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Höhenrausch vorerst beendet Dax klammert - Wall Street auch

Gut festhalten!

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(Foto: picture alliance / dpa)

Große Sprünge sind nach der Rally der vergangenen Tage nicht drin. Die Börsenstimmung ist trotzdem gut. Die einen hoffen auf geldpolitische Lockerungen. Die anderen auf gute Quartalszahlen.

Eine Verschnaufpause nach der 600-Punkte-Rally der vergangenen vier Handelstage war fällig. Der deutsche Aktienmarkt hat zur Wochenmitte lediglich die Stellung halten können. Der deutsche Leitindex Dax schloss 0,3 Prozent leichter und rettete damit 9930 Punkte in den Feierabend.

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Die Anleger seien einen Tag vor dem Zinsentscheid der britischen Notenbank knapp unter der Marke von 10.000 Punkten in Lauerstellung geblieben, erklärte Marktanalyst Niall Delventhal von DailyFX. "Auf der Insel soll laut den Prognosen morgen eine Zinssenkung auf ein Rekordtief verkündet werden, um die Wirtschaftsdynamik infolge des Brexits nicht einbrechen zu sehen", so der Börsianer.

Der MDax der mittelgroßen Werte hatte mehr Stehvermögen. Er gewann weitere 0,2 Prozent auf 20.376 Punkte hinzu, während es für den Technologiewerte-Index TecDax um 0,1 Prozent auf 1625 Punkte abwärts ging. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss unverändert.

Bund verdient mit 10-jähriger Anleihe

Die Aussicht auf eine weiterhin sehr lockere Geldpolitik machten Aktien attraktiver, Anleihen dagegen allerdings auch noch mal unattraktiver, als sie es ohnehin schon sind. Sie werfen entweder eine sehr niedrige oder schon gar keine Rendite mehr ab.

Am Mittwoch gab es einen neuen Minus-Rekord: Die Bundesrepublik hat den Investoren erstmals eine zehnjährige Bundesanleihe ohne Zinszahlungen angeboten. An den Märkten müssen Anleger dem deutschen Staat ohnehin schon Geld hinterherwerfen, wenn sie ihm über den Kauf einer Bundesanleihe einen Kredit geben. Die Verzinsung der zehnjährigen Anleihen liegt aktuell bei minus 0,1 Prozent.

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RWE 32,55

Bei den Einzeltiteln knüpften an der Dax-Spitze die Versorger an ihre jüngste Führungsrolle an. RWE kletterten um 4,4 Prozent auf das höchste Niveau seit August vergangenen Jahres, Eon folgten mit 2,5 Prozent Zuwachs.

Thyssenkrupp ließen sich am Ende doch noch von einem negativen Pressebericht beeindrucken. Die Aktien schlossen 1,7 Prozent niedriger. Dem Industriekonzern droht laut einem "Handelsblatt" Ärger durch einen Korruptionsfall. Mitarbeiter der Rüstungstochter Atlas Elektronik sollen bis 2014 Gelder in Millionenhöhe an zwielichtige Berater gezahlt haben. Das Geld könne zur Bestechung türkischer Amtsträger verwendet worden sein, berichtet die Zeitung.

In der zweiten Reihe schafften am Nachmittag auch die Aktien von Airbus mit 1,5 Prozent den Sprung in den grünen Bereich. Die Papiere sind bereits um mehr als 8,5 Prozent gestiegen. Nachdem die Branchenmesse Farnborough Airshow bei London bislang ein Erfolg war, kam zwar ein Stimmungsdämpfer. Anleger ließ der aber offenbar kalt. Der Flugzeugbauer strich die Produktion des weltgrößten Passagierjets A380 wegen ausbleibender Neubestellungen um mehr als die Hälfte zusammen. Angesichts ausbleibender Neuaufträge will der Flugzeughersteller 2018 nur noch 12 Maschinen des Großraumflugzeugs fertigen. Im vergangenen Jahr rollten noch 27 Maschinen des einstigen Hoffnungsträgers aus den Werkstoren

Stada im MDax gaben 1,0 Prozent nach. Händler hatten erwartet, dass erste Zahlen von Teva die Stimmung stützen würden. Der israelische Generika-Hersteller hat die eigenen Erwartungen im zweiten Quartal übertroffen. Andererseits verweisen Händler auf einen Bericht im Platow-Brief, nach dem Active Ownership Capital (AOC) bald von 30 Prozent des Aktienkapitals unterstützt werden könnte. Dann winke den "Rebellen" die Mehrheit in der Hauptversammlung.

Unicredit, die eigentlich positiv gesehen werden, verloren knapp 3,4 Prozent, obwohl die italienische Bank ihre Kapitalbasis weiter stärkt. Sie hat 10 Prozent an der polnischen Bank Pekao erfolgreich platziert. Die Transaktion dürfte etwa 790 Millionen Euro in die Kassen spülen. Am Vortag war der Kurs - vor allem gestützt von Hoffnungen auf Finanzhilfe für den italienischen Bankensektor - um über 13 Prozent nach oben geschossen.

