Marktberichte

US-Börsianer feiern Cisco Minsker Abkommen lässt Dax hoch fliegen

Knapp verpasst wurde eine neues Allzeithoch - in der Spitze kam der Dax diesem aber schon sehr nahe.

Knapp verpasst wurde eine neues Allzeithoch - in der Spitze kam der Dax diesem aber schon sehr nahe.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach verhaltenem Start legt der Dax aus dem Stand mehr als 100 Punkte zu. Treibende Kraft ist die Minsker Einigung auf einen Waffenstillstand in der Ostukraine. Die schwedische Notenbank stützt im Verlauf weiter. Ein neuer Dax-Rekord wird nur knapp verfehlt.

Ein Börsentag im Zeichen der Politik: Mit der Einigung in Minsk auf eine Waffenruhe in der umkämpften Ostukraine stiegen die Kurse an den europäischen Börsen heute kräftig an. An der Moskauer Börse etwa legte der Leitindex RTS zwischenzeitlich um mehr als 5 Prozent zu. In Deutschland waren zudem Aktien mit starkem Russland-Bezug in der Folge der Erfolgsmeldung aus Minsk besonders gefragt.

Zusätzliche Unterstützung kam aus Schweden: Im Kampf gegen eine drohende Deflation senkte die schwedische Notenbank den Leitzins auf minus 0,1 Prozent und kündigte zugleich den Ankauf von Staatsanleihen im Umfang von zehn Milliarden Kronen (rund einer Milliarde Euro) an.

Zuvor hatte der deutsche Leitindex Dax einen überaus verhaltenen Start in den Handelstag hingelegt. Auslöser für den dann überraschend starken Anstieg des Dax am Vormittag war laut eines Händlers zunächst aber das Überschreiten der 10.800er Marke: "Der Anstieg über 10.800 hat große Future-Käufe getriggert." Vermutlich seien Shorts geschlossen worden. Der Umsatz sei stark gestiegen. Erst kurz danach war weiterer Rückenwind von dem Gipfel-Erfolg in Minsk gekommen.

Der Dax stieg seitdem weiter steil an, konsolidierte seine Gewinne am frühen Nachmittag auf hohem Niveau. Am Ende schloss er mit einem Plus von 1,6 Prozent bei 10.920 Punkten. Knapp verpasst wurde eine neues Allzeithoch - in der Spitze kam der Leitindex diesem aber mit 10.955 Punkten schon sehr nahe. Der Rekord liegt weiterhin bei 10.985 Punkten.

Auch der Nebenwerte-Index MDax stieg kräftig um 1,8 Prozent auf 19.213 Zähler - ein neues Allzeithoch wurde zuvor bei 19.219 Punkten erreicht. Der technologielastige TecDax verbesserte sich um 1,5 Prozent auf 1527 Punkte und lag damit auf seinem höchsten Stand seit 2001. Der Eurostoxx50 legte 1,2 Prozent zu auf 3415 Punkte.

Im Blickpunkt standen neben dem Krisengipfel in Minsk weiterhin die Bemühungen um eine Lösung des griechischen Schuldenstreits. Griechenland und die Euro-Finanzminister hatten auf dem Sondertreffen der Eurogruppe in Brüssel jedoch noch keinen Kompromiss finden können.

Wall Street sieht Gewinne, Tokio mit sattem Aufschlag

Die Einigung auf eine Waffenruhe im Ukraine-Konflikt sowie die überraschende Lockerung der Geldpolitik in Schweden verleiht auch der Wall Street Schwung. Auf die Stimmung drückt dagegen der unerwartet starke Umsatzrückgang der US-Einzelhändler im Januar.

Die US-Börsen gingen am Abend mit klaren Kursgewinnen aus dem Handel. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte 0,6 Prozent auf 17.972 Punkte zu. Der breiter gefasste S&P-500 stieg um rund 1 Prozent auf 2088 Zähler. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq rückte um 1,2 Prozent auf 4857 Punkte vor.

Bei den Einzelwerten waren unter anderem Cisco Systems gefragt. Die Aktien des Netzwerk-Ausrüsters verteuern sich um 9,3 Prozent, nachdem Umsatz und Gewinn im abgelaufenen Quartal über den Markterwartungen lagen. Unter die Räder kommen indes Tesla-Aktien, die 4,6 Prozent tiefer schlossen. Der Elektrowagen-Pionier hat sein Absatzziel verfehlt und den Verlust ausgeweitet.

Der Nikkei in Japan hatte am Morgen bereits 1,9 Prozent zugelegt. Die weitere Abwertung des Yen trieb die Kurse kräftig nach oben. Stützend wirkten auch überraschend gute Daten zum japanischen Maschinenbau. Der Shanghai-Composite in China legte 0,5 Prozent zu, der Hang-Seng-Index in Hongkong 0,4 Prozent.

