Marktberichte

Es geht abwärts Dax zieht es nach unten

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(Foto: REUTERS)

Dem Frankfurter Aktienmarkt geht die Puste aus. Neben der Griechenland-Krise machen Börsianer dafür die heftigen Schwankungen an den Anleihemärkten verantwortlich.

Der deutsche Aktienmarkt hat sich schwächer präsentiert. Ihm setzten die Krise in Griechenland, ein unberechenbar gewordener Anleihemarkt und ein wieder erstarkter Euro zu. Der Dax verlor 1,7 Prozent auf 11.472 Punkte, während der MDax 1,3 Prozent auf 20.317 Zähler abgab. Auch für die Technologiewerte ging es unter dem Strich abwärts: Der TecDax büßte 1 Prozent auf 1654 Punkte ein.

Autos und Versicherer gehörten erneut zu den Hauptverlierern unter Europas Branchen. "Das sind klassische Zeichen für einen anhaltenden Kapitalabzug aus Europa", sagt ein Händler
Vor allem die Entwicklung der Zinsen wird am Aktienmarkt kritisch beobachtet. Sowohl in den USA mit der erwarteten ersten Zinsanhebung der US-Notenbank in diesem Jahr, wie auch in Europa mit den allmählich steigenden Inflationserwartungen, steigen die Zinsen am langen Ende deutlich und werden zum Belastungsfaktor für Aktien.

Am Rentenmarkt steigen die Renditen, das macht Aktien im Vergleich weniger attraktiv. "Die Schwäche am Rentenmarkt geht weiter, die Stabilisierung scheint nur von kurzer Dauer gewesen zu sein", sagt ein Händler. Bereits an den asiatischen Märkten hätten sich US-Anleihen nach ihren kräftigen Renditeanstiegen am Montag nur kurz stabilisiert, seien dann jedoch wieder unter Druck geraten.

Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, verliert in der Spitze 186 Ticks auf 152,27 Zähler. Damit summiert sich das Minus der vorangegangenen beiden Wochen auf mehr als vier Prozent. Nie zuvor ist Bund-Future so schnell so stark gefallen. Die Rendite der Bundespapiere klettert im Gegenzug auf 0,740 Prozent. Im April hatte sie noch bei 0,05 Prozent gelegen. Die Zinsen vergleichbarer Bonds aus Italien oder Spanien gehen ebenfalls nach oben. Auch in den USA rentieren die Bonds höher. Dort trennen sich Investoren wegen der Aussicht auf steigende Leitzinsen von ihren Papieren. "Die Geschwindigkeit der Kursverluste bei den Renten wird langsam zum Problem", sagt Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research.

Bereits zum Wochenbeginn sei einmal mehr sichtbar geworden, dass ein mögliches Ausscheiden des pleitebedrohten Griechenlands aus der Eurozone für ordentlich Verunsicherung an den Märkten sorgen könne, so Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Helaba. Solange dies andauere, werde es immer wieder zu heftigen Kursschwankungen kommen. Die Europartner streben innerhalb der kommenden drei Wochen einen Kompromiss mit Griechenland über ein Reformpaket an.

"Viel Lärm um Nichts", kommentiert der Teilnehmer das mit Spannung erwartete Gipfeltreffen der Eurogruppe in Brüssel. Athen habe einen Kredit des IWF überraschend zügig getilgt, und die Eurogruppe beharre auf energischeren Sparanstrengungen der Griechen. "Die Finanzmärkte bleiben in den kommenden Wochen also anfällig für Nachrichten über die Finanzlage Griechenlands", so der Händler.

Post unter Druck

Im Fokus stehen heute außerdem vor allem die Quartalsberichte der Unternehmen. "Wegen des Feiertags am Donnerstag ist die Agenda für heute und morgen übervoll", sagt ein Händler. Für den Gesamtmarkt dominiere nach wie vor eine abwärts gerichtete Konsolidierung.

