Marktberichte

MDax unter 24.000 Dax rettet ein Plus, Dow nicht

Anleger positionieren sich bereits für gute Quartalszahlen der Airline.

Anleger positionieren sich bereits für gute Quartalszahlen der Airline.

(Foto: dpa)

Zu mehr als einer Stabilisierung auf niedrigem Niveau reicht es bei den deutschen Standardwerten nicht. Anleger erwarten mit Sorge die Frankreich-Wahl. Gefragt sind Commerzbank und Lufthansa.

Passend zum nachösterlichen Kälteeinbruch ist die Stimmung an den Aktienmärkten zur Wochenmitte frostig geblieben. Der deutsche Leitindex Dax verteidigte zwar die 12.000-Punkte-Marke, nachdem er am Vortag 0,9 Prozent verloren hatte. Aber das Plus fiel mit 0,2 Prozent bescheiden aus. Neben den gestiegenen politischen Risiken ließ auch eine bislang nicht überzeugende Berichtssaison in den USA keine Kauflaune für Aktien aufkommen.

Der MDax, der die Aktien mittelgroßer Unternehmen abbildet, schloss 0,1 Prozent leiter und damit unter 24.000 Punkte. Der Technologie-Index TecDax hielt gegen und schloss 0,6 Prozent höher bei 201 Punkten. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es 0,2 Prozent nach oben.

"Auch wenn der Dax die 12.000er Marke zurückerobern kann, der Schwung ist für den Moment erstmal raus", sagte CMC-Stratege Jochen Stanzl. "Geopolitische Sorgen, schwache US-Konjunkturdaten und Unsicherheiten rund um die anstehenden Wahlen in Frankreich belasten die Börsen", ergänzte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Kurz vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen am Sonntag deutet alles auf ein enges Rennen hin.

Auch die vorgezogenen Neuwahlen in Großbritannien sorgten für steigende Kursschwankungen an den Börsen. Insbesondere der Londoner Aktienmarkt blieb wieder etwas zurück. Der FTSE-100-Index gab 0,4 Prozent nach. Das britische Pfund hielt zwar die Kursgewinne zum Euro und Dollar vom Vortag, das bremste aber wiederum den britischen Aktienmarkt.

Aus Branchensicht standen hierzulande die Papiere von Autoherstellern in der Anlegergunst weit oben. VW-Vorzugsaktien bauten ihre Vortagesgewinne um 1,9 Prozent aus. Nach der Vorlage guter Eckdaten für das erste Quartal waren die Papiere der Wolfsburger tags zuvor um knapp 4,5 Prozent nach oben geschnellt. Analyst Tim Schuldt von der Investmentbank Equinet hält nach "deutlich besseren Ergebnissen" im Auftaktquartal eine Aufstockung der Jahresziele für wahrscheinlich. Nach einer positiven Absatzprognose für den chinesischen Markt gewannen die Aktien von BMW 1,8 Prozent.

Lufthansa waren der zweitgrößte Kursgewinner im Dax mit einem Plus von 4,2 Prozent. Händlern zufolge positionierten sich Anleger bereits für gute Quartalszahlen der Airline. Diese will die Lufthansa am Donnerstag kommender Woche veröffentlichen. Händler schließen aber nicht aus, dass das Unternehmen die Veröffentlichung vorzieht.

Gesucht waren auch Commerzbank und Deutsche Bank mit Aufschlägen von 4,5 und 2 Prozent. Händler sprachen von Käufen auf niedrigeren Niveaus, nachdem Commerzbank seit Ende März um 10 Prozent und Deutsche Bank um 8 Prozent gefallen sind.

Aktien von ProSiebenSat.1 erlitten hingegen einen gehörigen Dämpfer. Die Titel des Medienkonzerns verbilligten sich um 2,8 Prozent und waren damit klares Schlusslicht im Dax. Analystin Laurie Davison sieht auf dem europäischen TV-Werbemarkt unerwartete Schwächesignale im zweiten Quartal. Dies sei angesichts der zuletzt guten Verbraucherstimmung umso besorgniserregender.

Online-Modehändler Zalando wurde mit seinem Jahresauftakt den Erwartungen der Analysten nicht gerecht. Die Aktien fielen um 4,7 Prozent ans MDax-Ende. Die erreichte Ebit-Marge zwischen Januar und März gab Zalando mit 1,0 bis 3,0 Prozent an, was Händlern zufolge wesentlich schwächer ausfiel als gedacht. Im Gesamtjahr strebt das Unternehmen eine Marge von fünf bis sechs Prozent an.

