Marktberichte

Euro-Treffen und Alcoa-Ahnungen Dax schließt im Minus

Eine Seitwärtsbewegung wie aus dem Bilderbuch.

Eine Seitwärtsbewegung wie aus dem Bilderbuch.

(Foto: REUTERS)

Am ersten Handelstag der Woche bleibt die Stimmung am deutschen Aktienmarkt angespannt: Vor dem Treffen der Euro-Finanzminister trauen sich Anlagestrategen kaum größere Bewegungen zu. Die Halbjahreszahlen aus den USA werfen ihre Schatten voraus.

Der erste Tag der Woche endet am deutschen Aktienmarkt mit leichten Kursverlusten: Der deutsche Leitindex Dax geht mit einem Minus von 0,35 Prozent bei 6387,57 Punkten aus dem Handel. Der Umsatz blieb mit rund 2,3 Mrd. Euro dünn. Der MDax beendete den Handel mit einem Abschlag von 0,24 Prozent bei 10.423,76 Zählern. Der TecDax verlor 0,49 Prozent auf 752,90 Stellen. Der SDax gab ebenfalls 0,49 Prozent auf 4834,08 Punkte nach.

"Zuletzt schwache Konjunkturdaten aus den Vereinigten Staaten hatten der Furcht vor einer Abschwächung der konjunkturellen Erholung neue Nahrung verschafft", sagte Marktanalyst Gregor Kuhn von IG Markets. Vor diesem Hintergrund hielten sich Anleger mit neuen Positionen vorerst zurück. Sie dürften zunächst eine Reihe potenzieller Impulsgeber abwarten, die im Wochenverlauf auf der Agenda stünden. Dazu zählt auch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die .

Der Eurostoxx50 schloss 0,34 Prozent tiefer bei 2227 Zählern. In Wien beendete der Leitindex ATX den Handel mit einem Minus von 0,5 Prozent bei 1947 Punkten. An der Wall Street notierte der Dow Jones zum Handelsschluss in Europa 0,5 Prozent niedriger bei 12.713 Stellen. Der S&P500 sank um 0,4 Prozent auf 1350 Punkte. Die Nasdaq verbuchte ein Minus von 0,3 Prozent auf 2928 Zählern.

Nach dem enttäuschenden blicken die Anleger umso gespannter auf die Berichtssaison, die nach Börsenschluss von dem Aluminiumriesen Alcoa eröffnet wird. Investoren befürchten, dass die Euro-Schuldenkrise und das langsamere Wirtschaftswachstum in China tiefe Spuren in den Bilanzen der Unternehmen hinterlassen haben könnten.

Draghi deutet neuen Zinsschritt an

Marktteilnehmer sahen es zu Beginn der Woche bereits als Erfolg an, dass der Dax den Tag nur geringfügig im Minus beendete. Denn Belastungsfaktoren gab es genug. Bereits am Morgen schürten neue Wirtschaftsdaten aus China und aus Japan die Ängste vor einem globalen Wirtschaftsabschwung. In Spanien stiegen die Renditen der Langläufer erneut an die Marke von 7 Prozent heran.

Dass EZB-Präsident vor dem Europäischen Parlament bei einer weiteren konjunkturellen Eintrübung eine nochmalige Zinssenkung nicht ausschloss, ließ die Finanzmärkte kalt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte vergangene Woche den Leitzins auf ein gesenkt. Nach Ansicht von EZB-Chefvolkswirt Peter Praet ist die Krise in der Eurozone "viel tiefer und fundamentaler" als die Krise nach der Pleite der US-Bank Lehmann Brothers 2008.

Zu den größten Verlierern am deutschen Aktienmarkt zählten die Aktien von Metro: Sie bildeten im Dax das Schlusslicht und gaben 6,3 Prozent nach auf 20,43 Euro. Sie kosten damit so wenig wie seit März 2009 nicht mehr. verstimmte die Anleger mit seinen skeptischen Aussagen. "Wir rechnen beim Konsum in diesem Jahr bestenfalls noch mit einem kleinen Plus", sagte der Vorstandsvorsitzende des Düsseldorfer Handelskonzerns der "Bild am Sonntag".  Dies habe deutliche Auswirkungen auf das Geschäft. "Das ist nicht unbedingt ein Interview, das man als besonders optimistisch bezeichnen würde", sagte ein Händler dazu. Derzeit gingen die Analysten im Schnitt für das laufende Jahr von einem nahezu unveränderten Umsatz aus. Insgesamt bewertete er die Aussagen eher negativ. "Damit könnten schlechte Halbjahreszahlen verbal vorbereitet werden", meinte ein anderer Händler.

Stahl und Airline stark

Die Aktien von ThyssenKrupp legten dagegen zu Wochenbeginn um 2,2 Prozent auf 13,41 Euro zu. "Im Kurs stecken so viele schlechte Nachrichten, dass es nur besser werden kann", meinte Peter Braendle von SwissCanto im Anlegermagazin "Barron's". Er rechnet damit, dass die Anteilsscheine deutlich zulegen werden, sobald der Stahlkonzern sein Restrukturierungsprogramm abgeschlossen hat und wieder Gewinne einfährt. Sollte ThyssenKrupp die Probleme im Stahlbereich lösen, sei eine Kursverdopplung vorstellbar, hieß es.

