Marktberichte

Anleger voll im Herbst-Blues Dax rutscht und testet die 10.500

Die bisherigen Wochengewinne sind aufgebraucht. Den Verlusten vom Dienstag folgt zur Wochenmitte ein weiterer Abschlag. Statt guter Quartalszahlen rückt die US-Zinsdebatte wieder in den Fokus.

Der Herbst hat auch den deutschen Aktienmarkt erreicht. Zur Wochenmitte gaben die Kurse den zweiten Tag in Folge nach, die Gewinne vom Wochenstart sind damit Geschichte. Einem verhaltenen Start folgte ein Tageshoch beim Dax von 10.604 Punkten - danach ging es aber wieder abwärts und die 10.500er Marke wurde getestet, das Tagestief bei 10.503 Stellen markiert. Ein deutlicher Gewinner im Börsenleitindex reichte nicht aus, um die vor allem aus den USA herüber schwappende trübe Stimmung zu vertreiben.

Der Dax verabschiedete sich 0,5 Prozent schwächer und mit 10.523 Punkten aus dem Handel. Am Montag war der Dax knapp 130 Punkte gestiegen, am Dienstag fast 50 Zähler gefallen - vor allem schwache Alcoa-Zahlen hatten dafür gesorgt. Der MDax gab 0,3 Prozent auf 21.248 Zähler nach, der TecDax büßte 1,4 Prozent auf 1782 Stellen ein.

Konjunktur: Und wieder grüßt die Fed ...

Top-Thema blieb die Zinserhöhungserwartung in den USA. Die ist für Dezember erstmals auf mehr als 70 Prozent gestiegen. Erst über dieser Marke gilt eine Zinserhöhung als wahrscheinlich, da dann der Markt als darauf vorbereitet gilt. Unterhalb der 70-Prozent-Marke ist der Fed laut Beobachtern die Gefahr unerwünschter Turbulenzen am Bond-Markt zu groß.

Im Blick - vor allem für den Handel am Donnerstag - dürften Anleger deshalb das am Abend erscheinende Protokoll der US-Notenbanksitzung und die Reden diverser US-Notenbanker haben. Die Industrieproduktion in der Eurozone im August konnte zwar positiv überraschen, für nachhaltigen Schwung sorgten die Daten indes nicht: Die von Analysten taxierte Erholung um 1,5 Prozent wurde mit 1,6 Prozent noch übertroffen. Im Juli war sie 1,1 Prozent zurückgefallen.

Devisen: Dollar und Pfund stark, Euro schwach

Die immer wahrscheinlicher werdende US-Zinserhöhung im Dezember schlug sich auch am Devisenmarkt nieder. Der Dollar kletterte zum Euro auf den höchsten Stand seit mehreren Monaten. Der Euro dagegen fiel zurück, kostete im Tief 1,1008 Dollar und pendelte am Abend um die Marke von 1,1020 Dollar. Er stand damit 0,3 Prozent tiefer als am Dienstagabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Euro-Referenzkurs am Mittag auf 1,1020 Dollar festgesetzt nach 1,1079 Dollar am Dienstag.

Händler führten die Verluste des Euro auch auf eine breit angelegte Stärke des britischen Pfund zurück. Auslöser der Entwicklung war ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg. Demnach habe sich die britische Premierministerin Theresa May dazu bereiterklärt, das nationale Parlament über die Bedingungen des Brexit abstimmen zu lassen. Der Bericht dämpfte Anlegersorgen vor einem "harten" Brexit mit stark negativen Folgen für das Königreich.

Dax: BASF nur zu Beginn stark

Bei den Einzelwerten im Dax reagierten BASF zunächst positiv auf die überraschende Vorlage von Quartalszahlen. Das Kursplus betrug zeitweise mehr als 2 Prozent, bröckelte dann aber deutlich ab. Am Ende stand ein Plus von 0,2 Prozent. Der Chemieriese hatte einen geringeren Gewinnrückgang als erwartet ausgewiesen. "Die Zahlen unterstützen die gute Kursentwicklung der letzten Zeit", sagte ein Händler. Aber da der Ausblick nur bekräftigt worden sei, gebe es keinen Grund für weitere Euphorie.

Die Aktien der Deutscher Bank erholten sich etwas, es ging 0,7 Prozent aufwärts. Der Grund war dem Handel zufolge eine zu günstiger als befürchtet ausgefallenen Konditionen aufgestockt Anleihe. "Dabei waren die Konditionen etwas besser als letzte Woche", kommentierte ein Händler.

