Marktberichte

Dax geht 200 Punkte abwärts Dow Jones macht zweite Rekordwoche komplett

Der deutsche Aktienmarkt verabschiedet sich unversöhnlich ins Wochenende. Statt der 12.000er Marke im Dax testet der Leitindex nach unten die 11.700. An der US-Börse wird das nächste Rekordjoch registriert, aber ein Abschwung erwartet.

Ein Schlussspurt hat am Freitag den Dow-Jones-Index auf sein elftes Rekordhoch in Folge geführt. Dominierten die längste Zeit des Tages kleinere Gewinnmitnahmen, drehten die Indizes zum Handelsende in einer entschiedenen Aufwärtsbewegung ins Plus. Händler sprachen von einem sehr robusten Markt, es könne allerdings in nächster Zeit abwärts gehen.

An den europäischen Börsen waren am Freitag deutliche Verluste verzeichnet worden. Mit einer Handelsspanne von mehr als 210 Punkten hat es der Dax zum Wochenschluss noch einmal so richtig krachen lassen. Allerdings ging es für den deutschen Leitindex am Freitag nicht nach oben, sondern abwärts. Sein Tagestief markierte er bei 11.722 Zählern, ein Abschlag von etwa 1,8 Prozent. Erst im späten Handel erholten sich die Kurse etwas, das Minus wurde kleiner. "Wir sind zu weit vorausgelaufen und haben einige politische Risiken ausgeblendet", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Corinna Wohlfeil. "Wenn es nicht weiter nach oben geht, geht es eben nach unten", sagte n-tv-Börsenexpertin Sabrina Marggraf.

Der Dax verabschiedete sich 1,2 Prozent im Minus mit 11.804 Punkten aus dem Handel. Am Mittwoch hatte er leicht fester, am Donnerstag tiefer geschlossen. Der MDax verlor 1,1 Prozent auf 23.345 Zähler. Der TecDax büßte 1,4 Prozent auf 1886 Stellen ein.

"Warnzeichen für die Börsen"

"Bei vielen Werten merkt man, es reicht einfach nicht mehr nach oben", sagte ein Marktteilnehmer. Grund seien die hohen und ausgereizten Bewertungen, bei denen selbst getroffene Erwartungen in Quartalszahlen oder nur leicht positive Nachrichten nicht mehr für Kursgewinne reichten. Verfehlte Erwartungen würden dagegen "richtig gnadenlos" abgestraft. Als Beispiel fungierte zum Wochenschluss BASF.

"Die Risikofreude lässt spürbar nach", so ein weiterer Händler. "Insgesamt sieht es aber nach einer normalen Konsolidierung aus", sagte Achim Matzke, Marktanalyst der Commerzbank. Der übergeordnete positive Grundton am Markt bleibe bisher aber noch erhalten.

USA: Gewinnmitnahmen

An den US-Börsen ließen vor dem Wochenende Gewinnmitnahmen die Kurse fallen. Es herrschte generell Zurückhaltung, weil die Wall Street bislang keine Klarheit über die Steuerpläne von Präsident Trump hat, hieß es aus dem Handel. Daher warteten Investoren auf Trumps Auftritt vor dem Kongress am Dienstag. Finanzminister Steven Mnuchin hatte am Donnerstag die Erwartungen gedämpft mit der Ankündigung, Auswirkungen der neuen Steuerpolitik auf das Wirtschaftswachstum würden erst ab 2018 spürbar.

Der Dow-Jones-Index legte 0,1 Prozent auf 20.821 Punkte zu. Der breiter gefasste S&P-500 erhöhte sich um 0,1 Prozent auf 2367 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verbesserte sich um 0,2 Prozent auf 5845 Punkte.

Unter den Einzelwerten an der Börse standen die Aktien der Google-Mutter Alphabet im Blick. Google geht nun gerichtlich gegen den Fahrdienst-Vermittler Uber vor. Uber Technologies soll Geschäftsgeheimnisse gestohlen haben, um so sein eigenes Programm mit selbstfahrenden Autos zu starten, lautet der Vorwurf. Alphabet verloren 0,4 Prozent.

Die Boeing-Aktie gewann 0,3 Prozent. Der Flugzeugbauer will in Großbritannien seine erste Europa-Fabrik bauen. In dem geplanten Werk im nordenglischen Sheffield sollen Technologiekomponenten für die neue Generation verschiedener Flugzeugtypen hergestellt werden, wie Boeing mitteilte.
Daneben bewegten Quartalsausweise die Aktien einzelner Unternehmen.

Hewlett Packard Enterprise gerieten nach der Vorlage enttäuschender Zahlen unter Druck und brachen um 6,9 Prozent ein. Dagegen hat der Einzelhändler Nordstrom mit seinen Geschäftszahlen positiv überrascht, auch wenn der Ausblick die Analystenerwartungen verfehlte. Nordstrom legten um 5,7 Prozent zu. Um 5,8 Prozent ging es für die Aktie von JC Penney nach unten, nachdem die Warenhauskette Geschäftszahlen vorgelegt und die Schließung von Filialen angekündigt hatte.

Dax: BASF im Minus

Bei den Einzelwerten im Dax blickten die Anleger auf den Geschäftsbericht von BASF. Die Zahlen seien stark ausgefallen, hieß es aus dem Handel. BASF-Titel fielen dennoch fast 3 Prozent. Sowohl Umsatz als auch Ebit hätten die Erwartungen deutlich übertroffen. Die prognostizierten Steigerungsraten entsprächen dem Ausblick, von der erhöhten Basis aus lägen nun aber auch die 2017er Ziele über den Analystenschätzungen, so ein Marktteilnehmer.

VW schlossen gut 1 Prozent leichter. Bei Volkswagen traf sich der Aufsichtsrat und gab erste Eckdaten zum abgelaufenen Jahr.