Lufthansa
Lufthansa 6,83

Die Aktien der Lufthansa bauten die Kursgewinne mit einem Plus von 1,8 Prozent auf 9,43 Euro kräftig aus. Bereits am Freitag hatte Morgan Stanley das Kursziel auf 15,70 von 14,30 Euro erhöht. Die Papiere gehörten sicher zu jenen, die man haben müsse, wenn sich die konjunkturelle Lage aufhelle, sagte ein Händler. Die Fluggesellschaft legt am Dienstag ihre Verkehrszahlen für Juni vor. Ansonsten waren die Dax-Bewegungen "weder Fisch noch Fleisch", wie ein Börsianer sagte.

Im MDax rutschten Deutz nach einem kritischen Analystenkommentar um 5,4 Prozent auf 3,76 Euro ab. Die UBS zeigte sich sehr skeptisch mit Blick auf den Geschäftsverlauf 2012. Sie stuften die Aktien herunter auf "Sell" von "Neutral" und senkten das Kursziel auf 3,30 von 5,50 Euro.

Kontron hielten im TecDax mit einem Abschlag von 6,3 Prozent auf 4,78 Euro die rote Laterne. Hauck & Aufhäuser-Analyst Tim Wunderlich rechnet damit, dass der Kleincomputer-Hersteller am 24. Juli schwache Zahlen für das zweite Quartal präsentieren wird und die Bilanz auch das Ergebnis für das Gesamtjahr gefährden könnte. Wunderlich stufte die Titel herunter auf "hold" von "buy" und reduzierte das Kursziel auf 5,60 von 6,10 Euro.

Wirbel im Wind-Segment

An der Kopenhagener Börse rutschten die Anteilsscheine von Vestas zeitweise auf ein Rekordtief von 25,56 Kronen. Die dänische Zeitung "Jyllands-Posten" berichtete, nach Ansicht eines Analysten müsse der Windturbinenhersteller eine Kapitalerhöhung vornehmen, um mit höheren Kosten, zunehmender Konkurrenz und einer schwächeren Nachfrage klarzukommen. Ein Vestas-Sprecher sagte, sein Unternehmen habe "keine konkreten Pläne, am Markt in dieser Form Geld einzusammeln". Die Aktien schlossen 2,4 Prozent im Minus.

Nordex
Nordex 13,73

Die im TecDax gelisteten Papiere des Vestas-Rivalen Nordex beendeten den Tag mit einem Abschlag von 0,9 Prozent bei 3,10 Euro, nachdem sie im frühen Handel noch zugelegt hatten.

Neue Impulse für den deutschen Akienmarkt könnten am Dienstag vom Bundesverfassungsgericht kommen: Die Karlsruher Richter entscheiden über einstweilige Anordnungen zum Fiskalpakt und zum Euro-Rettungsschirm. Dabei geht es unter anderem darum, ob der Bundespräsident die Gesetze zum Fiskalpakt und zum Euro-Rettungsschirm unterschreiben darf. Ein Aktien und Euro wieder stützen.

Technisch orientierte Marktteilnehmer bewerteten es als gutes Zeichen für den Dax, dass der Unterstützungsbereich um 6400 Punkte den Angriffen der Bären Stand hielt. "Im Bereich von 6400 bis 6420 liegt dabei die erste über den Tageshandel hinausgehende Unterstützungszone vor", erklärte Achim Matzke von der Commerzbank. Im Dax liege die Unterstüzung bei etwa 6380 Punkten. Darunter gilt der Dax in der Nähe der 200-Tage-Linie bei etwa 6230 Punkten als unterstützt.

Zur Lage an der Konjunkturfront

Die deutschen Exporte haben im Mai . Die Unternehmen verkauften 3,9 Prozent mehr ins Ausland als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Der Umsatz kletterte damit rund zehnmal stärker als von Fachleuten erwartet. Analysten hatten nur mit einem kalender- und saisonbereinigten Plus von 0,4 Prozent gerechnet.

Bereits im frühen Handel hatten Beobachter in Banken und Brokerhäusern keine positive Impulse für Aktien erkennen können. Handelbare Unternehmensnachrichten seien Mangelware, hieß es. Zwar dürften sich die Kurse an Europas Börsen zum Auftakt stabilisieren; mehr als eine technische Gegenreaktion auf die hohen Verluste vom Freitag sei jedoch unwahrscheinlich, meinte ein Händler. "Die Auftragszahlen aus Japan zeigen, wohin konjunkturell die Reise geht."

Die Maschinenbauaufträge sind in Japan im Mai im Vergleich zum April um fast 15 Prozent eingebrochen. Das ist der größte Rückgang seit 2005. Erwartet wurde ein Minus von lediglich 2,6 Prozent. "Alles in allem dominieren schlechte Nachrichten und Enttäuschung die Märkte und sorgen für schlechte Stimmung", stellt Kintai Cheung von der Crédit Agricole fest.

Am Morgen erreichten auch frische Daten zur Lage in den Markt: Die französische Wirtschaft ist nach Einschätzung der nationalen Zentralbank im zweiten Quartal leicht geschrumpft. Die Bank von Frankreich bestätigte ihre Prognose von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,1 Prozent. In den ersten drei Monaten des Jahres stagnierte demnach die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone. Frankreich ist der .

Wie sehr die weltweite Konjunktur Umsatz und Gewinn der Unternehmen belastet und die Erwartungen eintrübt, dürften die Quartalszahlen und Ausblicke der US-Unternehmen belegen. Am Abend gibt der Aluminiumkonzern Alcoa nachbörslich den inoffiziellen Startschuss in die Berichtssaison. Am Freitag folgen die Banken JP Morgan und Wells Fargo.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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