Marktberichte

Gerüchte belasten Deutsche Bank Dax rettet die 12.000 ins Wochenende

Auf Wochensicht fast zwei Prozent im Plus: Den Freitagshandel beendet der Dax 32 Zähler tiefer.

Auf Wochensicht fast zwei Prozent im Plus: Den Freitagshandel beendet der Dax 32 Zähler tiefer.

(Foto: REUTERS)

Wie stabil ist der Höhenflug am deutschen Aktienmarkt? Am letzten Handelstag der Woche rutscht der deutsche Leitindex kurzzeitig unter die psychologisch bedeutsame Kursschwelle. In den USA bewegt Fed-Chefin Yellen den Dow kaum.

Mit einem leichten Minus, aber immerhin noch knapp über 12.000 Punkten hat sich der deutsche Leitindex aus dem Freitagshandel verabschiedet: Zum Handelsschluss in Frankfurt notiert der Dax knapp 0,28 Prozent im Minus bei 12.027,36 Punkten. Das Tagestief liegt bei 11.995,40 Zählern, das Tageshoch bei 12.058,21 Punkten. Der Nebenwerteindex MDax verabschiedet sich 0,61 Prozent tiefer bei 23.437,25 Punkten in den Abend. Der technologielastige TecDax beendet den Tag nach mehrmaligem Vorzeichenwechsel 0,15 Prozent im Minus bei 1926,66 Zähler.

Vor einer Rede von US-Notenbankchefin Janet Yellen hätten sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Freitag zurückgehalten, hieß es. "Da haben die europäischen Börsen schon zu. Das ist Grund genug, erst einmal vorsichtig zu sein", beschrieb n-tv Börsenkommentatorin Katja Dofel die Stimmungslage an der Börse. Dank der kurzen Kursrally vom Mittwoch beläuft sich das Wochenplus im Dax auf stolze 1,9 Prozent. Damit hat der deutsche Leitindex bereits die dritte Woche in Folge zugelegt.

Für Wirbel sorgten am Nachmittag aufflammende Gerüchte um die Deutsche Bank, die das Bankhaus am Abend bestätigte: Der Aktienkurs des Kreditinstituts fiel unvermittelt scharf zurück. Binnen weniger Minuten sackte das Schwergewicht aus der Gewinnzone ab ans Indexende. Am Abend verzeichneten Händler einen stabilisierten Schlusskurs von 19,14 Euro, was einem Abschlag von 1,3 Prozent entspricht.

Börsianer hätten erschreckt auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg reagiert, heißt es. Dort war davon die Rede, dass in Kreisen der Deutschen Bank "eine Kapitalerhöhung weiter eine Option" sei. Am Abend teilte die Deutsche Bank mit, man habe vorbereitende Schritte für eine Kapitalerhöhung von acht Milliarden Euro eingeleitet. Zudem plane man verschiedene strategische Maßnahmen.

Wahlumfragen aus Frankreich sorgten an den übrigen europäischen Börsen zum Wochenschluss für Erleichterung. Der parteiunabhängige Präsidentschaftskandidat, Emmanuel Macron, ließ erstmals in einer Umfrage für den ersten Wahlgang die Kandidatin der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, hinter sich. Das machte Investoren Mut und schob vor allem die Pariser Börse und den Euro an.

Der französische Leitindex CAC40 kletterte zeitweise erstmals seit November 2015 wieder über die Marke von 5000 Punkten. Er ging 0,6 Prozent höher bei 4995,13 Punkten aus dem Handel. Der Eurostoxx50 zog ebenfalls um 0,6 Prozent auf 3403,39 Zähler an.

Einer Erhebung des Odoxa-Instituts für den Sender France 2 zufolge kommt Macron auf 27 Prozent (plus zwei Punkte), die Euro-Gegnerin Le Pen auf 25,5 Prozent (minus 1,5 Punkte). Bislang hatte Le Pen in allen Umfragen für die erste Wahlrunde vor ihren Konkurrenten gelegen.

Mit Blick auf die jüngsten Höhenflüge an den Börsen macht sich in Fachkreisen unterdessen ein gewisses Unbehagen breit. "Die Rekordfahrt der Börsen geht weiter, der Dow Jones rast immer höher und der Dax wirkt im Vergleich nahezu grotesk günstig", schreibt Daniel Saurenz von Feingold Research in einer aktuellen Kurzanalyse für n-tv.de. "Eigentlich spricht vieles dafür, dass Investoren ihr Interesse immer weiter nach Europa verlagern sollten."

