Marktberichte

Hat die Jahresendrally begonnen? Dax macht Verlust aus letzter Woche wett

Präsidentenrally, Jahresendrally oder einfach First-Lady-Rally?: An der Wall Street beobachten Händler erleichterte Reaktionen.

Präsidentenrally, Jahresendrally oder einfach First-Lady-Rally?: An der Wall Street beobachten Händler erleichterte Reaktionen.

(Foto: REUTERS)

Im Aktienhandel beginnt die neue Woche schleppend. Erst spät bessert sich die Laune am Markt. Der Dax schließt mit einem deutlichen Plus. In New York ziehen die Kurse am Tag nach dem TV-Duell mit dem Ölpreis an.

Der Dax hat sich am Montag nach anfänglichen Schwierigkeiten in der Gewinnzone und mit einem Plus von 1,3 Prozent bei 10.624 Prozent geschlossen. Die Verluste der vergangenen Woche sind damit mehr als wettgemacht.

Positives vom deutschen Außenhandel: Die Exporte stiegen so stark wie seit sechs Jahren nicht mehr. Für den Index der mittelgroßen Unternehmen MDax ging es bis Handelsschluss um 0,9 Prozent nach oben auf 21.475Zähler. Der Technologiewerte-Index TecDax gewann 1,0 Prozent auf 1813 Punkte. Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab es ein Plus von 1,2 Prozent.

Analyst Daniel Saurenz von Feingold Research sieht Anzeichen dafür, dass die Jahresendrally schon beginnt. "Gewöhnlich liest man Anfang November bis Mitte November, dass so langsam Zeit wäre für eine Jahresendrally. Doch die letzten Jahre haben gezeigt, dass die sogenannten Jahresendrallys immer früher starten. 2015 war der Einstieg Ende September genau richtig, 2016 könnte es genauso sein." Saurenz macht dafür zwei Faktoren aus, die in diesem Jahr zusammenkommen: "Die Wall Street wünscht sich Hillary Clinton als Präsidentin und wird diesen Bonus sicherlich nicht dann einpreisen, wenn am 9.November die Wahllokale schließen. Im Gegenteil – je wahrscheinlicher die Demokratin im Weißen Haus wird, desto früher sollte die Rally starten und ob man sie dann 'Präsidentenrally, Jahresendrally oder einfach First-Lady-Rally' tauft wird allen egal sein, die sich Ende September positioniert haben."

Nach der US-Wahl am 8. November könnte es dagegen einen Dämpfer geben, so Saurenz: "Nach der Wahl von Hillary Clinton wäre nämlich auch ein 'sell-on-good-news' denkbar, vor allem da sich Janet Yellen dann leichter tun könnte Anfang Dezember endlich ihren lange vorbereiteten und in Sachen Glaubwürdigkeit – nicht in Sachen Vernunft – nötigen Zinsschritt zu vollziehen." 

Einen Indikator dafür, dass die Jahresendrally in Deutschland längst läuft, sei die Suche nach dividendenstarken Aktien im Dax. "Diese wollen viele Investoren im Depot haben und die Relative Stärke von BASF, Daimler, BMW, Allianz, Münchner Rück oder Siemens in den letzten Wochen ist durchaus auffällig", sagt Saurenz.

Wall Street: Starker Wochenstart in den USA

Der Anstieg bei den Ölpreisen und der starke Auftritt von Hillary Clinton im zweiten TV-Duell des US-Präsidentschaftswahlkampfs bescheren den Anlegern in den USA einen freundlichen Wochenstart. Der Dow-Jones-Index geht am Abend 0,49 Prozent fester bei 18.329,04 Punkten aus dem Handel. Der marktbreite S&P-500 schließt 0,46 Prozent im Plus bei 2163,66 Punkten. An der Technologiebörse Nasdaq steigt der Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,60 Prozent auf 4893,76 Punkte.

Die am Dienstag nach Börsenschluss mit den Geschäftszahlen des Aluminiumkonzerns Alcoa beginnende Berichtssaison habe die Anleger allerdings von größeren Wetten abgehalten, heißt es aus New York. Laut den Experten der Investmentbank Goldman Sachs sind die Erwartungen an die Ergebnisse des dritten Quartals recht gedämpft. Im Schnitt werde von den Analysten inzwischen mit einem leichten Ergebnisrückgang gerechnet, hieß es.