MDax: Wirbel um Stada

Stada verbilligten sich 0,5 Prozent und notierten so knapp unter der 58-Euro-Marke. Der Finanzinvestor Advent hatte ein verbindliches Übernahmeangebot für Stada in dieser Höhe abgegeben. Umgerechnet sind das mehr als 3,6 Milliarden Euro. Advent bietet neben den 58 Euro je Aktie auch die Dividende für 2016, fordert aber bis Montag grünes Licht vom Stada-Vorstand dafür. Allerdings warnte der Investor AOC Stada vor einer voreiligen Festlegung auf das Übernahmeangebot. "Eine Gleichbehandlung aller seriösen Interessenten ist durch den Vorstand sicherzustellen", so Active Ownership Capital (AOC), die mehr als fünf Prozent an Stada hält.

TecDax: Nordex unter Druck

Nordex bauten ihre Vortagsverluste noch weiter aus und brachen mehr als 18 Prozent ein - nach einem 16-Prozent-Minus am Donnerstag. Das Unternehmen hatte eine Umsatzwarnung herausgegeben.

SDax: Rocket bleibt unter Druck

Für Rocket Internet ging es ebenfalls weiter bergab. Nach einem Abschlag von rund 17 Prozent fiel das Minus mit rund 3,5 Prozent aber deutlich geringer aus. Ein Großaktionär hatte sich am Mittwochabend von der Hälfte seiner Rocket-Beteiligung getrennt. Seitdem wird über einen Komplettausstieg spekuliert.

Europa: Zahlen überzeugen

Kursgewinne wiesen Saint-Gobain nach den guten Geschäftszahlen vom Donnerstagabend nicht auf, die Titel gaben rund 2,5 Prozent ab. Der französische Baustoffeproduzent habe den Gewinn deutlicher als erwartet steigern können. Gleichzeitig dürfe der leichte Umsatzrückgang nicht als Zeichen einer Konjunkturabschwächung gedeutet werden, sagte ein Händler. Aber: "Das geht fast ausschließlich auf Währungseffekte mit dem Geschäft in Südamerika zurück."

Unicredit schlossen etwa 2 Prozent tiefer. Die Abwicklung der Bezugsrechte und die Folgen der Kapitalerhöhung deuteten auf Verkaufsdruck hin, hieß es am Markt. Die Kapitalerhöhung über 13 Milliarden Euro ist zwar erfolgreich abgeschlossen worden. Damit kann die Bereinigung der Bilanz nun vollzogen werden. Gezeichnet worden seien aber nur knapp 100 Prozent der Aktien, eine Überzeichnung habe es nicht gegeben, hieß es weiter.

Vivendi gaben rund 4,5 Prozent nach. Der französische Medienkonzern hatte beim Umsatz die Erwartungen verfehlt. Der Nettogewinn habe die Schätzungen zwar geschlagen, aber nur um Sondereffekte bereinigt. Das EBITDA habe dagegen wie der Umsatz enttäuscht, so ein Händler.

Devisen: Euro pendelt

Der Euro zog erst an, gab seine Gewinne im weiteren Handelsverlauf dann aber wieder ab. Am Abend wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0577 Dollar gehandelt und damit in etwa auf dem Niveau von Donnerstagabend. In der Mittagszeit war der Euro noch zeitweise bis auf 1,0618 Dollar gestiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0609 Dollar fest nach 1,0573 Dollar am Donnerstag.

Robust Unternehmensdaten aus Italien stützten den Eurokurs vorübergehend. Die Stimmung in den italienischen Unternehmen war im Februar auf den höchsten Wert seit neun Jahren gestiegen. Eingetrübt hatte sich dagegen im Februar die italienische Verbraucherstimmung.

Ansonsten sprachen Händler von einem insgesamt impulsarmen Handel. Dominiert wird das Geschehen weiter durch die anstehenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich. An den vergangenen Tagen hatte der proeuropäische Kandidat Emmanuel Macron bei Umfragen seinen Vorsprung gegenüber der Kandidatin des Front National, Marine Le Pen, für den zweiten Wahlgang ausgeweitet. Diese will, dass Frankreich die Eurozone verlässt.

Rohstoffe: Gold ist gefragt

Nutznießer der nachlassenden Risikofreude unter den Anlegern war auch das Gold, das bereits den vierten Tag in Folge zulegte. Der Preis für die Feinunze stieg um 0,6 Prozent auf 1.257 Dollar. Das Edelmetall profitierte auch vom schwächeren Dollar. Er verbilligt Gold, das in der US-Währung bezahlt wird, für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum.

Leichter Druck auf den Ölpreis

Auch Öl wird in Dollar bezahlt, doch profitierte der Ölpreis nicht davon. Der Preis für ein Barrel Leichtöl der US-Sorte WTI sank um 0,8 Prozent auf 53,99 Dollar.

Asien: Uneinheitlich ins Wochenende

Die fernöstlichen Aktienmärkte zeigten am letzten Handelstag der Woche keine einheitliche Tendenz. Anleger agierten aber erneut vorsichtig, weil die Details der von US-Präsident Trump angekündigten Steuerreform noch unklar sind. Im Fokus stand zudem die Währungspolitik der neuen US-Regierung. In einem Reuters-Interview nannte Trump China den "Großmeister der Währungsmanipulation".

Der Shanghai Composite beendete den Handel 0,1 Prozent höher bei 3253 Zählern. In Tokio schloss der Nikkei-Index 0,5 Prozent tiefer mit 19.284 Punkten. Zu den Verlierern zählten Autowerte. Investoren sind in Sorge, dass die japanischen Hersteller unter einer protektionistischen Politik Trumps leiden könnten. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans verlor ebenfalls 0,5 Prozent.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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