Das "gefühlte Umfeld" gefalle allerdings vielen Anlegern überhaupt nicht, meint Saurenz. Der Optimismus am Markt drehe "in Richtung Euphorie". Einige Kommentare zum Börsengang von Snap erinnerten bereits an den Neuen Markt, warnt der Börsenbeobachter. "Die Bewertungen einiger Tech-Konzerne laufen absurd aus dem Ruder." Dazu seien die sogenannten Angstbarometer - der VIX in den USA und der VDax-New in Deutschland - auf Mehrjahrestiefs. Zusammengenommen sei das keinesfalls ein gutes Chance/Risiko-Verhältnis "speziell für aufgeblasene US-Titel", wie Saurenz betont.

Anleger sollten zudem den Bondmarkt im Blick behalten. Der extreme Verlauf kurzer Laufzeiten und die hohen Negativraten auf zweijährige Bonds in Deutschland wertet Saurenz als "Signal von Verzweiflung und Verwerfung". Auf den ersten Blick sei an den Märkten "alles rosig", doch auf den zweiten Blick "bläst sich die Blase immer weiter auf."

USA: Yellen bewegt Dow Jones kaum

Wenig verändert hat die Wall Street eine turbulente Börsenwoche beendet. So gelang dem Dow-Jones-Index erstmals der Sprung über die Marke von 21.000 Punkten, ausgelöst durch eine überraschend präsidiale Rede von US-Präsident Donald Trump. Zudem verfestigte sich die Erwartung einer Zinserhöhung der US-Notenbank bereits auf der Sitzung im März, ausgelöst durch Aussagen einer ganzen Reihe von US-Notenbankern.

Fed-Chefin Janet Yellen hat zum Wochenausklang ebenfalls angedeutet, dass die US-Notenbank bereit ist, ihren Leitzins beim Meeting im März anzuheben. Zudem machte sie bei der mit Spannung erwarteten Rede deutlich, dass die Fed zu weiteren Zinserhöhungen im Jahresverlauf für den Fall bereit ist, dass sich die Wirtschaft in den USA wie erwartet entwickelt. Nach der Yellen-Rede tritt nun die obligatorische Schweigeperiode in Kraft, so dass von der US-Notenbank bis zu deren Sitzung am 14. und 15. März nichts mehr zu hören sein wird.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte trat bei 21.005 Punkten auf der Stelle. Der Wochengewinn beläuft sich auf 0,9 Prozent. Der breiter gefasste S&P-500 erhöhte sich um 0,1 Prozent auf 2383 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verbesserte sich um 0,2 Prozent auf 5871 Punkte.

An den Aktienmärkten wird die Zinserhöhungsspekulation - anders als sonst üblich - positiv gesehen, weil sie als Beleg für den guten Zustand der US-Konjunktur gilt. Dies unterstrich auch der robust und besser als gedacht ausgefallene Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor.

Etwas gedämpft wurde die Stimmung von sich mehrenden Stimmen über eine inzwischen zu hohe Bewertung der Aktien im Zuge der Trump-Rally. "Die US-Aktienmärkte haben sich von der Realität gelöst. Die Bewertungen sind mit nichts im Einklang, was wir schon einmal gesehen haben", sagte Analyst Tony Cross von TopTradr. Fondsmanager James Athey von Aberdeen Asset Management hielt dem entgegen, die Anleger würden immer nervös, wenn Aktien neue Hochs erreichten.

Snap
Snap 11,63

Bei den Einzelwerten standen Snap nach dem fulminanten Start weiterhin im Fokus. 44 Prozent gewann die Aktie der Snapchat-Mutter bei ihrem Börsendebüt im Vergleich zu ihrem Ausgabekurs von 17 Dollar am Donnerstag. Und diese Entwicklung setzte sich fort, die Aktie legte um weitere 10,7 Prozent auf 27,09 Dollar zu. AMD gaben 6,3 Prozent ab. Die Nachricht, dass der Chiphersteller erstmals seit Jahren wieder versucht, mit neuen leistungsstärkeren und im Vergleich zu Intel billigeren PC-Chips den Mitbewerber herauszufordern, kommt nicht gut an, vor allem wegen Zweifeln an der Qualität der Chips. Intel schlossen kaum verändert.

Devisen: Euro im Yellen-Fieber

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,06

Der Dollar reagierte zwar zunächst positiv auf die Yellen-Aussagen, gab in der Folge allerdings deutlich nach. Die Fed-Chefin habe Spielraum gelassen um einen Zinsschritt möglicherweise noch hinauszuzögern, so im Falle eines schwachen US-Arbeitsmarktberichts am kommenden Freitag, hieß es zur Begründung. Zudem habe der Dollar im Laufe der Woche bereits deutlich gegenüber Euro und Yen zugelegt, daher sei die Luft "etwas dünn" geworden, so ein Teilnehmer.

