Marktberichte

Die 9200 sind greifbar Dax schreit sich frei

Nach dem Kursplus von 1,9 Prozent zum Wochenauftakt gelingt dem Dax zur Wochenmitte erneut ein Befreiungsschlag.

Nach dem Kursplus von 1,9 Prozent zum Wochenauftakt gelingt dem Dax zur Wochenmitte erneut ein Befreiungsschlag.

(Foto: picture alliance / dpa)

Für schwache Nerven ist der Handel am deutschen Aktienmarkt derzeit nichts: Zum Wochenauftakt geht es 1,9 Prozent hoch, am Dienstag dann 1,2 Prozent runter. Und zur Wochenmitte steht ein Aufschlag von 1,4 Prozent - warnende Stimmen aber inklusive.

"Der Dax ist derzeit ein Spielball eher kurzfristig orientierter Anleger", sagt n-tv-Börsenexpertin Corinna Wohlfeil und liefert damit die perfekte Einschätzung für den Mittwochshandel am deutschen Aktienmarkt. Von technischer Seite bleibe der Leitindex unter 9400 aber anfällig für Rückschläge. Daran ändert dann auch der deutliche Aufschlag vom Mittwoch nichts.

Der Dax verabschiedete sich aus dem Handel mit einem Aufschlag von 1,4 Prozent und einem Stand von 9199 Punkten - die 9200er Marke wurde zeitweise sogar zurückerobert: Das Tageshoch markierte der Leitindex bei 9213,61, das Tagestief lag bei 9118,15. Der MDax verbesserte sich um 0,8 Prozent auf 15.650 Zähler. Der TecDax präsentierte sich volatil, änderte mehrere Male sein Vorzeichen und ging dann mit 1186 Stellen und einem Aufschlag von 0,3 Prozent aus dem Handel.

Marktteilnehmern zufolge käme eine Entwarnung trotz der erneuten hohen Gewinne aber zu früh: "Die Unsicherheiten sind immer noch enorm. Heute rückt der russische Hilfskonvoi an die ukrainische Grenze vor. Was dort dann passiert, ist komplett offen", sagte ein Händler.

Als "nicht hilfreich" stuften Börsianer die schwachen Kreditdaten aus China ein. Wegen des erlahmenden Immobilienmarktes im Reich der Mitte war die Kreditschöpfung im Juli auf 385 Milliarden Yuan nach 1,1 Billionen im Juni eingebrochen. Dazu kamen eine im Juni überraschend rückläufige Industrieproduktion in der Eurozone sowie deflationäre Tendenzen in Frankreich und Spanien.

Im Blick hatten die Anleger auch die US-Einzelhandelsumsätze. Die fielen aber schlechter aus als erwartet: Der leichte Zuwachs, der erwartet wurde, blieb aus. Unverändert hieß das Zauberwort.

Eon an der Spitze der Dax-Gewinner

Unter den Einzelwerten ragten zur Wochenmitte vor allem die beiden Dax-Titel Eon und Merck heraus. Als überraschend besser als erwartet wurden die Zahlen von Eon eingestuft. "Vor dem Hintergrund, dass der Markt immer wieder mit dem Gerücht über eine Gewinnwarnung herumgegangen ist, sind sie sogar sehr gut", sagte ein Händler. Die Titel legten deutlich zu: rund 5 Prozent, auch weil "Hiobsbotschaften ausgeblieben sind", sagte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer. Eon hievten auch RWE nach oben, die 3,0 Prozent zulegten.

Merck positiv

Wie erwartet sei die Jahresprognose bei Merck bestätigt worden, hieß es im Handel. Die um die Übernahme von AZ Electronics adjustierten Gewinnkennziffern und der Umsatz lägen leicht über den Markterwartungen, was für eine positive Stimmung sorgte. "Man muss im Moment nur aufpassen, weil der Markt selbst auf ordentliche Zahlen aktuell verschnupft reagieren kann", so ein Händler. Die Titel verbesserten sich um rund 3 Prozent.

Aurubis und Salzgitter überraschen

Auch bei den Nebenwerten ging es quartalsbilanztechnisch heiß her. Am deutlichsten konnten Aurubis überzeugen. Die Anteisscheine sprangen zeitweise mehr als 8 Prozent an - und schlossen am Ende bei rund 4 Prozent an der Spitze der MDax-Gewinnerliste. Der Umsatz liege zwar unter Erwartung, dies sei aber eine Folge des Kupferpreises. Die Gewinnkennziffern hätten hingegen leicht über Erwartung gelegen, hieß es von Analystenseite.

Salzgitter verteuerten sich ebenfalls und wiesen ein Plus von zeitweise mehr als 3 Prozent auf. Aus dem Handel gingen sie dann1,7 Prozent fester. Der zweitgrößte deutsche Stahlhersteller hat trotz eines Umsatzrückgangs im zweiten Quartal beim Gewinn vor Steuern wieder schwarze Zahlen geschrieben und 4,5 Millionen Euro ausgwiesen. Analysten hatten mit einem neuerlichen Verlust gerechnet. Vor einem Jahr stand an dieser Stelle wegen hoher Abschreibungen im Langstahlgeschäft ein Fehlbetrag von fast 285 Millionen Euro.