Lufthansa im Höhenflug

Topgewinner im Dax waren erneut die Lufthansa-Titel. Die Papiere, die am Dienstag nach guten Verkehrszahlen bereits 5 Prozent zugelegt hatten, schlossen weitere 4,5 Prozent fester. Händler sahen diese Erholung aber nur als Pull-Back-Bewegung. "Die Frage ist, ob sich die Lage wirklich durchgreifend bessert", sagte ein Marktteilnehmer.

SDax: Rocket rückt auf

Rocket Internet gewannen zeitweise rund 1 Prozent, drehten dann aber leicht ins Minus - und gingen am Ende unverändert aus dem Handel. Die Titel rücken am Freitag in den Kleinwerteindex SDax auf. "Das macht die Titel für neue Anlegergruppen interessant", sagte ein Marktakteur.

USA: Trübe Stimmung

Auch nach und trotz der massiven Kursverluste am Dienstag ist für die Wall Street am Mittwoch zunächst keine Erholung in Sicht. Der Dow-Jones-Index schloss mit einem Plus von 0,1 Prozent fast unverändert bei 18.144 Punkten, der S&P-500 rückte um 0,1 Prozent auf 2139 Zähler vor. Der Nasdaq100 fiel um 0,1 Prozent auf 5239 Punkte. Der von Alcoa verhagelte Auftakt der Bilanzsaison und der starke Dollar wirkten noch nach. Leicht positiv wirkte sich die Veröffentlichung des Protokolls der September-Sitzung der US-Notenbank aus. Am Markt wurde die Mitschrift so gedeutet, dass die Fed nicht in Eile sei, der vor fast einem Jahr eingeleiteten Zinswende den nächsten Schritt folgen zu lassen.

Zu den Einzelwerten: Newell verkauft seine Werkzeugsparte für 1,95 Milliarden Dollar an Stanley Black & Decker. Die Aktie von Stanley Black & Decker legte um 2,9 Prozent zu, die Newell-Aktie stieg um 2,1 Prozent. Eine Gewinnwarnung ließ die Aktien von Fortinet um 10,1 Prozent einbrechen. Der Cybersecurity-Spezialist hatte seine Umsatz- und Gewinnprognose für das dritte Quartal gesenkt.

Für Barracuda Networks ging es dagegen um 9,2 Prozent nach oben. Das Unternehmen hatte das Ergebnis je Aktie im zweiten Geschäftsquartal überraschend mehr als verdoppelt. Amazon plant einen neuen Musik-Streamingdienst, der - wie bei etlichen Wettbewerbern - gegen eine Monatsgebühr unbegrenzten Zugang zu Millionen Musikstücken bietet. Amazon will über niedrige Preise die Konkurrenz ausstechen. Die Anteilsscheine stiegen leicht.

Rohstoffe: Verunsicherung bleibt

Die Ölpreise gaben weiter nach. Hauptthema blieb die Frage, ob es den Ölförderländern gelingt, mit einer Fördermengenbegrenzung die Preise wieder nach oben zu bringen. Hinter entsprechende Bekundungen setzten die Marktteilnehmer zuletzt immer wieder Fragezeichen. Die Preise dürften sich daher auch weiterhin volatil entwickeln.

Überdies zeigen jüngste Daten einen Anstieg der Produktion im September auf eine tägliche Gesamthöhe, die über der kürzlich ausgehandelten Obergrenze liegt. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel zum US-Settlement um 1,2 Prozent auf 50,18 Dollar. Für Brent ging es um 1,1 Prozent auf 51,81 Dollar nach unten.
 

Asien: Wall-Street-Nachwehen

Dank negativer Vorgaben von der Wall Street dominierten am Mittwoch an den ostasiatischen Börsen die negativen Vorzeichen. Beobachter machten die Furcht vor steigenden US-Zinsen und den enttäuschenden Quartalsausweis des US-Aluminiumkonzerns Alcoa für die Abgaben verantwortlich. In Tokio fiel der Nikkei-Index 1,1 Prozent auf 16.840 Punkte. Die japanischen Maschinenbauaufträge waren im August in der Kernrate weniger stark gesunken als erwartet, doch gelten die Daten als notorisch volatil und haben daher keinen Einfluss auf den Markt. Der Shanghai Composite gab 0,3 Prozent nach, in Hongkong ging es mit dem HSI rund 1 Prozent nach unten.

Die schwachen Alcoa-Zahlen lasteten auf den Aktien von Stahlherstellern. JFE fielen in Tokio mehr als 4 Prozent und Nippon Steel & Sumitomo Metal rund 3 Prozent. Baoshan Iron & Steel gaben in Schanghai 3,5 Prozent nach. Auch Finanzwerte wurden verkauft.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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