Kurzfristig dürfte die Dividenden-Saison die Kurse am deutschen Aktienmarkt stützen. In den sieben Wochen bis zum 2. Juni könnten die Anleger in deutschen Aktien mit 33 Milliarden Euro Ausschüttung rechnen, sagte Christian Röhl von Dividendenadel. Das seien 70 Prozent der gesamten Ausschüttungsummer aller deutschen Aktiengesellschaften. Während an anderen Börsen Quartalsdividenden für einen kontinuierlichen Geldfluss sorgten, spricht Röhl mit Blick auf die Ausschüttungspolitik in Deutschland von einem "Sturzregen", der sich verdichtet über die Anleger ergieße.

Wall Street: Keine Erholung

Kräftig fallende Ölpreise machten Erholungsansätze an der Wall Street zunichte. Der Dow-Jones-Index fiel 0,6 Prozent auf 20.404 Punkte und gab damit deutlicher nach als die anderen Indizes. Verantwortlich dafür war der Kursverlust von fast 5 Prozent des Schwergewichts IBM. Das Unternehmen hatte für das zwanzigste Quartal in Folge einen Umsatzrückgang ausgewiesen und dabei noch schlechter abgeschnitten als erwartet. Der Gewinn schrumpfte ebenfalls, übertraf aber die Konsensschätzung der Analysten.

Der S&P-500 sank 0,2 Prozent. Der Subindex für den Energiesektor fiel im Sog der Ölpreise um 1,4 Prozent. Der Nasdaq-Composite legte um 0,2 Prozent zu. Das Umsatzvolumen war mit 821 (Dienstag: 762) Millionen Aktien merklich lebhafter als in den vergangenen Tagen. Dabei kamen auf 1.378 Kursgewinner 1.586 -verlierer, während 135 Titel unverändert schlossen.

Asien: Negative Vorzeichen

Überwiegend mit negativen Vorzeichen zeigten sich die Börsen in Asien zur Wochenmitte. "Die Investoren fahren etwas das Risiko runter vor dem Hintergrund der geopolitischen Sorgen", sagte Analyst Christoffer Moltke-Leth von Saxo Capital Markets. Auch die überraschende Ankündigung von Neuwahlen in Großbritannien, die mit den bevorstehenden schwierigen Verhandlungen über einen Austritt aus der Europäischen Union begründet wurde, sorgte für Verunsicherung.

Nikkei
Nikkei 37.068,35

So rutschte der Schanghai-Composite um weitere 0,8 Prozent auf 3.171 Punkte ab und fiel damit bereits den vierten Tag in Folge zurück. Der Kospi in Südkorea verzeichnete ein Minus von 0,5 Prozent und der S&P/ASX 200 in Sydney verlor 0,6 Prozent und fiel damit auf den tiefsten Stand seit drei Wochen.

Auch für den Hang-Seng-Index ging es um weitere 0,4 Prozent nach unten, nachdem der Index am Vortag den größten Tagesverlust seit vier Monaten verzeichnet hatte. Der Nikkei-225 gewann dagegen 0,1 Prozent auf 18.432 Punkte. Hier half ein im Tagesverlauf leicht nachgebender Yen.

Devisen: Pfund im Aufwind

Britisches Pfund / Euro
Britisches Pfund / Euro 1,17

Am Devisenmarkt hielt der Euro seine Vortagesgewinne zum Dollar. Das Schwächeln des Greenback begründeten Teilnehmer auch mit den rückläufigen Zinserwartungen in den USA. Der Euro stand zuletzt bei 1,0706 Dollar, er hatte dieses Niveau am Vortag erklommen nach einem Tief bei 1,0637.

In das Pfund kehrte wieder mehr Ruhe ein nach dem kräftigen Satz am Dienstag, verursacht durch die Ankündigung von Neuwahlen.

Rohstoffe: Öl billiger

Die Ölpreise sanken derweil weiter. Ein Barrel Brent zur Lieferung im Juni kostete zuletzt 53,99 US-Dollar. Das ist 2,1 Prozent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass WTI zur Lieferung im Mai fiel ebenfalls um zwei Prozent auf 52,57 Dollar.

Marktteilnehmer begründeten die Preisrückgänge mit einer typischen Gegenbewegung auf die deutlichen Zuwächse in den Wochen zuvor. Diese waren entstanden, weil vom Ölkartell Opec und anderen großen Förderstaaten eine Verlängerung bestehender Produktionskürzungen über das erste Halbjahr 2017 hinaus erwartet wird. Zuletzt hat sich jedoch gezeigt, dass die Opec von ihrem Hauptziel - einer deutlichen Verringerung der extrem hohen Rohölvorräte - immer noch weit entfernt ist.

Der Goldpreis gab die Aufschläge aus dem US-Handel vom Vortag vollständig ab. Allerdings konnte das Edelmetall seine jüngsten Gewinne weitgehend verteidigen. Zuletzt lag der Preis weiter über der im Handel als wichtig bezeichneten Marke von 1260 Dollar. Die Feinunze kostete 1278 Dollar, ein Minus von 0,8 Prozent.

Quelle: ntv.de, ddi/mbo/dpa/DJ

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