Marktberichte

Wall Street mit mickrigen Gewinnen Dax lässt die Bestmarken nur so purzeln

Der Dax klettert erstmals in seiner Geschichte über 11.500 Punkte.

Der Dax klettert erstmals in seiner Geschichte über 11.500 Punkte.

(Foto: dpa)

Höher, immer höher schraubt sich der deutsche Leitindex. Die Vorfreude auf die Geldschwemme der EZB treibt den Dax auf einen neuen Rekordstand - wie fast jeden Tag seit Mitte Februar. Heute hilft Zentralbank-Chef Draghi sogar persönlich nach.

Der deutsche Aktienmarkt feierte heute die ungebrochene Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) mit neuen Höchstständen. Der Dax kletterte erstmals in seiner Geschichte über 11.500 Punkte. Auch der MDax der mittelgroßen Unternehmen schloss nur knapp unter seinem am Montag erreichten historischen Hoch bei 20.279 Punkten.

Dax
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Auslöser für den Sprung waren am Nachmittag Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi nach einer Sitzung der Zentralbank. Die europäischen Währungshüter ließen die Leitzinsen wie erwartet unverändert. Im Fokus standen aber Details zum Wertpapier-Kaufprogramm ("Quantitative Lockerung"). Dieses beginnt am kommenden Montag, den 9. März. Die Aussicht auf den billionenschweren Geldsegen der Notenbanker treibt seit Wochen die Märkte auf immer neue Höhen. "Gegen das Volumen läuft nichts", sagte ein Marktteilnehmer. Das habe sich bereits Ende Januar sowie Anfang Februar gezeigt und nun wieder.

Aber auch die Stimmung in der Wirtschaft stützte laut Börsianern: "Das erste Mal seit Jahren sehen wir in Europa positive Gewinnrevisionen", sagte Chris Weston von IG Markets. Zusammen mit der lockeren Geldpolitik und den guten Wirtschaftsdaten werde das auch in den kommenden Monaten für ein vergleichsweise gutes Abschneiden der europäischen Märkte sorgen.

Devisen: Euro schwankt heftig

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,08

Der Euro-Kurs wurde durch die EZB-Sitzung kräftig durchgeschüttelt. Zeitweise klettert die Gemeinschaftswährung während der Draghi-Rede wieder über 1,11 Dollar, nachdem sie am Vormittag noch mit 1,1025 Dollar das 11-1/2-Jahrestief erreichte hatte. Danach geht es steil bergab und der Euro fiel bis an die 1,10-Dollar-Marke.  Im späten US-Handel konnte sich die Devise dann wieder stabilisieren und notierte bei 1,1029 Dollar.

Deutschland: MDax profitiert von Währungsgewinnern

MDAX
MDAX 27.043,04

Der Dax legte am Ende 1,0 Prozent zu und schloss bei 11.504 Punkten nachdem er zuvor bei 11.533 Zählern eine neue Allzeit-Bestmarke aufgestellt hatte.

Der Nebenwerte-Index MDax verbesserte sich um 1,4 Prozent, knackte bereits am Vormittag wieder die 20.000-Punkte Marke und stieg am Schluss auf 20.244 Zähler. Dabei profitiert er von Rekordständen besonders währungssensitiver Aktien, allen voran vom Schwergewicht Airbus. Bis zu einem neuen Allzeithoch bei 20.279 Punkten ist es nicht mehr weit.

Beim technologielastigen TecDax zeigte sich ein Plus von 1,3 Prozent auf 1590 Zähler, der Euro-Stoxx-50 legte 0,9 Prozent zu auf 3617 Punkte.

Deutsche Aktien: Adidas nach Zahlen weiter an Dax-Spitze

Adidas
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Größte Gewinner im Dax waren die Aktien von Adidas, die um 3,4 Prozent stiegen. Der Sportartikelkonzern will nach einem Gewinnrückgang im vergangenen Jahr das Ergebnis in diesem Jahr wieder steigern. Der Konzerngewinn aus den fortgeführten Geschäftsbereichen soll in diesem Jahr um 7 bis 10 Prozent zulegen.

Continental - die am Vormittag zwischenzeitlich die Spitze übernommen hatten - schlossen mit einem Plus von 1,6 Prozent. Die Hoffnung auf einen Umsatzboom bei Continental trieben die Aktien des Autozulieferers nach oben. Der Konzern aus Hannover nimmt für das Jahr 2020 "mehr als 50 Milliarden Euro an profitablem Umsatz ins Visier". 2015 sollen die Erlöse um rund neun Prozent auf 37,5 Milliarden Euro klettern.

