Marktberichte

Trump-Party legt Pause ein Dax reißt nächste Marke

Am Dienstag rauscht der Dax durch die 12.000er Marke nach unten. Zur Wochenmitte geht es bis auf 11.850 weiter runter. Ein Grund sind die anfangs schwächelnden US-Börsen. An der Wall Street machen sich Zweifel breit.

Zur Wochenmitte hat der deutsche Aktienmarkt mit einem ereignisreichen Handel aufgewartet. Der Dax, am Dienstag mit 11.962 Punkten aus dem Handel gegangen, fiel im Tagestief bis auf 11.850 Zähler. Danach erholte sich der Leitindex etwas, baute einen Teil der Verluste ab.

Dennoch: Nachdem am Dienstag die 12.000er Marke gefallen war, rauschte er nun durch die 11.900. Zum Handelsende schaffte er es dann wieder knapp darüber. Ein Grund für den Abschwung war laut n-tv-Börsenexpertin Sabrina Marggraf ein "Schwächeanfall der Wall Street". An den US-Börsen gaben die Kurse anfangs ebenfalls nach, erholten sich später aber und schlossen klar über den Tagestiefs.

Händler sprachen aber nur von der Ruhe vor dem möglichen Sturm. Generell machten Marktbeobachter eine steigende Skepsis aus, ob US-Präsident Donald Trump bei den angekündigten Börsenwohltaten wie Deregulierungen, Steuersenkungen und Infrastrukturmaßnahmen wirklich werde liefern können.

Der Dax schloss 0,5 Prozent im Minus bei11.904 Punkten. Am Dienstag war er 0,8 Prozent schwächer aus dem Handel gegangen. Der MDax verlor 0,5 Prozent auf 23.172 Zähler. Der TecDax büßte 0,9 Prozent auf 1954 Stellen ein.

Stimmung kippt

Der Dax hat nun zwar das Gap vom Monatsanfang geschlossen. Mit dem Tagestief bei gut 11.850 lag er knapp unter der Gap-Unterkante bei 11.852,5 Punkten. "Jetzt sollte der Dax schnell das neue Gap bei 11.938 Punkten schließen", sagte ein Marktteilnehmer. Das schaffte er aber nicht und so besteht die Gefahr eines "Island Reversal", einer sehr negativen Chartformation.

"Ich glaube, der Markt beginnt nun die Wahrscheinlichkeit der angekündigten Trump-Maßnahmen abzuwägen gegenüber dem Enthusiasmus seit der Wahl im November", sagte Jack Ablin, Investment-Stratege bei BMO Private Bank. "Die Investoren geben die Erwartungen zwar nicht auf, doch werden sie neu bewertet", ergänzte er. Ein Drittel aller Fondsmanager ist zudem mittlerweile der Meinung, dass Aktien überbewertet sind - das ist der höchste Wert seit 17 Jahren.

Devisen: Euro um 1,08

Der Euro konnte sein an den Vortagen erreichtes gestiegenes Niveau zum Dollar weitgehend halten. Nach einem zwischenzeitlichen Fall unter diese Schwelle kostete die Gemeinschaftswährung am Abend 1,0805 Dollar. Das waren 0,1 Prozent weniger als noch am Dienstag. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0807 Dollar fest nach 1,0802 Dollar am Dienstag.

Die Wochenmitte stand klar im Zeichen einer schlechteren Börsenstimmung. Am Devisenmarkt spiegelte sich dies in einer stärkeren Nachfrage nach sogenannten sicheren Anlagehäfen. Dazu zählen vor allem der japanische Yen und der Schweizer Franken. Beide Währungen waren am Mittwoch Tagessieger gegenüber dem amerikanischen Dollar. Dagegen verloren Währungen, die eher in Phasen größerer Risikofreude nachfragt werden.

Dax: Banken und Autowerte

Der nach wie vor starke Euro drückte weiterhin auf die Kurse der exportorientierten Unternehmen. Bei den Einzelwerten im Dax standen deshalb weiter unter anderem die Autowerte, aber auch die Banken im Fokus. Deutsche Bank gaben rund 1 Prozent ab. Sie waren am Dienstag bereits größter Verlierer, nachdem die milliardenschwere Kapitalerhöhung begonnen hatte.