Euro unbeeindruckt, Zukäufe beim Öl

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 87,38

Der Euro reagiert entspannt auf das ergebnislose Ende des Sondertreffens der Eurozone-Finanzminister in Brüssel mit Griechenland. Auftrieb erhielt die Gemeinschaftswährung von den schwachen US-Einzelhandelsumsätzen, welche den Dollar belasteten und den Euro auf das Tageshoch von 1,1427 Dollar schickten. Im späten US-Geschäft kostete der Euro 1,1409 Dollar nach 1,13 am Vorabend. Anleger am Devisenmarkt hätten den Glauben auf eine Einigung in der Griechenlandkrise noch nicht beerdigt, hieß es im Handel.

Die Commerzbank begründete die entspannte Haltung beim Euro damit, dass ein Ausstieg der Griechen aus dem Euro kein systemisches Risiko mehr darstelle. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1328 Dollar fest.

Die Ölpreise sind nach zwei Verlusttagen in Folge wieder deutlich gestiegen. Das Fass US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 4,9 Prozent auf 51,21 Dollar. Rohöl der Nordseesorte Brent legte in ähnlicher Größenordnung zu. Neben dem schwächeren Dollar setzten Anleger auf ein Ende der Russlandsanktionen und in der Folge auf ein Anziehen der Konjunktur.

Es gab aber auch handfestere Gründe für den Ölpreisanstieg. So warnte der Shell-Chef Ben van Beurden, dass sich die Ölpreise in den kommenden Jahren aufgrund von Produktionskürzungen deutlich erholen könnten. Im Handel wurde zudem darauf verwiesen, dass in den USA die Lagermöglichkeiten von Rohöl langsam erschöpft seien. Dies werde die Ölförderer zwingen, die Produktion herunterzufahren, hieß es. Regierungsdaten vom Mittwoch zeigten, dass das Angebot an Rohöl in den USA weiter sehr hoch ist.

Aktien mit Russland-Bezug profitieren

DHL Group
DHL Group 38,34

Zu den Einzelwerten: "Russland-Aktien" von Unternehmen mit engen Verbindungen in Putins Riesenreich hatten in Folge des sich anbahnenden Friedensprozesses Auftrieb. Im MDax gewinnen Stada 5,2 Prozent und Metro 5,3 Prozent - der Absturz der russischen Währung hatte dem stark in Russland und der Ukraine vertretenen Handelskonzern Metro das zurückliegende Quartal vermiest.

Im Dax zogen BASF deutlich an und gewannen 2,2 Prozent hinzu. "Die Hoffnung auf eine Lösung des Ukraine-Konflikts wächst", sagte ein Händler.

Größte Gewinner im Dax waren Deutsche Post mit einem Aufschlag von 4,1 Prozent. Stark auch Heidelbergcement, Deutsche Bank, ThyssenKrupp und Adidas mit Gewinnen zwischen 3,5 und 2,9 Prozent.

Ganz unten am Dax-Ende als fast einziger Verlierer standen Henkel, die nach einem negativen Analystenkommentar 0,7 Prozent nachgaben: Goldman Sachs hatte die Einstufung von "Neutral" auf "Sell" gesenkt.

Zalando steigen gewaltig in die Höhe

Ebenfalls weit nach hinten in der Dax-Rangliste rutschten am Nachmittag Commerzbank-Aktien: Das Finanzinstitut konnte mit seinen Zahlen nicht punkten, obwohl es 2014 dank eines starken Schlussspurts einen deutlichen Gewinnsprung schaffte. Dabei half jedoch vor allem, dass die Bank weniger Geld für faule Kredite zur Seite legen musste. Die Aktien schlossen - nach einem zwischenzeitlichen Anstieg - bei minus 0,3 Prozent.

Im MDax ging es für Bilfinger deutlich nach oben. Der kriselnde Bau- und Dienstleistungskonzern rechnet nach dem Verlustjahr 2014 zwar noch nicht mit einer durchgreifenden Besserung. Als Dividende wurden für 2014 jedoch noch immer zwei Euro nach drei Euro im Vorjahr vorgeschlagen. Die Aktien verteuerten sich um 10 Prozent.

Schlusslicht im MDax waren MTU Aero Engines mit einem Minus von 4,7 Prozent - dabei hatte der Triebwerkhersteller gerade bei Umsatz und Gewinn im Jahr 2014 neue Höchststände verkündet.

Absoluter Renner im SDax waren die Aktien des Online-Händlers Zalando: Nach der Bekanntgabe vorläufiger Geschäftszahlen stiegen die Aktien nach Aufschlägen von bis zu 16 Prozent am Ende um 9,3Prozent.

Quelle: ntv.de, kst/bdk/rts/DJ/dpa

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