Die Aktie der Deutschen Post tendierte 4,3 Prozent schwächer. Der Logistiker ist im ersten Quartal mit seinem Gewinn unter den Erwartungen der Analysten geblieben. Erneut belasteten Restrukturierungskosten in der Sparte Supply Chain sowie ein schwaches Frachtgeschäft.

Positiv wurden dagegen die Zahlen von Thyssen aufgenommen, die Aktie zieht um 2,8 Prozent an und ist der einzige Gewinner im Dax. Der Stahl- und Technologiekonzern hat sein operatives Ergebnis im zweiten Quartal deutlich gesteigert und die Prognose für das Gesamtjahr angehoben. "Die hohen Erwartungen wurden teils übererfüllt", sagt ein Händler.

Die endgültigen Zahlen der Allianz lieferten keine Überraschungen. Der Versicherungskonzern hat mit Hilfe positiver Währungseffekte und im Fahrwasser steigender Märkte im ersten Quartal 2015 sein Ergebnis deutlich gesteigert. Allianz geben im Rahmen des Gesamtmarktes um 2,5 Prozent nach.

Als "ordentlich" werden die Zahlen von K+S bezeichnet. Der starke Dollar, die Erholung der Kalipreise und höhere Preise für Auftausalz in Nordamerika haben dem Rohstoffkonzern zu einem guten Jahresstart verholfen. Den leicht erhöhten Umsatzausblick wertet ein Händler positiv, der Nettogewinn liege jedoch leicht unter der Erwartung. Nachdem die Aktie seit Jahresbeginn um 35 Prozent zugelegt hat, nehmen Anleger offenbar Gewinne. Die Aktie verliert 5,9 Prozent.

Im TecDax legt die Biotech-Aktie Evotec gegen den Trend um 2,2 Prozent zu. "Die erhöhte Gewinn- und Umsatzprognose zeigt, dass sich die Kooperation mit Sanofi schon jetzt auszahlt", sagt ein Händler. Die Liquidität des Biotech-Unternehmens sei sehr gut, zudem gefalle der stetige Ausbau an Forschungsallianzen.

Ein überraschend hoher Verlust drückt dagegen den Kurs von Manz um 2,8 Prozent. Als wenig aufregend werden die Geschäftsberichte von Dürr (-1,9 Prozent) und Jenoptik (-2,1 Prozent) eingestuft. Der Autozulieferer Leoni hat im ersten Quartal einen Gewinneinbruch erlitten, die Börse reagiert mit einem Abschlag von 1 Prozent in der Aktie.

Neben der Berichtssaison gibt es noch eine Nachricht aus dem Hause VW. Das Getriebe- und Motorengeschäft von MAN wird einem Zeitungsbericht zufolge nicht Teil der VW-Lkw-Allianz. Die von VW übernommenen MAN SE wird damit künftig laut der Zeitung nur noch eine rechtliche Hülle sein. VW liegen 2,9 Prozent schwächer, MAN geben 0,9 Prozent nach.

Der Euro klettert über die Marke von 1,12 Dollar und legt  im Vergleich zum Vorabend um rund 1 Cent zu. Im Verlauf tendiert die Devise bei 1,1239 Dollar. Vor gut drei Wochen kostete sie noch unter 1,05 Dollar, was am Aktienmarkt als besonders positiv für die Exportindustrie für Fantasie sorgte. Händler sprechen von einem impulsarmen Handel am Devisenmarkt.

Wall Street im Minus

Die New Yorker Börsen verzeichneten leichte Verluste. Die weltweite Verkaufswelle bei Anleihen und die weiterhin drohende Staatspleite Griechenlands drücke ähnlich wie in Europa auf die Stimmung, sagten Händler. Im Zuge einer Erholung an den US-Kreditmärkten verringerten sich allerdings die Verluste an der Wall Street.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte sank um 0,2 Prozent und schloss bei 18.068 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 gab 0,3 Prozent auf 2099 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sank 0,4 Prozent auf 4976 Punkte.