Commerzbank standen mit einer Klage gegen die Bank of New York Mellon im Fokus und verbilligen sich leicht. Die Commerzbank fordert über 1 Milliarde Dollar Schadenersatz. Sie wirft dem US-Institut Vertragsbruch im Umgang mit riskanten Hypothekenverbriefungen in der Finanzkrise vor. Der Bezirksrichter von Manhattan hat die Klage nun zugelassen: "Damit sind die Chancen auf einen Schadensersatz gut", sagte ein Händler. Von anderer Seite heißt es, möglich sei ein Settlement mit einem dreistelligen Millionen-Betrag.

Die Autowerte schlossen zum Großteil im Minus. BMW, die am Dienstag Bilanz gezogen hatten, verloren knapp 1 Prozent, Daimler ebenfalls. VW drehten im Handelsverlauf dagegen ins Plus und verabschiedeten sich knapp 1 Prozent fester aus dem Handel. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bei Daimler wegen möglicher Abgasmanipulationen. Thema hier noch immer der geplante Verkauf der Anteile von Ferdinand Piëch ein Thema.

Amazon-Kooperation gut für Deutsche Post

Deutsche Post verbilligten sich fast 1 Prozent. Händler sahen dennoch "relative Stärke" und verweisen auf einen Bericht des "Handelsblatt", nach dem die Tochter DHL zusammen mit Amazon den deutschen Lebensmittelmarkt aufmischen will. "Der Lebensmittelmarkt ist riesig", meinte ein Händler. Die DHL und damit die Deutsche Post erschließe sich mit dem Vertrag Potenzial.

Adidas präsentierten sich am Ende rund 0,9 Prozent schwächer.  Der Zwischenbericht von Nike bestätigte laut Händlern das bekannte Bild: "Der Marktführer verliert Marktanteile an Adidas und an Under Armour", so ein Marktteilnehmer.

MDax:  Norma "nur" im Rahmen

Norma drehten im Handelsverlauf ins Plus: etwa 0,4 Prozent. Bei dem Unternehmen deckten sich sowohl die Dividende wie auch die Aussagen zu 2017 mit den Konsensschätzungen am Markt, sagte ein Händler. Mit 0,75 Euro je Aktie liege die Dividende "punktgenau" auf der Marktschätzung. Unterstelle man ein Umsatzwachstum von 2 Prozent im laufenden Jahr, so liege der Umsatz mit rund 960 Millionen Euro ebenfalls auf Höhe der Markterwartungen. Gleiches gelte für den operativen Gewinn bei einer Ebita-Marge von 17,5 Prozent, also auf dem Niveau von 2015 und 2016.

Jungheinrich hatte 2016 von der anhaltend starken Nachfrage insbesondere nach Logistiksystemen profitiert. Umsatz und Gewinn legten stark zu. Die Aktionäre können sich über eine höhere Dividende freuen. Jungheinrich-Aktien verbilligten sich dennoch knapp 1 Prozent.

SDax: Probleme für Hapag-Lloyd

Hapag-Lloyd rutschten mehr als 7 Prozent ab. Hier wirkte ein Bericht im "Wall Street Journal", demzufolge US-Behörden wegen angeblicher Preisabsprachen Vorladungen an beide Großreedereien ausgestellt hatten. Vor allem Hapag-Lloyd seien im Fahrwasser steigender Frachtraten seit Anfang Dezember "enorm gestiegen", sagte ein Händler dazu. Sollten die Reedereien angesichts der Vorwürfe bei den Frachtraten auf US-Routen künftig "mehr Vorsicht walten lassen müssen", dann schlage das unmittelbar auf die Gewinne durch. Hapag

TecDax: CZM auf niedrigsten Stand seit November

Auch die Kapitalerhöhung von Carl Zeiss Meditec zeigt, dass sich die Anleger momentan mit Käufen zurückhalten, der Kurs fiel mehr als 5 Prozent. Der Medizintechnikanbieter hatte sein Grundkapital um bis zu 10 Prozent minus eine Aktie erhöht. Die neuen Papiere wurden laut Händlerangaben zu 38,94 Euro platziert und konnten damit nur am unteren Ende der Angebotsspanne von 38,94 zu 40,98 Euro untergebracht werden. Carl Zeiss fließen damit etwa 317 Millionen Euro zu.

Jenoptik dagegen gewannen etwa 2,5 Prozent. Der Optoelektronikkonzern will seine Aktionäre an der guten Geschäftsentwicklung 2016 teilhaben lassen und schlug bei der Vorlage der ausführlichen Zahlen eine Dividende von 25 Cent je Aktie vor. Im Vorjahr waren 22 Cent geflossen.