Neue Rücksetzer bei Deutsche Bank und RWE

Die Aktien der Deutschen Bank - am Morgen noch der größte Verlierer - zählten am Nachmittag zu den größten Gewinnern und trugen damit entscheidend zur Stimmungsaufhellung auf dem Börsenparkett bei. Konzernchef John Cryan hatte bei seinem Gesprächen in Washington zwar keine Einigung mit der US-Justiz über windige Hypotheken-Deals aus der Zeit vor der Finanzkrise erreicht. Marktbeobachter Jens Klatt geht aber davon aus, dass es zeitnah doch noch zu einer gütlichen Einigung zwischen der Bank und der US-Justiz kommen wird. Die Aktie stieg um 2,7 Prozent.

Die neue RWE-Tochter Innogy geben indes 0,5 Prozent ab und fallen mit 35,83 Euro weiter unter ihren Ausgabekurs von 36 Euro vom Freitag. Die nachgebenden Innogy-Kurse setzen auch der RWE-Aktie zu. 

Berichtssaison im Fokus

In den Fokus rückt auch die Berichtssaison, die mit Alcoa am Dienstag eröffnet wird. Die Geschäftszahlen des Aluminiumverhütters unter Führung des früheren Siemens-Managers Klaus Kleinfeld gelten als guter Indikator dafür, wie sich die globale Konjunktur entwickelt. Als elementar wichtig für die weitere Richtung an den Märkten sehen Händler indes den Freitag: Dann legen mit JP Morgan, Citigroup und Wells Fargo gleich drei US-Großbanken ihre Geschäftszahlen zum dritten Quartal vor.

Auch aus Europa kamen am Morgen erste Umsatzzahlen, so wie jene des Duftstoffherstellers Givaudan. Für die Analysten von Davy sind diese im Rahmen der Markterwartungen ausgefallen. So liege der Umsatz im dritten Quartal bei 1,184 Milliarden Franken, der Konsens der Analysten habe mit 1,188 Milliarden gerechnet. Auf die Bereich heruntergebrochen hätten die Duftstoffe die Prognosen knapp verfehlt, die Aromen allerdings mehr als geliefert. Givaudan verlieren 1,2 Prozent, die Aktie des Konkurrenten Symrise notiert unverändert.

USA: Wall Street mit Gewinnen

Auch die Wall Street verzeichnet zum Handelsstart Gewinne. Neben den positiven Vorgaben aus China und Europa stärkt auch der festere Ölpreis die Kaufbereitschaft der Investoren. Kurz nach Handelsstart steigt der Dow-Jones-Index um 0,8 Prozent auf 18.379 Punkte, der S&P-500 und der Nasdaq-Composite legen jeweils 0,7 Prozent zu. Der Handel dürfte indes verhalten und ruhig verlaufen, da wegen des Feiertags "Columbus Day" die Umsätze niedrig bleiben dürften. Der US-Anleihehandel bleibt gänzlich geschlossen.

Teilnehmer sehen eine kleine Gegenbewegung zum Freitag, als die Kurse nachgegeben hatten. Der Arbeitsmarktbericht war schwächer ausgefallen war als erwartet - die Daten waren aber nicht schwach genug, um die Erwartung einer Fed-Zinserhöhung im Dezember abzumildern. 

Nach einem Medienbericht über das Ausscheiden aller großen Kaufinteressenten ist die Aktie von Twitter am Montag unter den Wert vor Beginn der Übernahmegerüchte gefallen. Das Papier des Kurzmitteilungsdienstes verlor zum Start des US-Handels rund 14 Prozent. Damit fiel das Wertpapier auf 17,16 Dollar. Am Wochenende schrieb der Finanzdienst Bloomberg, dass auch die Software-Firma Salesforce als letzter großer Anwärter nicht mehr interessiert sei.

Rohstoffe: Ölpreis dreht ins Plus

Der Ölpreis legt kräftig zu. Nach einem Start im Minus hat er sich mit verschiedenen Aussagen rund um die Ölkonferenz in Istanbul stetig verteuert. Aktuell steigt der Preis für das Fass der Sorte WTI um 3,5 Prozent auf 51,56 Dollar, Brent gewinnt 3,1 Prozent auf 53,59 Dollar. Für Brent ist dies der höchste Preis seit dem 9. Juni.

Vor allem Äußerungen von saudischer und russischer Seite haben den Preis getrieben. Der saudische Ölminister Khalid al-Falih sagte, dass eine Rally der Preise um 20 Prozent auf 60 Dollar "nicht undenkbar" sei. Damit stärkte er die Hoffnungen, dass sich die Opec und andere Ölförderstaaten gegen den Fall der Ölpreise stemmen könnten.

