Marktberichte

"Bank-Run" auf Zypern bleibt aus Dax behält Oberwasser

Die Banken der Mittelmeerinsel haben erstmals seit fast zwei Wochen wieder geöffnet.

Die Banken der Mittelmeerinsel haben erstmals seit fast zwei Wochen wieder geöffnet.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der deutsche Aktienmarkt bewegt sich nach der Korrektur zur Wochenmitte nur minimal vorwärts. Der befürchtete Bankenansturm in Zypern bleibt zwar aus. Die politische Unsicherheit in Italien und die anhaltenden Probleme in Zypern lassen aber keine wirkliche Stimmungsaufhellung zu.

Die Erleichterung über die erfolgreiche Wiedereröffnung der zyprischen Banken hat den deutschen Aktienmarkt lediglich leicht steigen lassen. Insgesamt überwog aber die Lustlosigkeit. Die Angst vor einem "Bank-Run" im Vorfeld der Bankenöffnung sowie die Regierungskrise in Italien verdarben den Dax-Anlegern die Lust auf Aktien. Das Motto des Tages lautete: Vor Ostern keine Experimente wagen.

Der Dax schloss vor dem verlängerten Osterwochenende 0,08 Prozent höher bei 7795,31 Punkten. Auf Wochenbasis büßte er damit zwar knapp anderthalb Prozent ein - die Quartalsbilanz jedoch fiel mit einem Plus von 2,40 Prozent zum dritten Mal in Folge positiv aus.

Der MDax rückte um 0,54 Prozent auf 13.322 Punkte vor. Für den TecDax ging es um 1,49 Prozent auf 932,03 Punkte nach oben.

Vor dem vier Tage langen Osterwochenende wollten die meisten Investoren offenbar keine Wagnisse eingehen. Zyklische Branchen wie Autos und Rohstoffwerte standen daher weiter auf der Verkaufsliste.

Nach den Rückschlägen wegen der Zypern-Sorgen und der weitgehend abgelaufenen Berichtssaison mangele es an Kurstreibern, schrieben die Experten der DZ Bank. Allerdings fehlten auch weiterhin die Investitionsalternativen. "Die Marktliquidität findet in Aktien derzeit eine attraktive Anlagealternative, die Bewertung ist noch günstig und die Fundamentaldaten dürften sich weiterhin positiv entwickeln." Daher sei es "durchaus wahrscheinlich, dass die internationalen Leitindizes in den kommenden Wochen weitere Rekorde sammeln werden".

Bankenansturm in Zypern bleibt aus

Anleger hatten befürchtet, dass die Bürger Zyperns nach der Einigung auf ein Rettungspaket zu Tausenden auf ihre Ersparnisse zugreifen und die Banken des kriselnden Euro-Landes damit noch tiefer in die Krise stürzen würden.

Der Rettungsplan sieht vor, dass Guthaben von Kunden für die Sanierung des Finanzsektors herangezogen werden, Kleinsparer sind allerdings ausgenommen. Die Banken öffneten nach rund zwei Wochen Zwangspause ihre Türen. Der Normalbetrieb ist damit noch nicht erreicht. Immer noch gelten Einschränkungen beim Kapitalverkehr. Die Zyprer dürfen nur maximal 300 Euro am Tag abheben.

Wahlchaos in Italien befürchtet

Für Zurückhaltung sorgte auch der politische Stillstand in Italien seit dem Wahlpatt Ende Februar.  "Die Unruhe in der Euro-Zone wird uns noch eine Weile erhalten bleiben", vermuten die Analysten der Metzler Bank. Neben steigenden Refinanzierungskosten stehen Italien möglicherweise auch noch Neuwahlen bevor. "Die unklaren Machtverhältnisse in Italien und zuletzt der nicht unumstrittene Weg bei der Rettung Zyperns haben Euro-Kritikern neue Munition geliefert", stimmte Helaba-Marktstratege Markus Reinwand zu. Vielen internationalen Investoren sei der Euro-Raum offensichtlich suspekt.

EZB-Chef Mario Draghi wird am Donnerstag der Öffentlichkeit also wieder einiges zu erklären haben. Auf der Pressekonferenz nach der Zinsentscheidung dürfte die Rolle der Notenbanker bei dem Gerangel um Zypern und seine Banken zur Sprache kommen. "Präsident Draghi dürfte die Einigung auf ein Rettungspaket für Zypern begrüßen und darauf verweisen, dass die EZB die Umstrukturierung des dortigen Bankensektors - mit Ausnahme der abzuwickelnden Laiki-Bank - weiter mit Notfallliquidität (Emergency Liquidity Assistance, ELA) unterstützen wird", schrieb Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert. Der Experte schließt eine Senkung des Leitzinses nicht ganz aus, hält aber einen unveränderten Satz für wahrscheinlicher.

Finanztitel erholen sich

Große Nachrichten bei Einzelaktien gab es nicht:  Von europäischen Finanztiteln ließen die Investoren zwar zunächst die Finger, offenbar juckte es dem einen oder anderen dann aber doch an selbigen: Deutsche Bank und Commerzbank im Dax schwangen sich im Verlauf aus dem roten Bereich merklich hoch und notierten nach Verlusten von jeweils über einem Prozent nur noch mit 0,2 Prozent im Minus bzw. mit 0,8 Prozent im Plus.

Deutsche Telekom notierten 0,2 Prozent tiefer, nachdem ein großer US-Aktionärsvertreter sich gegen die Fusion von MetroPCS mit T-Mobile USA ausgesprochen hat.

Bayer legten 1,6 Prozent zu, die gesamte Pharma-Branche war am Vormittag gesucht. ThyssenKrupp verloren 1,7 Prozent mit den schwachen rohstoffnahen Titeln in Europa.

Aktien von ElringKlinger notierten nach Veröffentlichung ihrer endgültigen Geschäftszahlen für 2012 nur 0,9 Prozent tiefer. Damit sind sie ein klarer Outperformer in der schwachen Autobranche. "Der Free-Cash-Flow ist um mehr als die Hälfte gestiegen, das könnte die Aktie stützen nach dem jüngsten Kurseinbruch", sagte ein Händler. Damit steigt die Hoffnung auf höhere Dividenden.

Schwach tendierten am deutschen Aktienmarkt die Aktien der Premiumhersteller Daimler und BMW. "Morgan Stanley ist vorsichtig, was den Ausblick von Daimler angeht", sagte ein Händler. Dieser könnte nach Einschätzung der Analysten zur Disposition stehen, sollten die Geschäftszahlen zum ersten Quartal schwach ausfallen. Für BMW läuft es bei China-Partner Brilliance alles andere als rund. BMW-Aktien gaben um 2,6 Prozent nach, Daimler lagen mit einem Minus von 2,0 Prozent knapp dahinter.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen