Marktberichte

China belastet, Ölpreis noch mehr Dax geht in den Abwärtstrend

Die Gewinne vom Montag sind Geschichte. Die Anleger am deutschen Aktienmarkt schauen auf deutliche Abgaben. Die Gründe liegen in China und am Rohstoffmarkt. Auch die Wall Street schließt mit Verlusten.

Am deutschen Aktienmarkt ist die gute Stimmung vom Wochenauftakt schneller verflogen als mancher Börsianer gedacht hat. Konjunktursorgen in China und der jüngste Ölpreisverfall haben am Dienstag den Kursen hierzulande deutlich zugesetzt. Die Gewinne vom Montag sind aufgebraucht - und beim Leitindex könnte es noch weiter abwärts gehen.                                              

Der Dax verabschiedete sich mit einem Abschlag von 2,0 Prozent und 10.674 Punkten aus dem Handel. Vom Tageshoch bei 10.896 Zählern hatte sich der Leitindex nach dem Mittag immer weiter entfernt. Zu Wochenbeginn war der Leitindex zeitweise nahe an die 11.000er Marke herangerobbt, konnte seine Gewinne am Nachmittag aber ebenfalls nichthalten, kam zurück. Der MDax verlor am Dienstag 1,9 Prozent auf 20.856 Punkte, der TecDax 1,6 Prozent auf 1840 Stellen.

Ölpreisverfall und China-Sorgen

"Mit der Dynamik nach unten nimmt auch der Umsatz zu", sagte ein Händler. "Damit ist es wahrscheinlich, dass das Tief nicht hält." Der freie Fall der Rohstoff-Aktien schüre die Angst vor Pleiten in der Branche. Zudem werde die Rohstoff-Baisse als Zeichen einer schwachen Konjunktur gewertet, und auch das sei schlecht für die Börse, erläuterte er.

Störfeuer lieferte China. Die Ausfuhren des Exportweltmeisters fielen im November im Jahresvergleich um 6,8 Prozent. Erwartet worden war aber lediglich ein Minus von 5 Prozent. Nach dem jahrelangen Boom steuert China damit 2015 auf das schwächste Wachstum seit einem Vierteljahrhundert zu. Die Regierung peilt ein Plus von sieben Prozent an - nach 7,3 Prozent im Vorjahr.

Die Ölpreise setzten zudem ihre Talfahrt ungebremst fort. Der Preis für ein Barrel der Sorte Brent rutschte zeitweise unter die Marke von 40 Dollar, das Öl kostete damit so wenig wie seit März 2009 nicht mehr. Am Abend mussten für ein Fass 39,89 Dollar gezahlt werden, 2,1 Prozent weniger als noch am Vortag. Der WTI-Preis gab um weitere 2,2 Prozent auf 36,83 Dollar nach.

Ein nachhaltiger Fall von Brent unter die Marke von 40 Dollar könnte einen psychologischen Effekt auf den Markt haben, so ein Analyst. Auslöser der jüngsten Schwäche am Ölmarkt war das Opec-Treffen am vergangenen Freitag. Dort wurden nicht nur keine Fördersenkungen beschlossen, sondern erstmals seit langem wurde auch das Thema der Förderobergrenzen gar nicht erörtert, wie Teilnehmer sagten. Gerade mit Blick auf das wieder auf den Ölmarkt drängende Angebot aus dem Iran belaste das das Sentiment. Damit scheint eine anhaltende Überversorgung des Marktes sicher, was die Preise im Keller halten dürfte, hieß es.

Wegen des weltweiten Überangebots hat sich der Ölpreis seit Mitte 2014 mehr als halbiert. Hintergrund ist der Anstieg der Förderung im Zuge des Schiefergas-Booms in den USA mit Hilfe der umstrittenen Fracking-Technik. Zudem schwächelt die Nachfrage infolge der mauen Weltkonjunktur.

Dax: Deutliche auf breiter Front

Lange hielten sich FMC deutlich im positiven Bereich, am Ende stand ein geringes Plus von 0,2 Prozent. Die Mutter Fresenius schloss ebenfalls leichter Börsianern zufolge hatte Morgan Stanley die FMC-Aktien auf "Overweight" von "Equal-Weight" angehoben, was die Titel zeitweise gestützt hat.

Autotitel gaben deutlich nach. "Das sind aggressive Gewinnmitnahmen", sagte ein Marktteilnehmer. VW gaben fast 2 Prozent ab, Daimler und BMW je 2,2 Prozent.

Zu den größten Verlieren im Leitindex zählten die Versorger. Eon und RWE verloren mehr als 3,5 und 4,5 Prozent. Die Nachricht, dass Eon trotz absehbar weiter sinkender Strompreise keine Notwendigkeit mehr für erneute Wertberichtigungen sieht, konnte demnach nicht stützen. Auch ThyssenKrupp gaben deutliche 3,1 Prozent ab.