Einen Schub bekam der Ölpreis auch mit Bekundungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er signalisierte seine Bereitschaft, die internationalen Anstrengungen zur Begrenzung der Produktion zu unterstützen. Zudem hat der Irak mitgeteilt, seinen Ausstoß einfrieren zu wollen. Die Aussagen erfolgten auf oder im Umfeld einer Energiekonferenz in Istanbul, auf der sich die Öl-Länder über ein Einfrieren des Ausstoßes verständigen wollen. Zuvor war am 28. September in Algier von den Opec-Mitgliedsländern eine entsprechende Vereinbarung getroffen worden.

Zusätzliche Unterstützung für den Preis erbrachten private Daten zu den Rohölbeständen im zentralen US-Lager in Cushing. Am Freitag lagen sie bei 64,7 Millionen Barrel und damit 1,1 Millionen Barrel unter der Menge am Dienstag und 383.000 Barrel unter der von einer Woche zuvor. 

Devisen: Hoffnung auf Trump-Niederlage pusht Peso

Der Eurokurs hat am Montag leicht nachgegeben. Am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1161 US-Dollar. Im frühen Handel hatte der Euro noch knapp unter 1,12 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1160 (Freitag: 1,1140) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8961 (0,8977) Euro.

Robuste Konjunkturdaten aus der Eurozone haben dem Eurokurs nicht nachhaltig Rückenwind verliehen. Die deutschen Ausfuhren waren im August zum Vormonat so stark wie seit über sechs Jahren nicht mehr gestiegen. Auch die Importe hatten überraschend deutlich zugelegt. Steigende Einfuhren sprechen für eine steigende Binnennachfrage und wachsende Investitionen. Zudem beurteilen Anleger die Wirtschaft der Eurozone laut einer Umfrage im Oktober deutlich besser als zuvor.

Gewinne verbuchten am Montag der mexikanische Peso und der kanadische Dollar. Vor allem die Währung Mexikos gilt als Stimmungsbarometer im US-Wahlkampf, weil das Land stark von einem Wahlsieg von US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump betroffen wäre. Die Siegchancen von Trump haben sich offenbar nach der Veröffentlichung eines Videos, in dem er sich abschätzig über Frauen äußert, verringert.

Insgesamt wurde der US-Dollar durch den Wahlkampf bisher aber wenig bewegt. "Womöglich hat der Markt dieses Thema noch nicht nennenswert auf dem Schirm", schrieb Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. So sei zuletzt auch das Brexit-Risiko lange Zeit vom Devisenmarkt nicht aufgegriffen worden. Zudem herrsche Uneinigkeit über die Auswirkungen eines Trump-Wahlsieges auf den Devisenmarkt.

Asien: Feiertag in Tokio und Hongkong

An den ostasiatischen Börsen war zu Wochenbeginn keine einheitliche Tendenz auszumachen. Während es in Schanghai nach einwöchiger Handelspause recht kräftig nach oben ging, traten die meisten anderen Börsen mehr oder weniger auf der Stelle. In Tokio und Hongkong ruhte der Börsenhandel feiertagsbedingt.

Der Aktienmarkt in Schanghai startete nach der einwöchigen Pause wegen der Feierlichkeiten zum Nationalfeiertagtag mit einem kräftigen Plus von 1,5 Prozent in die Woche. Die chinesischen Aktien profitierten von Maßnahmen, mit denen die Regierung der Überhitzung des Immobilienmarkts gegenzusteuern versucht. In 20 Großstädten des Landes müssen Immobilienkäufer neuerdings etwa höhere Anzahlungen leisten. Geld, das nicht in Immobilien investiert werden kann, dürfte am Aktienmarkt angelegt werden, erklären Marktbeobachter.

Ungerührt zeigte sich der Markt davon, dass die chinesische Zentralbank den Referenzkurs des Yuan zum Dollar mit 6,7008 auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren festgelegt hat, was einer Abwertung um 0,3 Prozent zum letzten Fixing von 6,6778 am 30. September vor der Feiertagspause entspricht.

Im südkoreanischen Seoul schloss der Leitindex Kospi 0,1 Prozent im Plus, gebremst vom Indexschwergewicht Samsung. Dessen Kurs fiel um 3,2 Prozent. Samsung stellt die Produktion des Mobiltelefons Galaxy Note 7 nach Angaben aus informierten Kreisen ein, weil das Unternehmen die Batterieprobleme des Geräts nicht in den Griff bekommt.

Quelle: ntv.de, kpi/jwu/rts

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