Der Euro erholte sich zum Greenback und lag im späten US-Handel bei 1,0618 Dollar und damit gut 1 Cent über dem Niveau des Vorabends. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Freitagnachmittag auf 1,0565 (Donnerstag: 1,0514) US-Dollar fest.

Asien: Kurse auf dem Rückzug

Nikkei
Nikkei 38.079,70

An den asiatischen Aktienmärkten prägen zum Wochenausklang Gewinnmitnahmen das Bild. Damit folgen die Indizes den US-Pendants, denn auch an der Wall Street hatten Anleger Gewinne eingestrichen. Laut Händlern wird die Neigung zu Gewinnmitnahmen durch die anstehende Yellen-Rede befördert. Darüber hinaus bewirkt der zuletzt deutlich gestiegene US-Dollar einen signifikanten Preisverfall am Rohstoffmarkt, worunter das Sentiment am Aktienmarkt leidet. Dort trifft es Titel aus den Sektoren Öl und Bergbau, die zu den klaren Verlierern zählen.

Die rohstofflastige Börse in Australien hat bereits mit Abschlägen für den Leitindex S&P/ASX-200 von 0,8 Prozent geschlossen. In Shanghai verliert der Composite nach schwachen Konjunkturdaten 0,5 Prozent, Hongkong meldet Verluste von 0,6 Prozent. In Tokio sinkt der Nikkei-225 um 0,5 Prozent und schließt bei 19.469 Punkten. In Japan gingen die Ausgaben privater Haushalte unerwartet deutlich zurück. Auffallend schwach präsentiert sich die Börse in Seoul. Dort verschärfen sich die politischen Spannungen zwischen Südkorea und China, weil das Land am Aufbau eines Raketenabwehrsystems mit den USA arbeitet, um der nordkoreanischen Bedrohung zu begegnen.

Einen Dämpfer erhalten die Aktienmärkte der Region auch aus China: Denn der chinesische Dienstleistungssektor ist im Februar langsamer gewachsen als im Vormonat. Der Einkaufsmanagerindex des Markit-Instituts und des Medienhauses Caixin ermäßigte sich, blieb aber oberhalb der Wachstumsschwelle. Laut Analysten zeigen die Daten die langsamste Expansion seit vier Monaten.

In Sydney verlieren im Rohstoffsektor mit den fallenden Preisen Santos 3,3 Prozent und Woodside Petroleum 1,5 Prozent - in Tokio büßen Inpex 2,7 Prozent ein. Auch Bergbautitel in der Region stehen zum Teil gehörig unter Abgabedruck. In Seoul fallen wegen ausbleibender China-Touristen Werte aus der Reisebranche und dem Einzelhandel besonders deutlich. Korean Air Lines fallen um 4,8 Prozent, Asiana Airlines um 5,0. Nach einem guten Verkaufsstart der neuen Spielekonsole Switch steigen Nintendo in Tokio um 3,7 Prozent.

Rohstoffe: Ölpreise gehen etwas hoch

Am Ölmarkt kam es nach dem Preisrückgang am Vortag zu einer Erholung. Auch die bereits die siebte Woche in Folge gestiegene Zahl an Ölförderstellen in den USA änderte an der positiven Tendenz nichts. "Mehrere Wochen mit einer Zunahme haben die Erwartung erhöht, dass die Schieferölproduktion in den USA wieder zunimmt", sagte Michael Poulsen von Global Risk Management.

Der Preis für ein Barrel WTI legte zum US-Settlement um 1,3 Prozent auf 53,33 Dollar zu. Für Brent ging es um 1,5 Prozent auf 55,90 Dollar nach oben.

Das zinslos gehaltene Gold litt sowohl unter der Aussicht auf steigende Zinsen wie auch dem übergeordnet weiter festen Dollar, der das Edelmetall für Käufer außerhalb des Dollar-Raums teurer macht. "Derzeit gibt es harten Gegenwind für den Goldpreis", sagte Peter Hug, Analyst bei Kitco Metals. Die Yellen-Aussagen hätten die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschrittes im März noch einmal erhöht, ergänzte ein Teilnehmer.

Die Feinunze kostete zum US-Settlement 1.227 Dollar, ein Minus von 0,5 Prozent. Auf Wochensicht gab Gold um 2,5 Prozent nach.

Quelle: ntv.de, mmo/wne/AFP/DJ/dpa/rts

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