Die Aktie von Eon stieg nach Bekanntwerden eines möglichen Milliardenverlustes im vergangenen Jahr nach anfänglichen Verlusten um 1,5 Prozent an. Zum Bericht des Handelsblatts zum größten Verlust der Firmengeschichte sagten Händler: "Das alles ist kalter Kaffee", sagt einer. Eon habe bereits 4,5 Milliarden Euro Abschreibungen angekündigt. Sein Analyst habe deshalb mit einem Verlust von etwa 3 Milliarden Euro gerechnet.

Weit hinten im Dax landeten Lufthansa mit einem Minus von 0,5 Prozent, Henkel verloren erneut und ließen 0,9 Prozent nach.

Deutsche Aktien II: Airbus im MDax mit neuem Rekordhoch

Airbus
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Klöckner & Co drehten nach anfänglichen Verlusten deutlich ins Plus und waren mit gut 4,4 Prozent Plus einer der größten Gewinner im MDax. Die vorgelegten Geschäftszahlen waren zwar einen Tick schwächer als erwartet ausgefallen, allerdings nicht so schlecht wie teils erwartet. Zudem sei der Ausblick "in Ordnung", hieß es.

Der Kurs von Airbus gewann 4,7 Prozent und stieg auf ein neues Rekordhoch bei 59,51 Euro. Auch die Papiere des Turbinenfabrikanten MTU Aero Engines, die wie Airbus als stark währungsabhängig gelten, markierten neue Höchststände und stiegen am Schluss um 3,5 Prozent.

Nach der Aktienplatzierung durch den Finanzinvestor CVC verloren die im MDax gelisteten Aktien von Evonik 2,8 Prozent. Im SDax zogen Zalando um 4,7 Prozent an, nachdem der Online-Modehändler weitere Details zu seinem Geschäft veröffentlicht hatte.

Mit der Entscheidung zu den TecDax-Veränderungen standen GFT Technologies, Kontron und QSC im Blick. Der Aufstieg von GFT wurde zwar allgemein erwartet, dennoch zog der Kurs mit der Vollzugsmeldung zunächst um fast 4 Prozent an, drehte aber schnell ins Minus und verlor schließlich 3,9 Prozent. Kontron sanken um 1,3 Prozent, weil der Markt eher auf einen Abstieg von QSC gesetzt habe, hieß es.

USA: Leichte Erholung nach Verlusten am Vortag

Nach zwei Tagen mit Kursverlusten steigen die US-Börsen wieder leicht. Die Anleger greifen laut Händlern langsam wieder zu. Allerdings bleiben sie zurückhaltend, auch angesichts unerwartet schlechter Arbeitsmarktzahlen. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche lag mit 320.000 um 25.000 über den Erwartungen von Volkswirten.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,2 Prozent auf 18.136 Punkte. Der Nasdaq-Composite erhöhte sich um 0,3 Prozent auf 4.983 Punkte. Der marktbreite S&P-500 verbesserte sich um 0,1 Prozent auf 2.101 Punkte.

Der Kurs von Pharmacyclics wurde von der bevorstehenden Übernahme durch AbbVie um 10,3 Prozent nach oben getrieben. AbbVie lässt sich den Kauf des Biotechnologie-Unternehmens 21 Milliarden Dollar kosten. Die AbbVie-Aktie gab um 5,7 Prozent nach.

Rohstoffe: Ölpreise volatil

Der Preis für die US-Ölsorte WTI zeigte sich sehr volatil. Zum US-Settlement mussten für einen Barrel 50,76 Dollar bezahlt werden, ein Minus von 1,5 Prozent. Ein Fass der Sorte Brent war mit 60,48 Dollar um 0,2 Prozent billiger.

An den vorangegangen beiden Handelstagen waren die Ölpreise leicht gestiegen. In den USA gibt es Anzeichen, die auf eine Abschwächung des Produktionswachstums hindeuten. Zudem gehen Beobachter von einer sich langsam wieder belebenden Nachfrage nach dem Rohstoff aus.

Asien: Nikkei verbessert sich leicht

Die asiatischen Börsen haben vor der EZB uneinheitlich tendiert. In Tokio legte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,26 Prozent auf 18.752 Punkte zu. "Insbesondere die Ausländer setzen derzeit ihre Einkaufstour vor dem Hintergrund der gewachsenen weltweiten Liquidität nach dem EZB-Programm fort", sagte der Ökonom Lee Kyung Min von Daishin Securities in Seoul. Die Märkte in China und Taiwan tendierten hingegen schwächer.

Der MSCI-Index für die Region Asien-Pazifik mit Ausnahme Japans lag 0,5 Prozent im Minus. In Hongkong und Shanghai gaben die Börsen mehr als ein Prozent nach.

Quelle: ntv.de, kst/jwu/DJ/rts

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