Marktberichte

Dow sichert die 20.000 ab Dax lässt Horror-Wochenstart fast vergessen

Mehr als 140 Punkte geht es am Montag für den Dax bergab. Am Dienstag kommt es zu einer Gegenbewegung, die am Nachmittag noch einmal Fahrt aufnimm. Aber dann kehren die Risiken zurück.

Mit einem Kursaufschlag hat sich der Dax am Dienstag aus dem Handel verabschiedet. Nach den Verlusten zum Wochenauftakt sprachen Marktteilnehmer von einer Gegenbewegung, die anfangs allerdings sehr verhalten ausfiel. Erst gegen Ende des Handels, mit der Eröffnung der Wall Street, kam noch einmal etwas Bewegung in den Markt, der Dax übersprang sogar die 11.600er Marke. Danach war die Luft allerdings raus, denn das Topthema am Aktienmarkt blieben die politischen Risiken in Europa. "Was den Markt zudem bewegt, sind Währungen", kommentierte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer.

Der Dax schloss 0,3 Prozent höher bei 11.549 Punkten. Am Montag war er 142 Zähler oder 1,2 Prozent schwächer aus dem Handel gegangen. Der MDax zog 0,9 Prozent auf 22.571 Zähler an. Der TecDax gewann 0,2 Prozent auf 1834 Stellen.

Konjunktur: Politische Ängste

Politische Risiken in der Eurozone verhinderten Marktteilnehmern zufolge größere Kursgewinne. Angesichts der Präsidentschaftswahl in Frankreich im April und den damit verbundenen politischen Risiken hatten Investoren französische Staatsanleihen verkauft. Die Rendite zehnjähriger Papiere stieg zeitweise auf den höchsten Stand seit Juli 2015. "Die Wahl in Frankreich verursacht eindeutig Angst", sagte Chris Weston vom Broker IG Markets.

Laut Chris Weston war die Zinsdifferenz zwischen Bundesanleihen und französischen Anleihen so hoch wie seit mehr als vier Jahren nicht mehr. "Wir sehen immer mehr Anzeichen, dass Investoren und Portfolio-Manager ihre französischen Anlagen verkaufen oder sie absichern", sagte Weston.

Devisen: Euro bleibt unter Druck

Im Devisenhandel wurde der Euro weiter abverkauft, vor allem gegen den als sicheren Hafen geltenden Yen. Mit einem Kurs von 119,60 Yen fiel die Gemeinschaftswährung auf den tiefsten Kurs seit Anfang Dezember. Zum Dollar notierte der Euro am Abend bei 1,0679 Dollar. Das war ein Abschlag von 0,6 Prozent zum Montagabend. Das Tagestief markierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0656 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) legte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0675 Dollar fest nach 1,0712 Dollar zum Wochenstart.

Marktbeobachter erklärten den fallenden Euro auch mit einer allgemeinen Stärke des US-Dollars, der im Handel mit nahezu allen wichtigen Währungen zulegen konnte. Dazu kämen die Aussagen der französischen Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pens, die einen "Frexit" bei einem Wahlerfolg ins Gespräch gebracht hatte. Außerdem sei der Euro durch enttäuschende Konjunkturdaten aus Deutschland belastet worden, hieß es weiter. Im Dezember hatte die Produktion im verarbeitenden Gewerbe überraschend einen deutlichen Dämpfer erhalten.

Dax: Munich-Re-Zahlen enttäuschen

Am deutschen Aktienmarkt standen die Rückversicherer im Blick: Mit einem Minus von zeitweise fast 2 Prozent warten Munich Re lange unter den Topverlierern Am Ende schlossen die Titel nur leicht im Minus. "Im Vergleich zu den Hannoveranern lesen sich die Zahlen etwas enttäuschend", so die erste Einschätzung eines Marktteilnehmers. Mit einem schwächeren 2016er Ergebnis sei zwar gerechnet worden. Allerdings überrasche die doch deutlich auf 95,7 Prozent gestiegene Schaden-Kosten-Quote negativ.

VW verzeichneten einen leichten Abschlag. Es gab Presseberichte, dass die Gehälter der Manager gedeckelt werden sollen. "Der geplante Spitzenbetrag von 10 Millionen Euro ist immer noch zu hoch für einen Konzern mit Staatsbeteiligung", sagte ein Händler. VW wolle damit wohl der negativen Presse entgegenwirken, so die "Bild", Ex-Chef Winterkorn kassiere 3100 Euro Rente pro Tag. Aktuell sei das Thema wieder in den Blickpunkt geraten durch Vorstandsmitglied Hohmann-Dennhardt, die für etwas mehr als ein Jahr Arbeit über 12 Millionen Euro bekommen soll. Gleichzeitig habe der Konzern aber eine Entschädigung von Diesel-Käufern in Europa weiter abgelehnt, hieß es weiter.

MDax: Metro-Aufspaltung abgesegnet

Als "klar positiv" stufte ein Aktienhändler die Zahlen von Talanx ein, der Kurs bewegte sich 0,5 Prozent nach oben. Das Ergebnis liege mit 900 Millionen Euro rund 10 Prozent oberhalb der Erwartung, hieß es dazu im Handel. Auch für 2017 ist das Unternehmen optimistisch und hat den Ausblick angehoben. Dieser liest sich nach Einschätzung des Händlers mit einem erwarteten 2017er Gewinn von 800 Millionen Euro allerdings konservativ.

Positiv für Metro werteten Händler die Entscheidung für eine Aufspaltung des Konzerns. Die Aktionäre hatten ihr am Montagabend nach Handelsschluss auf der Hauptversammlung mit großer Mehrheit zugestimmt. "Das ist ein positives Signal, weil es zeigt, dass es keine Hindernisse geben wird", so ein Händler. Mit einer Ablehnung habe aber auch niemand gerechnet. Metro notieren nur wegen ihres Dividendenabschlags von 1,06 Euro auf die Vorzüge im Minus: rund 2 Prozent.

Gea schlossen etwa 4,7 Prozent fester. Leicht positiv werteten Händler dabei den Aktienrückkauf. "Die Unsicherheit war groß, ob aufgrund der Lage im Milchgeschäft überhaupt etwas kommt", sagt ein Händler. Allerdings hätten einige Analysten gerade deswegen und wegen der damit verbundenen Kursschwäche damit gerechnet und bis zu 10 Prozent des Grundkapitals erwartet. Daher sei der geplante Rückkauf von 6,13 Prozent oder rund 450 Millionen Euro eher "als Kompromiss" zu sehen, hieß es weiter.

Hannover Rück zogen 1,8 Prozent an. "Bei Hannover Rück sind bereits viele gute Nachrichten eingepreist", stufte ein Händler das aktuelle Kursniveau ein, nachdem das Unternehmen in der Vorwoche den 2017er Ausblick nach oben genommen hatte. "Einige Marktteilnehmer hatten bereits auf gute Zahlen gesetzt", so der Händler weiter. Das 2016er Nettoergebnis von 1,17 Milliarden Euro liefere eine kleine positive Überraschung. Die Aktie sei aber nicht mehr billig, daher sei das Aufwärtspotenzial begrenzt.

USA: 20.000er Marke nicht in Gefahr

An der Wall Street setzen sich am Dienstag die Verluste vom Wochenauftakt nicht fort - im Gegenteil: Die Kurse kletterten. Wichtige Konjunkturdaten standen erneut nicht auf der Agenda, insofern fehlten dem Markt die Impulse. Zwar war der Fehlbetrag in der US-Handelsbilanz im Dezember geschrumpft - und dies deutlicher als vorausgesagt. Doch da die USA regelmäßig hohe Defizite verbuchen, blickt die Börse nicht sonderlich interessiert auf diese Daten.

Der Dow Jones stieg um 0,2 Prozent auf 20.090 Punkte. Das neue Allzeithoch liegt bei 20.155 Punkten. Der S&P-500 notierte unverändert bei 2.293 Punkten. Der Nasdaq kletterte um 0,2 Prozent auf 5.674 Punkte.