Deutsche Telekom büßten 1 Prozent ein. Die Nachrichtenlage um T-Mobile US könne nicht helfen, sagten Händler. So habe die US-Tochter auf einer UBS-Konferenz darauf hingewiesen, dass das vierte Quartal weniger wettbewerbsintensiv verlaufe als befürchtet. Zudem sei T-Mobile US in einer Umfrage von Consumer Reports zum "Anbieter Nummer Eins" der US-Kunden gewählt worden.

MDax: Analysten machen Kurse

Bei den Nebenwerten sorgten Analysten für größere Kursbewegungen. So kletterten die Titel von Aurubis immerhin 0,1 Prozent. Grund war eine Heraufstufung von Goldman Sachs. Dagegen ging es für Gerresheimer deutlich abwärts. Nach einer Herabstufung durch Morgan Stanley büßten die Titel 2,6 Prozent ein.

USA: Minuszeichen dominieren an der Wall Street

Den US-Börsen setzte der Ölpreisverfall weiter zu. Zudem drückten an der New Yorker Wall Street die enttäuschenden Konjunkturdaten aus China zusätzlich auf die Stimmung. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 0,9 Prozent und schloss bei 17.570 Punkten. Der S&P-500 sackte um 0,6 Prozent auf 2063 Zähler ab. Der Nasdaq Composite ging um 0,1 Prozent leichter auf 5098 Punkte aus dem Handel.

Die Turbulenzen an den Ölmärkten setzten den Papieren von Exxon und Chevron zu, die 3,1 beziehungsweise 1,4 Prozent verloren. Unter den weiteren Einzelwerten stiegen Fairchild Semiconductor um 5,7 Prozent. Der Chiphersteller hat nach eigenen Angaben eine feindliche Offerte im Volumen von 2,46 Milliarden Dollar erhalten. Der Name des Bieters wurde nicht genannt. In der Vergangenheit war dem deutschen Rivalen Infineon ein Interesse nachgesagt worden. Dieser wollte sich nun nicht dazu äußern.

Zu den Verlierern gehörte der Büroartikelhändler Staples. Die US-Handelskommission hatte am Vortag bekanntgegeben, die geplante Fusion mit dem Konkurrenten Office Depot stoppen zu wollen. Ein Zusammenschluss würde den Wettbewerb massiv behindern. Die Papiere von Staples büßten 7,1 Prozent an Wert ein, die von Office Depot legten dagegen um 2,0 Prozent zu.

Devisen: Euro mausert sich

Der Euro konnte wieder etwas zulegen. Nach deutlichen Wertzuwächsen von vier Cent im Anschluss an die jüngste Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am vergangenen Donnerstag hatte es seit Freitag zunächst eine Abwärtsbewegung gegeben. Nun stieg der Kurs der Gemeinschaftswährung auf am Abend 1,0872 Dollar.

Die EZB hatte den Referenzkurs auf 10875 Dollar festgesetzt, nach 1,0809 am Montag und 1,0902 Dollar am Freitag. "Zum Wochenstart haben sich die Finanzmärkte von dem EZB-Schock weiter erholt", sagte Ralf Umlauf, Analyst bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).

Asien: Chinas Börsen unter Druck

Enttäuschende Handelszahlen aus China zogen die Aktienmärkte in Fernost nach unten. Die Ausfuhren des Exportweltmeisters sanken im November mit 6,8 Prozent deutlich stärker als von Analysten erwartet. Es war bereits der fünfte Monat in Folge mit einem Rückgang. Das habe Investoren weiter verunsichert, sagten Händler. "Mehrere schlechte Nachrichten haben den Pessimismus am Markt verstärkt", so Alex Kwok von China Investment Securities.

In Tokio verlor der Nikkei rund 1 Prozent auf 19.492 Punkte. Auch unerwartet gute Konjunkturdaten konnten die Marktstimmung nicht heben. Die Wirtschaft Japans war nach revidierten Daten im dritten Quartal um ein Prozent gewachsen. In Shanghai beendete der Composite den Handel mit einem Minus von 1,9 Prozent. Auch in Hongkong ging es mit 1,8 Prozent deutlich nach unten. Der MSCI-Index für die asiatischen Aktienmärkte mit Ausnahme Japans notierte 1,4 Prozent niedriger.

Rohstoffe: Goldpreis gibt nach

Der Goldpreis setzte seine Abwärtsbewegung vom Wochenbeginn fort. Für die Feinunze mussten 1074 Dollar bezahlt werden, ein Minus von 0,2 Prozent. Übergeordnet drückte weiter die Aussicht auf die erste Zinserhöhung in den USA seit rund zehn Jahren auf das Sentiment, da das keine Rendite abwerfende Gold damit deutlich an Attraktivität verlieren würde.

Quelle: ntv.de, mbo/rts/DJ

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