Markets (...) und negativ, aber beherrschbar für die Bondmärkte".

Die anhaltende Stabilisierung bei den Rohstoffpreisen half die Börsen in ein ruhigeres Fahrwasser zu manövrieren. Nachdem die Rohstoffunternehmen lange den Weg eingeschlagen haben, die Produktion zu steigern und mit dem Überangebot die Preise zu belasten, wird nun der entgegensetzte Weg beschritten. Der wegen seines Schuldenbergs unter Druck stehende Schweizer Rohstoffkonzern Glencore will im Zuge des Rohstoffpreisverfalls seine jährliche Zinkproduktion weltweit um etwa ein Drittel kürzen. Der Preis von Zink, der seit April um fast 30 Prozent auf ein Fünfjahrestief eingebrochen war, schoss in Folge um knapp 10 Prozent nach oben.

Frankfurt: RWE schließen an der Dax-Spitze

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RWE 31,93

Der Dax schloss am Ende 1,0 Prozent höher bei 10.097 Punkten. Beim MDax zeigte sich ein Plus von 0,5 Prozent auf 20.201 Zähler. Nach unten ging es hingegen für den TecDax, der 0,6 Prozent auf 1763 Punkte abgab. Aufwärts ging es wiederum für den Euro-Stoxx-50, der 0,8 Prozent auf 3250 Punkte stieg.

Die im Abgasskandal auf VW zukommenden Bußgelder und Strafgeldzahlungen könnten möglicherweise nicht den Umfang erreichen, wie bislang angenommen, konstatierten die Analysten von Bernstein. Auf der anderen Seite dürften dagegen die Auswirkungen auf die Bilanz wesentlich schwerwiegender sein. An der Börse wird nicht mehr ausgeschlossen, dass VW eine Kapitalerhöhung durchführen wird. Die VW-Aktie legte um 3,0 Prozent zu.

Die Papiere des Düngemittelherstellers K+S erholten sich weiter von dem Schock der Woche, dass die kanadische Potash Corp kein Übernahmeinteresse mehr hat und gewannen 2,8 Prozent. Das kräftigste Plus im Dax wiesen erneut die Aktien der Versorger auf. Eon legten um 2,8 Prozent zu und RWE stiegen sogar satte 6,2 Prozent.

Lufthansa landeten mit einem Minus von 2,1 Prozent ganz hinten am Dax-Ende. Der weiter steigende Ölpreis werde mit Blick auf die Kerosinrechnungen der Fluggesellschaften langsam zum Problem, sagten Händler.

Die Aktie des Automobilzulieferers Schaeffler legte einen überraschend starken Start in den Handelstag hin: Der erste Kurs der stimmrechtslosen Vorzugsaktie lag mit 13,50 Euro deutlich über dem Ausgabepreis von 12,50 Euro - und kletterte dann in steilen Achterbahnkurven bis auf über 13,70 Euro. Auch Wertpapierhändler sprachen zunächst von einem "Platzierungserfolg". Am Ende schloss die Aktie jedoch bei 13,15 Euro und damit unter der Erstkurs.

USA: Wall Street trotz den schwachen Alcoa-Zahlen

Die US-Aktienmärkte haben mit Kursgewinnen geschlossen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging 0,2 Prozent höher mit 17.084 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P-500 gewann 0,1 Prozent auf 2014 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq stieg 0,4 Prozent auf 4830 Punkte.

Auslöser der Aufwärtsbewegung am Vortag war auch dort das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank von Mitte September, das eine Zinserhöhung noch in diesem Jahr unwahrscheinlicher erscheinen lässt. Die Import- und Exportpreise für September haben dagegen wenig Einfluss auf das Handelsgeschehen. Der Preisdruck in den USA bleibt weiter gedämpft. Ohne Öl- und Ölprodukte liegt er im negativen Bereich. "Zinserhöhungsfantasie kommt vor diesem Hintergrund wohl nicht auf", so Aktienstratege Ulrich Wortberg von der Helaba.

Die gute Stimmung wurde etwas durch schwache Alcoa-Zahlen belastet. Die niedrigen Preise für Aluminium und der starke Dollar haben dem Konzern auch im dritten Quartal zu schaffen gemacht. Für die Aktie ging es um 6,8 Prozent abwärts. Die Apple-Aktie war mit plus 2,4 Prozent zweitstärkster Wert im Dow-Jones-Index. Der Konzern hat in einem insgesanmt schwächelnden PC-Markt bei den Verkäufen gegenüber dem Vorjahr zugelegt, wie die Daten des Marktforschungsinstituts Gartner zeigen.

Gute Nachrichten gab es auch aus dem Luftfahrt-Sektor. So hat United Continental einen positiven Ausblick auf die in zwei Wochen anstehenden Quartalsergebnisse gegeben. Die Papiere stiegen um 6,6  Prozent. American Airlines hat starke Verkehrszahlen für September vorgelegt. Die Aktie kletterte um 6,7 Prozent.

