Marktberichte

Blick in die Tiefe Dax kämpft mit der "kritischen Marke"

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(Foto: picture alliance / dpa)

Lange Zeit kann der Aktienmarkt die Wunden vom Vortag lecken. Doch der Erholung fehlt die Breite. Und so fällt der Handel mit Öffnung der US-Börsen fast bis auf sein Ausgangsniveau zurück. Anleger sind besorgt.

Maue US-Börsen haben die ohnehin auf schwachen Füßen stehende Erholung am deutschen Aktienmarkt praktisch abgewügt. Der Dax quält sich mit einem Aufschlag von 0,1 Prozent auf 9800 Punkten ins Plus. Der MDax verliert dagegen 1,3 Prozent auf 16.644 Stellen. Der TecDax kletterte indes 0,5 Prozent auf 1348 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx 50 büßte 0,3 Prozent auf 3154 Punkte ein. Bealstend wirken zudem weiter der Ölpreis-Verfall sowie die Unsicherheiten angesichts der Wahlen in Griechenland.

Als "kritisch" bezeichnen Händler den Kampf des Dax' mit der 9800er-Marke. "Sollten wir da definitiv durchfallen, könnten uns Stops leicht um weitere 200 Punkte nach unten ziehen", hieß es. Auffallend sei dabei die plötzliche relative Schwäche der deutschen Börse im Vergleich zum US-Markt. Dies sei ein klares Indiz, dass im Dax stärkere Gewinnmitnahmen laufen würden als an den US-Börsen.

Zur lange positiven Stimmung trugen Spekulationen über baldige Hilfen zur Ankurbelung der chinesischen Konjunktur bei. Grund sind die geringe Inflation sowie negative Erzeugerpreise. Von Hilfen der Zentralbank würde "indirekt auch die Weltwirtschaft profitieren", hieß es. Demgegenüber fürchten Anleger, dass die US-Notenbank angesichts einer robusten Konjunkturerholung bald wieder an der Zinsschraube drehen könnte.

Telekom geben deutlich nach

Im Dax gewannen Infineon 1,2 Prozent. Das Papier zog im Sog der Prognoseanhebung Broadcoms. Der US-Chiphersteller hat den Ausblick für den Umsatz im laufenden Quartal erhöht. Das schürt Spekulationen, dass es auch bei Infineon besser läuft als bislang kommuniziert. Henkel verteuerten sich um 1,1 Prozent. BMW stiegen um 1,2 Prozent. Der Hersteller peilt einen Absatzrekord an.

Auf Erholungskurs zeigten sich indes die Versorger: So stiegen Eon um 0,9 Prozent, obwohl die brasilianische Tochter Eneva unter Gläubigerschutz gestellt wurde. RWE legten ebenfalls um 0,9 Prozent zu.

Abwärts ging es am anderen Ende für Telekom, die 2,4 Prozent nachgeben. Die LBBW hat das Papier auf "Halten" zurückgestuft. Händlern zufolge sorgt zudem eine laufende Platzierung von wandelbaren Vorzugsaktien der amerikanischen Tochter für Kursverluste. Angeboten werden dabei 17,4 Millionen Aktien, bei Ausübung der Mehrzuteilungsoption könnte das Volumen bis zu eine Milliarde Dollar betragen. Die Aktien von T-Mobile US hatten am Dienstag mehr als acht Prozent verloren. Mit Commerzbank und Deutsche Bank verbilligten sich auch beide Bankentitel.

Airbus im Sturzflug

In der zweiten Reihe stürzen Airbus um 10,0 Prozent ab. Der Konzern hat die für Samstag vorgesehene Auslieferung des ersten neuen Langstreckenflugzeugs A350 an Qatar Airways bis auf weiteres verschoben. Zudem soll die A-330-Produktion gedrosselt werden. Und der A 380 steht sogar ganz auf dem Prüfstand. Zudem meldete der Konzern, dass es zwischen 2015 und 2016 keine Gewinnsteigerungen geben solle. Der Markt sei indes von acht Prozent Plus ausgegangen.

Aufwärts ging es am anderen Ende für Fielmann, die 1,9 Prozent zulegten. Jungheinrich zogen 1,5 Prozent. Unter den Gewinnern fanden sich zudem erneut die Immobilienwerte. Tui verteuerten sich 0,1 Prozent. Der Touristik-Konzern macht kurz vor der Fusion mit seiner Tochter Tui Travel wieder Gewinn. Equinet-Analyst Jochen verwies jedoch darauf, dass der Ausblick etwas pessimistischer sei als von vielen erwartet ausgefallen. Lange Zeit hielten daher Gewinnmitnahmen den Kurs in Schach. Doch die Bonitätsanhebung durch Ratingagenturen half dem Papier dann zumindest etwas.

Im TecDax erholen sich die am Vortag besonders gebeutelten Werte: SMA Solar ziehen 3,7 Prozent an. Händler verweisen darauf, dass mehrere Vorstände Aktien des Unternehmens gekauft haben. "Sie sahen im jüngsten Kursrutsch möglicherweise eine Einstiegsgelegenheit", hieß es. Sollte der Ölpreis allerdings so weit unten bleiben, nähmen die strukturellen Probleme weiter zu. Das Unternehmen müsse im kommenden Jahr den Turnaround schaffen.

Quelle: ntv.de, kst/jwu/DJ/rts/dpa

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