Gagfah hebt Dividendenausblick an

Weil das erste Halbjahr überraschend gut lief, schraubte Gagfah sein Jahresziel nach oben. Das operative Ergebnis aus dem laufenden Geschäft soll nun auf 86 bis 88 (zuvor: 84 bis 86) Cent je Aktie steigen. Das wären bis zu 190 Millionen Euro nach 124 Millionen 2013. Zudem stellt Gagfah eine Dividende von 30 bis 35 Cent je Aktie in Aussicht, 35 Prozent mehr als bisher. Das pushte den Aktienkurs um mehr als 2 Prozent.

Als im Rahmen der Erwartungen liegend beschrieb ein Händler die Halbjahreszahlen von Deutsche Euroshop. Dazu passe der bestätigte Ausblick des MDax-Unternehmens. Die Analysten bestätigten nach dem Zahlenausweis ihre Kaufempfehlung. 0,1 Prozent Kursplus standen am Ende in den Handelsbüchern.

HeidelDruck abgestraft

Auf der Gegenseite veloren Heidelberger Druck rund 1 Prozent ein. Laut Helvea-Baader hat das Unternehmen den erwartet schwachen Start ins neue Geschäftsjahr hingelegt. Die Auftragseingänge seien um 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen. Mit den Umsätzen sei es gar um 13,4 Prozent nach unten gegangen. Trotz des Umsatzrückgangs sei es dem Unternehmen aber gelungen, den operativen Verlust weiter zu reduzieren, merkte Analyst Peter Rothenaicher an. Die Margenverbesserung sei auf Kostenreduzierungen zurückzuführen. Rothenaicher stufte die Aktie mit "Hold" ein.

Cree ziehen Aixtron nach unten

Aixtron-Papiere schlossen dpch noch leicht positiv. Der Grund dafür waren die negativ aufgenommenen Quartalsuahlen des Konkurrenten Cree. Dessen Aktien sackten mehr als 6 Prozent ab. Als belastend erwies sich der Ausblick des Unternehmens. Für das erste Quartal erwartet Cree einen adjustierten Gewinn je Aktie zwischen 40 und 45 Cent bei Umsätzen zwischen 440 und 465 Millionen US-Dollar. Dem stehen Konsenserwartungen laut Thomson Reuters von 46 Cent und 470 Millionen Dollar gegenüber.

Die DZ-Bank sprach mit Blick auf den Geschäftsbericht von LPKF von recht schwachen Zahlen. Sowohl die Umsätze wie auch das Ebit sowie die Ebit-Marge lägen unter den Erwartungen von Analyst Dirk Schlamp. Dem stehe aber ein starker Auftragseingang entgegen. Die Book-to-Bill-Ratio habe im ersten Halbjahr einen hohen Wert von 1,7 erreicht. Den bestätigten Ausblick beschrieb Schlamp als Herausforderung. Die DZ-Bank blieb bei der Einstufung "Hold" für die Aktie und nannte einen fairen Wert von 16,50 Euro. Es stand ein Kursplus von rund 1,5 Prozent am Ende.

Trotz sehr guter Geschäftszahlen ging es für Wirecard 2,4 Prozent nach unten. Ein Analyst konnte sich auf die Bewegung nach den "super Zahlen" keinen Reim machen. Denkbar sei, dass sich einige Anleger beim Ausblick mehr erhofft haben. Wirecard erwartet für das laufende Jahr nun ein EBITDA von 163 bis 175 Millionen Euro. Bislang hatte das Unternehmen das untere Ende der Bandbreite bei 160 Millionen Euro gesehen.

"Ausstiegsklauseln gibt es nicht mehr"

Sehr volatil handelten Borussia Dormund vor Veröffentlichung der Geschäftsergebnisse 2013/2014 am Donnerstag. In den vergangenen Tagen schwankte der Kurs stark zwischen 4,30 und 4,90 Euro. "Die Verlängerung des Vertrags mit Geschäftsführer Watzke bis 2019 kam am Markt gut an. Watzke ist hauptverantwortlich für die gute wirtschaftliche Situation", sagte ein Händler. Auch die immer wieder aufkommende Spekulation um einen Einstieg von Puma beim BVB habe für Käufe der Aktie gesorgt. Ein Angebotsüberhang in dem Papier komme immer wieder bei Kursen über 5 Euro auf. Zu Handelsende lag er bei 4,79 Euro - rund 2,5 Prozent fester.

Leifheit legt zu

Leifheit-Titel präsentierten sich fast 5 Prozent fester. Das Unternehmen hat im ersten Halbjahr bei einem erwartungsgemäß stagnierenden Umsatz ein deutliches verbessertes Periodenergebnis erwirtschaftet. Danach erhöhte sich der Nettogewinn des Anbieters von Haushaltsartikeln auf 5,2 von 3,3 Millionen Euro. Mit 108,3 Millionen Euro blieb der Konzernumsatz annähernd unverändert. 2014 wird ein Konzernumsatz auf dem bereinigten Niveau des Vorjahres erwartet.

Quelle: ntv.de, bad/kst/rts/DJ/dpa

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