Der US-Autokonzern General Motors (GM) hat im vierten Quartal unter widrigen Wechselkurseffekten und weiteren Sonderbelastungen gelitten. Der Nettogewinn brach ein. Auf der anderen Seite ließen die starken Verkaufszahlen auf dem Heimatmarkt den operativen Gewinn auf Rekordniveau steigen. Die Aktie verlor 4,7 Prozent. Die Titel des Börsenbetreibers ICE legten dagegen nach Geschäftsausweis 2,4 Prozent zu.

Das Medienunternehmen 21st Century Fox wies einen 27-prozentigen Gewinnanstieg aus und profitierte dabei vor allem vom Geschäft mit Werbung. Die Aktie verlor aber 1,9 Prozent, Händler bemängelten den Umsatzrückgang im Filmgeschäft. Die Aktie des Versicherers Everest Re stieg um 2,6 Prozent. Der Rückversicherer hat einen Quartalsrekordgewinn eingefahren und schlug in seinem Ausblick einen optimistischen Ton an.

Michael Kors stürzten dagegen um 10,8 Prozent ab. Der Modekonzern enttäuschte mit seinen Drittquartalszahlen. Gap äußerte sich optimistisch zur Gewinnentwicklung, doch die Aktie drehte nach Gewinnen 1 Prozent ins Minus. Archer Daniels Midland erwartet im laufenden Jahr ein besseres Geschäftsumfeld. Für die Aktie des Agrarverarbeiters ging es 1,3 Prozent nach oben. Der Krankenversicherer Centene konnte im vierten Quartal Umsartz und Gewinn steigern, während er noch die akquirierte Haealth Net integriert. Die Aktie verteuerte sich um 5,3 Prozent.

Rohstoffe: Abgaben beim Ölpreis

Am Erdölmarkt drückte der feste Dollar. US-Leichtöl der Sorte WTI ermäßigte sich um 1,6 Prozent auf 52,17 Dollar. Zudem werde immer deutlicher, dass die US-Schieferölproduktion die Förderkürzung des Erdölkartells Opec angesichts gestiegener Preise konterkariere. So erwartet die staatliche Energy Information Administration, dass in diesem Jahr der US-Ausstoß gegenüber derm Vorjahr um täglich 100.000 Barrel auf dann 9 Millionen steigen dürfte. 2018 sei dann mit 9,5 Millionen Barrel am Tag zu rechnen.

Nach der Schwächephase des Dollar seit Jahresbeginn ist die US-Devise aktuell wieder gefragt. Der Euro fiel auf 1,0687 Dollar nach Wechselkursen um 1,0750 am Vorabend. Der Präsident der US-Notenbankfiliale in Philadelphia, Patrick Harker, hatte am Vorabend seine Unterstützung für eine Zinserhöhung bei der nächsten Sitzung der Federal Reserve im März signalisiert. Zudem wiederholte er seine Erwartung, dass die US-Notenbank die Zinsen in diesem Jahr dreimal erhöhen werde.

Der aufwertende Dollar drückte etwas auf die Goldpreise. Die Feinunze verbilligte sich um 0,2 Prozent auf 1.233 Dollar. Auch die Aussicht auf steigende US-Zinsen belastete. Das Edelmetall bewegt sich damit aber noch immer in der Nähe eines Dreimonatshochs.

Asien: Leichte Kursabschläge

Moderate Kursverluste prägten am Dienstag das Bild an den Aktienmärkten in Ostasien. Die Börsen schlossen sich damit aber lediglich den nur leicht negativen Vorgaben der Wall Street an und nicht den teils kräftigen Einbußen an den europäischen Börsen am Montag. Ausgelöst worden waren sie von Sorgen um die Weltkonjunktur angesichts der Unwägbarkeiten, die von der protektionistischen Politik des neuen US-Präsidenten Trump ausgehen.

Der Nikkei schloss 0,4 Prozent im Minus bei 18.911 Punkten. In Hongkong sprachen Beobachter von leichten Gewinnmitnahmen beim HSI, der leicht nachgab. Dort hatte der Index am Montag kräftig zugelegt, gestützt vor allem von festen Kursen im Finanzsektor. Für den Shanghai Composite ging es 0,5 Prozent nach unten und in Seoul für den Kospi 0,2 Prozent. Der S&P/ASX200 in Sydney war mit einem Plus von 0,1 Prozent dagegen fester aus dem Handel gegangen.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa/rts

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