Wirbel um Solarworld

Nach dem herben Verlust von rund 10 Prozent am Dienstag ging es für den Solarworld-Kurs weitere 5 Prozent abwärts. Der Grund waren Spekulationen über eine eventuell drohende Pleite. Allerdings: Wie auch schon am Dienstag konnten die Titel sich von ihren Tagestiefs deutlich erholen.

USA: Anleger warten ab

Die Party an der Wall Street nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump scheint eine Pause einzulegen. Pessimisten mahnten sogar, sie könnte bis auf Weiteres ganz ausgelaufen sein, nachdem die Wall Street am Vortag deutlich gefallen war.

Nachdem die Wall Street am Vortag das kräftigste Tagesminus seit September verbucht hatte, gab der Dow-Jones-Index zur Wochenmitte um weitere 7 Zähler auf 20.661 Punkte nach. S&P-500 und Nasdaq-Composite drehten dagegen ins Plus und erholten sich um 0,2 und 0,5 Prozent. Beide Indizes hatten am Vortag deutlicher eingebüßt als der Dow.

Unter den Einzelwerten stand die Nike-Aktie unter Druck und fiel um 7,1 Prozent. Der US-Sportartikelhersteller hatte in seinem dritten Geschäftsquartal zwar den Gewinn gesteigert, doch fiel der Ausblick für das Umsatzwachstum verhalten aus. Nike hat vor allem auf dem Heimatmarkt mit einem intensiven Wettbewerb zu kämpfen, etwa durch Rivalen wie Adidas und Under Armour.

Die Fedex-Aktie legte dagegen um 2,1 Prozent zu. Starke Margen und angekündigte Investitionssenkungen sprächen dafür, dass der überzeugende Umsatz künftig auch in gute Gewinne transferiert werden könne, hieß es.

Rohstoffe: Brent rutscht unter 50 Dollar

Der  Ölpreis fiel weiter. Erstmals seit der Vereinbarung Ende November rutschte der Preis für das Nordseeöl Brent am Mittwoch wieder unter die psychologisch und technisch wichtige 50-Dollar-Marke. Ein Barrel (159 Liter) verbilligte sich zeitweise 2,5 Prozent auf 49,71 Dollar. Auch US-Leichtöl WTI geriet ins Straucheln und kostete mit 47,01 Dollar Prozent ebenfalls 2,5 Prozent weniger. Am Abend kostete Brent dann 50,50 Dollar, ein Abschlag von rund 1 Prozent.

Vor allem der extrem hohe Lagerbestand an Rohöl in den USA befeuerte Spekulationen, dass die Opec dem weltweiten Überangebot mit ihrer bisherigen Politik nicht beikommt. Vorige Woche räumte das Kartell ein, dass die weltweiten Reserven trotz Förderbremse steigen.

Der Goldpreis legte um weitere 0,2 Prozent auf 1248 Dollar im späten Handel zu. Der Preis für die Feinunze lag damit weiterhin auf dem höchsten Niveau seit Anfang März. Sollte die Wall Street in absehbarer Zeit weiter schwächeln, erwarteten Analysten kurzfristig einen weiteren Anstieg des Goldpreises.

Asien: Nikkei sackt ab

Wachsende Zweifel an einer raschen Umsetzung der Wirtschaftspläne von US-Präsident Trump zogen am Mittwoch die Aktienmärkte in Fernost nach unten. Nach schwachen Vorgaben von der Wall Street führte die Börse in Tokio die Verliererliste an. Hintergrund für die Kursverluste seien auch Gewinnmitnahmen, sagten Händler.

Unter Druck geriet der Markt zudem durch eine Meldung der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo, wonach Nordkorea womöglich mehrere Raketen abgefeuert hat. Auch positive Konjunkturdaten konnten die Stimmung nicht aufhellen. So zogen in Japan die Exporte den dritten Monat in Folge an, wie das Finanzministerium mitteilte.

In Tokio verlor der Nikkei-Index 2,1 Prozent auf 19.041 Punkte. Dazu trugen Kursgewinne des Yen bei, die die Exportchancen japanischer Firmen schmälern. Auch Bankaktien gaben erneut nach. Der breit gefasste MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte 1,3 Prozent tiefer. In Australien fiel der S&P/ASX200-Index 1,6 Prozent. Auch in China zeigten sich die Anleger risikoscheu.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts

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