USA: Wall Street stabil

Der Rekordjagd an der Wall Street ging nach drei Gewinntagen der Schwung aus. Vom Konjunkturbericht der US-Notenbank Fed («Beige Book»), von dem sich Anleger einen Fingerzeig auf die weitere Strategie der amerikanischen Währungshüter erwartet hatten, gingen kaum Impulse für die Aktienkurse aus.

Der Dow Jones Industrial war nach dem Rekord vom Dienstag zum Handelsstart zwar noch etwas auf 18 390 Punkte gestiegen. Auf diesem Niveau konnte er sich aber nicht ganz halten: Der US-Leitindex schloss 0,1 Prozent fester bei 18 372 Punkten. Ähnlich sah es beim marktbreiten S&P-500-Index aus, der bei 2156 Punkten die dritte Bestmarke in Folge erreicht hatte und sich unverändert bei 2152 Punkten verabschiedete. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq100 verlor 0,3 Prozent auf 4566 Punkte. Er hatte am Dienstag seinen bisherigen Jahresverlust fast wettgemacht.

Goldpreis rauf, Ölpreise runter

Der Goldpreis erholte sich leicht von den deutlichen Vortagesabgaben. "Die weiterhin bestehenden geopolitischen und konjunkturellen Sorgen dürfte die US-Notenbank dazu veranlassen, die Zinsen auf dem aktuellen Niveau zu belassen, was eine gute Nachricht für den Goldpreis ist", sagte Rohstoffstratege Jonathan Butler von Mitsubishi. Höhere Zinsen machen das zinslose Edelmetall für Anleger unattraktiver. Die Feinunze Gold legte 0,8 Prozent auf 1343 Dollar zu.

Die Ölpreise kamen  nach ihrem starken Anstieg am Dienstag dagegen etwas zurück. Der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent gab 4,3 Prozent auf 46,27 US-Dollar nach. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen nach dem Anstieg um mehr als 2 Dollar am Dienstag. Außerdem sorgten die wöchentlichen Ölvorratsdaten des American Petroleum Institute (API), die einen deutlichen Anstieg zeigen, für Enttäuschung.

Laut der Internationalen Energie Agentur (IEA) ist die Ölnachfrage in China im Mai zudem auf den niedrigsten Stand seit rund drei Jahren gefallen. Der Index der Energieaktien stieg zuletzt dennoch.

Britisches Pfund / Euro
Britisches Pfund / Euro 1,17

Das britische Pfund hält sich knapp unter der Marke von 1,32 Dollar. Die Commerzbank sieht beim Pfund jedoch noch erhebliches Abwärtspotenzial. Zwar sei eine Zinssenkung durch die BoE möglicherweise bereits hinreichend am Markt eingepreist und würde damit nicht zu einer zusätzlichen Pfund-Schwäche führen. Doch es könne nicht ausgeschlossen werden, dass noch weitere Zinssenkungen folgen würden. Noch sei schließlich unklar, wie stark die britische Konjunktur schon jetzt unter der Unsicherheit leide.

Nikkei klettert weiter

An den ostasiatischen Märkten hielt sich die freundliche Stimmung. Erneut war es die Hoffnung auf Konjunkturstimuli in Japan, die die Kaufbereitschaft der Anleger befeuerte. Am Vortag der Sitzungen der Bank of England und der Europäischen Zentralbank gesellten sich dazu noch Spekulationen auf konjunkturfördernde Maßnahmen auch durch diese beiden Notenbanken, insbesondere vor dem Hintergrund des die Wirtschaft belastenden Brexits.

In Japan, wo der Nikkei 0,8 Prozent fester bei 16.231 Zählern schloss, gabes dennoch einen Dämpfer. Denn die Regierung hat die Hoffnung des Marktes auf so genanntes Helikoptergeld zunichte gemacht, das als besonders aggressiver Schritt zur Anheizung der Konjunktur gilt: Die japanische Regierung beschäftigt sich nicht mit der Möglichkeit einer Einführung von Helikoptergeld, der direkten Staatsfinanzierung durch die Zentralbank. Mit diesem Dementi reagierte Chefkabinettssekretär Yoshihide Suga auf einen japanischen Zeitungsbericht. Die Wirtschaftszeitung Sankei Shimbun hatte geschrieben, dass Berater von Ministerpräsident Shinzo Abe diesen für Helikoptergeld begeistern wollten. Flankenschutz für den Aktienmarkt in Tokio lieferte jedoch der Yen.

An den übrigen Börsenplätzen wurden moderate Gewinne verzeichnet, so in Schanghai von 0,4 Prozent, in Hongkong von 0,5 Prozent und in Australien von 0,7 Prozent. In Taiwan kletterte der Markt mit einem Plus von 0,2 Prozent auf ein Jahreshoch. Hilfreich waren dabei auch die Vorgaben von der Wall Street, wo der S&P-500 und der Dow-Jones auf die höchsten Stände ihrer Geschichte geklettert sind, während der Nasdaq-Composite ein Jahreshoch erklomm.

Quelle: ntv.de, ddi/jwu/DJ/rts/dpa

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