Marktberichte

Infineon lässt die Kurse tanzen Dax schließt schmal im Minus

Der Dax zur Wochenmitte: Der "Widerstand" bei 9300 erweist sich als durchlässig.

Der Dax zur Wochenmitte: Der "Widerstand" bei 9300 erweist sich als durchlässig.

(Foto: REUTERS)

Die ungewissen Zinsaussichten lasten wie Blei auf dem deutschen Aktienmarkt. Analystenstimmen und Gerüchte sorgen zur Wochenmitte für Bewegung. Nach Handelsschluss deckt Infineon milliardenschwere Pläne auf.

Der Tag endet nur wenig besser als er begann: Im Mittwochshandel haben Spekulationen um die Ausgestaltung der bevorstehenden Zinswende in den USA das Geschehen im Frankfurter Aktienhandel über weite Strecken belastet.

Der Leitindex Dax ging mit einem Abschlag von 0,21 Prozent bei 9314,57 Punkten aus dem Handel - und schloss damit jenseits der psychologisch bedeutsamen Marke von 9300 Punkten. Das Tagestief aus dem Verlauf liegt bei 9247,84 Zählern, das Tageshoch bei 9333,68 Punkten. Der Nebenwerteindex MDax beendete den regulären Xetra-Handel 0,40 Prozent im Minus bei 15.906,94 Punkten. Der Technologiewerteindex TecDax stand zuletzt 0,13 Prozent im Minus bei 1222,63 Stellen. Der Eurostoxx50 verlor 0,25 Prozent auf 3083,50 Zähler.

"Dem Markt ist nach den Gewinnen der letzten Tage die Puste ausgegangen", versuchte sich ein Händler an einer Erklärung. Die Umsätze blieben unterdurchschnittlich gering. Auch an der Wall Street überwog die Vorsicht, so dass Dow Jones und der S&P 500 bis zum Handelsschluss in Europa kaum vom Fleck kamen.

"Viele Marktakteure haben angesichts des bevorstehenden Sitzungsprotokolls der US-Notenbank Fed lieber an der Seitenlinie Platz genommen", sagte Analyst Christian Henke von IG Markets. "Zwar werden keine großartigen Überraschungen erwartet, dennoch richtet sich der Blick auf den künftigen Ablauf des Ausstiegs aus der lockeren Geldpolitik."

Am Abend steht die Veröffentlichung des Protokolls der Fed-Sitzung vom Juli an. Im Fokus stand zudem das hochrangig besetzte Notenbanker-Treffen in Jackson Hole, das am Donnerstag beginnt.

Spekulationen, die Fed könnte die Zinsen bald anheben, drückten den Euro um etwa einen halben US-Cent bis auf 1,3276 Dollar. Damit notierte die Gemeinschaftswährung so niedrig wie zuletzt im September vorigen Jahres. Der Dollar zog auch zur japanischen Währung auf 103,40 von 102,89 Yen am Vorabend an, den höchsten Stand seit Anfang April.

Infineon bietet für International Rectifier

Spekulationen über milliardenschwere Zukaufpläne in den USA lenkten die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer auf Infineon. Die Titel des im Dax notierten Hightech-Konzerns gaben bis zum Abend 1,4 Prozent auf 8,60 Euro nach. Die Übernahmegerüchte sorgten nicht nur im Frankfurter Handel für reichlich Gesprächsstoff.

"Die Anleger fürchten größere Aufschläge beim Preis, das könnte für Infineon teuer werden", meinte ein Händler mit Blick auf die Spekulationen. Außerdem müsse man erst wissen, wer das Objekt der Begierde ist. "Erst dann wissen wir, ob es Sinn macht oder nicht." Bis Handelsschluss blieb die Entscheidung offen, mehrere Unternehmen wurden als mögliche Übernahmekandidaten gehandelt.

Erst nach Börsenschluss in Deutschland deckte der Dax-Konzern seine Absichten auf: Infineon will demnach International Rectifier übernehmen und bietet Aktionären des US-Unternehmens 40 Dollar je Aktie oder rund 3 Milliarden Dollar (rund 2,26 Milliarden Euro).

Die Münchner bestätigten offiziell, dass der Aufsichtsrat des US-Konzerns International Rectifier einer Übernahme zugestimmt hat. Laut einem Händler ist die negative Kursreaktion bei Infineon nachvollziehbar, da viele Aktionäre vermutlich auf eine Sonderdividende gehofft hätten, die bei dem Zukauf nun wohl wegfalle.