Wells Fargo konnten von einer Hochstufung nicht profitieren. Die Aktie gab 0,8 Prozent ab. Der Finanzkonzern wird am kommenden Mittwoch die Ergebnisse für das dritte Quartal vorlegen. Tesla wurden von einer Analyse nach unten gezogen. Die Aktie des Elektroauto-Herstellers verlor 2,7 Prozent, nachdem Barclays den Wert auf "Underweight" abgestuft hat. Gap fielen um 5,3 Prozent. Der Modeeinzelhändler hat am späten Donnerstag für September einen Umsatzrückgang um 1 Prozent berichtet. Gründe seien der feste Dollar, aber auch das maue Geschäft bei der Tochter Banana Republic.

Asien: Nikkei legt nach Fed-Protokoll kräftig zu

Nikkei
Nikkei 38.460,08

Die Asien-Börsen haben nach Veröffentlichung des Protokolls der US-Notenbank Fed weitgehend zugelegt. "Die Spekulationen über einen unmittelbaren Zinsschritt waren ein Risiko, mit dem Investoren lange leben mussten. Solche Bedenken schwinden jetzt und Anleger sind deswegen wieder bereit, Risiken einzugehen", sagte der Chefstratege von Tokai Tokyo, Hiroyuki Nakai.

Für Kauflaune in Fernost sorgte zudem die Erwartung, dass China bald weitere Maßnahmen ankündigen könnte, um der Abkühlung der Wirtschaft entgegen zu wirken. Der MSCI-Index für die asiatischen Aktien außerhalb Japans tendierte mit 1,7 Prozent im Plus.

In China legten die Märkte in Shanghai und Shenzen jeweils um ein Prozent zu. In Tokio ging der Nikkei der 225 führenden Werte mit einem Plus von 1,6 Prozent bei 18.438 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste Topix gewann 2,28 Prozent auf 1515 Zähler.

Bei den Einzelwerten stand der Einzelhändler Fast Retailing im Mittelpunkt. Die Aktie verlor mehr als neun Prozent. Das Unternehmen hatte angekündigt, in den USA weniger Filialen seiner Uniqlo-Marke als geplant zu eröffnen.

Devisen: Euro steigt über die Marke von 1,13-Dollar

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Der Kurs des Euro ist nach der Vorlage überraschend starker Konjunkturdaten aus Frankreich gestiegen. Am Nachmittag stand die Gemeinschaftswährung bei 1,1343 US-Dollar und damit etwa einen halben Cent höher als am Morgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,1362 (Donnerstag: 1,1254) US-Dollar festgesetzt.

Die Kursgewinne beim Euro setzten ein, nachdem Frankreich am Morgen einen hohen Anstieg der Industrieproduktion gemeldet hatte. Im August war die Industrie der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone um 1,6 Prozent im Monatsvergleich gewachsen - und damit so stark wie seit über zwei Jahren nicht mehr.

Außerdem habe die Aussicht auf weiter extrem niedrige Zinsen in den USA den Dollar belastet, während der Euro im Gegenzug zulegte, hieß es am Markt. Unter Anlegern setzt sich immer stärker die Überzeugung durch, dass die US-Notenbank Fed mit ihrer Zinswende bis ins kommende Jahr warten wird.

Rohstoffe: Ölpreise im späten Handel uneinheitlich

Für ein Barrel der US-Ölsorte WTI werden 49,89 Dollar aufgerufen, ein Plus von 46 Cent. Zwischenzeitlich stand der Preis sogar knapp unter der Marke von 51 Dollar. Der Kurs der Nordsee-Sorte Brent macht nach starken Gewinnen gegen Handelsende nach einen Knick und büßt minimal ein. Kurs minus 11 Cent auf 52,94. Im Tagesverlauf hatte das Brent zwischenzeitlich sogar die Marke von 54 Dollar pro Barrel überschritten. Zudem haben die Ölpreise auf Wochensicht kräftig zugelegt.

Händler verweisen auf den schwächelnden US-Dollar, der vor allem zu Rohstoffwährungen abgewertet hat. Das Sitzungsprotokoll der Fed habe letztlich keine größeren Überraschungen gebracht und damit keine wesentliche Entlastung für den Dollar, heißt es. Aber auch die Befürchtung, dass das militärische Eingreifen Russlands in Syrien die Ölversorgung aus der Region beeinträchtigen könnte, läßt den Ölpreis steigen. Ölhändler Michael Nielsen von Global Risk Management rechnet damit, dass der Ölpreis in absehbarer Zeit in einer neuen Spanne zwischen 50 und 65 Dollar handeln dürfte.

Auch die Notierung des Golds ziehen kräftig an. Die Feinunze kostet 1157 Dollar und damit 17 Dollar mehr als am Vorabend in den USA. Es wird neben dem schwachen Dollar auch auf die Aussicht länger niedriger Zinsen in den USA verwiesen, die Gold, das keine Zinsen abwirft, für Investoren attraktiver macht.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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