Die Renditen bei den als Maßstab für die Kreditvergabe geltenden zehnjährigen US-Bonds sind zuletzt auf den höchsten Stand seit Anfang Dezember gestiegen. Erhöhte Renditen bedeuten für die Unternehmen steigende Kreditkosten, die sich wiederum negativ auf die Aktienkurse auswirken könnten. Verkauft wurden die US-Bonds wegen der Aussicht auf steigende Leitzinsen.

Im Mittelpunkt des Interesses bei den Einzelwerten standen AOL-Aktien, die 18,2 Prozent in die Höhe schossen. Der Telekomkonzern Verizon kündigte an, den Internetpionier für rund 4,4 Milliarden Dollar zu kaufen. Verizon-Anteilsscheine verbilligten sich dagegen um 0,9 Prozent.

GAP-Aktien ließen Federn und verloren 4,0 Prozent, nachdem der Bekleidungseinzelhändler im ersten Quartal einen Umsatzrückgang von vier Prozent auf vergleichbarer Basis bekanntgegeben hatte.

Öl wird teurer

Die Furcht von Anlegern vor einer Unterbrechung des Nachschubs treibt den Preis für Rohöl erneut in die Höhe. Außerdem nutzen Anleger außerhalb der USA die Abwertung des Dollar, um sich mit dem Rohstoff einzudecken. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee verteuert sich um bis zu zwei Prozent auf 66,22 Dollar. Das US-Öl WTI gewinnt 1,7 Prozent auf 60,28 Dollar.

Wenige Stunden vor einer fünftägigen Waffenruhe hatten Saudi-Arabien und seine Verbündeten die Huthi-Rebellen im Jemen erneut aus der Luft angegriffen. Das Land liegt an einer wichtigen Seeroute für den Erdöl-Transport.

Unabhängig davon fällt der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen  widerspiegelt, um 0,7 Prozent. Börsianern zufolge haben viele Anleger wegen der nahenden US-Zinserhöhung in den vergangenen Monaten zu stark auf eine Aufwertung der US-Währung gesetzt und reduzierten ihre Wetten nun wieder.

Weitere deutliche Ölpreis-Steigerungen seien aber nicht zu erwarten, betonten die Experten der US-Bank Goldman Sachs. Die aktuelle Rally verhindere die Reduzierung der Fördermengen und damit eine Verringerung des weltweiten Überangebots. Damit steige das Risiko größerer Rücksetzer.

Das "Wall Street Journal" berichtete aus Kreisen der Organisation erdölexportierender Länder (Opec), dass es noch geraume Zeit dauern werde, bis die Ölpreise wieder über die Marke von 100 Dollar steigen. Das Ölkartell gehe davon aus, dass die Marke erst "in der nächsten Dekade" geknackt werde, heiße es in einem Strategiepapier.

Asien: Schlechte Zahlen ziehen Nikkei runter

Der japanische Aktienmarkt tendierte schwächer. Börsianer erklärten dies mit zurückhaltenden Ergebnisprognosen heimischer Firmen sowie den starken Kursschwankungen an den Anleihenmärkten. Der Leitindex Nikkei notierte 0,6 Prozent im Minus bei 19.499 Punkten. Der breiter gefasste Topix verlor 0,5 Prozent auf 1590 Zähler. Unter den Einzelwerten standen Bridgestone im Blick. Ein schwacher Quartalsbericht des Reifenherstellers drückte dessen Kurs um 4,4 Prozent. Toshiba stürzten weitere 3,3 Prozent ab. Der Konzern zog seine Gewinnprognose zurück wegen möglicher Unregelmäßigkeiten in der Bilanz. 

Zu den wenigen positiven Ausnahmen an einem insgesamt trüben Handelstag in Ostasien gehörte die Shanghaier Börse, die immer noch davon profitiert, dass die chinesische Notenbank am Wochenende die Zinsen gesenkt hat. Zum Anstieg von gut 3 Prozent am Montag kam heute ein Plus von 0,7 Prozent. Auch an der Börse in Sydney legen die Kurse im Schnitt um 0,7 Prozent zu.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa/DJ/rts

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