Die Anleger auf dem Frankfurter Börsenparkett reagierten tatsächlich mehr als nur verschnupft auf das Übernahmeangebot von Infineon. Im nachbörslichen Handel weiteten die Titel ihren Verlust auf 3 Prozent aus und notierten zuletzt mit 8,44 Euro deutlich unter dem Xetra-Schlusskurs von 8,60 Euro. "Das sieht sehr teuer aus", sagte ein Händler. "Ob sich das lohnt, ist abzuwarten."

Die Aktien von International Rectifier sprangen nach der Wiederaufnahme des Handels in New York um 48,7 Prozent in die Höhe auf 39,50 Dollar - und damit bis knapp unter das Infineon-Gebot von 40 Dollar je Aktie. Sie waren kurz vor der Mitteilung von Infineon bei einem Kurs von 28,19 Dollar vom Handel ausgesetzt worden. In New York grenzten derweil die Aktien der beiden verschmähten Chiphersteller Semtech und Power Integrations ihre Gewinne auf je 4 Prozent ein. Sie hatten zu Handelsbeginn je mehr als 10 Prozent zugelegt.

Balfour-Beatty-Aktie rutscht ab

In London brachen die Aktien von Balfour Beatty 6,7 Prozent ein. Der Baukonzern schlug auch die dritte Übernahme-Offerte des Rivalen Carillion aus. Der gibt seine Offerte nun ganz dran. Carillion verloren 2 Prozent. Zufriedene und unzufriedene Aktionäre gab es im Brauereisektor: Während bei Heineken dank der Fußball-WM in Brasilien die Kassen klingelten, kassierte Konkurrent Carlsberg angesichts des schwächelnden Russland-Geschäfts sein Gewinnziel. Carlsberg-Aktien brachen in Kopenhagen um 3,6 Prozent ein, während Heineken in Amsterdam 8,3 Prozent nach oben schnellten. 

In einem ansonsten ruhigen Nachrichtenumfeld konzentriert sich der Handel auf Analystenkommentare. Die Aktien von Siemens notierten nach einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs 0,2 Prozent im Plus bei 92,98 Euro.

Die Aktien des Stromkonzerns Eon zählten nach einer Hochstufung durch die Société Générale mit plus 0,7 Prozent zu den Favoriten im Dax. Die Titel des Baukonzerns Hochtief profitierten im MDax mit plus 0,6 Prozent von optimistischen Äußerungen der UBS-Experten.

Im TecDax belegten LPKF Laser mit plus 3,1 Prozent den ersten Platz. Die Papiere erholten sich weiter von ihrer Kursschwäche vor den jüngst vorgelegten Quartalszahlen, sagte ein Analyst. Er sieht für die Titel weiter Luft nach oben.

Der Biotech-Firma Morphosys bescherte die angekündigte Kooperation mit dem US-Unternehmen Emergent Biosolutions bei der Entwicklung eines Medikaments gegen Prostatakrebs einen Kurszuwachs von 0,8 Prozent. Im SDax gewannen die Aktien von Ströer nach einer Berg- und Talfahrt knapp 1,9 Prozent. Der Außenwerbekonzern hatte zuvor gute Geschäftszahlen präsentiert.

Fielmann vor Aktiensplit

Im MDax beendeten Fielmann den Mittwochshandel zwei Tage vor dem für Freitag angekündigten Aktiensplit 0,2 Prozent fester bei 96,81 Euro. Die Optiker-Kette will die Maßnahme 22. August vollziehen. Die Aktionäre erhalten für jede Fielmann-Aktie in ihrem Depot einen weiteren Anteilsschein, hatte das Unternehmen am Vortag mitgeteilt.

Nach dem Aktiensplit verdoppelt sich die Zahl der Fielmann-Aktien im Depot der Aktionäre. Der Kurswert erscheint jedoch rechnerisch halbiert. Ziel der Maßnahme ist eine optische Verbilligung der Aktien, "um weitere Kurschancen nach oben zu eröffnen", wie es in Kommentaren dazu heißt.

Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,84 Prozent vom Vortag auf 0,83 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,02 Prozent auf 137,61 Punkte. Der Bund Future stieg um 0,11 Prozent auf 150,25 Punkte. Der Kurs des Euro sank. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3284 (Dienstag: 1,3354) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7528 (0,7488) Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/bad/DJ/dpa/rts

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